THEMA: Staubig, Trocken, Heiss – Bots/Nam 2011
28 Nov 2011 19:02 #214798
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16. September – Maun > Moremi NP
Tagwache ist heute ungewöhnlich spät. Erst um 7:00 Uhr sollen wir aufstehen, bzw. dann ist Morgenessen. Aber meine innere biologische Uhr hat sich aufgrund der letzten Tage auf 6:00 Uhr eingestellt, also wache ich auch dann auf. Das Zelt habe ich abgebaut, bevor der Rest aufsteht und die Guides auf dem Platz sind. Die Zeit bis zum Morgenessen nutze ich noch für eine letzte Dusche, bevor wir für fünf Tage in die Wildnis verschwinden. Als ich zurückkomme, sind die anderen langsam auferstanden, aber noch ist kein Guide hier. Tag 6 in Afrika und ich merke mir: wenn 7:00 Uhr gesagt wird, muss es nicht unbedingt um 7:00 Uhr sein.
Aber dann taucht Lazarus doch noch auf; und mit ihm offenbar die ganze Firma. Es ist wieder Auswechselzeit. Herrgott, sind wir denn so schlimm, dass es keiner länger als 3 Tage mit uns aushält? Offenbar nicht, nur Timmy verlässt uns und verabschiedet sich, seine Stelle wird jetzt durch zwei Personen besetzt. Da wäre zum einen: Mwabe (oder so ähnlich, er hatte sich eigentlich nicht richtig vorgestellt, aber jemand von unserer Gruppe meinte er hiesse so. Am Schluss der Reise haben wir für jeden Guide ein Dankeskärtchen mit dem Namen geschrieben und es wäre blöd, wenn er sich als Hans-Jürgen vorstellen würde…). Also, bleiben wir bei Mwabe. Er ist ab sofort für die Küche und das Camp allgemein zuständig. Ob er Lazarus mit dem Essen toppen kann?
Und da ist noch Jimmy. Optisch sieht er so aus, als könnte er mal einen Löwen am Kragen packen, ihn ordentlich durchwatschen und die Meinung sagen. Ein recht grosser Brocken, aber von den dreien ist er mir am sympathischsten, weil er sehr offen ist bei Gesprächen. Jimmy ist ab sofort unser Fahrer. Und Lazarus ist so quasi der Oberchef, der alles organisiert und schaut, dass es mit der Fahrerei, Einkauf, Permits, usw. klappt.

Wir fahren los Richtung Norden, zum Moremi Nationalpark. Die Strasse wechselt bald von Asphalt in Gravel. Unterwegs kaufen wir am Strassenrand noch Feuerholz ein, welches Jimmy auf dem Dach des Jeeps befestigt.



Ansonsten fährt es sich ohne grosse Vorkommnisse. Es ist schon ein Unterschied, ob man in einem stickigen Gefängnistruck oder im offenen Jeep sitzt. So macht nun auch das Fahren Spass. Schon bald tauchen die ersten Tiere auf; eine Impalaherde sowie eine Warzenschweinfamilie.



Kurz nach dem Mittag passieren wir das Südtor des Moremi Game Reserve und halten anschliessend für einen kurzen Lunch. Auf dem Weg zum Nordtor sehen wir weitere Tiere und stoppen immer wieder für Fotos. Vor allem Pflanzenfresser säumen den Weg, viele Impalas, Kudus, Zebras, vereinzelt mal ein Warzenschwein.



Beim Nordtor angekommen führt der Weg innerhalb des Parks nach Osten. Den abgelegenen wilden Campingplatz erreichen wir um ca. 15:30 Uhr. Der Begleitwagen, welcher Mwabe steuert, ist vorgefahren, so sind die Zelte und die Koffern schon ausgeladen. Nett wie er ist, hat er mein Zelt und das der Australier gleich bei einem Elefantenhäufchen hin gestellt. Aber wir nehmen es mit Humor. Der Zeltaufbau ist schon reine Routine und in 5 Minuten steht das Ding.

Um 16:15 Uhr starten wir zum abendlichen Gamedrive. Wiederum sehen wir viele Tiere, auch verschiedene Vogelarten sind darunter.



Unser Hauptaugenmerk an diesem späten Nachmittag gilt einem Löwenpärchen, welches Liebe macht. Zusammen mit einem weiteren Wagen beobachten wir sie, aber es scheint sie nicht zu stören. Nicht mal das Abendbuffet, welches nahe an ihnen vorbeiläuft interessiert sie. Zebras und Giraffen nähern sich vorsichtig und schauen dem Schauspiel ebenso gespannt zu wie wir. Sehr viel passiert aber momentan nicht, beide liegen faul im Gebüsch und sobald Frau aufsteht und den Platz wechselt, macht Mann genau dasselbe.



Jimmy blickt immer wieder durchs Fernglas und plötzlich sieht er etwas durchs Gebüsch huschen. Er fährt sofort auf das Objekt zu und wir sehen eine weiteres Kätzchen: ein Leopard. Was sagt man dazu? Bei unserer ersten richtigen Pirschfahrt gibt es gleich mal zwei grosse Raubtiere. Jimmy folgt dem Leopard ein wenig, was dem nicht so gefällt und so verschwindet er schnell im unwegsamen Gelände. Aber diejenigen, welche auf der richtigen Seite sitzen, haben schon mal gute Fotos (ich gehörte nicht zu denen).



In der Zwischenzeit tauchen auch Elefanten auf, das geht hier bald zu wie auf einem Rummelplatz, man weiss gar nicht mehr, wohin schauen.



Wir fahren wieder zurück zu den Löwen. Die Stellung der beiden hat sich nicht gross verändert. Er darf, wann sie will und einmal werden wir tatsächlich Zeuge der vollkommenen Liebe. Ich denke, es kommt nicht oft vor, dass man so ein Schauspiel erlebt und da hier alle schon über das „Bienchen und Blümchen“-Alter raus sind, kann/darf man es auch zeigen :lol: .



Es dunkelt langsam ein, Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Die Dunkelheit scheint aber einige von uns nicht abzuhalten, weiter zu fotografieren, man nimmt jetzt halt den Blitz zu Hilfe. Da habe ich persönlich ein bisschen Mühe damit, Tiere zu blitzdingsen. Wenn das jeder Touri jeden Tag macht, ich denke nicht, dass das gut ist für die Tiere. Aber über dieses Thema könnte man noch lange diskutieren. Vor allem auch, weil ja der eingebaute Blitz sowas für nichts ist und nur die ersten drei Meter erleuchtet, mit einem dunklen Hintergrund. Die Bilder dürften für die Tonne sein. So, jetzt aber Schluss.

Inzwischen sind wir nach meinen Blitz-Überlegungen wieder zurück im Camp. Die Frage, ob Mwabe dem Lazarus beim Kochen das Wasser reichen kann, ist schnell beantwortet: er kann! Es gibt wieder Gockel, mit Kartoffeln, Karotten und Bohnensalat, dazu ein Windhoek Lager. Auch wird nebst dem Eau d’Africa (Insektenspray) Malarone langsam ein Thema.
Nach dem Essen setzt sich Jimmy neben mich und wir beginnen ein bisschen über unsere Heimatländer zu erzählen. Er fragt mich, ob wir auch gefährliche Tiere zu Hause haben. Naja, „gefährlich“ nicht unbedingt, Wölfe und Bären, sofern sie bei Grenzübertritt nicht erschossen werden. Andererseits frage ich ihn, ob die Guides ein Gewehr oder sonstige Massnahmen haben, um die wilden Tiere zu verjagen. Haben wir, sagt er, Satellitentelefon. Das muss wohl ein echter Klopper sein, um so ein Tier in die Flucht zu schlagen. Lazarus nimmt das Thema gleich auf und erklärt uns die Spielregeln für eine angenehme Nacht.

Die erste Nacht und nun richtig mal in der Wildnis (das Khama Rhino Sanctuary war ja nur von Pflanzenfresser bevölkert, Okavango hatte auch nicht so viel Gefährliches an sich, aber hier steppt der Bär). Irgendwie freue ich mich drauf und lasse die Fenster „offen“, so dass ich nachts durch’s Moskitonetz schauen kann, sollte einmal grosses Kino bei uns im Camp laufen.
Nachts wache ich immer wieder auf, ich höre eine Hyäne heulen, mal weit entfernt, dann nah, dann ganz nahe, aber dann wieder weiter entfernt. Hippos grunzen nahe beim Fluss und keine 100m von unserem Camp (gem. Angabe Guide) brüllen Löwen. Absolut spitze, am liebsten möchte ich gar nicht mehr einschlafen. Ins Camp kommen heute Nacht keine Tiere.
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01 Dez 2011 19:29 #215154
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17. September – Moremi NP
Heute weckt uns der Alarm wieder um die gewohnte Zeit, 6:00 Uhr. Nach einem kleinen Happen geht es auch schon los mit der Morgenpirschfahrt. Diesmal fahren wir in westliche Richtung, am Nordtor vorbei dem Fluss entlang. Die Gegend hier gefällt mir viel besser. Landschaftlich durch die Seen und Flüsse/Wasserläufe ziemlich attraktiv, zieht es auch viele Tiere an, vor allem (Wasser)Vögel und Huftiere.



Gleich neben unserem Wagen jagt ein Eisvogel nach Fischen. Zum Glück steht das Fahrzeug still, so können wir den kleinen Kerl in Ruhe beobachten. Seine Akrobatik in der Luft und das scharfsinnige Beobachten im Wasser ist sehr eindrucksvoll anzuschauen.



Wo an Land die Leckereien herumlaufen, müsste doch die Kundschaft nicht weit sein. Aber von den Raubtieren fehlt jede Spur. Vielleicht verscheuchen wir sie auch mit dem Geschwätze unserer Gallierinnen. Es ist unglaublich, was die sich alles zu erzählen haben. Ich dachte, nach dem zweiten Tag würde sich das allmählich legen und Ruhe ist, aber nichts da. Sie lassen uns keine Verschnaufpause. Ich will aber fair sein und anstandshalber sagen, dass sich eine von ihnen sehr vornehm zurückhält und gar nicht ihrer Kolleginnen nacheifert – sie ist mir daher sehr sympathisch. Ich habe das Gefühl, die anderen erzählen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte und bei ihrem Alter kann das noch ein wenig dauern. Vor allem die Älteste muss immer was berichten. Wir sehen auch viele Elefanten am Wegesrand stehen (sorry für diesen abrupten Übergang…:S ). Jimmy hat die Sache mit dem Fahren voll im Griff und hält immer den nötigen Abstand ein. Trotzdem sind die Tiere sehr nahe an unserem Fahrzeug, was sie aber nicht weiter stört.



Wir fahren wieder zurück ins Camp, wo uns Mwabe mit einem englischen Frühstück erwartet. Und fast wie bestellt läuft ca. 40m neben unserem Camp ein einsamer Elefant vorbei. Er würdigt uns aber keines Blickes, sondern geht gemütlich seinen Weg.
Nachmittags wird geruht (leider stehen keine Aktivitäten auf dem Programm wie im Okavango), zudem ist die Buschdusche in reger Benutzung. Die Schattenstellen sind schnell besetzt, es weht zudem immer eine „kühle“ Brise übers Land, welche die heissen Temperaturen einigermassen angenehm machen.

Um 16:00 Uhr starten wir zum letzten Game Drive im Moremi. Diesmal führt uns der Weg in Richtung Fluss. Wiederum sehen wir viele Pflanzenfresser, Impalas, Kudus, Elefanten, etc.



Von den grossen Katzen fehlt jede Spur. Schade, dabei hatte die erste Pirschfahrt gestern so gut begonnen. Wahrscheinlich waren wir dabei schon zu viel mit unserem Glück überhäuft worden und müssen heute dafür büssen. Am Fluss angekommen sehen wir Nilpferde und in ihrer Nähe Krokodile. Hier bleiben wir auch zum Sonnenuntergang. Unsere Guides ermuntern uns für ein kühles Bier auszusteigen und so langsam setzt sich die Truppe in Bewegung, immer mit dem nötigen Augenschein und Distanz zu den Wildtieren im Fluss. Aber offenbar interessieren sich weder Hippo noch Kroko für uns und wir können den Sonnenuntergang richtig geniessen.



Zurück im Camp hat Mwabe schon das Abendessen zubereitet. Es gibt Steaks vom Grill, dazu Kartoffeln und Gemüse. Folgender Gedanke kam mir leider erst zu Hause: was machte eigentlich Mwabe ausser Kochen während unser Abwesenheit im Camp? Er war, während wir auf Pirschfahrt sind, ja dann alleine auf sich gestellt, mitten in der Wildnis, was ist, wenn da mal was passiert? Aber eben, vergessen zu fragen, vielleicht beim nächsten Mal…

Bald darauf ist auch schon wieder Nachtruhe, denn morgen geht es früh raus. In der Nacht höre ich keine Hyäne, dafür haben die Löwen offenbar Hochbetrieb im Busch.
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03 Dez 2011 08:28 #215264
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Hallo Seven,

grosses Kompliment für deinen wunderschönen und sehr unterhaltsamen Bericht.
Deine Bilder vom Okavango-Delta sind traumhaft (von unten wie von oben) :cheer:.

Schade dass du bei der Leoparden-Sichtigung auf der falschen Seite gesessen hast; bei den Löwen scheint es aber die richtige gewesen zu sein :) :) .

Was deine Erfahrung mit den Französinen angeht; ich glaube ich hätte den Damen spätestens beim Mokoro Taxi Service den Kopf abgerissen ...:angry: :angry: :angry: .

Und dann bei Tiersichtigungen nichts weiter zu tun als sich gegenseitig einen Schwank aus seinem Leben zu erzählen ... :angry:.

Bei Beles Reisebericht habe ich mich auch köstlich amüsiert; aber ich glaube so eine Gruppenreise wäre definitiv nichts für mich.

Freue mich auf jeden Fall riesig auf die Fortsetzung.

Liebe Grüsse aus Luxembourg
Lil
Letzte Änderung: 03 Dez 2011 08:29 von Lil.
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03 Dez 2011 09:45 #215267
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Hallo, Seven!

Super Erlebnisse und nette Guides. Außergewöhnliche Beobachtungen und schöne Fotos. Eigentlich doch ein gelungene Sache, deine Gruppenreise.
... abgesehen von ein paar Blitzlicht-Idioten, Schwätzern und peinlichem Prinzessinnen-Gehabe, - man kann eben nicht nur Glück haben... Nein, im Ernst, solch ignorantes und dummes Verhalten würde uns auf die Palme bringen! In solchen Momenten kann man einfach nur leiden. Aber tröste dich, sowas erlebt man ebenfalls als Individualreisender, man trifft ja diese Spezies leider überall, egal welcher Couleur.

Vielen Dank für deinen sehr interessanten Reisebericht!

Gruß lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
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03 Dez 2011 11:21 #215273
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  • Seven am 28 Nov 2011 19:02
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Hallo Lil und Lillytrotter

Danke für's Kompliment. Hoffe, dass ich das Niveau des Berichts halten kann... ;).

@Lil: bei den Löwen war ich auch auf der falschen Seite. Aber dank meines Zooms konnte ich die doch recht nahe holen. Beim Leo war das Problem, dass der dann in Richtung hinter den Wagen lief und da ich zuhinterst sass, konnte ich ihn dann nicht mehr sehen. Aber so wi mir der Deutsche gesagt hat, der auf der richtigen Seite sass, war seine Ausbeute auch nicht so toll. Aber wer weiss, vielleicht sehe ich ja im weiteren Tourverlauf nochmals einen Leo... :whistle: ?

Tja, und was die Sache mit der Gruppenreise angeht: bei der Buchung hatte ich Hummeldumm und Bele's Bericht noch nicht gelesen :huh: , je mehr ich gelesen habe, desto häufiger waren meine Stossgebete zum Himmel :lol: . Bei der Reise habe ich mich dann wirklich manchmal geärgert (und nicht nur ich), jetzt aus der Distanz betrachtet kann ich schon ein bisschen gelassener darauf zurückblicken (bis auf eine Sache, die noch passiert, aber ich will da nicht vorgreifen :ohmy: ).
Aber ich denke, auch eine Gruppenreise ist eine Erfahrung wert und ich habe mit den Australiern immer noch E-Mail-Kontakt (Foto-Austausch), also von daher will und kann ich nicht alle in denselben Topf werfen. Schlussendlich haben ja alle aus dem Grund eine geführte Tour gebucht, Tiere zu sehen und sich nicht um das Organisatorische zu kümmern (nehme ich jetzt mal an). Das Blöde war halt nur, dass die 12er-Gruppe nicht richtig durchmischt war, mit 5 Galliern, die sich dann noch untereinander kennen, war es dann eine Gruppe innerhalb der Gruppe.

Mal schauen, ob ich heute noch dazukomme, einen weiteren Tag zu veröffentlichen.
Viele Grüsse und ein schönes Weekend
Sven
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04 Dez 2011 12:39 #215373
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18. September – Moremi NP > Savuti
Um 5:00 Uhr weckt Lazarus die Gruppe und schnell werden die Zelte abgebaut, die Koffer gepackt und das Material verladen. Erst als praktisch alles verstaut ist, gibt es Frühstück. Um 6:30 Uhr fahren wir ab. Die Strasse ist holprig und 2 Mal durch Wasser unterbrochen. Doch Fahrer Jimmy meistert auch diese Situation souverän und wir kommen jedes Mal trocken am anderen Ufer an, obwohl ich mehr Angst um die Fotoausrüstung als um mich hatte, von einem Kroko geschnappt zu werden. Die Fahrt durch die Ebene ist nicht sonderlich spektakulär, Tiere sehen wir praktisch keine, weil die Temperaturen doch schon recht hoch und Schattenplätze unter Büschen begehrt sind. Daher bin ich auch froh, dass wir immer fahren, so kommt wenigstens ein bisschen „Abkühlung“ entgegen. Ich stelle mir jetzt vor, wie die “Weicheier“ (Lodge-Tour) in ihrem Gefängnistruck vor sich hin schwitzen. Eine unangenehme Vorstellung.



Trotz tiefsandigem und teils schwierigen Passagen kommen wir am Mittag im Savuti Camp an. Bevor wir aber die Zelte aufstellen können, gibt es noch Diskussionen mit den Camp-Verantwortlichen. Lazarus ist der Meinung, dass, wenn wir schon mit 9 Zelten auftauchen, wir auch einen Platz am Fluss verdient hätten, da wir ja genügend Geld bringen. Irgendwie scheint mir die Diskussion paradox, denn die Campingtour wird ja nicht zum ersten Mal durchgeführt und ebenso wenig wird hier übernachtet. Also müssten doch die Camp-Verantwortlichen wissen, dass jeden Sonntag eine Gruppe eintrifft und könnte den Platz reservieren. Die Verantwortlichen reden noch mit den Campern am Fluss, aber die wollen dort bleiben (ich hätte mich auch so entschieden).
Wir bleiben also an unserem Platz (glaube #9 oder #10), der sehr wenig Schatten zu bieten hat, entsprechend beginnt der Kampf um die besten Plätze. Ich ergattere mir gleich die Stelle unter dem Baum, passt! So nahe beieinander haben wir die Zelte noch nie aufgestellt, wie Sardinen in der Büchse, nur die Australier finden noch eine kleine Stelle im Gebüsch ein wenig abseits von uns.

Ein bisschen überrascht bin ich von der Dusch- und Toiletteneinrichtung. Die ist ja feste ummauert und mit einer schweren Eisentür geschlossen als wär’s ein Knast. Die Erklärung folgt vom Guide: früher (ohne Mauern) waren die Elefanten auf Suche nach Wasser immer wieder in die Gebäude eingedrungen oder haben auch mal Leitungen zerstört. Na, das war ja sicher lustig, wenn man am duschen war und plötzlich hatte man nicht mehr die Duschbrausche, sondern einen Rüssel in der Hand…

Wir haben noch Zeit zum ruhen. Ein Fluss wäre ja gleich in der Nähe und eine Erfrischung täte gut, aber es wird uns dringend abgeraten, darin zu baden. Mist, die Badehose hatte ich schon an. Also machen wir ein wenig Sport: lauf dem Schatten nach.

Um 16:00 Uhr heisst es: alles aufsteigen zur Pirschfahrt. Aber von Pirschen kann ja bei uns schon lange nicht mehr die Rede sein [gem. Duden heisst Pirsch: Art der Jagd, bei der versucht wird, durch möglichst lautloses Durchstreifen eines Jagdreviers Wild aufzuspüren und sich ihm auf Schussweite zu nähern]. Ok, wir sind hier nicht auf der Jagd und keiner hat eine Flinte auf sich (nehme ich jetzt mal an…:huh: ), aber lautlos hätte für mich schon Gültigkeit. Daher nenne ich es ab sofort Kaffeefahrt, denn so kommt es mir langsam vor. Da wird die frankreicherische Kommunikation ohne Rücksicht auf Verluste oder Mitreisende vorgetragen und wenn wir mal ein Tier sehen, ging das Getröte erst recht los: „Là, l’éléphant!“, „Où?“, „Là bas, à trois heures“, „Ahh, ouiii“, „No, il y a deux!“, „Ouii“, „Ooohhh“, „Aahhhhh“ (die Oui’s, Oohh’s und Aahh’s aus 3-4 Münder gesprochen), „Magnifique!“, „Psssst, silence“, „Oui, schschschsch…“. Aber das mit dem schschschsch dauert dann nicht lange.:angry:

Gleich nach dem Camp fahren wir dem Fluss entlang und sehen einen Elefanten weiden. Die Warnung, man sollte hier nicht baden, hat wohl schon seine Richtigkeit.



Einen weiteren Elefanten sehen wir bei einem Baum. Der Arme, er hat sich darin mit seinem Stosszahn verfangen. Ähhm, Moment mal, der schläft nur, bzw. hat geschlafen, denn Napoleon’s Klatschtanten wecken ihn nun (vielleicht war’s ja auch der Dieselmotor unseres Fahrzeugs…).



Wir sehen heute wieder viele Pflanzenfresser, aber keine Raubkatze oder andere Fleischfresser. Seit dem 1. Game Drive vermissen wir nun diese und ein bisschen Enttäuschung macht sich breit. Impalas, Kudus, Elefanten, Giraffen, alles schöne Tiere, aber irgendwie fehlt doch die Abwechslung.




Eine Premiere bietet sich doch noch: zum ersten Mal sehen wir eine Büffelherde. Aber irgendwie sympathisiere ich nicht so mit diesen Tieren, sehen ziemlich humorlos aus und haben wohl zum Morgenessen ein paar Dutzend Zitronen gefressen, so wie die dreinschauen.



Aber wegen den Kätzchen: da können unsere Guides natürlich nichts dafür, sie zeigen, was sie finden und sehen. Beim Kreuzen der entgegenkommenden Autos spricht Jimmy immer wieder mit dem anderen Fahrer, vielleicht haben die anderen ja mehr gesehen. Ironisch meine ich, dass die sich gegenseitig nur Kochrezepte austauschen und fragen, wie es der Frau zu Hause geht.

Wir machen einen kurzen Stopp bei einem Affenbrotbaum…



… ehe wir zum Sonnenuntergang in eine graslose Ebene fahren, so können wir wiederum aussteigen und bei einem Bier zugucken, wie der feuerrote Ball hinter dem Hügel verschwindet. Ein einzelner Elefant läuft ca. 50m an uns vorbei, weiter hinten bei den Bäumen ist eine grosse Herde davon.

Küchengott Mwabe hat bei der Rückkehr das Abendessen schon bereit, diesmal Menu mediterrane, Spaghetti Bolognaise. Für das, dass die Afrikaner keine Italiener sind, ist die Kohlenhydratbombe ziemlich gut. Wir sitzen noch ein bisschen am Lagerfeuer. Stef und ich versuchen uns in der Sternenfotografie. Bei der Dunkelheit und der freien Sicht nach oben fasziniert der Himmel. Noch nie habe ich die Milchstrasse so gut und die Sterne so deutlich gesehen.



In der Nacht hören wir noch Rufe der Elefanten, welche wohl im nahem Fluss sind sowie von einem Leoparden (der soll sich mal am Tag zeigen…!).
Letzte Änderung: 04 Dez 2011 12:40 von Seven.
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