THEMA: 50 Tage NamBots - Sept. - Okt. 2009
31 Dez 2009 12:58 #124959
  • eggitom
  • eggitoms Avatar
  • Nam vitiis nemo sine nascitur
  • Beiträge: 1247
  • Dank erhalten: 400
  • eggitom am 31 Dez 2009 12:58
  • eggitoms Avatar
Mittwoch, 14. Oktober 2009 / Nxai Pan - Makgadikgadi Pans (Leroo La Tau Lodge)
Da auch hier um sechs Uhr ringsum aufgestanden wird, schliessen wir uns an. Frühstück, packen, nordwärts um den Baobab Loop. Während des Frühstücks haben wir wieder mal einen Gelbschnabel-Toko auf dem Rückspiegel; die Burschen scheinen unser Auto zu lieben. Falls es nicht immer wieder der Gleiche ist, der uns verfolgt ;) Ach ja: das alte putzige Toiletten-Häuschen mit Hintereingang muss ich auch noch fotografieren!

Auf dem Baobab-Trail sehen wir, wen wundert’s, einige Baobabs, aber kaum Tiere. So fahren wir irgendwann südwärts Richtung Ausgang und werden unterwegs noch durch eine Giraffe, welche mir Modell steht, sowie zwei grosse Straussenfamilien mit vielen Jungen getröstet. Bei beiden Familien geschieht dasselbe: Der Vater versucht, uns durch Aufplustern der Federn Angst zu machen, während die Mutter gleichzeitig die Jungen von der Strasse treibt. Bei der ersten Familie, wo die Küken noch ganz klein sind, ist dies ein ziemlich schwieriges Unterfangen; vor allem eines der Jungen hat Mühe, der Familie zu folgen, und muss sich immer wieder ausruhen. Später erfahren wir, dass das bei Straussenküken normal sei.

Die Strasse ist seit gestern nicht besser geworden; trotzdem sind wir kurz vor elf Uhr am Gate, fahren auf der asphaltierten A3 westwärts bis Motepi und von dort südwärts, bis das GPS uns die Abzweigung zur Leroo La Tau Lodge zeigt. Schild sehen wir keines, fahren aber trotzdem rein und holpern eine ca. 5km lange Sandpiste analog derjenigen im Nxai Pan entlang, bis wir bei einem elektrisch geladenen Doppelzaun mit abgeschlossenem Tor landen. Handykontakt hätten wir zwar, aber Masochisten, die wir sind, kehren wir um und fahren auf der Hauptstrasse bis Khumaga.

In Khumaga suchen wir uns den Weg zum Parkeingang, welcher aber durch eine Herde Rinder und dahinter den Boteti versperrt ist! Bevor wir uns ins Wasser wagen, ruft Ruth mit dem Handy (Orange sei Dank!) die Nummer an, die wir in Maun erhalten haben, und landet promt wieder im Büro in Maun. Dort erhält sie die Auskunft, dass a) die Durchfahrt zu tief und im Moment unpassierbar sei und b) wir dem Zaun bis zu einem Tor folgen und dann von dort die Lodge direkt anrufen sollen. Die direkte Telefonnummer der Lodge erhalten wir ebenfalls.

Da wir uns des Weges nicht sicher sind, fragen wir noch im Dorf beim Orange Shop nach, wo wir eine ziemlich unpräzise Auskunft erhalten. So suchen wir uns den Weg mit Hilfe unseres GPS und fahren ca. eine halbe Stunde auf einem Feldweg durch Gestrüpp und - einmal mehr - dornenreiche Akazien, bis wir - habe ich es doch fast vermutet - wieder beim gleichen Tor landen, wo wir schon vor gut einer Stunde standen! Der Anruf auf die vorhin erhaltene Nummer zeigt aber Wirkung: nach ca. 10 Minuten erscheint auf der anderen Seite des Doppelzaunes ein Fahrzeug und wir werden eingelassen.

In der Lodge erklärt uns eine junge Dame namens Mpho, was mit „all inclusive“ gemeint ist, nämlich schlicht und einfach alles: Essen, Trinken, Gamedrives, Wäsche waschen, etc. Der ganze Tag ist mit Gamedrives, Walks und Bootsfahrten verplant, aber alles auf freiwilliger Basis; die Bar hat 24h offen. Während der Nacht dürfen wir uns nicht allein draussen bewegen; da muss immer ein Angestellter mit Taschenlampe dabei sein. Ausser uns ist nur noch ein österreichisches Paar da, welche aber auf einem Tagestrip in den Nxai Pan sind.

Wie schon gesagt, ist die ganze Geschichte sauteuer. Aber irgendwie haben wir das Gefühl, eine Erfahrung dieser Art gehört zum Gesamtbild von Botswana mit dazu. Also beziehen wir erst mal unsere Häuschen - Fabian sein eigenes! Diese sind wirklich wunderschön und gemütlich, mit einem Balkon direkt auf den Boteti. Die Eingangstüren sind aus massivem Holz; in jede Türe ist ein anderes Tiermotiv geschnitzt.

Nach einer Dusche im ganz speziellen Duschraum gehen wir zum Afternoon-Tea und anschliessend mit Fred, der uns vorher beim Gate abgeholt hat, auf den ersten Gamedrive.

Da der Boteti seit 19 Jahren zum ersten mal wieder Wasser führt, und die Lodge damit vom Makgadikgadi National Park abgeschnitten ist, sind von Camp Moremi, einer anderen Desert & Delta-Lodge, zwei Boote hierher gebracht worden. Gleichzeitig hat man zwei der eigenen Fahrzeuge aussen herum, d.h. über Motepi und den nördlichen Eingang in den Nationalpark, auf die andere Seite des Boteti gefahren und dort parkiert. Für einen Gamedrive fährt man nun also erst zum Boteti, setzt mit dem Boot über (und sieht bei dieser Gelegenheit eventuell eines der Hippos, die sich aus dem Hippo Pool im ganzen Fluss verteilt haben) und steigt drüben in eines der dort parkierten Fahrzeuge.

Allzuviele Tiere sind auch hier nicht zu sehen: zwei frisch wieder zugewanderte Zebras (Fred sieht sie auch zum ersten Mal), eine Eule, auf welche uns Fred aufmerksam macht, eine weitere Fuchsmanguste (falls es denn wirklich eine ist?), eine Leopardenschildkröte, diverse Elefantengruppen, ein weiterer unbekannter Vogel mit gelben Beinen (ein weiblicher Senegalkiebitz?), ein Steinböckchen, das zu fotografieren mir nicht gelingt. Und dann natürlich die üblichen Täter: Kudus, Impalas, Giraffen, diverse Vögel. Im Nachhinein betrachtet, eigentlich gar nicht so wenig; aber irgendwie wird man in Botswana anspruchsvoll!

Irgendwo gibt es dann noch den obligaten Sundowner mit Savannah für Ruth und Fabian und einem Bier für mich. Fred hat den Flaschenöffner vergessen und wir helfen ihm mit dem Leatherman aus; so kommt auch dieser einmal zu Ehren.

Rechtzeitig zum Nachtessen sind wir zurück, lernen Isolde und Martin (das österreichische Paar) ein weiteres Mitglied des Managements namens Innocent und den Guide namens Patrick kennen und realisieren, dass wir uns in Nxai Pan gekreuzt haben.

Die drei Damen, die uns das Nachtessen präsentieren, tun dies dreistimmig singend; gegessen wird draussen auf der Terrasse, alle an einem Tisch, Innocent und Patrick essen und diskutieren mit. Alles läuft sehr familiär und herzlich ab und das Essen ist ausgezeichnet.

Nach dem Essen muss Patrick mit Isolde und Martin noch auf einen Night Drive, obwohl er von der langen Fahrt heute todmüde ist. Wir setzen uns mit Innocent in die Boma ans Feuer, diskutieren ein wenig und warten auf ihre Rückkunft. Gegen zehn Uhr – kurz bevor sie kommen – geht Fabian schlafen; wir anderen nehmen noch einen Schlummertrunk (Amarula), diskutieren ein wenig und gehen dann auch schlafen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009 Leroo La Tau Lodge
Um halb sechs klopft Patrick an die Türe und gibt uns eine halbe Stunde Zeit für’s Aufstehen; dann will er uns zum Frühstück abholen. Gerade richtig, um den fantastischen Sonnenaufgang über dem Boteti zu geniessen. Nach dem Frühstück geht Ruth mit Isolde, Martin und Patrick (und wie sich später herausstellt, Innocent) auf einen Walk; Fabian und ich gehen oder genauer, „fahren“ mit Fred auf einen Gamedrive.

Dieser ist lange Zeit ziemlich erfolglos; ausser ein paar Tierspuren (Löwe, Nashorn, Hippo mit Jungem), den zwei Zebras von gestern, einem männlichen Steinböckchen, welches ich diesmal sogar mit und ohne Ohren fotografieren kann, und ein paar Impalas sehen wir trotz Fred’s Bemühungen nichts wirklich Berauschendes. Zwischendurch kommen uns die anderen, jetzt ebenfalls im Fahrzeug entgegen und etwas später zeigt und erklärt uns Fred südlich des Gates noch die Rhino Boma. Das Gate selber ist übrigens neu, aber ringsum - auch quer über die Strasse - eingezäunt, um die Elefanten fernzuhalten.

Vor ca. sechs Jahren wurden aus dem Khama Rhino Sanctuary zwei weibliche Nashörner in den Moremi ausgesiedelt. Diesen schien es dort nicht zu gefallen; sie wanderten zurück Richtung Sanctuary, blieben aber in den Makgadikgadi Pans hängen. 2008 erhielten sie, auch mit Unterstützung durch Desert & Delta, aus dem Sanctuary einen Bullen zur Gesellschaft. Um diesen zu integrieren, baute die Belegschaft der Leroo La Tau Lodge die Rhino Boma, einen grossen Holzpferch, in welchem der Bulle zwei Tage lang akklimatisiert wurde, bevor er auf die Damen losgelassen wurde. Offenbar erfolgreich; aktuell ist eines der Weibchen trächtig.

Die Boma steht im Moment leer und wird in Zukunft evtl. einmal einer weiteren Ansiedlung dienen.


Kurz vor der Rückkehr ins Camp fährt Fred noch zum Hippo Pool. Dort kommen uns sechs Elefanten entgegen, zu denen später noch drei weitere stossen; einer davon geht knapp hinter unserem Fahrzeug vorbei. Aus nächster Nähe können wir sie zuerst beim ausgiebigen Schlammbad und anschliessend beim Bad im Boteti betrachten, wo sie wie kleine Jungs herumalbern. Laut meinen Exif-Daten dauert dies gut eine Stunde und als wir uns für den Lunch zurückziehen, sind sie immer noch dran.

Das Mittagsbüffet wird wieder gemeinsam eingenommen; anschliessend ist Siesta angesagt und ab ca. 13:30h treffen wir uns am Pool, wo wir die Zeit bis zum Nachmittagskaffee verbringen und dabei ein Hippo mit Nachwuchs im und Wasserböcke am andern Ufer des Boteti beobachten.

Nach dem Kaffee machen wir als letzten Gamedrive mit Fred eine Bootsfahrt den Boteti hinauf bis zur oberen Begrenzung. Tiere sehen wir nicht allzuviele, aber die Fahrt an sich ist ein Genuss. Wann hat man schon die Gelegenheit, den Sundowner auf einem Fluss zu geniessen, der nach 19 Jahren zum ersten Mal wieder Wasser führt!

Bei ebendiesem Sundowner hat Fred zwar diesmal einen Flaschenöffner dabei; trotzdem schenken wir ihm unser letztes Taschenmesser, weil er sich diese zwei Tage so um uns bemüht hat, und seine Freude ist gross und aufrichtig.

Auf dem Rückweg von der Bootsfahrt begegnen wir noch den Oesterreichern mit Patrick, welche in der einbrechenden Dunkelheit mit einem Handscheinwerfer herumfahren. Auch Fred nimmt diesen jetzt hervor und scheint noch gar keine Lust auf eine Rückkehr in die Lodge zu haben. Als es richtig dunkel geworden ist, sehen wir vor uns plötzlich ein Feuer, auf welches er zuhält. Um das Feuer gruppiert sind Tische, Bar und Grill, alles eingerahmt von einem Kreis von Oellampen. Sogar eine Buschtoilette ist vorhanden.

Mpho empfängt uns mit dem obligaten heissen Waschlappen und eröffnet uns, dass das Nachtessen hier draussen stattfindet. Nach dem Apéro, den Fred uns mischt und der Ankunft des anderen Wagens singt die gesamte Belegschaft für uns ein paar Lieder, dann dürfen wir zum Grill und uns bedienen. Anschliessend sitzen alle noch etwas um’s Feuer. Ruth möchte unbedingt noch einen Night Drive machen, aber Fabian und ich sind aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr so begeistert davon und Fred macht einen müden Eindruck. Etwas unwillig gibt sich meine Frau geschlagen und spricht eine halbe Stunde lang kein Wort mehr.

Gegen 22:00h muss ich ganz dringend auf die Toilette; Vorbote eines massiven Durchfalls, der mich die halbe Nacht lang wachhalten wird.

Freitag, 16. Oktober 2009 / Leroo La Tau Lodge - Khama Rhino Sanctuary (Serowe)
Ein Tag ganz ohne Fotos…

An unserem Abreisetag haben wir keinen Gamedrive mehr vorgesehen, umso mehr, als die Hälfte der Belegschaft in Khumaga beim wählen ist. Um halb fünf sind sie losgefahren, damit sie bei Oeffnung der Wahllokale um sechs Uhr schon möglichst weit vorne in der Schlange stehen.

Zum Frühstück nehme ich nur eine Tasse Tee; etwas anderes bringe ich nicht hinunter. Anschliessend packen wir; Innocent bringt uns zum Gate, wo er sich ganz herzlich von uns verabschiedet. Die Gruppe, die bei der Wahl ist, ist immer noch nicht zurück.

Die Fahrt nach Serowe ist lang; ich bemühe mich, meinen Teil zu fahren, aber Ruth muss mehr übernehmen, als auch schon. Kurz nach Mittag kommen wir im Khama Rhino Sanctuary an und ich bin ziemlich geschafft. Mit dem Hinweis auf ihren kranken Mann schafft es Ruth, ein Doppelzimmer mit Dusche und Toilette in den Schulunterkünften zu erhalten; Fabian wird draussen im Zelt schlafen.

Wir richten uns ein und ich lege mich hin; das Imodium zeigt bisher keine grosse Wirkung, so dass Ruth mit Antibiotika und Kohletabletten auffährt. Dann fahren sie beide auf einen Gamedrive, bei welchem sie zwar ein Rhino sehen, aber von ganz weit weg. Ich liege im Bett, und versuche zu schlafen, unterbrochen von einigen Toilettengängen.

Beim Nachtessen trinke ich einen Schluck Cola und muss mich prompt übergeben. Das hat zur Folge, dass auch die anderen beiden nicht mehr allzuviel essen, auch weil die Würstchen sehr salzig sind und das Risotto angebrannt.

Die Nacht verläuft ruhiger als die vorhergehende, auch wenn ich immer wieder aufwache und mit der Zeit nicht mehr weiss, wie ich liegen soll. Gegen Morgen massiert mir Ruth den verspannten Nacken mit Talval ein und es wird etwas besser.

Soviel für dieses Jahr. Es geht wieder aufwärts, soviel verspreche ich euch. Und bis dahin wünsche ich allen einen ganz guten Rutsch ins letzte Jahr der ersten 2000-er Dekade (streng mathematisch gerechnet :laugh:
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
01 Jan 2010 14:52 #125010
  • eggitom
  • eggitoms Avatar
  • Nam vitiis nemo sine nascitur
  • Beiträge: 1247
  • Dank erhalten: 400
  • eggitom am 31 Dez 2009 12:58
  • eggitoms Avatar
Samstag, 17. Oktober 2009 / Khama Rhino Sanctuary
Der Rhino-Tag …

Gegen sieben Uhr stehen wir auf und machen Frühstück; etwas Müesli bringe ich hinunter, habe aber immer noch starken Durchfall, welchen ich noch nicht sehr gut kontrollieren kann. Also fahren Ruth und Fabian erneut allein auf einen Gamedrive, wobei diesmal Fabian chauffiert. Ich wasche ab und setze mich dann vor das Häuschen, lese und löse Sudoku. Mein Magen scheint sich langsam zu beruhigen, die Antibiotika wirken offenbar.

Gegen Mittag ist meine Familie zurück und nimmt mich noch schnell auf eine kleine Runde zu einem Rhino mit, welches der Siesta frönt. Nachher kocht Ruth Fabian’s in den ersten Tagen unserer Reise gekaufte Gemüsesuppe und streckt sie mit Nudeln und siehe da: mein Appetit ist zurückgekehrt, die Verdauung scheint sich langsam zu stabilisieren.

Khama Rhino Sanctuary
Ende der 1980er Jahre entwickelte die Gemeinde Serowe die Idee der Gründung eines kleinen Wildschutzgebietes in ihrer näheren Umgebung. Zur gleichen Zeit wurden Überlegungen laut, die letzten frei lebenden Nashörner Botswanas im Moremi Wildlife Reserve und im Chobe National Park einzufangen und durch Translokation in ein bewachtes Spezialreservat der drohenden Vernichtung durch gut organisierte Wildererbanden zu entziehen. Man entschied sich für den Aufbau eines umzäunten Nashornschutzgebietes an der Serwe Pan bei Serowe, das 1992 eröffnet wurde und mit zunächst acht Breitmaulnashörnern aus dem Moremi WR, dem Chobe NP und aus Südafrika besetzt wurde. 2007 war der Bestand auf 25 Breitmaul- und ein Spitzmaulnashorn angewachsen. (…) Eine nahe gelegene Basis der botswanischen Armee soll den Schutz der Tiere vor Wilderern sicherstellen.

Das 4300 Hektar grosse Reservat liegt 25km von Serowe entfernt an der Strasse nach Orapa und Maun. Das Zentrum des Gebietes bildet die mit Grasland bewachsene Serwe Pan, die mehrere natürliche Wasserstellen enthält.
(aus Reise Know-How Botswana, 4. Auflage 2008)

Kurzer Mittagsschlaf, „gestört“ durch eine Schulklasse, welche im Haus nebenan ihr Mittagessen bekommt, und dann Fotos kopieren, Tagebuch. Gegen halb vier fahren wir noch einmal los; diesmal bin ich – als Passagier – auch dabei, Fabian fährt. Wir gehen so ungefähr die gleichen Wege, die sie am Vormittag gefahren sind und sehen auch so ungefähr die gleichen, inzwischen zur Genüge bekannten Tiere, mit einer Ausnahme: Rhinos sehen wir diesmal zuhauf! Am ersten Wasserloch stehen vier, davon ein Junges; zwei kommen eben dazu. Die schon Dagewesenen wandern ab; die zwei Grossen balgen sich dabei noch ein wenig. Die eine Mutter hat ein unglaublich langes Horn.

Am zweiten Wasserloch liegen fünf Rhinos, davon ebenfalls ein Junges. Und beim Weiterfahren sehen wir noch einmal zwei andere ausgewachsene Tiere, beide ziemlich nahe an der Strasse. Von einem dokumentieren Gesamtbestand von rund zwei Dutzend Tieren haben wir also innerhalb einer Stunde die Hälfte gesichtet! Irrtum vorbehalten alles Breitmaulnashörner, aber Spitzmaulnashorn gibt es laut Reise Know-How auch nur eines im Park.

Zum Nachtessen gibt’s ausnahmsweise wieder mal Teigwaren, diesmal zur Abwechslung mit einer aufgepeppten Käsesauce aus dem Beutel. So langsam kehrt mein Hunger wieder. Nach dem Abwasch bleiben wir noch etwas draussen sitzen, aber es hat zuviele Viecher herum, also steigt Fabian schon bald wieder ins Zelt – zum letzten Mal – und wir ins Zimmer, wo wir allerdings bald bemerken, dass Lesen bei Licht nicht sehr schlau ist: die Moskitogitter haben zuviele Löcher!

Sonntag, 18. Oktober 2009 / Khama Rhino Sanctuary (Serowe) – Mokolodi Game Reserve (Gaborone)
Wir haben wieder eine weite Strecke vor uns, sind also recht früh schon wieder am Frühstück. Packen wie üblich, nur dass Fabian heute sein Zelt definitiv ausräumt, weil wir es nicht mehr brauchen werden.

Die Fahrt nach Gaborone ist relativ langweilig, ausser dass es im ersten Teil fast ständig leicht regnet. Tankstopp in Serowe; die Sehenswürdigkeiten im Zusammenhang mit den Bangwato-Königen und dem ersten Präsidenten, Seretse Khama, lassen wir aus.

Nach Lobatse – die Sonne scheint längst wieder – wird die Strasse vierspurig (!) und der Verkehr wächst auf städtische Verhältnisse an. Kurz nach Mittag sind wir in Gaborone, fahren auf der Umfahrungsstrasse darum herum und suchen das Kgale Hill-Einkaufszentrum. Wir finden es auch, fahren aber aus Versehen an den Parkplätzen vorbei und landen direkt daneben im neuen Game City, ebenfalls einem Einkaufszentrum. Postkarten einwerfen, Toilettenbesuch; den Rest lassen wir für den Moment und fahren weiter nach Mokolodi.

Die Buchung in Mokolodi entpuppt sich als Alexander McCall-Smith Traditional Restcamp, ein Buschcamp mit Vollservice, d.h. Frühstück, Lunch, Diner, Gamedrive und alternativ Rhino- oder Giraffen-Tracking. Nur über die Bezahlung (schon erfolgt, oder nicht?) ist sich die Dame nicht klar, wird das aber mit Bwana noch abklären. Unser Guide ist noch nicht da, also gehen wir erst mal ins Restaurant und trinken etwas.

Gerade als wir bezahlt haben, taucht unser Guide auf und stellt sich als Tshepo (sprich: Seppo) vor. Er erklärt uns das Programm bis morgen Abend, fragt nach den Vorlieben für Drinks und dem gewünschten Tracking für morgen Vormittag; wir entschliessen uns zu Softdrinks, Rotwein zum Essen und Rhino. Was sich auch herausstellt: Unser Auto und damit auch das Gepäck müssen wir hier lassen, weil die Fahrt ins Camp gleichzeitig auch schon der Gamedrive sein wird. Nur das Nötigste hat auf dem Fahrzeug Platz. Umpacken für die Weiter- resp. Heimreise fällt also vorläufig weg, d.h., wir müssen anders planen. Auch unsere restlichen Vorräte können wir natürlich nicht mehr verwerten.

Nachdem wir vereinbart haben, dass er uns um vier Uhr abholt, bauen wir noch ein paar Sandwiches und verputzen damit die restlichen Brot- und Schinken-Vorräte. Dann packen wir das Nachtzeug in zwei Rucksäcke. Da Tshepo schon früher zurück ist, fahren wir kurz vor halb vier Uhr los.

Der Gamedrive fängt - eher per Zufall - bei drei „zahmen“ Elefanten an, welche durch drei Mahouts (zwei Thais und ein einheimischer Elefantenführer) vorbeigetrieben werden und es sich nicht entgehen lassen, direkt neben unserem Fahrzeug die Bäume noch etwas zu entlauben. So nahe sind wir einem Elefanten noch nie gekommen (oder er uns!). Diese drei Elefanten werden hier übrigens - analog zu den asiatischen Elefanten - für gewisse Arbeiten eingesetzt.

Dann fahren wir zu einem Geparden-Schutzgehege; etwas, das wir schon von Bagatelle und Otjitotongwe kennen, aber trotzdem immer wieder spannend, vor allem, weil man die beiden Katzen streicheln kann.

Der weitere Drive geht quer durch das ganze Schutzgebiet und verläuft zum Teil ziemlich holprig weil die Strassen teilweise in einem schlechten Zustand sind. Tiere sind auch hier nicht in rauhen Mengen anzutreffen, aber für Impalas und Warzenschweine, ein paar Giraffen und diverse Vögel reicht es allemal.

Irgendwann kurz vor Sonnenuntergang biegen wir im hinteren Teil des Parks von der Strasse in einen umzäunten Bereich ab und sind damit im Buschcamp angelangt. Dort erwartet und begrüsst uns der Koch, Kojy Mahlatini. Der ehemalige Chefkoch des Restaurants hat, weil das Restaurant aus dem Park ausgelöst und die Lizenz privat vergeben wurde, den Job gewechselt und bekocht jetzt die Campbesucher. Daneben macht er auch noch das Busch-Braii.

Alexander McCall Smith und Mma Ramotswe
Mma Ramotswe ist die wohl unkonventionellste Detektivin der jüngeren Kriminal-Literatur und mit ein Grund, weshalb wir nach Gaborone gekommen sind. Vollschlank – sie selbst sagt: traditionell gebaut –, Ende Dreissig und die erste und einzige Frau, die in Botswana eine Privatdetektei führt. Ihre Fälle sind oft wenig spektakulär: Es gilt einen verschwundenen Ehemann zu finden, einen Versicherungsbetrug aufzudecken oder auch nur herauszubekommen, ob die Tochter einen Freund hat.

Nicht zu Unrecht wird Mma Ramotswe als afrikanische Miss Marple bezeichnet. Denn sie widmet sich jedem ihrer Aufträge mit vergleichbarer Beharrlichkeit und einzigartiger Menschenkenntnis. Doch ihre Geschichten unterscheiden sich stark von Kriminalromanen, die in der so genannten «ersten Welt» spielen: Mma Ramotswes Leben ist von jener besonderen Gemächlichkeit geprägt, die vielen Europäern so fremd ist. Mma Ramotswe ist niemals hektisch. Die wichtigsten Erkenntnisse – bezüglich ihrer Fälle und zum Leben überhaupt – macht die erste Lady-Detektivin Botswanas bei ihrem täglichen Rotbusch-Tee und im Gespräch: allen voran mit dem «besten aller Männer», dem Automechaniker Mr. J.L.B. Matekoni. Zwischen den beiden entspinnt sich bald eine rührende Liebesgeschichte.

Der Autor Alexander Mc Call Smith ist im heutigen Simbabwe aufgewachsen und hat in Botswana als Rechtsdozent gelehrt. Seine Geschichten von Mma Ramotwe sind erst in zweiter Linie spannende Krimis. Zuvorderst steht vielmehr der liebevolle Blick auf ein Stück heutiges Afrika: Humorvolle Schilderungen des Alltags in Botswana und wunderschöne Landschaftsbeschreibungen machen diese Detektivromane zu einem überaus vergnüglichen Leseerlebnis.
(leicht veränderter Auszug aus einem Büchertipp im Internet)

Wir beziehen zwei Häuschen, schauen uns die ganze Anlage an und nehmen dann eine Freiluftdusche. Anschliessend gibt’s Sonnenuntergang mit Champagner und als es dunkel wird, ein leckeres Nachtessen. Zepho und Kojy essen gemeinsam mit uns am Tisch, finden aber trotzdem noch Zeit, uns sehr aufmerksam zu bedienen, da wir ihre einzigen Gäste sind.

Nach dem Nachtessen sitzen wir noch etwas an’s Feuer und verziehen uns dann so langsam in unsere Häuschen.
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
Letzte Änderung: 03 Jan 2010 12:27 von eggitom. Begründung: Letztes Bild entfernt (falscher Tag)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
03 Jan 2010 13:00 #125108
  • eggitom
  • eggitoms Avatar
  • Nam vitiis nemo sine nascitur
  • Beiträge: 1247
  • Dank erhalten: 400
  • eggitom am 31 Dez 2009 12:58
  • eggitoms Avatar
So, liebe Fomis, Endspurt. Da es am Schluss nicht mehr allzuviel zu fotografieren gab - irgendwann mag man dann auch nicht mehr so (und bedauert es im Nachhinein!) - hier der Rest unserer Reise in einem Stück. Danke für's Lesen, alle Kommentare und die Hilfe bei der Tierbestimmung - wobei ich bei letzterem nach wie vor Hilfe brauchen kann ;)

Montag, 19. Oktober 2009 / Mokolodi Game Reserve (Gaborone)
Tshepo muss uns nicht wecken; schon um halb sieben sind wir auf. Um sieben gibt’s Frühstück. Gegen acht Uhr kommt ein Rasta auf einem Quadbike herangefahren und lädt ein Gewehr ab. Er wird uns als Mikey vorgestellt, Führer und Spurenleser für das Rhino-Tracking.

Mit dem offenen Fahrzeug von gestern geht’s los, quer durch das ganze Schutzgebiet. Unterwegs sehen vereinzelt Tiere, die uns aber heute wesentlich weniger interessieren, als auch schon. Immerhin: eine Straussenfamilie mit Jungen, welche zwar vor unserem Fahrzeug davonrennen, aber partout immer auf der Strasse, erweckt dann doch unsere Aufmerksamkeit. Irgendwann finden sie doch einen Abgang und verschwinden im Gebüsch.

Als wir auch nach zwei Stunden und trotz Mikey noch keine frischen Rhinospuren gefunden haben, steigt dieser ab und sucht zu Fuss weiter. Wir fahren inzwischen auf Umwegen dem vereinbarten Treffpunkt entgegen und suchen ebenfalls.

Unterwegs schaut Fabian einer grünen Spinne zu, welche während der holprigen Fahrt auf dem Wagen ein Netz zu spannen versucht, und sieht dabei einen Ast fast zu spät. Bei der Ausweichbewegung rutscht ihm die Videokamera aus der Hand, fällt aus dem Auto – und wird vom Hinterrad zu Mus zerquetscht, obwohl Tshepo auf Fabian’s Schrei hin sofort gebremst hat! Das Ganze geht so schnell, dass Ruth und ich erst richtig realisieren, was los ist, als unser 19-jähriger Sohn schluchzend da steht, die Trümmer seiner geliebten neuen Kamera in den Händen.

Glück im Unglück: Die Kamera funktioniert mit Videobändern und erst vorgestern Abend hat er ein neues Band eingelegt. So sind, mit Ausnahme des gestrigen Tages mit den zahmen Elefanten, den Geparden und dem abendlichen Sonnenuntergang sowie der Straussenfamilie von vorhin alle Aufnahmen noch vorhanden. Als wir ihm zudem versprechen, dass er eine neue Kamera erhält, beruhigt er sich einigermassen. Trotzdem ist uns allen die Lust etwas vergangen. Noch Tage später schleicht sich ein beklemmendes Gefühl ein, wenn ich mich mit dem Thema befasse, sei es beim Betrachten der zertrümmerten Kamera, der Bilder davon oder beim Schreiben und Überarbeiten des Tagebuchs.

Etwas später laden wir Mikey wieder auf; er ist nicht fündig geworden. Tshepo meint, die Rhinos seien immer noch im Wahlbüro. Er will jetzt noch im gegenüberliegenden Teil des Parks einen letzten Versuch machen.

Eine halbe Stunde später glaubt Mikey, etwas gefunden zu haben. Wir steigen ab und folgen ihm zu Fuss, eine weiter halbe Stunde lang in grossem Bogen rund um’s Fahrzeug. Mehr als ein verlassenes Straussenei finden wir aber nicht. Irgendwann bricht Tshepo die Uebung dann ab. Mikey wird allein weitersuchen und uns allenfalls am Abend noch hinführen. Nach weiteren fünf Minuten Wanderung sind wir plötzlich beim Camp angelangt, wo alle, Guides eingeschlossen, ihren Durst löschen. Dann holen Mikey und ein weiterer, zufällig anwesender junger Mann das Auto und Tshepo fährt uns zur Reception.

Dort packen wir unser Gepäck um, räumen auch unser Zelt aus und rollen die restlichen Schlafsäcke zusammen. Wanderschuhe, Fabian’s Decke, die verblichene Kamera, die gekaufte Lampe, einige Hosen und Pullover, Ladegeräte die nicht mehr gebraucht werden, Reiseführer, etc. kommen in die Apothekentasche; die Necessaires werden anderweitig verteilt. Dann fahren wir Richtung Gaborone.

In Gaborone finden wir die DHL dort, wo das GPS anzeigt und nicht, wo Tshepo uns angegeben hat. Der Angestellte schaut etwas erstaunt, als wir unser Anliegen vorbringen, wägt dann aber die Tasche (20kg!), lässt uns das Formular ausfüllen und rechnet aus, was es kostet. Das Resultat nach ca. einer Stunde übertrifft unsere kühnsten Erwartungen: 2700 Pula oder CHF 450.-!! Dafür soll die Tasche dann innert zwei Tagen in der Schweiz sein. Nun gut; nach kurzem Ueberlegen investieren wir auch diesen Betrag noch, und buchen ihn später als Lehrgeld ab, denn rückblickend wäre es wohl auch auf dem normalen Postweg gegangen - hätte einfach etwas länger gedauert. Insgesamt ein kostspieliger Tag :woohoo:

Ohne Tasche fahren wir ins Zentrum, gehen in ein Internetcafé und suchen die Postadresse von Brigitte Fankhauser heraus, um ihr eine Ansichtskarte schicken zu können. Die Adresse des Roten Kreuzes, das uns Tshepo als Anlaufstelle für die alten T-Shirts, die zweite gekaufte Decke und unsere übrigen Lebensmittel angegeben hat, erfahren wir im Tourist Office und auf einem kurzen Fussweg durch die Mall sehen wir auch noch das Hotel, wo Mma Ramotswe ihren Tee zu trinken pflegt. Der Rest gefällt uns nicht besonders; Gaborone ist keine Stadt zum Verweilen.

Beim Roten Kreuz nehmen sie unsere Sachen gerne entgegen. Die Provianttasche ist jetzt leer, im Kühlschrank sind noch zwei Bier und zwei Savannah. Dann suchen wir das Filmset des ersten und bisher einzigen Mma Ramotswe-Films (Anthony Mingella’s letzter Film) dort, wo es uns Tshepo angegeben hat, finden es aber nicht. Zudem herrscht zunehmend starker Feierabendverkehr, so dass wir uns zur Rückkehr nach Mokolodi entschliessen.

Auf dem Rückweg biege ich noch beim St. Josephs College ab um ein Erinnerungsbild zu schiessen, bin ich doch jahrelang in einem Internat gleichen Namens zur Schule gegangen. Eher zufällig entdecken wir dabei den Wegweiser zum No. 1 Ladies’ Opera House. Diese finden wir noch etwas weiter ausserhalb; sie entspricht so gar nicht der Beschreibung aus dem GEO und hat zudem seit 16:00h geschlossen. Also fahren wir zurück nach Mokolodi, wo uns Tshepo schon erwartet.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder im Camp, wo wir eine Sonnenuntergangsdusche nehmen und anschliessend Champagner, Nachtessen. Während des Nachtessens fragt mich Tshepo plötzlich, ob ich an der Kamera einen Nachtmodus habe; ich solle sie holen, wir haben Besuch. Draussen vor der Mauer grasen vier Rhinos in der Dunkelheit!! Tshepo’s Kommentar: „So ist das in Afrika: Wir suchen die Tiere und finden sie nicht, aber sie finden uns“. Dass das Fotografieren in der absoluten Finsternis eher Glückssache ist, zeigt sich beim anschliessenden Sichten der Bilder; einen wirklichen Volltreffer habe ich nicht gelandet. Aber die Rhinos sind inzwischen halt schon weg :huh:

Nach dem Essen sitzen wir wieder etwas ans Feuer und gegen zehn Uhr sind wir einmal mehr bettreif.

Dienstag, 20. Oktober 2009 / Mokolodi Game Reserve – Rock Ridge Manor (Johannesburg)
Wie gestern sind Kojy und Tshepo ab fünf Uhr früh aktiv und machen Frühstück. Nach dem Frühstück packen wir unsere wenigen Sachen zusammen und wollen eigentlich losfahren. Aber Tshepo schlägt uns noch einen Gang zum Wasserreservoir vor, welches für die ursprüngliche Rinderzucht angelegt worden war. So hat er uns ja auch vorgestern Abend erklärt, dass die Umzäunung des Camps dem ehemaligen Rindercorral entspricht.

Nach dem Besuch des kleinen Sees, an dem wir gestern offenbar unwissend ganz knapp vorbeigegangen sind, verabschiedet sich Kojy ganz herzlich von uns und wünscht uns alles Gute für den Rest unserer Reise. Tshepo fährt uns zur Reception, wo wir die Bezahlung noch abklären: Auch da alles in Ordnung, Bwana’s Büro gibt heute noch die Kreditkartenangaben durch.

Nach dem ebenso herzlichen Abschied von Tshepo fahren wir los, erst mal Richtung Mma Ramotswe-Oper. Was wir antreffen ist ein kleines Konzertlokal mit angegliedertem Restaurant. Im Lokal wird gerade die Kulisse der ersten hier aufgeführten Oper abgebaut. Im Restaurant steht eine gelangweilte Angestellte, welche über das Filmset keinerlei Auskunft geben kann. Also lassen wir das halt auch bleiben.

The No. 1 Ladies’ Opera House
Alexander McCall Smith has long taken an interest in the musical scene in Botswana. Last year he established a tiny opera house, known as The No. 1 Ladies’ Opera House, at Kgale Siding, just outside Gaborone. The Opera House is accommodated in an old garage converted for the purpose, and operates as a restaurant during the day.

The Opera House project started in a small way and will remain a small project – the essential aim is to provide a stage for some of the very good amateur singers that one encounters in Botswana. The musical side of the project is being run by David Slater, a well-known musician in Gaborone who has done an immense amount for music in Botswana over the years. It is hoped that at least two musical productions will be put on at The Opera House each year, with smaller musical events being held throughout the year.

We are delighted to announce that in October 2009 the premiere of a new opera, The Okavango Macbeth, will be staged at The No. 1 Ladies’ Opera House. The opera has been written by the Edinburgh composer, Tom Cunningham, to a libretto by Alexander McCall Smith, and will be produced by Nicholas Ellenbogen from South Africa. The title is somewhat surprising: the opera is an exploration of the Macbeth story amongst a colony of baboons (baboons, with their clear social hierarchies, have Lady Macbeth issues, it seems!)
(kopiert aus Alexander McCall Smith’ Homepage )

In der Game City werfen wir noch die letzte Postkarte ein und kaufen anhand von Tshepo’s Liste und weiterer Tipps des Verkäufers etwas Musik für Fabian’s Videovertonung ein. Dann geht die Fahrt Richtung Thlokweng = Grenze zu Südafrika. Der Grenzübertritt verläuft relativ einfach; es hat zwar auf der Südafrika-Seite viele Leute, weil vor uns zwei Busse angekommen sind, aber die Abfertigung ist zügig.

Die Weiterfahrt Richtung Johannesburg verläuft auf zunehmend besseren Strassen; kurz vor Pretoria wird die Strasse zur Autobahn und um Johannesburg treffen wir auf ein Strassennetz und Verkehr, wie irgendwo in Europa. Überall wird daran herumgebaut: die Fussball-WM wirft ihren Schatten voraus. Die SIM-Karte von Botswana funktioniert hier nicht, aber diejenige von Namibia, also werden wir Bwana wegen des Fahrzeuges anrufen können. Was wir im GPS nicht finden und wofür wir auch keine Karte haben, ist das Rock Ridge Manor.

Von Pretoria aus – der Verkehr hat massiv zugenommen, weil a) städtisch, b) Grossbaustelle und c) beginnender Feierabend – wählen wir die Variante Flughafen, in der Annahme das Guesthouse befinde sich in dessen Nähe. Fabian startet das Netbook und sucht die Telefonnummer der Rock Ridge Manor heraus, weil Ruth’s gedruckte Liste in der so teuer nach Hause geschickten Tasche gelandet ist.

Auf Ruth’s Anruf hin nimmt Brenda ab und sagt, wir fahren falsch: Der Flughafen liegt im Osten, die Rock Ridge Manor im Westen von JoBurg. Die halbe Streckenbeschreibung bekommt Ruth mit, dann wird die Verbindung unterbrochen. Bei der nächsten Ausfahrt drehe ich ab; leider verläuft diese Strasse aber nur die ersten paar Meter in der gewünschten Richtung und geht dann ebenfalls Richtung Flughafen! So müssen wir uns den Weg zurück zur M1 in die richtige Richtung auf Haupt- und Nebenstrassen mit Hilfe des GPS suchen und verlieren viel Zeit.

Zweiter Versuch: Brenda gibt uns die Nummer ihres Mannes, Thomas, an, welcher Deutsch spreche. Der erste Versuch klappt nur halbwegs; immerhin nähern wir uns grob der angegebenen Richtung. Beim zweiten Versuch fragt Thomas, wo wir sind, und gibt uns dann eine Tankstelle bei der nächsten Ausfahrt an, die ganz in der Nähe seines Büros ist. Er werde uns dort erwarten und lotsen.

Die Ausfahrt kommt noch während des Telefongesprächs. Nach einem weiteren, allerdings nur kleinen Umweg um ein paar Garagen (ich hätte nach der Abfahrt rechts abbiegen sollen) finden wir die Tankstelle und werden von einem grauen BMW 323i angeblinkt, welcher, als ich gewendet habe, sogleich losfährt. Während rund einer halben Stunde lotst er uns durch den Feierabendverkehr, über Nebenstrassen, Hauptstrassen und Autobahnen, und ich schaffe es, den Anschluss nur einmal bei einer Rechtsabzweigung kurz zu verlieren, was aber kein Problem ist, weil der BMW kurz danach am Strassenrand auf uns wartet. Irgendwann landen wir in einer Quartierstrasse und Thomas biegt in den Hof des Rock Ridge Manor ein.

Brenda begrüsst uns, weist uns unsere Zimmer zu und fragt nach der Frühstückszeit. Bevor wir dies beantworten können, muss ich erst Carsten wegen der Rückgabe des Wagens konsultieren. Er meint, Flughafen, will aber noch am PC nachschlagen und ein Mail schicken. Dumm ist nur, dass ich mit diesem Anruf mein Namibia-Telefonguthaben erschöpft habe.

Ueber den Hotspot des Hauses, den ich gratis benutzen darf, suche ich nach Infos; wir haben nämlich inzwischen noch festgestellt, dass laut Vertrag die Rückgabe um 16:00h erfolgen soll, was für uns ja nicht geht, weil wir schon um 10:55h fliegen; und Fabian darf das Auto ja offiziell nicht fahren und wäre allein in diesem Verkehr wohl auch überfordert! So machen wir erst mal sieben Uhr für’s Frühstück ab und gehen unter die Dusche. Brenda zeichnet uns derweilen zwei Pläne: einer für’s nächste Zentrum mit einigen Restaurants, wo wir ein Nachtessen finden sollten, den anderen für den Weg zum Flughafen.

Zum Restaurant müssen wir, wie hier üblich, den Wagen nehmen; zudem gibt uns Brenda eine Fernbedienung für das Tor zur Einfahrt und weist uns an, gut zu schauen, ob keine zwielichtigen Gestalten herumlungern, bevor wir anhalten und das Tor öffnen.

Die Restaurants und den Woolworth, um noch etwas Geld abzuheben, finden wir problemlos. In einem portugiesischen Restaurant namens Adega nehmen wir Platz: Essen sehr gut und günstig und einmal mehr viel zu viel, etwas zu laute Musik, aber sehr freundliche Bedienung. Nur das Wechselgeld auf unsere R600 muss die Bedienung offenbar zuerst drucken ;)

Auch den Rückweg finden wir problemlos; vor dem Tor lungert keiner herum, so wir es öffnen und ungestört reinfahren können. Bwana hat sich noch nicht gemeldet, Fabian versucht, mir bei der erneuten Hilfe nach Infos zu helfen und versteckt damit seine Besorgnis über die bevorstehende Trennung und den alleinigen Heimflug (was ich natürlich nicht realisiere und entsprechend unwirsch quittiere) und Ruth fängt an, nervös zu werden und bekommt Durchfall, weil sie glaubt, wir müssen morgen früh um neun Uhr schon zum einchecken bereit sein.

Gegen zehn Uhr kommt eine SMS von Carsten: „Uebergabe 16:00h am Flughafen“. Telefonieren kann ich nicht mehr, aber SMS geht (hoffentlich) noch, also schreibe ich zurück, dass das nicht geht. Ruth’s schlechtes Gefühl verbessert sich nicht wirklich; nun ja: irgendwie bringen wir die Nacht trotzdem hinter uns :S

Mittwoch, 21. Oktober 2009 / Rock Ridge Manor – Barra Lodge (Inhambane)
Am Morgen sind Ruth und ich schon um halb sechs Uhr definitiv wach. Ich habe inzwischen auch wieder Durchfall. So warten wir und hoffen darauf, dass Brenda demnächst auftaucht. Mir ist nämlich das 24h-Telefon von Asco in den Sinn gekommen, wo wir eventuell geholfen werden können :huh: Alternativ schwebt mir eine Uebergabe a) am Flughafen bei einer dort ansässigen Gesellschaft oder b) im Rock Ridge Manor durch Fabian vor.

Als Brenda kurz vor sieben auftaucht – das Frühstück hat sie schon gestern abend weitgehend vorbereitet – stellt sie Ruth das Telefon zur Verfügung, ist aber von unserer Variante b) nicht gerade begeistert. Das Problem erledigt sich insofern, als der Herr bei Asco es offenbar recht schnell erfasst und uns zum ersten den AVIS-Schalter als Abgabestelle angibt und zum zweiten dafür sorgen will, dass derjenige, der das Fahrzeug zurückbringen soll, um neun Uhr dort ist. Ruth’s Durchfall, welcher sie die ganze Nacht durch geplagt hat, verbessert sich schlagartig.

Vor dem Frühstück verabschiedet sich Thomas, der zur Arbeit muss und erhält zum Dank den restlichen Inhalt unseres Kühlschranks (s. weiter oben). Nach dem Frühstück laden wir unsere Taschen, nehmen von Fabian Abschied – Mama wohl mit etwas Herzschmerzen, ich mit einem etwas merwürdigen Gefühl im Bauch – und fahren los.

Bei der Shell-Tankstelle kurz nach dem Manor tanken wir voll. Die Kreditkartenverarbeitung dauert ewig, bis ich in den Shop hineingehe und Barzahlung anbiete; dann klappt es plötzlich. Erst nach dem Wegfahren frage ich mich, weshalb sie für die Belastung eine Fotokopie der Kreditkarte anfertigen mussten :ohmy:

Bis zur Autobahn geht alles glatt, dann lotst mich Ruth falsch, was wir aber mit etwas Glück und minimem Zeitverlust korrigieren können. Auf der Autobahn herrscht aus den gleichen Gründen wie gestern starker Verkehr; zwischendurch landen wir sogar in einem zähflüssig vorankommenden Stau. Die Gebete zu allen möglichen Schutzheiligen und meine etwas unorthodoxe Slalom-Fahrerei (was ich sonst bei anderen Fahrern hasse!) helfen uns aber, da heraus zu kommen und ab sofort haben wir einen Schutzengel, der vor uns die Strasse Bruce Almighty-mässig abräumt; zumindest kommt es mir so vor! Zudem erweist sich die Skizze von Brenda als grossartig, so dass wir kurz vor neun Uhr an der Einfahrt zur Mietwagen-Rückgabe stehen, wo uns das nächste Hindernis erwartet: ein Balken quer über die Strasse in 2m Höhe. Aber auch hier helfen die Schutzengel: die Dachzelte touchieren den Balken ganz leicht beim Durchfahren!

Beim AVIS-Schalter will eine Dame nicht ganz begreifen, was vor sich geht und uns wegschicken. Plötzlich steht aber ein Herr neben ihr, der sich als unser Asco-Chauffeur entpuppt, und von jetzt an geht alles sehr schnell. Er übernimmt den Wagen ohne grosse Kontrolle und ist uns sogar dankbar für die zehn Liter Trinkwasser, die wir ihm überlassen, muss er doch den Wagen gleich nach Windhoek zurückfahren und deshalb irgendwo auf der Strecke übernachten.

Wir ziehen mit unserem Gepäck los, checken ein und rufen dann von einem Münzautomaten noch bei Brenda an, um den Erfolg zu rapportieren. Dann gehen wir – Ruth hat immer noch das Gefühl, es eile – durch die Sicherheitskontrolle, um im Duty Free-Bereich noch nach einem Buch Ausschau zu halten. Was wir finden, ist ein Shop, der nur englische Bücher verkauft. Nun denn: lese ich halt wieder mal etwas englisches.

Das Gate befindet sich im gleichen Bereich wie dasjenige für den Flug nach Windhoek vor zwei Monaten. Im kleinen Shop an der Ecke erstehe ich noch einen Gürtel aus Büffelleder; er soll zum Nachfolger des 1977 in Assisi gekauften Ledergürtels werden, den ich jetzt wohl definitiv pensionieren werde… Nachdem wir erst zu Gate 26 und dann wieder zurück zu Gate 24 geschickt worden sind, dürfen wir einsteigen und der Flug startet mit wenigen Minuten Verspätung.

Na ja: das Einsteigen ist eine Geschichte für sich: „Aus technischen Gründen“ haben wir nicht Plätze nebeneinander sondern die Sitze 1A und 2A hintereinander erhalten. Ich will mich zuerst vorne hinsetzen um Platz für den dicken Fotorucksack zu haben, der nicht ins Gepäckfach geht. Ist aber nicht erlaubt (der Rucksack!). Also quetsche ich mich auf Sitz 2A, wo ich neben dem Rucksack keinen Platz mehr für meine Beine habe.

Auf Ruth’s Drängen wechsle ich (ohne Rucksack) doch noch auf 1A und sie setzt sich auf 2A. Kurz darauf kommt ein Zweimeter-Riese und quetscht sich auf 2B; Knie am Anschlag! Mein Angebot zu einem Wechsel wird mit einem Lachen über alle vier Backen quittiert und Ruth und ich sitzen doch noch nebeneinander.

Kurz vor dem Abflug kommt eine Stewardess und bittet uns, mit dem Paar auf 1C und 1D zu wechseln, weil die Dame Rückenprobleme hat und dort offenbar nicht gut sitzt. Nun haben wir auch die vorher verlorene Beinfreiheit wieder; dies allerdings um den Preis, dass Ruth bei einem Absturz für den Notausgang zuständig ist. Sollte es draussen unsicher sein, muss sie sich mit verschränkten Armen davor aufpflanzen, damit dort niemand aussteigt!

Eineinhalb Stunden, ein Sandwich und eine Zitronenroulade aus der Karton-Box, eine Cola und ein paar Turbulenzen später landen wir in Inhambane. Der Flugplatz ist wesentlich kleiner, als Bern-Belpmoos, wo wir unsere Reise begonnen haben; wir warten draussen vor dem Abfertigungsgebäude auf unser Gepäck, Leute wandern rein und raus, ich steige auf’s Dach und schiesse Fotos und Ruth kümmert sich derweilen darum, dass unser Gepäck aus- und fälschlicherweise ausgeladenes wieder eingeladen wird – ein richtiger Jahrmarkt. Aber schliesslich haben all diejenigen, die ausgestiegen sind, ihre Ware erhalten und auf dem Rollfeld stehen keine Koffer mehr herum. Die Passagiere für Vilanculos dürfen wieder einsteigen und fliegen weiter.

Ein Bus bringt uns und vier weitere Personen in einer halbstündigen, holprigen Fahrt an die Küste, wo wir zusammen mit zwei anderen Personen bei der Barra Lodge ausgeladen werden. Die restlichen zwei fahren in die noblere Flamingo Water Lodge.

Zum Empfang gibt’s den obligaten Begrüssungs-Cocktail und dann das Häuschen mit der Nr. 35. Wir richten uns ein und gehen dann erst mal an den Pool, später an den Strand. Dieser ist sehr breit und sehr leer; die wenigen Liegen sind am oberen Ende bei der Strandbar, in einem mässigen Zustand und alle besetzt. Die Sonne scheint, ein unregelmässiger Wind weht. Zwei der Liegen hat jemand etwas weiter hinaus auf den Strand geschleppt; an einer lehnt ein Mann und liest ein Buch.

Wir gehen hinaus, nehmen die zweite Liege in Beschlag, unterhalten uns ein wenig und ich beginne, den englischen Roman zu lesen, als der Mann nebenan sich plötzlich als Auch-Schweizer outet, der allein mit dem Bus im südlichen Afrika umherreist und eben ein Buch fertiggelesen hat, das er uns nun schenkt: das letzte Werk von Hugo Lötscher, „War meine Zeit meine Zeit“, eben erst knapp nach seinem Tod erschienen. Eines unserer Bücher will er nicht, reist er doch morgen nach Maputo und von dort nach Hause.

Gegen fünf Uhr geht die Sonne langsam hinter den Palmen unter und wir gehen duschen. Ruth schreibt noch etwas Tagebuch, ich habe den Lötscher begonnen. Um halb sieben gehen wir zur Strandbar, wo das Nachtessen stattfindet, weil das Restaurant in Renovation ist. Dort werden wir direkt an unseren Tisch geleitet; der eigentlich vorgesehene Apéro entfällt.

Das Essen ist sehr gut, das Buffet reich bestückt: Vorspeise, Suppe, Hauptgang, Dessert wird angeboten. Dazu spielt eine lokale Jugendband, zuerst Steelpan dann afrikanische Musik mit Tanz. Vor allem der Junge am leading Steelpan überrascht: wohl kaum 15 Jahre alt zeigt er ein Rhythmusgefühl und Improvisationstalent, das ihn meines Erachtens noch weit bringen wird, wenn er denn dabei bleibt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den Sonntag, wo sie wieder spielen werden.

Nach dem Nachtessen und dem Abschluss der Darbietungen gehen wir schon bald ins Bett, lesen noch ein wenig und schlafen dann.

Donnerstag, 22. Oktober 2009 / Barra Lodge
Der Tag ist schnell erzählt: Frühstück, kurz am Pool dann am Strand mit Pizza zu Mittag, duschen, Nachtessen, diesmal à la carte Tagebuch schreiben, schlafen. Viel weniger Leute, da gestern für die Live-Musik offenbar ganze Busladungen vom Flamingo gekommen sind. Effektiv in der Barra Lodge sind grob geschätzt nur rund ein Dutzend Gäste. Den ganzen Tag weht ein recht starker Wind; es hat auch immer wieder grössere Wolkenbänke. Haben kurz nach zwei Uhr Fabian angerufen; er ist gut nach Hause gekommen; bei der Ankunft in Bern war es sieben Grad warm oder eher kalt!

Das Nachtessen ist diesmal à la carte, aber nicht weniger gut. Der Wein, den wir dazu bestellen, ist etwas zu warm; zudem haben wir Mühe, nach dem vorher genossenen Cocktail die Flasche ganz zu leeren. Für die Zukunft gehe ich wohl besser wieder zu Bier über und Ruth will etwas anderes probieren: Sparletta (Himbeerlimonade) mit Rum.

Freitag, 23. Oktober 2009 / Barra Lodge
Etwa so wie gestern. Fabian berichtet per SMS, dass es in der Schweiz regnet. Mit dem Shuttle Bus fahren wir zum Flamingo. Der Pool ist grösser und schöner als unserer und die ganze Lodge macht einen etwas gepflegteren Eindruck. Die Unterkünfte sind Pfahlbauten, welche über einen langen Steg erreichbar sind, auf welchem das Gepäck mit einem Golfkarren transportiert wird.

Bei Ebbe sieht das Ganze etwas trostlos aus, auch weil kein Strand und kein Meerzugang ersichtlich ist. Bei der Rückfahrt erfahren wir dann aber von einem jungen Paar aus Montana, dass man bei Flut direkt vom Chalet aus schnorcheln könne und dass das Wasser, da Lagune, schön ruhig sei. Aber auch hier ist nicht mehr los, als in der Barra Lodge, so dass wir nach einer Stunde zurückfahren. Strand, Toast zum Mittagessen. Um vier Uhr kommen ein paar Wolken, so dass wir uns zum Häuschen zurückziehen, einen Tee kochen und auf der Terrasse noch etwas lesen resp. Tagebuch schreiben, Telefon mit Fabian: die Tasche ist angekommen.

Morgen wollen wir nach Inhambane.

Samstag, 24. Oktober 2009 / Barra Lodge

Ausser uns wartet auf den Bus auch noch das indische Paar, das uns gestern ein paarmal freundlich gegrüsst hat. Wir kommen ins Gespräch; es sind Vijay und Myla, ein indischstämmiges Paar aus Johannesburg. Sie sind zwar erst 47 und 42, wie wir später feststellen, aber seit 25 Jahren verheiratet und haben zuhause fünf Töchter und einen Sohn.

Später stösst noch ein junges weisses Paar, ebenfalls aus JoBurg, dazu: Andries und Laetitia. Die beiden haben zuhause zwei Kinder im Alter von 10 Monaten und 2 Jahren. Im Bus, der mit etwas Verspätung kommt, sitzen weiter vier Personen, so das eine ganz ahnsehnliche Gruppe zusammenkommt.

In Inhambane führt uns Eugenio durch’s Städtchen: Moschee, Museum (kleinere Ausgabe desjenigen in Maputo, aber ebenso patriotisch), Franziskanerkirche, deren Baujahr er verdreht (47 statt 74, wie wir alle sehr stark vermuten), Pier und dann in ein Restaurant, wo zum Leidwesen der Angestellten kaum jemand etwas essen will. Später dann besuchen wir den auch hier sehr lebhaften und farbigen Markt, wo Andries seiner Vorliebe für Chilis frönen kann. Cashews finden wir leider keine.

Auf dem Rückweg hält der Bus noch an einer Bäckerei, die Laetitia kennt, und dort kaufen wir für die gesamte Mannschaft noch ein paar Süssigkeiten. Vier grosse Prussiens bleiben übrig; zudem erhält Ruth von Laetitia noch drei der auf dem Markt gekauften Mangos.

Nach der Rückkehr gehen wir noch etwas an den Strand. Vor dem Nachtessen treffen wir Laetitia zu einem Cocktail; die anderen stossen nach und nach dazu. Trotz des starken Windes haben die Angestellten das ganze Buffet und die Tische draussen auf dem Sand hingestellt. Wir stellen drei Tische zusammen und essen gemeinsam, begleitet von der Jugendband aus dem Dorf. Der Solist vom Mittwoch fehlt, der heutige ist nicht ganz so gut. Auch sonst braucht die Gruppe eine wesentlich längere Anlaufzeit, um auf Touren zu kommen. Wobei man nicht vergessen darf, dass es Kinder und Jugendliche sind, die uns hier unterhalten.

Sonntag, 25. Oktober 2009 / Barra Lodge
Die Wettervorhersage für die Tage ab heute ist weniger gut; sie spricht von Gewittern und Regen. Zumindest heute hat sie sich geirrt; die morgendlichen Wolken verziehen sich im Laufe des Vormittags und für den Rest des Tages haben wir einen wolkenlosen, blauen Himmel. Nur der Wind bläst noch etwas kräftiger, als die vergangenen Tage und hat auf Ost gewechselt, d.h. er kommt direkt vom Meer.

Beim Frühstück werden die diversen Vorhaben abgeglichen: Vijay und Myla wollen ins Flamingo, Andries und Laetitia gehen fischen, wir um halb zwölf auf die Ocean Safari. Bis dann liegen wir etwas an den Strand.

Wegen des Windes und weil die junge Dame vom Dive Center sagt, draussen seien die Wellen noch höher, sehen wir von der Safari ab. Auf dem Rückweg treffen wir Andries und Laetitia: ihr Fischerausflug ist offenbar auch ins Wasser gefallen; sie waren mit Vijay und Myla im Flamingo und sind eben zurückgekommen. Die anderen beiden wollen den Strand entlang zurückspazieren.

Das Mittagessen besteht aus den restlichen Prussiens und der ersten Mango von gestern. Der Rest des Nachmittags ist lesen am Strand. Gegen fünf Uhr wechseln wir zu einem Tee und der zweiten Mango von gestern auf unsere Terrasse. Ruth liest, ich führe mein Tagebuch nach.

Die Ocean Safari ist morgen für 08:30 h angesagt, der Wind soll massiv schwächer sein.

Beim Nachtessen haben wir schon einen Tisch für 6 Personen organisiert, als der Manager Andries und Laetitia das Separée schmackhaft machen will. Die beiden verzichten grosszügig darauf und machen ihm weis, es sei eine Verwechslung der Zimmernummer zwischen 26 und 36, womit Vijay und Myla in den „Genuss“ kommen. So essen wir halt zu viert und die beiden anderen kommen erst am Schluss wieder dazu und erzählen, das Menu sei genau das gleiche gewesen, sie hätten lieber mit uns zusammen gegessen!

Vijay will, dass wir ihn und Myla so bald wie möglich besuchen; wir müssen nur den Flug buchen, für alles andere will er sorgen. Andries und Laetitia wollen morgen auch auf die Ocean Safari mitkommen.

Montag, 26. Oktober 2009 / Barra Lodge

Frühes Frühstück, zusammen mit Andries und Laetitia; Vijay und Myla tauchen erst auf, als wir uns schon für die Ocean Safari bereitmachen. Wir werden mit Maske, Flossen und kurzen Wetsuits ausgerüstet (ausser Andries, dem keines passt), dann erklärt eine junge Dame namens Sandy allen Teilnehmern, wie die Geschichte abläuft, begonnen beim Wassern des Bootes und dem Einsteigen.

Der Trip ist recht erfolgreich, auch wenn wir keine Buckelwale sehen: dreimal Walhaie in nächster Nähe, wobei ich nur beim ersten rausschwimme und dann den anderen den Vortritt lasse, eine Schar von mindestens 12 Delphinen (viel scheuer, als anderswo) und eine Schildkröte. Die Delphine zu fotografieren misslingt mir, wie ich nachher feststelle, weil ich in dem hellen Licht und mit Sonnenbrille das Display von Ruth’s Fotoapparat nicht richtig sehe.

Gegen halb zwölf sind wir zurück und machen bei der Strandbar ab, wo wir auch wieder auf Vijay und Myla treffen. Etwas essen, Abschiedsgespräche und die erneute Einladung; Vijay will sogar einen genauen Termin (möglichst bald!); wir weichen etwas aus und erklären, dass unsere Ferienplanung noch nicht so weit fortgeschritten ist. Ohnehin ist er noch kommunikativer, als sonst, wozu die mindestens drei Tequilas, die er über den Mittag getrunken hat, sicher das ihrige beitragen.

Um zwei Uhr dann der definitive Abschied von den vieren, wobei Myla Vijay’s Einladung von sich aus noch einmal bekräftigt. Und Vijay schenkt mir seinen neu gekaufte Barra Lodge-Mütze, weil ich vorher gesagt habe, sie gefalle mir und ich müsse mir auch so eine kaufen. Viel zu spät kommt mir in den Sinn, dass ich mich hätte mit meinem Motorrad-Kopftuch revanchieren können, fährt er doch auch Motorrad (und Andries und Laetitia übrigens auch).

Dann wird es etwas ruhiger; wir verbringen den Nachmittag am Strand, ich primär am Schatten, weil ich mich gestern etwas verbrannt habe und der Vormittag an der prallen Sonne auch nicht unbedingt geholfen hat. Allerdings ziehen jetzt doch etwas mehr Wolken auf.

Gegen fünf Uhr verschieben wir uns ins Chalet zu einem Tee und der letzten Mango von Laetitia. Tagebuch schreiben; zudem muss ich unbedingt eine Liste all der Dinge erstellen, die ich während der letzten Woche versprochen habe.

Beim Nachtessen setzen wir uns mit Mark und Lena zusammen, denen wir am Morgenausflug mit Medikamenten gegen die Seekrankheit ausgeholfen haben. Mark’s Rucksack hat den Flug von Johannesburg hierher offenbar nicht mitgemacht; im Moment ist er für Mittwoch versprochen. Später werden wir ihnen auch noch die Ueberschüsse unserer Malariamedikamente geben, welche Lena unbedingt bezahlen will. Nun gut, so kommen wir noch an ein paar Euro für einen Kaffee in München.

Nach dem Nachtessen checken wir noch kurz unsere E-Mails; Globetrotter hat die dritte Aenderung des Flugprogrammes geschickt und jetzt ist wieder alles so, wie es am Anfang war. Zum Glück haben wir noch nachgeschaut.

Dienstag, 27. Oktober 2009 / Barra Lodge
Der letzte komplette Ferientag ist angebrochen. Die Wettervorhersage will Regen und starken Wind. Zudem haben sich die Gezeiten inzwischen so verschoben, dass die Flut ihren Höchststand kurz vor Mittag erreicht, also fahren wir um elf Uhr noch einmal zum Flamingo, um uns die Sache bei Flut anzuschauen und zu fotografieren.

Um halb eins fahren wir zurück und legen uns an den Strand; das Wetter wehrt sich bis kurz nach vier Uhr, als es relativ schnell überzieht. Zeit für den Nachmittagstee (weil nur noch ein Teebeutel im Zimmer übrig ist, nehme ich einen Kaffee) und die letzten Tagebucheinträge.

Für das Nachtessen setzen wir uns wieder mit Mark und Lena zusammen. Es regnet und tropft zwischendurch vom Dach herunter, aber zum Glück nicht allzu schlimm. Ein älteres, um nicht zu sagen altes Ehepaar aus Norddeutschland, er mit Stock und schon ziemlich wacklig auf den Beinen, erkundigt sich nach unserer Malariaprophylaxe. Sie sind ganz allein den Weg von JoBurg mit dem Auto hierhergefahren!

Mittwoch, 28. Oktober 2009 Barra Lodge – Frauenkappelen
Der Abreisetag ist definitiv angebrochen; bewölkt, aber trocken, relativ windig. Beim Frühstück werden wir noch unseren Insektenspray an das alte Ehepaar von gestern los; sie revanchieren sich mit Erzählungen über ihre Reisen. Beide sind sicher über siebzig und sprechen nur deutsch, reisen aber allein in der Weltgeschichte herum und planen vorher ihre Reisen im Internet (Google, etc.)!

Nach dem Frühstück erfahren wir die Abreisezeit; wir fahren um halb zwei. Bis elf können wir unser Zimmer benutzen. Also liegen wir noch etwas an den Strand und lesen. Um halb elf Dusche, packen, Blutverdünner spritzen. Dann verabschieden wir uns von unserer Zimmerdame Marta,welche auch gleich noch hilft, unser Gepäck zur Reception zu bringen und gehen zur Bar, um den Rest der Zeit totzuschlagen. Tagebuch, Lunch, lesen und auf den Bus warten.

Gegen eins verabschieden wir uns von den Service-Jungs; nur Rui, unser Frühstückskellner ist im Moment unauffindbar. An der Reception rechnen wir ab und kurz darauf taucht Rui tatsächlich extra noch auf, um uns die Hand zu schütteln. Sie sind alle sehr freundlich; offenbar haben wir uns einigermassen richtig und nicht allzu „touristenmässig“ verhalten. So hat gestern abend Orlando, der Dinner-Kellner, beim Abschied gesagt, er bedaure es, dass wir schon gehen.

Pünktlich um halb zwei steht der Bus da, mit ein paar Leuten aus dem Flamingo. Eine halbe Stunde später sind wir am Flugplatz, checken das Gepäck ein (nur bis JoBurg) und lassen unsere Visa stempeln. Das Flugzeug kommt schon relativ bald und eine halbe Stunde vor der vorgesehenen Zeit können wir einsteigen und fliegen los.

In JoBurg kommen unsere Taschen recht schnell daher. Durch den Zoll raus und am anderen Ende wieder hinein. Gepäck wieder einchecken, diesmal bis Bern. Der Ablauf ist relativ originell: in der ersten Kurve ein Kleber auf den Pass, in der zweiten Kurve Gepäck wiegen und einen Zettel dafür entgegennehmen, am Schalter Gepäck und Zettel abgeben und Boardingcards entgegennehmen. Alles läuft recht speditiv ab.

Dann schnuppern wir noch etwas in den verschiedenen Shops, trinken etwas und kaufen noch das eine oder andere Souvenir. Zwischendurch gehen wir durch Zoll und Sicherheitskontrolle, wo meine Fotoausrüstung auf Drogen untersucht wird. Allerdings finden sie nichts und weil ich zudem so kooperativ bin, darf ich nach fünf Minuten meine Sachen wieder einpacken und gehen.

Auch hier noch einmal etwas shoppen, die letzten Rand am Cola-Automaten ausgeben und dann dürfen wir ins Flugzeug. Dieses ist recht mässig besetzt, aber in jeder Reihe sitzt mindestens eine Person, welche sich natürlich so schnell wie möglich ausbreitet. Ruth schläft nach dem Nachtessen relativ schnell ein, ich bekämpfe meine unruhigen Beine (restless legs) bis gegen vier Uhr morgens mit Sandra Bullock (The Proposal und Miss Undercover), dann kann ich bis zum Frühstück doch noch etwas schlafen.

Ziemlich pünktliche Landung in München; bei Dallmaier nehmen wir noch einen teuren Capuccino und dann fliegen wir durch schönstes Herbstwetter Richtung Bern. Abgeholt werden wir dort nicht, aber mit Flughafenbus, Zug und Postauto sind wir trotzdem kurz vor Zwölf wieder in der Chlostermatt. Zwei schöne, lange, unvergessliche Ferienmonate sind zu
ENDE
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Gromi
06 Jan 2010 22:46 #125412
  • sammy
  • sammys Avatar
  • Beiträge: 1009
  • Dank erhalten: 44
  • sammy am 06 Jan 2010 22:46
  • sammys Avatar
Hallo Thomas,

ich war bisher ein stiller Geniesser Deines Reiseberichts. Jetzt möchte ich Dir danken für Deinen kurzweiligen und schönen Reisebericht. Deine viele Arbeit und meine Geduld haben sich wirklich gelohnt. ;)
Ich hoffe wir finden am Winterpotjie mal ein bischen Zeit zum quatschen.

liebe Grüße
Petra
Gott gab den Europäern die Uhr und den Afrikanern die Zeit

unsere Website: SAMMY FAMILY
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
08 Jan 2010 00:06 #125467
  • lilytrotter
  • lilytrotters Avatar
  • Beiträge: 4061
  • Dank erhalten: 4518
  • lilytrotter am 08 Jan 2010 00:06
  • lilytrotters Avatar
Vielen Dank für Deinen langen und informativen Reisebericht. Das waren viele Stunden vergnügliches Lesen und Bilder sehen - und für Dich eine Menge Arbeit.
Viele Grüße Lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
08 Jan 2010 12:25 #125491
  • Sanne
  • Sannes Avatar
  • Beiträge: 2115
  • Dank erhalten: 1199
  • Sanne am 08 Jan 2010 12:25
  • Sannes Avatar
Hallo Thomas,

das war ein wunderschöner Bericht. Vielen lieben Dank, dass Du Dir soviel Arbeit gemacht hast, damit wir Eure Reise nachträglich begleiten konnten.

PS: Wenn Deine Moto Guzzi nicht mackt, ist sie wohl noch nicht alt genug.... ;)

So und jetzt versuch ich mal rauszufinden, wie Ihr es alle schafft, soviele schöne Fotos IN Euren Bericht einzubauen, ich kann nämlich bislang immer nur ein einziges anhängen.. Beim zweiten klappts auch schon nicht mehr. :angry:

Herzliche Grüße
Sanne
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.