Kapitel 3: Sonntag, 4. August 2013
Klein Aus Vista, Eagle’s Nest - Tagestour nach Kolmanskop und Lüderitz
Teil 2: … Straße gesucht! …
Die Geschichte von Steffi und den Flamingos ist eine Geschichte voller Missverständnisse
! Der Flamingo ist in Bezug auf mich wie das Eland, nur eben halt als Vogel! Überall, wo es die Tiere in Massen geben soll – wenn ich komme, sind sie nicht da
! Sind sie doch da und sehen sie mich kommen, fliegen sie weg…sofort… alle …
ohne zurückzublicken … einfach nur weg … und ich bleibe zurück … einsam, flamingoverlassen…
! Ich breche mittlerweile schon in Jubelschreie aus (innerlich
) wenn mir ein einziger Flamingo zurückbleibt, mir nicht die Kehrseite zeigt und nicht sofort das Weite sucht! Mein liebreizender Göttergatte findet das Ganze übrigens höchst amüsant und lacht sich regelmäßig schlapp, wenn ich wahlweise schmollend oder wild fluchend den Flamingos hinterher blicke – obwohl die Flamingos bei ihm bisher das allerselbe stark verflüchtigende Verhalten an den Tag gelegt haben! Vermutlich trägt Christian aber auch die ganze Schuld an unserer bisherigen Flamingo-Misere und hat einfach schlechtes Flamingo-Karma und ich werde hier nur in Sippenhaft genommen
!
An diesem Tag aber sollte sich das ändern …
Denn als unser Ranger durch die unwirtliche Landschaft rollte, sahen wir vor uns plötzlich eine kleine Bucht. Und in der Bucht … Flamingos …
nicht flüchtend … und wenn ich richtig liege, dann sogar gleich Vertreter beider Flamingoarten!
… die „Kleinen“ (lesser Flamingo)…
… die „Großen“ (greater Flamingo)…
Und es sollten nicht die einzigen sein: Auf unserer weiteren Fahrt Richtung Diaz Point sahen wir immer wieder einzelne Gruppen in den Buchten stehen … allesamt nicht flüchtend. Was will man mehr?
Tag 3 der Reise und wir hatten was gesehen?
- Flamingos, die – bei uns ja nicht selbstverständlich – überhaupt da waren, mehrere, mehrmals und die dann auch nicht vor uns flüchteten (die allermeisten wenigstens)
- Elands, die – bei uns ebenfalls nicht selbstverständlich – überhaupt da waren, mehrere und die dann auch nicht vor uns flüchteten (gar keins!)
Da konnte der Klippspringer doch nicht weit sein, oder? … ums vorweg zu nehmen: War er!
Ist er!
Und überhaupt! - wir sind immer mehr der Ansicht, dass Klippspringer ein Mythos sind
! Die gibt’s bestimmt überhaupt nicht in Afrika! Die wurden nur erfunden, um uns mit ihrem Nicht-Auftauchen zu ärgern! Kann gar nicht anders sein!
Aber zurück nach Lüderitz Halbinsel! Landschaftlich ist die Halbinsel – bzw. zumindest das, was wir gesehen haben, in ihrer Unwirtlichkeit wirklich sehr beeindruckend. Faszinierenderweise liefen uns sogar dort inmitten dieser beeindruckenden Sand- und Gesteinödnis vereinzelte Springböcke über den Weg.
Für alle die sich jemals gefragt haben, wie die Wetterlagen an der Küste zu bestimmen sind, stand dieser tolle Helfer am Parkplatz beim Diaz Point
.
Nun muss ich zugeben: So wirklich am Diaz Point waren wir ja nicht
… wir haben nur hingesehen .. aus der Ferne!
Meine Familie hatte nämlich in Kolmanskuppe bereits beschlossen, dass strahlender Sonnenschein plus Afrika ab spätestens 9.00 Uhr morgens Wärme bedeutet und hatte sich entsprechend entkleidet (okay in Kolmaskuppe war es temperaturtechnisch schon ganz angenehm gewesen) – entgegen meiner vehementen Hinweise, dass wir doch nun an die Küste fahren würden, und dass es dort immer windig und kalt sei! Aber nein, trotz bisheriger gegenteiliger Erfahrungen und meinem ausdrücklichen Rat – Afrika? Kalt? Kann gar nicht sein!
Und so standen neben mir vor der Brücke hinauf zum Diaz Point drei bibbernde, schlotternde Gestalten in Sandalen und kurzen Hosen, die Haare vom kühlen Wind verzaust mit Blick auf das tosende Meer, die einstimmig feststellten: „Da gehen wir nicht hin! Hier ist es kalt!“
Okay, es war wirklich ziemlich „frisch“ und außerdem echt übelst windig – ich wollte da geschlossenes Schuhwerk hin oder her auch nur bedingt hinauf laufen…
Das Panorama um uns herum war zwar beeindruckend, aber nicht wirklich einladend zum längeren Verweilen…
Wir beschlossen deshalb die Lüderitz-Halbinsel weiter vom warmen Auto aus zu erkunden. Auf unserer Karte waren ja noch ein paar frei zugängliche Pisten eingezeichnet, die zu irgendwelchen weiteren Buchten führen sollten. Vielleicht würden da ja noch ein paar Flamingos auf uns warten?
Nachdem an der ersten Abzweigung gleich Ruinen einer Walfängerstation angeschrieben waren, bogen wir dort ab. Klang ja interessant! Hhhmm…
Irgendwie war es das dann auch!
… So im Nachhinein bin ich der festen Überzeugung, dass die Ruinen besagter Walfängerstation aus einem verrosteten Irgendwas mitten im Nirgendwo bestehen
. An dem sind wir nämlich vorbeigefahren - haben es allerdings nicht als unser Ziel erkannt. Vor uns führte ja die Piste weiter … ein Ziel kommt bekanntlich ja immer am Schluss
, also weiter … und weiter … und weiter … die Piste wurde immer, nun ja … abenteuerlicher?
… interessanter?
… weniger vorhanden?
Genau genommen war es eigentlich nur noch eine Fahrspur, der wir folgten … wenngleich neben uns kreuz und quer noch zig andere Fahrspuren verliefen…
Nun ist es ja so: In unserer Familie und folglich in unserer Kleingruppenreisetruppe wird NIE abgebrochen bevor man am Ziel ist
… selbst dann nicht, wenn man vielleicht schon am Ziel vorbeigefahren ist. In diesem Fall taten wir es dennoch, denn als die Fahrspur irgendwann zwischen Felsen führten und die Breite der Fahrspur bzw. die Breite des Spaltes zwischen den Felsen nicht mehr ganz vereinbar schien mit der Breite des Rangers, meuterte unser Fahrer und weigerte sich noch einen Meter weiterzufahren.
Okay, war auch ganz sinnvoll so. Aber der Spaß fing damit erst an! Denn als Christian den Ranger gewendet hatte, standen wir vor einem Sammelsurium an unterschiedlichen Fahrspuren – welche nun nehmen?
Eigentlich war es kein großes Problem – die ungefähre Richtung wussten wir ja und soooooo weit waren wir nun auch nicht vom Hauptweg ab. Mir tut Christian im Nachhinein nur immer noch ein bisschen leid, denn in den folgenden 10 Minuten durfte er sich zahlreiche Ratschläge seiner drei Passagiere anhören, die sich vor engagierter Hilflosigkeit nur so überboten!
(Ich rechne es ihm echt hoch an, dass er uns nicht ausgesetzt hat!
)
Passagier 1: „Pass auf, da ist ein Stein!“ – Fahrer:
„Danke, für den Hinweis! Hier sind überall Steine!“
Passagier 2: „Du, probier doch mal die Fahrspur dort oben, die sieht besser aus!“ – Fahrer:
„Und wer sprengt mir den Felsen zwischen unserer und der dort oben weg?“
Passagier 3: „Wäre es nicht sinnvoll, wenn du zurück auf die Straße fahren würdest?“ – Fahrer:
- Stille –
Letzten Endes hat uns Christian dann aber doch recht zügig zurück zur „Hauptstraße“ gebracht und der nächste Abzweig zu irgendwelchen Buchten, war dann auch nicht mehr ganz so abenteuerlich …
… dafür hatte er Aussicht auf Lüderitz …
Zur Mittagszeit waren wir wieder in Lüderitz, kauften schnell noch ein paar Sachen im Super Spar ein und gingen dann ins Nest Hotel zum Essen. Das Buffet dort ist für 115 Nam-$ wirklich sehr reichhaltig und schmackhaft und damit absolut zu empfehlen.
Fred und Ursula hatten den Fisch des Tages für 85 Nam-$ und bekamen eine riesige, sehr leckere Portion Fisch (ich weiß nicht mehr welcher …) serviert! Pappsatt und kugelrund gefuttert machten wir uns dann auf den Weg zurück nach Klein Aus …
… Hyänenschild mit Kolmanskuppe im Hintergrund…
Der Wind hatte etwas aufgefrischt, was dazu führte, dass uns teilweise die Straße ganz schön zugesandet war…
Zurück im Eagle’s Nest ...
....wanderte ich noch ein bisschen umher, während der Rest der Familie den restlichen Nachmittag auf der Terrasse genoss. Eigentlich wollte ich ja ein bisschen Ausschau nach Klippspringer halten – naja, Klippspringer habe ich natürlich keine gesehen
( ich sag doch: Mythos!
) … aber das landschaftliche Panorama, dass sich vor mir aufzog, entschädigte eigentlich für alles!
Unser Ranger, das Eagle's View und Aussicht!
Und dann durfte ich noch einem kleinen Hamster-Bieber-Wesen (Kopf und Rumpf wie Hamster, Schwanz wie Bieber und außerdem frech wie Oskar
) dabei zusehen, wie es fröhlich Zweige abknabberte und über den Weg transportierte. Für ein Foto hat’s mit dem Fisheye-Objektiv leider nicht gereicht, auch wenn das Kerlchen erstaunlich unerschrocken direkt vor meinen Füßen hin und herlief. Und für die Identifikation über meine Tier-App war ich irgendwie auch zu doof
… Christian und ich haben die Kerlchen (sie sollten uns noch mehrfach über den Weg hopsen) dann einvernehmlich „Hamber“ getauft, weil irgendwie halb
Hamster und halb Bie
ber und mir wurde gleichzeitig verboten eins mit heim zu nehmen
(wie fies aber auch!
).
Sonnenuntergang vom Eagle’s View aus gesehen…
Den Abend ließen wir dann ganz gemütlich bei einer gemeinsamen Brotzeit und einem anschließenden Savanna Dry auf der Terrasse ausklingen!
… Sternenhimmel mit Eagle’s View!
Fazit Klein Aus – Eagle’s Nest Lodge
Eine Traumunterkunft mit einer Panorama-Aussicht, die ihresgleichen sucht
! Die Chalets sind groß und geräumig und sehr gut eingerichtet … und die Aussicht ist einfach nur klasse („Room with a view“ eben
) – hier könnte man auch mal eine Woche nur mit Ausspannen verbringen! Allerdings nur als Selbstversorger – das Buffet im Desert Horse Inn können wir nicht wirklich empfehlen.
Alles in allem hat sich der Abstecher nach Klein Aus, Kolmanskuppe und Lüderitz auf jeden Fall sehr gelohnt. Wer fotografisch interessiert ist oder einfach nur die Geisterstadt menschenleer erleben möchte, dem sei das Fotopermit von Lüderitz Tours and Safaris ans Herz gelegt. Kostet zwar ein bisschen mehr (200 Nam-$ pro Nase), hat sich unserem Empfinden nach aber sehr gelohnt, weil eine Geisterstadt so völlig allein zu durchstreifen schon eine echt coole Sache ist!
Was euch an Tag 4 der Reise erwartet?
- wir haben unseren ganz persönlichen Horrorplatten!
- Nach dem „Room with a View“ wechseln wir nun ins „Tent with a View“ und haben ganz viel „Oryx with a View“
- Achja … neue Toilettenfotos gibt’s auch!
Liebe Grüße
Steffi