THEMA: Vienna goes Namibia - Mit 2 Kids 18 Tage unterwegs
28 Aug 2013 13:46 #302060
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  • granato75 am 28 Aug 2013 13:46
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Hallo allerseits!

Gestern mittag sind wir wohlbehalten nach 18 Tagen in Namibia wieder in Wien angekommen.
Es war eine wunderbare Premierentour im Dachzelt-Camper mit zwei Kindern auf der Standard-Runde Windhoek - Sossusvlei - Swakop - Etosha - Windhoek.

Unzählige neue Eindrücke, 70 Gigabyte an Fotos und Videos und jede Menge neue Erfahrungen haben wir mitgebracht.
Und natürlich viel gelernt (z.B. "dreckig" ist ein seeeehr relativer Begriff)
Manches, was wir aus Wien mitgebracht haben, hat aber die Heimat nicht mehr gesehen ;)
Soviel sei vorab schon mal verraten.

Danke an alle, die uns im Vorfeld mit Tipps versorgt haben. Es hat sich echt ausgezahlt und 99% hat auch wunderbar geklappt.

Lasst mich noch ein paar Tage Fotos und Videos sortieren und die Tagebuchaufzeichnungen umformulieren, dann beginne ich natürlich gleich mit dem Bericht inklusive Bildmaterial.

Wir hatten echt alles dabei, Aufenthalt auf der Polizeistation, Werkstattbesuch, jede Menge Tiere, nette Leute, tolle Landschaften und, und, und.

Fasten your Seatbelt.

LG
Peter aus Wien
Letzte Änderung: 01 Sep 2013 00:04 von granato75.
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01 Sep 2013 00:14 #302485
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Hallo!
Und auf geht's !

1.Tag: 8. August 2013 : Es geht los
Wien-Windhoek


40 Grad! Genau heute, am 08.August 2013, hat es die höchste Temperatur, die jemals in Wien gemessen wurde.
Und was machen wir? Ins Schwimmbad gehen? In den Garten legen? Oder zähneknirrschend ins klimatisierte Büro fahren? Nein, wir ziehen uns feste Sportschuhe an, lange Jeans und nehmen Westen in die Hand...

Wir, das sind Selina (7), Leonie (9), Claudia (40) und ich, Peter (38) aus Wien.

Aber egal ! Fast ein Jahr Planung, Flüge, Unterkünfte, Mietauto suchen & buchen, Foren & Webseiten durchstöbern, Route planen, Reiseführer lesen, Fernsehdokus schauen, Route planen und wieder umplanen haben ein Ende und es ist soweit.
Wir fliegen nach Afrika! Nach Namibia!

Meine Mutter bringt uns zum Flughafen in Wien, wo wir uns für fast drei Wochen verabschieden.
Wir checken ein und hoffen, die vier Taschen in fast 24 Stunden, 10.000km entfernt, wiederzusehen.
Das Gepäck wird bis Windhoek durchgecheckt, lediglich die Bordkarten für den Flug Johannesburg-Windhoek müssen wir uns noch in Frankfurt am South African-Schalter organisieren.
Wir spazieren noch ein bisschen herum und essen eine Kleinigkeit.

Um 14:15 wird es vor allem für die Kinder das erste Mal richtig spannend!
Sie besteigen erstmals ein Flugzeug für unseren Flug mit der Lufthansa nach Frankfurt.
Die kurze Wartezeit im Tunnel zum Flieger wird angesichts der 40 Grad Außentemperatur und geschätztem 60 Grad im "Finger" zum Flieger zum Martyrium. Dann nehmen wir aber Platz und warten gespannt auf den Start. Die Kinder hält es vor Aufregung kaum auf den Sitzen.
Wir rollen mit kurzer Verspätung zur Startbahn und heben um 15:00 ab.
Der Flug verläuft unspektakulär und wir landen knapp nach 16 Uhr in Frankfurt.

"War ja eh nicht so schlimm!" und "Ich habs mir ärger vorgestellt!" können wir uns von den Mädels anhören.

Wir spazieren zwischen dem Terminal 1A und 1B in Frankfurt hin und her und vertreiben uns fast vier Stunden Wartezeit großteils in einem Kinderspielbereich.
In Anbetracht der Preise bei den Flughafenrestaurants entscheiden wir uns, eine Kleinigkeit bei McDonald's zu essen. Die Kids haben natürlich nichts dagegen und wir wollen vor allem, dass sie nicht hungrig in den Flieger einsteigen.
Wir geben dem Flugzeugmampf keine große Chance auf Akzeptanz durch die Mädels.

Gegen 20 Uhr sind wir am Gate und bekommen die letzten Bordkarten für den Weiterflug nach Windhoek. Am Gate profitieren wird das erste Mal von der Mitreise der Kinder, da wir als Familie mit die Ersten sind, die das Flugzeug besteigen dürfen. An Bord wird gleich das Entertainment-System der SAA von den Kids untersucht und für gut befunden.

Bald nach dem Start um 20:45 wird das Abendessen serviert. Die Stewardessen kommen immer näher und ich höre sie ständig fragen: " Chicken or lamb?" Als sie bei uns sind, fragen sie nicht mehr, sondern leiten ihr Eintreffen mit den Worten "Sorry, I have only got lamb left" ein. Ich wähne mich in "Hummeldumm" hineinversetzt; exakt bei unserer Reihe ist Sense. Und Lamm kann ich echt nicht leiden.
Zum zweiten Mal profitierten wir von den Kindern, da die nette Stewardess, als sie die Kinder sieht, sofort quer durch den Flieger rennt und noch 2x Menü mit Hühnchen bei einem anderen Trolley organisiert. Trotzdem essen Selina und Leo fast nur Beilagen und so haben wir auch noch etwas vom Hühnchen.

Die Kinder schauen noch einen Film und gegen Mitternacht wird das Licht ausgemacht.

Selina schläft rasch, Leonie braucht wie immer eine ganze Weile länger. Claudia und ich hoffen auf zumindest ein paar Stunden Teilzeitschlaf.....

Unser Premierenflug nach Frankfurt


Captain Selina - Ready for Take off


Wo, bitte, geht's hier nach Afrika?
Letzte Änderung: 01 Sep 2013 00:17 von granato75.
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01 Sep 2013 21:33 #302527
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Hallo liebe Mitreisenden!

Ich hab zu Beginn meines Reiseberichts ganz vergessen, unsere Tour für die 18 Tage einzustellen.
Wir haben die Route zum Großteil schon zuhause festgelegt und die Unterkünfte und Campsites vorreserviert gehabt.

Wir haben lediglich unterwegs die Übernachtung im Treesleeper-Camp storniert und durch eine Nacht am Waterberg ersetzt, um ein wenig Wegstrecke zu sparen.

Hier die Route und die Übernatchtungsorte:

09.8.2013: Windhoek, Hotel Uhland
10.8.2013: Lake Oanob Resort, Campsite
11.8.2013: Sesriem, Sossus Oasis Campsite
12.8.2013: Solitaire Guest Farm, Camping
13.8.2013: Swakopmund, Alternative Space
14.8.2013: Swakopmund, Alternative Space
15.8.2013: Swakopmund, Alternative Space
16.8.2013: Madia Camp Site
17.8.2013: Kamanjab, Oase Guest House
18.8.2013: Otjitotongwe, Cheetah Farm, Camping
19.8.2013: Etosha, Okaukuejo Campsite
20.8.2013: Etosha, Halali Campsite
21.8.2013: Etosha, Namutoni Campsite
22.8.2013: Waterberg Wilderness, Plateau Campsite
23.8.2013: Erindi, Camp Elephant, Self Catering Chalet
24.8.2013: Erindi, Camp Elephant, Self Catering Chalet
25.8.2013: Düsternbrook Guest Farm, Hippo Chalet
26.8.2013: Rückflug nach Wien

Liebe Grüße, bald geht's weiter.
Peter

Letzte Änderung: 01 Sep 2013 21:35 von granato75.
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03 Sep 2013 09:47 #302746
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2.Tag: 9. August 2013 : Ankunft in Namibia
Windhoek
Hotel Uhland


Selina schläft ca. 5 Stunden. Leonie weniger, vor allem weil sie um 04:30 noch einen Film schauen will, was wir aber nach kurzer Diskussion unterbinden können. Claudia und ich dösen ein paar Stunden, aber von erholsamen Schlaf kann nicht die Rede sein. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Es steht uns einer der ereignisreichsten und längsten Tage unseres Lebens bevor!

Um 5 Uhr wird Licht gemacht und bald darauf gibt es Frühstück. Gegen 7 Uhr beginnt der Landeanflug auf Johannesburg.

Sonnenaufgang über Afrika


Endlich in Afrika!

Und was sehen wir als Erstes? Dunkle Wolken, Regen und schwarze Menschen mit Wollmützen und Daunenjacken, die unser Flugzeug entladen.
Wir spazieren durch den Transitbereich zum Regionalterminal für den Weiterflug nach Windhoek.
Als wir in den Bus zum Flieger nach Windhoek einsteigen, hat es 5 Grad, Wind und Regen. Selbst bei uns im November würde ich das als Sauwetter bezeichnen.

Egal, was uns in Namibia an Wetter erwartet, es kann nur besser werden!
Der Flug nach Windhoek ist ereignisarm. Kaum sind wir auf Reiseflughöhe, setzen wir schon wieder zur Landung an.

Anflug auf Windhoek


Wir spazieren um 10:30 bei freundlichem Wetter über die Rollbahn zur Ankunftshalle.

Dort stehen alle Leute aus dem Flieger an den Tischen und füllen die Einreisezettel aus. Um Zeit zu sparen, schnappe ich mir 4 Zettel und wir stellen und in die noch nicht allzu lange Warteschlange.
Während wir vorrücken kritzle ich im Stehen die Daten auf die vier Zettel und kann Einiges nur selbst schwer lesen.
Kurz bevor wir drankommen bin ich fertig und freudig reichen wir die Zettel mit den Pässen der Beamtin. Die hat ihr Lächeln offensichtlich heute nicht zum Dienst mitgenommen, fertigt uns aber relativ rasch ab.

Wir gehen zum Gepäckband und warten gespannt, ob unsere Taschen die komplette Reise mitgemacht haben. Siehe da, nach 5 min. am Band ist unser Gepäck vollständig da. Und wir rollen mit zwei Wägen dem Ausgang entgegen.
Dort empfängt uns Rudolf, der Fahrer von Camping Car Hire. Wir begrüssen einander und merken, dass wir noch auf ein weiteres Pärchen für den Transfer warten müssen.
Na super, hat sich ja echt ausgezahlt, dass wir so schnell waren ;-)
Ich nutze die Zeit und hebe 2.000 Rand am ATM ab und kaufe eine MTC Traveller SIM-Karte.

Damit ist meine ToDo Liste am Flughafen schon fertig und in diesem Moment kommt auch das schweizer Pärchen an, die sich mit uns das Shuttle nach Windhoek teilen.

Alle Mann an Bord, Gepäck vollständig da, Bargeld und Telefonkarte besorgt.
PERFEKT! SO KANN ES WEITERGEHEN !!

Am Weg vom Flughafen in die Stadt sehen wir am Straßenrand schon ein paar Paviane und sind natürlich aus dem Häuschen. Kurz darauf ein paar Giraffen. WOW !
Wir kommen bei Camping Car Hire an und werden freundlich begrüßt. Unsere Mitreisenden sollen zuerst den Papierkram machen, während wir das Auto erklärt bekommen danach umgekehrt. Es ist inzwischen genau Mittag.

Der Nissan Double Cab steht auf der Straße genau vor der Eingangstür zum Büro.
Trotz 132.000km sieht der Nissan optisch gut aus, die paar geringen Vorschäden werden schriftlich festgehalten. Wir bekommen das Auto genau erklärt, bis keine Fragen mehr offen sind. Die Kinder und unser Gepäck warten inzwischen im Büro der Autovermietung. Nur meinen Rucksack habe ich bei mir, sicher ist sicher…

Zu guter Letzt will mir Rudolf noch den Auf- und Abbau der Dachzelte zeigen. Als wir das Dachzelt aufklappen und ich die Leiter runterziehe, wird es mir zu blöd und ich stelle den Rucksack auf die hintere Sitzreihe des Autos. Nur wenige Sekunden, nachdem ich das gemacht habe und mich wieder den Zelten widme, höre ich Claudia rufen: „Peter, der Rucksack!“
Ich brauche 1 Sekunde, bis ich mitbekomme, dass jemand vom Wagen wegläuft. Noch eine Sekunde, bis ich mitbekomme, dass dieser jemand unseren Rucksack geschnappt hat und Claudia versucht, hinterherzurennen. Rudolf und mir war durch die Dachzelt-Abdeckhaube die Sicht verstellt, genau in diesem Moment hat der Typ die Türe auf der Gehsteigseite aufgemacht und zugegriffen.

Ich spüre, wie mir augenblicklich das Adrenalin in den Körper einschießt und ich renne los. Obwohl ich jetzt nicht gerade die Statur von Usain Bolt habe, lege ich einen Start wie in einem 100m WM-Finale hin. Ich habe sicher 10 Meter Rückstand auf den Typen. In diesem Moment bin ich völlig im Geparden Modus. Ich Gepard, dort Impala. Tunnelblick.
Ich denke nicht daran, was im Rucksack ist, ob der Typ vielleicht bewaffnet ist oder ob er alleine ist.

Nachzudenken, ob das jetzt klug ist, kann ich in diesem Moment auch gerade nicht. Ich sprinte jedenfalls hinterher und kann sogar ein paar Meter gut machen. Leider nur bis zu dem Moment, als er in ein wartendes Auto springt. Dieses erreiche ich noch, aber nur das Heck und nicht die Tür. Ich kann mich sogar kurz am Auto festhalten. Im Nachhinein muss ich wohl froh sein, dass ich nicht wirklich am Kofferraum Halt finde, sonst wäre ich vermutlich bis Katatura hinten oben gehangen. So kann ich mich nur kurz in Bruce-Willis-Manier am Stufenheck anhalten und lege nach wenigen Metern als Passagier eine astreine Stuntrolle auf den harten Asphalt der Joule Street hin. Als ich mich hochrapple, bekomme ich mit, wie Rudolf in ein Auto springt und dem Auto hinterherrast. Ich sammle meine Sonnenbrille und meinen Wertsachen-Bauchgurt ein, die ich bei meiner Filmeinlage verloren habe.

Ich laufe zurück zum Büro des Vermieters. Zuerst versuche ich Claudia und die Kinder zu beruhigen und versichere ihnen, dass ich ok bin. Erst jetzt wird uns klar, was in dem Rucksack war: Laptop, Foto- und Videokamera samt Zubehör. Aber keine Dokumente, Pässe, Kreditkarten oder Bargeld. Schön langsam spüre ich auch meinen linken Arm, auf dem ich am Ellbogen eine handflächengroße Abschürfung habe. Meine Jeans sind auch an mehreren Stellen aufgerissen. Jetzt sehe ich auch noch aus die Bruce in "Stirb langsam 5 ".

Bald darauf ist ein Streifenpolizist vor Ort und wir vereinbaren ein Treffen bei der Polizeistation, wo ich meine Anzeige am Nachmittag machen will. Leider ohne Ergebnis und ziemlich angepisst kommt Rudolf von seiner kurzen Verfolgungsfahrt retour.
Wir fangen uns langsam und gehen hinein um den Papierkram hinter uns zu bringen.
Zuvor wird meine Wunde noch mit Jod versorgt und wir sprayen ein flüssiges Pflaster auf den zartrosa bis dunkelrot glänzenden Ellbogen. In dem Moment muss ich den Kindern zuliebe meine ganze Schauspielkunst aufbringen, um nicht vor Schmerz zu schreien. Mit einem Krampflächeln und feuchten Augen versichere ich den Mädels, dass es nur ein bisschen kitzelt…. ;-)

Nach meiner Bruce-Willis-Aktion



Bettina ist sehr nett aber wir sind nicht wirklich geistig anwesend. Gut, dass ich mir im Vorhinein schon die Vertragsbedingungen durchgelesen habe, denn in unserer Verfassung hätten wir wahrscheinlich sogar die Mitgliedschaft bei Scientology unterschrieben.....

Wir verstauen das Gepäck. Das Auto ist selbst ohne Lebensmittel bis auf den letzten cm³ gefüllt. Wir hoffen, dass es mit den Schlafsäcken in den Dachzelten etwas besser werden wird.
Wir verabschieden uns und starten das Abenteuer Linksverkehr im Geländewagen mit dem noch zu verdauenden Schock des Raubes.

Unser Nissan Double Cab



Wir zittern uns die gottseidank nur 5 km durch den doch recht dichten Freitags-Nachmittagsverkehr und sind sehr froh, als wir das Hotel Uhland erreichen. Das schwere Eisentor und der Stacheldraht über den Mauern beruhigen uns.
Charmaine von der Rezeption heißt uns Willkommen und zeigt uns unser Zimmer.

Ich bin sehr froh, dass die Polizeistation nicht weit vom Hotel Uhland weg ist. So kann ich zu Fuß hingehen, während Claudia und die Kinder im Hotel bleiben und sich mit den Hunden des Hauses ablenken können. Der geplante Spaziergang im Stadtzentrum hat sich ohnehin schon erledigt.
Bei der Tourist Protection Unit der Polizei Windhoek mache ich meine Anzeige.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Kennzeichen des Fluchtautos ein Gefälschtes war.
Der Beamte fragt nochmals, ob ich ok bin, belehrt mich für 15 Minuten, was man alles auf gar keinen Fall machen darf, und beginnt dann die handschriftliche Case-Dokumentation. Nach ca. einer Stunde sind wir fertig und ich kehre ins Hotel zurück.

Für den Abend haben wir in Joe's Beerhouse einen Tisch und ein Taxi bestellt. Als gegen 18 Uhr das Taxi eintrifft, sinkt die Stimmung bei allen deutlich. Eigentlich sind wir viel zu müde und fühlen uns nach den Erlebnissen des Tages in den dunklen Strassen der Stadt nicht wohl. Wir entscheiden uns dann doch zu fahren. Vielleicht ist es ja doch ganz nett und wir kommen auf andere Gedanken.

Im sehr trubeligen Beerhouse angekommen bestellen wir etwas, aber wirklich Appetit haben wir nicht.
Wir alle müssen schon jetzt um 19 Uhr dem sehr langen und ereignisreichen Tag Tribut zollen.
Als besonders angenehm empfinden wir die Atmosphäre eigentlich auch nicht.
Nach einer Stunde bezahlen wir und lassen uns vom Taxi ins Hotel bringen.

Ziemlich erledigt in Joe's Beerhouse



Nach unserer Rückkehr bin ich immer noch stinksauer. Auf die Typen, die uns so den Anfang des Urlaubs so versaut haben und auch auf mich, dass ich genau im falschen Moment nicht aufmerksam genug war.

Beim Zubettgehen beruhigen wir nochmals die Kinder und auch uns selbst.

Wir geben folgende Parole aus:
Wenn der Verlust von 2 Kameras und 6 Stunden Zeit das Schlimmste ist, was uns in den kommenden 18 Tagen passiert, dann wird das immer noch ein traumhafter Urlaub.

Wir sollten Recht behalten.
Letzte Änderung: 03 Sep 2013 09:50 von granato75.
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04 Sep 2013 10:43 #302860
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3.Tag: 10. August 2013 : An in die Wildnis
Windhoek - Lake Oanob Resort (100km Fahrt)
Lake Oanob Resort Campsite C7


Wir frühstücken ausgiebig im Hotel Uhland und checken aus. Heute Vormittag steht der geplante (Lebensmittel) und ungeplante (Kamera, Laptop) Einkauf auf dem Programm. Wir verteilen unsere Wertsachen auf die Body-Belts, verstauen das restliche Gepäck im Aufbewahrungsraum des Hotels und fahren los. Im Auto lassen wollen wir nach dem gestrigen Erlebnis auch im Parkhaus des Einkaufscenters nichts mehr.

Abfahrt zum Einkaufen



Wir erreichen das nicht weit entfernte Wernhil Einkaufszentrum. Paranoid wie wir sind, kontrollieren wir zwei Mal, ob die Zentralverriegelung auch richtig sperrt (obwohl praktisch nichts im Auto ist).

Der Einkauf wird geplant wie ein Navy-Seals-Kommando-Einsatz. Kamera aussuchen, zurücklegen lassen, Notebook aussuchen, zurücklegen lassen, Lebensmittel besorgen, danach am Retourweg Kamera und Notebook mitnehmen.
Die Devise lautet: Schnell rein – einkaufen – nicht anquatschen lassen – schnell raus – Abfahrt.
Da die Auswahl nicht allzu groß ist, kaufe ich mir eine Sony HX200V mit Tasche und ein Samsung Netbook. Die Kamera hat sogar einen europäischen Stecker, das Notebook einen südafrikanischen; den kann ich aber sicher zuhause austauschen oder mir ein neues Ladegerät besorgen.

Danach zu Pick’n‘Pay für die Lebensmittel-Grundausstattung.

Das Einkaufen mit den Kindern ist sehr anstrengend. Wir sind noch immer nicht 100% fit und fühlen uns im überfüllten Supermarkt nicht wohl. Jeder passt ständig auf den Rücken des anderen auf, obwohl wir natürlich keine Wertsachen in den Taschen haben. Als wir fertig sind, noch schnell beim PEP zwei Decken eingepackt.

Im SWAT-Team-Gänsemarsch zum ATM beim Cymot gegenüber, da wir dort einen Wächter von der anderen Straßenseite erspähen. Geschafft.

Wir fahren zurück ins Hotel, laden die Taschen ein und fahren Richtung Süden. Nachdem der Stadtspaziergang bereits gestern gecancelt wurde, knipsen wir im Vorbeifahren ein paar Fotos von der Christuskirche und dem Reiterdenkmal.



Durch den länger als geplanten Einkauf ist es schon nach mittag, als wir aus der Stadt Richtung Rehoboth zum Lake Oanob Resort fahren.




Die Fahrt verläuft problemlos und wir gewöhnen uns an das Links-Fahren. Nach 90 Minuten erreichen wir das Haupttor und wenig später die Rezeption.

Dort angekommen begrüßen uns viele Papageien im Käfig. Die Kids sind begeistert. An der Rezeption erhalten wir den Schlüssel für die Campsite C7.

Nach kurzer Suche finden wir unseren Stellplatz. Wir entdecken ein kleines Bauwerk mit 2 Räumen, welche sich als Klo und Dusche herausstellen. Daneben steht eine überdachte Küchenzeile mit Stromanschluss und Grillplatz. Zum See hin haben wir eine riesige Terrasse mit Esstisch und toller Aussicht.

Anfangs sind wir etwas schockiert, da wir Camping auf diese Art auch in Europa noch nie gemacht haben. Auch die Kids fragen uns, ob da noch irgendwo andere Räume sind oder das jetzt wirklich unsere Unterkunft für heute ist. :laugh:



Das Wetter ist freundlich und guter Dinge spazieren wir zum Restaurant am See. Der Wasserstand des Sees ist sichtlich gut 10 m unter Normalniveau.



Wir bestellen unser erstes Mittagessen gegen 15 Uhr. Einen Finger Food Basket für uns, für Selina eine Pizza und für Leonie Chicken Nuggets mit Pommes. Und prompt haben wir unsere ersten Schwierigkeiten, den Kindern kulinarische Abwechslung schmackhaft zu machen. Die Pizza erinnert nur entfernt an das, was wir unter Pizza verstehen. Eher an Fladenbrot mit einer Dose Gemüse und Sauerrahmsauce drüber. Frustriert nascht Selina bei uns und Leo ein paar Pommes mit und verzichtet auf ihr Essen.

Anschließend meldet Claudia uns für den 4x4 Self-Game-Drive an und wir starten um 16:30 Uhr die kurze Runde. Claudia und die Kinder fürchten sich ein wenig wegen meiner Fahrweise.
Ich versichere allen, dass die Auf- und Abfahrten eigentlich Kinderkram für unser Auto sind und der Allradantreib sowas locker schaffen muss. Mit der Zeit haben wir richtig Spaß an der Achterbahnfahrt. Und wir sehen…. NICHTS. Leicht demotiviert erreichen wir nach 45 Minuten eine Ebene, wo sich offensichtlich alle Tiere des Resort zum gemeinsamen Abendessen eingetroffen haben – dutzende Zebras, Springböcke, Elands, Giraffen, Oryx, Blessböcke und Gnus. YES !










DAS ist der Moment, an dem zum ersten Mal echtes Afrika-Feeling einsetzt !

Die Kinder bestaunen nahezu sprachlos die Tiere und wir fotografieren, was die Kameras hergeben.
Es dämmert bereits und wir beschließen, zurückzufahren.

Am Stellplatz angekommen, versuchen wir das erste Mal, die Dachzelte aufzustellen. Wir hätten sicher etwas früher zurückkehren sollen, da es inzwischen dunkel ist und es doch etwas Zeit braucht, bis die Zelte fertig sind, vor allem beim ersten Mal.

Wir beschließen „schnell“ Spaghetti zu kochen. Ich hole den Gaskocher heraus und habe noch keine Ahnung, wie lange es dauern kann, einen großen Topf Wasser auf diesem zum Kochen zu bringen. Es dauert eine ganze Weile…...





Endlich kocht das Wasser und die Nudeln sind so weit. In der Zwischenzeit ist es finster und kalt. Wir haben schon mehrere Schichten angezogen und frieren noch immer – vor allem die Kids. Bis die Spaghetti-Sauce warm ist, sind die Nudeln schon wieder kalt. Ob Camping für uns zu dieser Jahreszeit wirklich eine gute Idee war?

Nach dem Essen will ich noch das neu gekaufte Notebook aufsetzen und ordentlich laden. Da ich einen lokalen Stromstecker habe, kann ich ja nicht im Auto, sondern nur an den Steckdosen der Unterkünfte laden.
Ich packe alles aus, starte das Notebook..... ABER DER STECKER PASST NICHT IN DIE STECKDOSE!!!! NEIN!

Schon wieder fühle ich mich in Hummeldumm hineinversetzt! Das ist doch dieser komische, klobige, dreipolige Stecker!?! Wieso passt der nicht? Hat mir Vollpfosten der Typ im Geschäft irgendeine asiatische Version an Stecker angedreht? Hat sich jetzt aber wirklich alles gegen mich verschworen?
Mir wird klar, dass ich irgendwas basteln werde müssen, sonst war der Notebook-Kauf völlig sinnlos.

Gegen 21 Uhr verkriechen wir uns in die Dachzelte. Leonie mit Claudia, Selina mit mir. Wir sind gespannt, wie die erste Nacht in den Dachzelten verlaufen wird.
Letzte Änderung: 04 Sep 2013 11:36 von granato75.
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06 Sep 2013 13:06 #303132
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4.Tag: 11. August 2013 : Auf Gravel in die Wüste
Lake Oanob Resort - Sesriem (260km Fahrt)
Sossus Oasis Campsite


Unsere erste Nacht im Dachzelt ist überstanden. Nicht unbequem, aber zu kühl. Wir haben die weitere Abkühlung während der Nacht unterschätzt. Leonie und Claudia, unsere beiden Frostbeulen, jammern wegen der Kälte, trotz Skiunterwäsche, Jogginganzug, Schlafsackinletts und den Schlafsäcken, die zwar neu aussehen, aber nicht allzu dick sind.

Claudia hat von allem am meisten gefroren, vor allem, weil sie schon eine Erkältung aus Wien mitgebracht hat. Selina hat wieder mal geschlafen wie ein Murmeltier und von der Kälte der Nacht nichts mitbekommen.

Ich stehe als Erster auf, bewundere die aufgehende Sonne und mache die ersten Fotos mit der neuen Kamera.






Die Mädels krabbeln aus den Zelten und wir essen ein paar Toastbrotscheiben mit Nutella und Marmelade. Dazu gibt es Kaffee, Tee und Kakao. Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg nach Sesrien. Die Wüste ruft !

Zuvor will ich noch in Rehoboth das Notebook-Stecker-Problem lösen. Ich mache mir keine Hoffnung, heute am Sonntag im kleinen Städtchen einen passenden Adapter zu finden. Gott weiß, was das für ein Stecker aus Hongkong oder sonst wo ist. Irgendeine Werkstatt mit Zangen, Schraubenzieher und Kabelklemmen müsste mir reichen, um den exotische Stecker abzuzwicken und einen echt namibischen Stecker drauf zu fummeln, egal wie.

In Rehoboth entdecke ich nicht gleich eine Werkstadt, aber ein Mini-Geschäft mit dem hoffnungsvollen Schild „China Electronics“. Claudia und die Kinder bleiben als Wächter im von innen versperrten Auto. Als ich aussteige und zum Geschäft stapfe, reden mich ein paar Kids auf der Straße an, ob ich nicht vielleicht einen Dollar übrig habe. Mein sehr genervter und säuerlicher Gesichtsausdruck reicht aus, um das Gespräch zu beenden, bevor es entstehen kann. Wortlos schaue ich Richtung Auto und die Jugendlichen kapieren, dass es klüger ist, jetzt nicht an die Scheiben des Autos zu klopfen, um meine Mädels anzuschnorren.

In dem finsteren Laden begrüßt mich ein mindesten 70 Jahre alter Chinese, dessen Englisch-Wortschatz ganz offensichtlich nach seinem "Hello" auch schon wieder erschöpft ist. Mit dem Stecker in der Hand kann ich verständlich machen, was mein Problem ist. Und siehe da: Er greift unter die Theke, nimmt einen Adapter heraus und murmelt etwas von „Sambia-Plug“. Ich hab also einen sambischen Stecker auf dem Ladegerät des Notebooks! Noch bevor er mir einen Gremlin aus dem Hinterzimmer andrehen kann, bedanke ich mich herzlich, zahle 10 N$ für den Sambia/Namibia-Adapter und kehre euphorisiert zum Auto zurück.

Kurz nach Rehoboth beginnt unsere erste lange Gravelfahrt.





Wir fahren brav 80 km/h und den Streetshoogte Pass hinauf (dabei aber nicht 80!). Oben genießen wir die herrliche Aussicht.



In Solitaire halten wir kurz bei Moose McGregor und probieren verschiedene Kuchensorten, die alle lecker schmecken.









Übrigens ist Solitaire meiner Meinung nach inzwischen kein Geheimtipp mehr. Am Parkplatz stehen mindesten 20 Autos, teilweise auch Busse. Der Anbau an die Bäckerei ist voll und Scharen an Touris fotografieren die Autowracks, die Erdhörnchen und die Kakteen. In der Bäckerei wird man abgefertigt wie bei McDonalds.

Wir fahren weiter Richtung Sesriem, wo wir um 15 Uhr eintreffen.



Wir besorgen uns das Permit für den Park für heute und morgen. Obwohl ich explizit danach frage, bekomme ich das Permit nicht für 24 Stunden, sondern nur für den heutigen und den morgigen Tag. Der wenig motivierte Beamte gibt mir zu verstehen, dass 24 Stunden nur für die Campinggäste der NWR-Campsite erhältlich ist.

Wir fahren in den Park zur Elim-Düne, die wir an diesem Nachmittag für eine Stunde ganz für uns alleine haben.












Danach machen wir noch eine kurze Wanderung durch den Sesriem Canyon.




Wieder aus dem Park draußen, bestellen wir für morgen 7 Uhr Früh einen Frühstückskorb in der Sossusvlei Lodge und melden uns auf der Sossus Oasis Campsite an. Auch diese bezeichnet sich als Luxus-Campsite, sieht aber auf den ersten Blick noch karger aus als die Campsite am Lake Oanob. Aber tatsächlich haben wir eine betonierte ebene Fläche, Open-Air Dusche, Klo und Spüle, Warmwasser, eine schöne Feuerstelle, Strom und Lampen. Also Camper-Luxus pur ;-)




Mit zitternder Hand greife ich nach dem Notebook und meinem heute morgen erstandenen Sambia/Namibia-Stromadapter.
Ich fahre den Laptop hoch und stecke Alles ineinander. ES PASST! Den Freudentränen nahe richte ich Windows ein und will mit dem Reisetagebuch beginnen. Da natürlich kein Office drauf ist, kritzle ich ein paar Notizen in das Windows-Notepad, wobei das Schreiben mit deutscher Spracheinstellung auf einer englischen Tastatur auch nicht frei von Tücken ist und für herrlich komische Wortkreationen sorgt.
Aber was soll's, irgendwie funktioniert's. Wer auf Perfektion Wert legt, sollte ohnehin nie Camping Urlaub in Afrika machen. :-)

Diesmal mache ich rechtzeitig Feuer und wir grillen Fleisch und Würstchen.
Alles schmeckt herrlich. Hunger ist eben doch der beste Koch.



Der Aufbau der Dachzelte gelingt deutlich flotter als gestern. Inzwischen hat es geschätzt noch 10 Grad und kühler Wind kommt auf. Wir ziehen alle Schichten an, die wir aufbieten können und sind früher als gestern in den Zelten. Immerhin heißt es morgen früh aufstehen.
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