Wie erwartet, ist die Stimmung beim Frühstück heute morgen eher mies. Nick bricht erst in Tränen aus, als er von unserer Nashorn-Sichtung erfährt und dann kommt die Wut. Er will überhaupt keine Tiere mehr sehen, Autofahren sei sowiso doof und überhaupt bleibe er heute den ganzen Tag am Pool. Seufz....
Dabei haben wir heute die grösste Etosha Etappe vor uns, weil wir nämlich bis nach Fort Namutoni wollen, was bedeutet, dass wir umgehend aufbrechen sollten und er erst gegen Abend in Fort Namutoni in den Pool kann. Wenn überhaupt, der Himmel ist bedeckt und es sieht eher nach Regen aus. Wir sind froh, dass die Sonne nicht zu sehen ist, denn so können wir länger ohne laufenden Motor bei offenem Fenster stehen bleiben. Doch erst müssen wir Nick dazu bringen ins Auto zu steigen. Das Einzige was mir jetzt noch einfällt, erzieherisch nicht unbedingt das Sinnvollste, ist der ipod! Nick steigt also gnädig ins Auto und beginnt umgehend Angry Birds zu spielen, ohne nach rechts und links zu schauen.
Erst beim Ausruf "Hyäne auf 11 Uhr" lässt er kurz den ipod sinken und schaut aus dem Fenster.
Diese wunderschöne Tüpfelhyäne lässt sich direkt am Strassenrand nieder und wir können sie ein Weilchen beobachten. Als wir weiterfahren wendet Nick sich wieder demonstrativ dem ipod zu.
Dieser Elefantenbulle scheint noch was Wichtiges vorzuhaben und muss sich erstmal stärken.
Plötzlich ein Aufschrei von Tim "
STOOOOP NAASHOOORN". Nick lässt vor Schreck den ipod fallen und mein Mann tritt auf die Bremse und fährt zurück. Tatsächlich, direkt 3-4 Meter neben der Strasse hinter einem Busch steht ein grosses Nashorn. Das schickt uns wirklich der Himmel. Nick ist ganz aufgeregt und freut sich riesig. Ich bin total gerührt, es ist einer dieser speziellen Momente der Reise, die mir unvergesslich bleiben werden.
Von nun an ist die Stimmung wieder gut und wir können alle unbeschwert die folgenden Tiersichtungen geniessen. Der ipod wird wieder verstaut.
Wir essen in Halali etwas zu Mittag und merken, dass es draussen extrem schwül ist. So, als ob ein Gewitter in der Luft liegt.
Auf einem der nachfolgenden Wege sehen wir einige Greifvögel. Unter anderem dieser wunderschöne Adler, der uns im Nachhinein noch einen gehörigen Schreck eingejagt hat. Wir stehen erst ein Weilchen vor seinem Baum, um ihn zu beobachten und ein schönes Foto zu schiessen. Als wir wieder fahren, kommt er unvermittelt von hinten oben angeflogen und lässt sich fast im Sturzflug in paar Meter vor unserer Windschutzschreibe herunterfallen um gleich wieder aufzusteigen. Wir schreien alle vor Schreck auf, der Vogel ist breiter als unser Auto, und ich bin froh sind wir drinnen und nicht draussen!
Am späteren Nachmittag kommen wir schliesslich in Namutoni an und ich merke, dass mir die Schwüle etwas zu schaffen macht. Die Kinder zieht's gleich wieder zum Pool, während ich etwas schlaff herumhänge und mich zu nichts aufraffen kann. Als die Kinder vom Baden zurück kommen, fallen erste Regentropfen. Ich hab weder Lust zu kochen, noch Essen zu gehen. Am liebsten wäre ich jetzt alleine. Also schicke ich meine Männer ins Restaurant und lege mich mit meinem Buch ins Zelt und geniesse die Ruhe und die Tatsache, dass ich nun 2 ruhige Stunden vor mir habe, in denen niemand was von mir will.
Plötzlich kracht es und das Gewitter legt los. Aber so richtig. Ich bekomme Schiss und überlege mir ob es sicherer wäre, runter ins Auto zu sitzen. Manchmal kommt der Donnerschlag unmittelbar nach dem Blitz, es muss also sehr nah sein. Ich bleibe wo ich bin und hoffe, dass es schnell vorbei geht. Bald wird es wieder ruhiger und kurz bevor ich einschlafe kommt die Familie zurück. Ganz egoistisch stelle ich mich schlafend und überlasse es heute meinem Mann die Jungs ins Bett zu bringen