03.Juni 2011 - endlich war es soweit: Wir sind wir für 5 Wochen nach Namibia gefahren!!!
Nach langer Vorbereitung mit Fragen über Fragen - auf die ich hier im Forum geduldige und hilfreiche Antworten bekam...
Dem Sammeln von Informationen von allen Seiten...
Dem Lesen von unzähligen Reiseberichten - wie oft bin ich in den letzten Monaten schon in Namibia unterwegs gewesen...
Vorweg noch mal ein ganz herzliches Dankeschön an alle Fomis, die uns und anderen mit ihrem Input die Möglichkeiten und auch Unmöglichkeiten eines Namibiaurlaubs nahebringen!
Unser Auto hat uns 7184 km brav und ohne Pannen oder Platten über pads sämtlicher „Güte“ geschaukelt. Wir brauchten weder Kabelbinder noch Klebeband - nur eine sehr intensive Reinigung nach unserer Rückkehr.
Was wir nicht ahnten: Es sollte einer der kältesten Winter in Namibia seit vielen Jahren werden. Immer wieder hiess es „a coldfront is coming...“, „so kalt war es hier seit 6, 10 oder 20 Jahren nicht mehr...“
Und dafür sind die meisten Unterkünfte in Namibia nun mal nicht ausgelegt. Im Sommer freut man sich über den kühlen Luftzug, der nachts vielleicht durchs Zelt oder Cottage weht - im Winter sieht das bei Nachtfrost anders aus. Unser Bedarf an natürlichen Lüftungen und Außenduschen ist jedenfalls erst einmal gedeckt.
Daher fällt unsere Bewertung mancher Unterkunft, die ihr in guter Erinnerung habt, sicher anders aus. So wird es aber vielleicht ein runderes Jahreszeitenbild - und zukünftige Winterreisende können diese Aspekte mit berücksichtigen.
Auch war unsere Freude und Entspannung auf Grund diverser Unpässlichkeiten zeitweise arg limitiert und ich habe mehrmals gedacht „ich will sofort nach Hause...“
Das beeinflusst natürlich auch die Wahrnehmung und unter normalen Umständen hätten wir manche Situation wohl auch anders verarbeitet.
Wir hatten aber auch tolle Tage mit schönen Erlebnissen.
Die Landschaften haben uns beeindruckt. Wir haben immer wieder versucht uns vorzustellen, wie es unter normalen Umständen, sprich ohne all die Gräser und das Grün, wohl aussieht. Und irgendwann fahren wir sicher auch noch mal hin.
Aber wir wissen auch, dass das Namibia-Virus gegen das Südafrika-Virus bei uns keine Chance hat.
Ok, los geht‘s!
03. Juni 2011
Vom Kap führt uns unsere erste Etappe bis nach
Springbok. Nach 7 Stunden und 611km kommen wir gegen 16.00 bei angenehmen 19° dort an. Die Fahrt verläuft unspektakulär, es ist wie üblich wenig Verkehr auf der N7. Lediglich am Piekenierskloofpass südlich von Citrusdal gibt es eine 11km lange Baustelle. Wir kommen mit 2 kurzen Wartezeiten aber zügig durch. Nähere Infos dazu hier:
www.namibia-forum.ch...austelle.html#195037
Die Orangenbäume zwischen Citrusdal und Clanwilliam hängen voller Früchte, die ersten Wildblumen blühen bereits, die Sonne lacht - was will man mehr!
Am Clanwilliam Damm machen wir Mittagspause. Der Damm ist nur zu 31% gefüllt. Heute vor einem Jahr war er zu 78% gefüllt. Da muss es also noch ordentlich regnen, um für den nächsten Sommer genügend Wasser zu haben.
Wir übernachten im
„Mountainview Guesthouse“, im Africa Room. Der ist für 1 Nacht ok. Toll sind die beiden Katzen Maya und Boris, zwei Perser-Chinchilla Mischlinge. Was für Fellbündel! Ganz majestätisch halten sie Nachmittags Hof und hoffen auf ganz viele Streicheleinheiten der Gäste...
Wir machen noch einen kurzen Spaziergang durch die „Metropole des Nordens“ - nachdem wir im letzten Jahr schon dort waren wissen wir, was uns erwartet. Aber für ein bisschen Bewegung tut es gut.
Zum Dinner gehen wir wieder ins beste Restaurant des Ortes, das
„Tauren“. Letztes Jahr war ich sehr enttäuscht, aber sie sollen eine zweite Chance bekommen. Und unsere heutige Auswahl ist gut! Da wir in den nächsten Wochen wohl noch genügend Steak & Co bekommen werden, bestellt mein Schatz eine Pizza Mexicana - ein Wagenrad, kross, gut belegt und scharf. Eint Teil davon geht ins doggy bag als lunch für Morgen. Ich entscheide mich für Kalamari und bitte die Bedienung, sie ohne die üblichen Gemüsebeilagen zu bringen. Dafür bestelle ich einen Greek Salad extra. Aus der Portion Kalamari machen andere Restaurants glatt zwei - sie ist riesig! Zudem knusprig und zart - sehr lecker! Der Salat ist gut gemischt, nicht nur Eisbergsalat und die Sauce kommt separat. Dazu ein Bier und wir sind rundum zufrieden. Angenehm überrascht bin ich, dass mein Salat nicht extra berechnet wird. Eine nette Geste und nicht selbstverständlich.
Der Weg den Berg hoch sorgt noch mal für Bewegung und es heißt „Augen auf“, denn nur die Hälfte der Straßenbeleuchtung funktioniert und die Straßen selbst haben ihre guten Zeiten schon lange hinter sich. Den complementary Port nehmen wir als Gute Nacht Schluck und fallen früh ins Bett.
04. Juni 2011
Die erste Nacht im fremden Bett ist immer ungewohnt und wir wachen recht früh auf. Das Frühstück ist ok, aber nicht besonders. In Annie‘s Cottage ist die Auswahl um einiges größer (die Zimmer sind dort aber auch einiges teurer).
Um 09.15 Uhr fahren wir bei 8° ab. Die Landschaft in Richtung Grenze ist karg, lediglich auf den Masten am Straßenrand sitzen viele kleine Raubvögel in der Sonne.
Die Grenze erreichen wir um 10.30. In Südafrika durchlaufen wir 4 Stationen, an jeder muss ein Papierschnipsel abgestempelt werden. Das Einreiseformular für Namibia haben wir zu Hause schon mal geübt. Das war hilfreich, denn zeitgleich mit uns trifft in dem office eine Truppe Namibier auf Heimreise ein, die ein lautstarkes Durcheinander verursacht. Unsere Autopapiere will keiner sehen, wir müssen nur etliche Angaben zum Wagen machen. Alle sind sehr freundlich und noch vor 11.00 sind wir in Namibia.
Die Berge am Orange River beeindrucken uns, der schmale Grünstreifen am Fluss entlang und die Weinfelder von Aussenkehr. Danach wird die Landschaft sehr karg, nur die Gräser, die im Wind wehen, bringen etwas Abwechslung.
Um 13.45 erreichen wir nach 484 km
Keetmanshoop. Angenehme 23° begrüßen uns. Die
„Pension Gessert“ finden wir nach kurzem Suchen. Hendrik öffnet uns, heißt uns willkommen, aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass er unsere Buchung nicht so richtig auf dem Schirm hat und/oder wir gerade stören... Haus und Garten sind sehr verwinkelt und für unseren Geschmack zu voll mit Diesem und Jenem. Wir bringen unsere Sachen in unser Zimmer Nr 4 - und kriegen knapp die Tür noch zu. Zimmer und Bad sind sehr klein und auch ohne uns und unser Gepäck schon eng. Also nur das Wichtigste auspacken und den Rest geschickt stapeln. Dafür ist es eine günstige Unterkunft und für eine Nacht wird es gehen. Bevor wir zum Giant‘s Playground aufbrechen noch einmal kurz ins Kopfkissen lauschen und dann kann Namibia beginnen.
Um 15.00 holen wir uns unser ticket für die Besichtigungen und freuen uns, dass wir am
Giant‘s Playground die einzigen Besucher sind. Was für eine Stille, es ist angenehm warm, ein leichter Wind weht und lässt die Gräser wunderschön leuchten. Und die gestapelten Bauklötze sind natürlich genial! Da haben die Riesen wohl wirklich ihren Spass gehabt!
Wir machen unzählige Fotos aus allen Perspektiven, freuen uns wie die Kinder und bestaunen die Dassie Familien mit ihrem Nachwuchs, die sich auf den warmen Felsen sonnen.
Aber was macht der der Himmel??? Die bisher leichten Schleierwolken werden dichter.
Wir müssen uns sputen, um zum Sonnenuntergang beim
Köcherbaumwald zu sein. Die Wintertage sind halt kurz und das Licht ist anfangs gar nicht schön für Fotos! Aber um16.40 klart es wieder auf und es wird ein phantastischer Sonnenuntergang. 17.10 ist die Sonne dann weg. Auch hier ist wenig los, wir paar Besucher stehen uns nicht im Weg.
Die Fahrt im Dunkeln nach Keetmanshoop geht problemlos. Kurz machen wir einige Tagebuchnotizen, dann fahren wir ins viel gelobte „
Schützenhaus“ zum Dinner. Wow, was für eine Atmosphäre, was für ein Abend!!! Der Saal erinnert uns an eine Mischung aus Landgasthof in den 60ern und Bahnhofsrestaurant derselben Ära. Aber das Essen soll gut sein und das Restaurant ist ziemlich voll. Hendrik wollte für uns reservieren, aber die Bedienung gut uns doch etwas zweifelnd an, wo sie uns denn wohl platzieren soll. Darüber gibt es unter den Kolleginnen auch eine Diskussion mit Fingerzeigen hierhin und dorthin, aber das soll nicht unser Problem sein. Wir sitzen also zu zweit an einem 6er Tisch, ok. Während wir auf die Speisekarte warten, werfen wir schon mal einen Blick in die Runde - das Vereinsleben der Stadt scheint sehr wichtig zu sein. Ich entscheide mich für Rouladen, mein Schatz möchte in diesem urdeutschen Ambiente ein Eisbein, sprich: gegrillte Haxe. Nein, die solle er nicht nehmen, die wäre zu klein... Dann möchte er Schnitzel. Nein, das wäre nichts für einen Mann... Er solle doch XYZ nehmen. Will er aber nicht, er will jetzt Schnitzel. Nein, kein Schnitzel für ihn! Dieses Hickhack geht einige Male hin und her, bis er sich genervt
für Kasslerkotelett entscheidet. Ok, das wird von der Bedienung endlich akzeptiert, mittlerweile ist sicher eine Viertelstunde vergangen und ich bin von meinem Bier schon müde.
Während wir ewig auf unser Essen warten, machen wir Restaurant-TV. Sehr interessant, was da abgeht!
Einige Vereinsbrüder kommen aus der Bar rüber und finden keinen freien Tisch mehr. Ihre Blicke, die uns zwei an dem großen Tisch treffen, sprechen Bände...
Ich sehe, dass an mehreren Tischen insgesamt 6 oder 7 Essen zurück in die Küche gehen - oh,oh...
Als musikalische Untermalung ertönen in der Endlosschleife „Ein Bett im Kornfeld“ & Co. Ein Einheimischer feiert Geburtstag mit 10 Gästen. Sie benehmen sich wie die Axt im Walde und schlagen jede 30er Busgruppe um Längen!!! Der Gipfel aber ist, dass das Geburtstagskind im Restaurant rauchen muss. Dafür muss die Tür weit geöffnet werden und wir sitzen mitten im Durchzug.
Einen Aschenbecher gibt es auf dem Tisch nicht - ist in Namibia in Restaurants nicht eigentlich auch Rauchverbot? - also nimmt er den großen: Mit ausgestrecktem Arm wird auf den Fussboden geascht. Ich frage mich wirklich, wo wir hier gelandet sind?! Die Bedienung fragt zwischendrin, ob alles ok ist - nein, wir haben Hunger, warten seit fast einer Stunde auf unser Essen und es ist kalt. Sie schliesst die Tür, eine andere Bedienung macht sie wieder auf: „Sorry, but he wants to smoke.“ Hallo, geht‘s noch??
Nach meiner dritten Beschwerde fruchten die Blicke, die ich Richtung Bedienung und Geburtstagskind schicke, endlich und die Tür wird geschlossen. Zwischendrin kommt unser Essen. Hätten wir nicht so lange gewartet und hätten wir die Wahrscheinlichkeit, an einem späten Samstagabend in diesem Kaff noch etwas anderes zu finden, höher eingeschätzt - wir wären sofort gegangen! Vom gelobten zarten namibischen Rindfleisch ist die Roulade Lichtjahre entfernt. Die wenige Millimeter dicken Kasslerkoteletts können nur mühsam mit dem Steakmesser in Happen zersägt werden, es ist knochentrocken. Dafür kommt die Rechnung dann schon, während mein Schatz sich noch mit seinem Fleisch abmüht. Auf das Wechselgeld warten wir dann noch mal gut 10 Minuten. Es kommt erst auf Nachfrage - das hatte man doch glatt vergessen... Ihr kriegt von uns aber nichts geschenkt!
Eine klitzekleine Genugtuung gibt es für mich dann aber doch noch: Auch das Geburtstagskind schickt sein Steak zurück in die Küche...
Abgenervt fahren wir in unsere Unterkunft, schmeissen die Heizung an und gehen ins Bett. Wir sind noch ganz am Anfang unserer Reise und es kann eigentlich nur besser werden...