Hallo Hanne,
ich will versuchen, Deine Frage zu beantworten.
Ich habe mir gerade einmal angesehen, was es für Anfang Februar 2013 im mittleren Namibia am nächtlichen Himmel zu sehen gibt. Meine Angaben beziehen sich auf S 23° 52 15.0 , E 015° 50 05.9 Höhe: 885m (Tsondab Valley).
Ich mache alle folgenden Zeitangaben in namibischer Ortszeit (UT + 2 Stunden)
UT = Weltzeit oder Universal Time (UT)
Sie wurde 1928 als Ersatz für die Greenwich Mean Time (GMT) eingeführt und wurde aus astronomischen Beobachtungen gewonnen.
Namibiazeit = UT + 2 Stunden
Zunächst etwas Allgemeines zum Thema Sternbildnamen auf der Südhalbkugel
Wenn wir hier in Deutschland die leider seltene Möglichkeit haben, an den Sternenhimmel zu schauen interessieren uns vielleicht auch die Namen der Sternbilder.
Viele Sternbildbezeichnungen lassen sich sehr lange zurückverfolgen und finden sich oft in den Aufzeichnungen der alten Griechen. Die griechische Mythologie findet sich am gesamten nördlichen Sternenhimmel wieder. Pegasus, Andromenda, Orion, Herkules, Ursus major usw. heißen die typischen Sternbilder der Nordhalbkugel.
Die Beobachter der Südhalbkugel hingegen sehen die Sternbilder Segel, Paradiesvogel, Schiffssegel, Tafelberg, fliegende Fische, Schiffskompass, Achterschiff, was auf Seeleute als Namensgeber hindeutet. Sie prägten auch den Namen des Kreuz des Südens, ein leicht erkennbares Sternbild, das der Schiffsnavigation bei Nacht diente.
Warum aber chemischer Ofen, Teleskop, Mikroskop und Luftpumpe? Nun, diese Sternbilder wurden vom französischen Astronomen Nicolas Louis de Lacaille eingeführt. Dieser hatte Mitte des 18. Jahrhunderts eine Reise zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika unternommen und für die Benennung von neuen Sternbildern Namen verwendet, die den technischen Fortschritt symbolisieren sollten.
Ihr könnt die hier genannten Sternbilder des Südhimmels jetzt alle in südlicher Richtung am Abend sehen. Eine einfache drehbare Sternkarte ist zum Auffinden sehr behilflich.
Was erwartet Euch nun konkret am Anfang Februar 2013?
Sonnenaufgang: 06:30 Uhr
Sonnenuntergang : 19:45 Uhr
Neumond 10.02.2013
Vollmond 27.01.2012, 26.02.2013
Venus, Neptun, Mars, Merkur stehen jetzt sehr nahe an der Sonne und können nur sehr knapp gesehen werden. Am 08.02. um 20:15 Uhr wird´s interessant. Mars und Merkur stehen an diesem Abend extrem eng zusammen ( 0,15°) und nur ganz knapp über dem Westhorizont (ganz bisschen rechts von der Stelle, an der die Sonne gerade abgetaucht ist – 3° bis 5°) und werden mit bloßem Auge wahrscheinlich nur als ein „Stern“ zu sehen sein. Hier lohnt es sich, mit dem Fernglas zu prüfen, dass es tatsächlich zwei Objekte sind. Siehst Du vielleicht mit bloßem Auge zwei Objekte in der Dämmerung? Prima, Deine Augen sind wahrscheinlich PERFEKT! In den Folgetagen entfernt sich Merkur schnell „nach oben“, vom langsameren Mars weg – beide gehen dann auch immer später unter. Am 09.02. ist der Abstand beider Planeten schon ziemlich genau 1°, das entspricht etwa ¼ des Mond-Durchmessers.
Ich räume ein, dass es wegen der Dämmerung nicht ganz sicher ist, ob Ihr das so wie beschrieben erkennen könnt. Ein Versuch ist es aber wert.
Zusammen mit dem Mars und Merkur reist noch der Neptun an selber Position – allerdings für das bloße Auge zu lichtschwach und daher allenfalls mit dem Fernglas zu erkennen.
Zum Thema Winkelmessung mit einfachsten Mitteln. Ich mache das gerne mit meiner ausgestreckten Hand.
Wenden wir den Blick nach Norden. Sicher fällt der auf 50° über Horizont stehende sehr helle Jupiter auf.
Gut 8° links unter ihm findest Du das vielleicht vertraute Siebengestirn (Plejaden). Sie sind das Auge des Sternbildes Stier, zu dem sie gehören. Wenn es das Wetter zulässt, dann schaue doch mal vor der Reise bei Dir zu Hause an einem dunklen Ort ziemlich genau nach oben. Über Dir siehst Du den Jupiter, aber die Plejaden sind da rechts über ihm, in Namibia aber links unter ihm – verkehrte Welt!
Völlig verkehrt herum steht auch der Orion zwischen 60° und 70° im Norden. Die drei in gleichem Abstand auf einer Linie stehenden, etwa gleich hellen Sterne sind ein Blickfang in der Mitte dieses Sternbildes. Sie stellen den Gürtel des Orion´s dar. Im Mittelalter wurde diese drei Sterne auch Jakobsstab genannt (ein astronomischer Winkelmesser – wie meine Winkel-Faust-Regel).
Knapp oberhalb der Gürtelsterne ist bereits mit bloßem Auge ein Nebelfleck erkennbar – der Orionnebel. Ein schönes Fernglasobjekt!
Verlängerst Du diese Gürtelsternlinie nach rechts, triffst Du auf den sehr hellsten Stern Sirius.
Ja, jetzt ist die Milchstraße dran, das Beste zu Schluss. Natürlich wird Dein Auge immer wieder auf dieses schöne klare helle Band gleiten.
Sicher ist das klar, aber ich will´s nochmal erwähnen: Die Milchstraße ist ja unsere Heimatgalaxie, der Ort, an dem sich mehrere Milliarden Sonnen versammelt haben und gemeinsam um ein Zentrum sausen. Alle Sterne, die Du in dieser Nacht siehst, sind Teil unserer Galaxie. Unsere Sonne ist nur eine von Milliarden, irgendwo am Rand unserer Galaxie. Dreh Dich jetzt mal nach Nord und schaue mal zum Jupiter. Rechts von ihm siehst Du ein eher blasses Band der Milchstraße – dort sind wenige Sonnen, weil Du gerade aus unserer Heimatgalaxie am Rand stehend nach draußen schaust.
Drehe Dich um 180 Grad nach Süden und vergleiche dort am Horizont die Leuchtkraft der Milchstraße. Sie ist schon heller – Dein Blick nähert sich dem Zentrum der Galaxie. Richte deinen Blick etwa 1,50 vor Deine Fußspitze auf den Boden. Da ist die Milchstraße gerade am hellsten – das Zentrum.
Wie, Du siehst nichts? Äh sorry, dieser Abschnitt unserer Galaxie ist ja jetzt 45° Grad unter dem Horizont. Musste halt im Mai nochmal her kommen, dann steht das Zentrum gut überm Horizont sichtbar.
Was machen wir am Morgen in der Frühe?
Die ISS steigt morgen genau im Norden, kurz vor 6 Uhr vom Horizont auf, kreuzt die Milchstraße, huscht 3 Minuten später unter der sehr schmalen wunderschönen Mondsichel hindurch und schrammt eine weitere Minute später beinahe noch die sehr helle Venus – jetzt als Morgenstern im Osten stehend. Im Vergleich der Helligkeiten ist die Venus nur eine knappe Gewinnerin. Gleich danach taucht die 724 km entfernte, 405 km über der Erde kreisende Raumstation am Osthorizont ab, wo gleich danach die Sonne aufgehen wird. (Achtung, sollte es bis dahin Kurskorrekturen geben müssen, stimmt diese Prognose siche nicht mehr)
Das ist sicher ein Schauspiel, das ich mit einem ersten Kaffee in der einen und meinem Fotoapparat in der anderen Hand nicht verpassen würde.
Das Zodiakallicht ist zur Zeit nur recht schwach in den Morgenstunden zu sehen.
Ich hoffe, dass da etwas interessantes für Euch dabei war. Habt viel Spß bei der Planung, eine sichere Reise und liebe Grüße an Fricki (Alte Kalköfen).
Jens-Uwe