Die Beleuchtung des Brandbergs im letzten Sonnenlicht war wunderschön, der Nachthimmel klar und Dank dem Neumond mit vielen leuchtenden Sternen übersät. Ich wünschte mir auch tagsüber einen klareren Himmel, aber wegen der extremen Dürre ist die ganze Atmosphäre voll kleiner Staubpartikel. Wir werden im Verlauf der Reise nie eine wirkliche scharfe Weitsicht haben, sowieso noch viel weniger dort wo es stark befahrene Naturstrassen gibt. Deshalb kristallisiert sich bei mir schon ganz zu Beginn der Reise der Wunsch heraus in der Regenzeit nochmals hierher zu kommen um den sagenhaften kobaltblauen Himmel zu sehen und natürlich die erwachende Natur.
8. Tag Brandberg
Erneut knapp über Null Grad am frühen Morgen. Gut dass wir nicht weiter gefahren sind gestern, so geniessen wir alle die Fahrt leicht bergab mit dem Brandberg als Kulisse im Hintergrund. In einem der Seitentäler wäre vorgesehen gewesen zu campen (z.B Naib oder Numas). Wir fahren wieder sozusagen nie auf der Haupt- gravel road, sondern sind immer auf einer pad parallell, meistens diejenigen tracks welche auf T4A als "not recommendend" "off road" oder "very bad road" eingezeichnet sind. Und wir kommen dementsprechend langsam vorwärts.
Heute haben wir ca. 130km vor uns. Wir sehen weider schöne Korkbäume, Phantom trees, wilde Baumwolle und andere knorrige, der Dürre standhafte Pflanzen. Hier ist es zu trocken um Vieh zu halten oder den Boden zu bewirtschaften, deshalb sehen wir auch in dieser Gegend (wie gestern und vorgestern) keine Siedlungen, kein Vieh, keine Menschen. Die wenigen Gebäude die wir bislang passiert haben sind Ruinen von Erzabbauwerken aus vergangenen Zeiten. Es erstaunt mich erneut wie weit landeinwärts der Nebel vom Atlantik eindringt, er verzieht sich aber schon bald nach dem Sonnenaufgang.
Auf der Höhe des Dom Reviers fahren wir ganze 2km auf der D2342 und was passiert genau hier?
Herlu verliert das linke Hinterrad. Die Positionen in der Karawane sind wie folgt: Johan's Land Rover Defender, V8 Benziner Land Cruiser von Schalk (sprich Skoalk) weil er hat einen winch, Ford Ranger von Danie (sprich Daani), Land Rover Discovery 3 von Joubert (sprich Jubeer), Ford Ranger von Manie (sprich Maani), unser Toyota Hilux und zuhinterst der Land Cruiser von Herlu (sprich Härlü), weil auch er einen winch hat. Als letzter in der Kolonne hat niemand ein wackelndes Rad an seinem Wagen sehen können und als sich die letzte der 5 Radmuttern schliesslich gelöst hatte, fiel das Rad während dem Fahren von der Nabe. Sekunden zuvor haben die Insassen es erst gemerkt. Genau wegen dem Wellblech auf der D2342 haben sie eine ungewöhnliche Vibration des Rades gar nicht erst bemerkt. Glücklicherweise konnte Herlu den Wagen noch langsam abbremsen als das Rad abfiel.
Währenddem die einen die Lage am Auto analysieren gehen ein paar von uns zu Fuss die Strasse retour um die Radmuttern im sandigen Boden zu suchen. Denn weder Herlu noch die anderen haben welche als Ersatz. Inzwischen ist es etwa 13 Uhr und um die 35ºC. Wir finden nur eine der 5 Radmuttern, doch genau die genügt, denn von den drei anderen Rädern kann je eine abgenommen werden und somit hat nun jedes Rad 4 Muttern. Nach gut einer Stunde können wir weiterfahren. Ausser am Kotflügelschoner ist kein sichtbarer Schaden zu verzeichnen.
Wir fahren off-road östlich der D2342 weiter bis zum Amis Revier und drehen dort ab um die auf T4A als Pyropholite Stockpile eingezeichneten marmorähnlichen Steinhaufen zu begucken. Benässt man diese Steine werden die Farben erst schön sichtbar. Aus diesem Schwefel-Material werden dekorative Gegenstände geformt und lackiert. Danach gehts eine Weile auf der D2342 weiter, bei einem Haufen Granitbrocken mit skurrilen Formen (The Brandberg Elephant) machen wir etwas später den Lunchstop, Heather und Herlu sind immer noch ein wenig benommen, aber heute wie damals als wir Kinder waren, die beste Kur wenn man vom Fahrrad fällt ist: sofort wieder aufsteigen und weiterfahren.
Wir kreuzen den Messum River und nehmen wieder die off-road Piste beim Orawap und erreichen um 15 Uhr den Parkplatz beim Start des Hiking Trails zu den Felszeichnungen der White Lady of the Brandberg. Es ist nun 37ºC. Für die Wanderung sollte man gute 2 Stunden einplanen, ein guide ist obligatorisch, ich finde es lohnt sich. Die ersten 30 Minuten gehen wir immer geradeaus in der prallen Sonne, danach steht die Sonne bereits tiefer und die Schlucht wird in Schatten geworfen, was das Ganze viel angenehmer macht.
Gerade zum Sonnenuntergang erreichen wir die White Lady of the Brandberg Lodge wo wir kurz dem sprechenden Papagei hallo sagen, Feuerholz kaufen, uns registrieren und dann den campsite nr. 8 anpeilen. Dieser hat nicht die direkte Sicht auf den Brandberg, aber es ist ja jetzt eh schon dunkel. Die Waschhäuschen sind etwas veraltet, aber die Dusche ist heiss und salzig wie überall. Alta und ich "sehen" unabhänging voneinander Hyänen-Augen als wir im Taschenlampenlicht von der Dusche retour gehen.