Samstag, 01.01.2011: Mokuti Lodge + Etosha
Der Tag beginnt früh, denn heute soll es
zum ersten Mal in den Etosha-Park gehen. Doch für ein umfangreiches Frühstück muss die Zeit reichen. Wenn man über die noch deutlich sichtbaren Silvesterspuren hinwegsieht, dann hat das Kempinski hier richtig was zu bieten. Das war das beste Frühstück des Urlaubs. Nur tröstet ein gutes Frühstück nicht über Alles hinweg (leichte Übertreibung).
Kurz nach 8 Uhr stehen wir dann am Lindequist Gate. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Und: Die Dame am Gate war sehr sehr freundlich! Keine 300m nach dem Tor stehen die ersten Zebras neben der Straße. Ja, direkt neben der Straße!!
Wir bremsen ab, um auch jeden Streifen genau zu sehen und Fotos zu machen. Der Fahrer hinter uns findet das nicht so lustig und drängelt sich an uns vorbei. Wir denken uns unseren Teil: Könnte ja schließlich das letzte Zebra sein, das wir sehen
.
In Namutoni bezahlen wir dann brav unser Permit und es kann endlich losgehen. Die Damen, bei denen wir bezahlen durften, waren auch sehr nett. Mit einem fröhlichen „Happy new year!“ konnte Dirk ihr Herz offenbar erweichen.
Wir sehen Springböcke, Impalas, Gnus und Giraffen, Zebras, Strauße usw. Nur anders als in der Hauptsaison warten diese wunderbaren Tiere nicht an den Wasserlöchern auf uns. Stattdessen muss man sie regelrecht suchen. Die stolze Gesamtstrecke von 900 km im Etosha an nur 3 Tagen bestätigt dies eindrucksvoll
. Wir finden diese Suche spannend - vermittelt sie doch ein wenig den Eindruck von echtem Abenteuer.
Nach den ersten Kilometern im Park sind wir beide erleichtert, dass der Autowechsel noch gut geklappt hat. Bei den jetzigen Straßenverhältnissen möchten wir nicht mit einem Polo unterwegs sein. Ein Schlagloch – oder eher Krater – reiht sich an das nächste, gepaart mit einigen ganz ordentlichen Wasserdurchfahrten. Und Dirk freut sich doppelt. Ist er doch ein echter Mann – mit so einem großen Auto macht so eine Wasserdurchfahrt doch richtig Spaß
. Irgendwann geht es ihm nur noch darum, das Wasser möglichst hoch und weit spritzen zu lassen!
In regelmäßigen Abständen finden wir uns wieder in Namutoni ein. Nicht etwa weil ich auf Toilette muss. Nein! Es ist Dirk, der großes Interesse daran hat, die Sauberkeit der Sanitäreinrichtung einmal in der Stunde zu überprüfen
(übrigens gibt es in der Nebensaison sogar Toilettenpapier).
Es hat dann aber auch sein Gutes. Ein Pärchen aus England gibt uns den Tipp, dass in der Nähe des Wasserlochs Chudop ein Rudel Löwen unter den Bäumen döst. Was für ein Glück! Der erste Tag im Etosha und dann gleich Löwen. Also, Pipipause schnell beenden! Noch eine ziemlich heftige Matschdurchfahrt und dann sehen wir vor uns auch schon drei Autos stehen. Doch wo sind die Löwen??? Ferngläser ausgepackt und dann sehen auch wir sie. Faszinierend!! Wir beobachten gut 40 Minuten diese majestätischen Tiere.
Leider gibt unsere Kamera nicht mehr her.
Dann können wir uns losreißen, schließlich stehen noch ein paar andere Tiere auf der „unbedingt sehen“ Liste, die wir als pflichtbewusste Touris abarbeiten müssen
. Es folgen weitere Zebras, ganze Herden von Giraffen, Schakale usw. Dabei fahren wir auch wirklich jede Straße zwischen Namutoni und Halali, die wir finden können. Keine Pfütze ist uns tief genug. Wir saugen das Erlebnis Etosha förmlich in uns auf, es ist einfach toll.
Gegen Nachmittag ziehen aber immer dunklere Wolken auf. Es blitzt heftig und es scheint fast gar nicht mehr mit dem Regnen aufzuhören. Und was machen wir: anstatt der Sonne entgegenzufahren, fahren wir noch in das Gewitter hinein. „Kein Problem“ meint Dirk! Ist wahrscheinlich auch so, nur hat er mit mir eben einen kleinen Schisser neben sich sitzen. Als sich immer mehr Pfützen auf der Straße bilden, heißt mein Kommando: Bitte wenden!
Wer weiß für was es gut ist. Denn es wartet noch die ein oder andere Überraschung auf uns.
Wir fahren mal wieder eine Seitenstraße, als Dirk eine Vollbremsung macht. Ich schaue erschrocken auf, da ich gerade in die Karten vertieft war. „Schlange“ ist Dirks erstes Wort. Auch er ist sichtlich erschrocken. Nicht etwa wegen dem geglückten Ausweichmanöver. Nein, die Tatsache, dass gerade eine Kobra unser Auto „angegriffen“ hat, brachte ihn aus der Fassung. Dirk dreht ein wenig das Auto und nun kann auch ich die ca. 1,2 m lange, komplett schwarze Schlange beobachten. Interessant ist sie ja. Wir sind aber froh, dass wir im Auto sitzen und schließen auch vorsichtshalber die Fenster
.
Sie ist nicht tot!!
Wir könnten ewig weiterfahren. In der Gewissheit, dass wir noch zwei komplette Tage im Etosha haben, verlassen wir gegen 18:30 Uhr den Park. Wir sind glücklich! Haben wir doch eine Menge Tiere gesehen. Ganz anders als man es uns angekündigt hat. Dass es auch ganz anders geht, werden auch wir noch früh genug feststellen
.
In der Lodge angekommen, wird erstmal geprüft, ob unser Toilettensitz repariert wurde. Und tatsächlich ist er repariert – Respekt
. Ich teste auch gleich! Endlich wieder entspannt auf Toilette sitzen, toll. Tja zu früh gefreut. Platz genommen und zack Klobrille ist wieder locker. Die haben einfach noch mehr Klebeband angebracht
und dafür brauchen die einen Tag! Naja das ist Afrika
. Bleibt nur die Frage, ob das in einem Haus passieren darf, welches den Namen Kempinski trägt und auch eins sein will?!? Wir finden: Nein.
Und leider ist auch das Abendessen wieder eine Enttäuschung. Es gibt Eland-Steak, viermal getötet. Sehr Schade um das schöne Fleisch. Bleibt wieder nur People-Watching! Schon interessant, dass einige Leute Afrika mit dem Laufsteg verwechseln. Ein grünes Dolce & Gabbana Paillettenkleid gehört für mich nicht in den Koffer
. Dirk hat seinen Smoking im Gegensatz zu einigen anderen Gästen auch daheim gelassen.
Nach dem zweiten Glas Wein ziehen wir unser
Fazit: Wo Kempinski drauf steht, muss nicht unbedingt Kempinski drin sein! Und eigentlich passt diese aufgesetzte Art auch nicht nach Afrika. Für uns steht fest: Das Haus Mokuti Kempinski Lodge wird uns nicht wiedersehen. Dafür ist es uns zu unpersönlich und hält nicht den Standard, den es sich selbst auferlegt. Selbst wenn es den Standard halten würde, wäre es nicht unsere Welt.
Für uns gilt: Klein und fein, dafür aber persönlich.
Wieder in der Suite angekommen, lassen wir den Tag Revue passieren. Und dann stellen wir fest:
Wir haben Fieber – Afrika-Fieber. Das ging schneller als erwartet. Aber es heißt ja nicht umsonst: Einmal Afrika, immer Afrika
Nun sind wir gespannt, was uns morgen erwartet. Hört man ja von den staatlichen Camps innerhalb des Etosha nicht so viel Gutes. Lassen wir uns einfach mal überraschen.
Tageskilometer: 320
Übrigens: In allen Parks des NWR werden 200 ZAR Scheine nicht akzeptiert. Wenn möglich also immer 100 NAD oder ZAR Scheinen bereithalten!!!!