und weiter geht's
Do, 13.1.2011 - Grootberg .... oder auch "Such das Nashorn"
Zu unserer neuen Lieblings-Aufstehzeit - also wieder mal irgendwann zwischen fünf und viertel sechs
- kriechen wir aus den Federn, stellen einen Weltrekord im Gähnen auf, während wir uns fertigmachen und schlürfen dann zum Hauptgebäude der Lodge zum Frühstück. Denn wie uns unser Guide Iams (ist sicher nicht richtig geschrieben, Asche auf mein Haupt
) am gestrigen Abend mit einem äußerst charmanten Lächeln mitteilte: 5 Uhr wecken, 5:30 Uhr Frühstück, 6:00 Uhr Abfahrt
.
Aber wir sind ja gestählte Frühmorgen-Aufsteher
! Auch wenn Christian an diesem Morgen sehr oft die Frage, wer zum Geier denn auf die Idee gekommen sein, Sachen zu buchen, die derart bald anfingen, stellt. *hust*
Glücklicherweise umfasst der Service der Lodge tatsächlich, dass wir frühmorgens um halb sechs eine gute Portion lecker Rührei bekommen und weiteres lecker Frühstück - insofern ist der beste Gatte, den es gibt, bald wieder besänftigt
. Beim Frühstücken genießen wir die "Aussicht" auf den sich langsam durch den baldigen Sonnenaufgang verfärbenden Himmer über dem Plateau, dann werden wir von Iams ins Auto verladen, hinzu kommen zwei Tracker (ich hab leider die Namen vergessen - nochmals Asche auf mein Haupt
) und dann geht es kurz vor 6 los auf die "Jagd" nach dem Nashorn.
Oder besser gesagt nach einem Nashorn - in dem Schutz-Gebiet, welches zur Lodge gehört, genauer gesagt hauptsächlich im Tal leben derzeit 8 Nashörner. Die Erfolgsquote bei den Rhino-Trekkings, so erzählt uns Iams stolz, liegt bei fast 100% - im Jahr 2010 wurden wohl 96 dieser Trekkings von der Grootberg Lodge aus unternommen und nur einmal wurde kein Nashorn gesichtet. Na, da sind wir mal gespannt.
Zuerst einmal wird uns aber anschaulich vor Augen geführt, weshalb man es besser unterlassen sollte, nächtens in Namibia durch die Gegend zu fahren: auf dem kurzen vielleicht 10minütigem Weg ins Tal begegenen uns im Dämmerlicht der noch nicht ganz aufgegangen Sonne prompt drei Hyänen mitten auf der Straße, eine Gruppe Zebras auf bzw. direkt neben der Straße (und natürlich ist es noch viel zu dunkel, damit ich die Viecher anständig auf Foto bannen kann
) und ein paar Springböcke und Schakale auf und neben der Straße. Als wir ins Tal einfahren, lecken die Sonnenstrahlen bereits über das Plateau und wir sind ohne Zweifel der Meinung: Die frühe Abfahrt hat sich gelohnt - wir in der Talsenke am trockenen Flußbett, über uns die Felswände des Plateaus geben zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages wirklich einen magischen Moment ab
.
Wir fahren am Flussbett ins Tal hinein, bis plötzlich - wir sind vielleicht gerade eine halbe Stunde im Tal unterwegs - Iams plötzlich den Wagen anhält und meint wir sollten doch mal kurz aussteigen - aber bitte leise. Wir klettern also vorsichtig aus dem Wagen heraus und folgen Iams der hinter einem Busch Richtung Flussbett verschwindet. Hinter dem Busch tut sich das Flussbett auf - und auf der anderen Seite des Flußbetts stehen tatsächlich vier Elefanten unter den Bäumen.
Wir müssen feststellen: So zu Fuß - ohne "Schutz" des Autos - ist es schon noch einmal ein anderes Gefühl diesen Kolossen gegenüberzustehen. Die vier Kerlchen sind aber auch schrecklich unbeeindruckt von uns - wobei wir der einen Kuh wohl ein bisschen auf die Nerven gehen, denn sie versteckt sich hinter einem Baum vor uns
. Was wirklich erstaunlich ist - denn wir stehen 25 Meter von den Tieren weg - und wenn wir nicht wüssten, dass hinter dem Baum ein Elefant steht, so würden wir das sicherlich nicht erkennen
.
Die Dame kommt hinter ihrem Baum auch erst wieder hervor, als wir uns wieder zurück ins Auto begeben. Da sind wir aber tatsächlich froh, dass wir schon wieder auf dem Rückweg sind, denn die Dame scheint nicht wirklich gut gelaunt zu sein (vielleicht bilden wir uns das aber auch nur ein und sie ist einfach groß und schwer und wir klein und ... naja ... nicht ganz so schwer, was dann doch einen gewissen Eindruck hinterlässt).
Es ist also 7 Uhr morgens und wir haben schon Elefanten gesehen. Cool!
Weiter geht es auf der Suche nach einem Nashorn. Wir fahren weiter und nach ein paar Minuten sehen wir tatsächlich (nachdem wir darauf aufmerksam gemacht werden
) die ersten Nashornspuren. Dummerweise - und das erkennen sogar wir
- sind in unmittelbarer Nähe auch einige frische Löwenspuren. Hier wollen wir ganz bestimmt nicht aussteigen um die Gegend zu erkunden
. Auch die beiden Tracker, die kurz aussteigen, sind sehr schnell wieder im Wagen: Ihr Fazit: Zwar wäre Nashorn Elizabeth (jap - die haben alle Namen
) wahrscheinlich hier in der Nähe, sehr sicher auch aber zwei männliche Junglöwen - und denen wollen wir wirklich nicht zu Fuß begebnen. Also weiter ins Tal hinein.
Das Tal ist auch von unten wirklich beeindruckend. Irgendwann verlassen wir dann das Flussbett und die Tracker finden abermals Nashornspuren. Diesmal ohne Löwen! Also verlassen die zwei Tracker den Wagen und gehen zu Fuß den Spuren hinterher. Wobei "gehen" ziemlich untertrieben ist - die zwei scheinen mühelos durch den Busch zu gleiten - unglaublich flink und faszinierend geräuschlos. Per Funk geben sie uns nach einer Weile durch: Frische Spuren von Hans-Otto, den Nashornbullen im Tal - bitte folgen
! Und das tun wir dann auch. Die folgenden 2 1/2 Stunden kann man sich ungefähr so vorstellen: Unsere zwei Tracker springen mühelos, geschickt und flink, ohne eine Spur von Schweiß durch den Busch und folgen den Nashornspuren, dahinter folgt Iams, nicht mehr ganz so flink, aber immer noch geschickt und irgendwie auch kaum schwitzend und dann kommen wir zwei schnaufenden Trampeltiere.
Besonders schön finde ich, dass vor mir lauter Männer eilen, die alle viiiiiiel längere Beine haben als ich
- und während die über die Steine drüberhopsen, darf ich anfangen drüberzukraxeln. Ganz toll! Und so springen/kraxeln wir über das steinige, unwirtschaftliche Gelände und fragen uns, wie wir bei dem Lärm, den wir sicher veranstalten jemals ein Nashorn sehen können - das haut doch bestimmt 3 Kilometer vor uns ab!
Je länger wir durch den Busch stapfen um so mehr verlieren wir das Zeitgefühl - Hauptsache an den zwei Trackern dran bleiben und nicht stolpern. Dann plötzlich bleiben die Tracker stehen. Wollen sie vielleicht auf uns warten? Pause? Nein, man deutet uns an, ganz leise zu sein und langsam näher zu kommen. Und tatsächlich, ca. 25-30 Meter vor uns steht er: Hans-Otto - "unser" eigenes hart erarbeitetes Nashorn!
Wir sind happy! Und Hans-Otto ist ein ganz Braver, denn er merkt zwar dass wir da sind, bleibt aber ganz lange weiter unter seinem Baum stehen, damit wir ihn ausgiebigst aus der Ferne be"ohen" und "ahen" können. Ganz süß sind auch die beiden Tracker, die mich immer wieder umstellen, damit ich einen besseren Blick auf das Nashorn habe (ihnen scheint das mit den kurzen Beinen bei mir zwischenzeitlich auch aufgefallen zu sein
).
Nach gut 20 Minuten ist es Hans-Otto dann aber zu doof - er dreht uns sein Ringelschwänzchen zu und drollt sich weiter in den Busch hinein.
Wir haben ein Nashorn gesehen!
Beschwingt stolpern wir zu Wagen zurück und stürzen uns ausgehungert über unser Lunschpaket (ich sag euch, ein Lunchpaket hat noch nie so gut geschmeckt, wie nach diesen 3 1/2 Stunden durch den Busch wandern
). Danach machen wir uns gemütlich wieder auf den Weg durchs Tal zurück in Richtung Lodge.
Kaum sind wir wieder am Flussbett, sehen wir neben unzählichen Kudus, vier alte Bekannte
:
Dann noch ein paar Kudus mehr und einen jungen Oryx-Bock und unser erstes Impala samt Baby. Allerdings zeigt die Impala-Mama gleich Zebraverhalten und wendet uns ihre Kehrseite zu. Vielen Dank aber auch!
Danach verwechsle ich sehr begeistert noch ein paar Kudus mit Impalas
(ja, ich weiß, die sehen sich nicht wirklich ähnlich
) - was zur allgemeinen Aufheiterung unserer Truppe beiträgt
. Ein richtiges Impala sehen wir an diesem Tag nicht mehr - dafür noch ein Zebra von hinten (wie sollte es anders sein
).
Um kurz nach vier sind wir an der Lodge zurück - sehr beschwingt, aber auch sehr fertig.
Den Rest vom Tag verbringen wir dann auch unserer kleinen Terasse.
Nur zum Abendessen (wieder sehr lecker) bewegen wir uns noch einmal an diesem Tag.