Namibiarundreise für Fotografen (Teil 14)
Etoscha - Frans Idongo
Nach einer erneut zu kurzen Nacht werden schnell die sieben Sachen gepackt.
Dann geht es zum Wasserloch in Okaukuejo.
Die Sonne ist auch schon wach.
Sie schaut zwischend en Schäfchenwolken durch und
taucht das Wasserloch in ein goldgelbes Licht.
Nach und nach haben auch die Springböcke, Streifengnus und Zebras ausgeschlafen.
Sie werden mit frischen Quellwasser betankt.
Nachdem auch wir unsere Betriebsvorräte am Frühstücksbuffet aufgefüllt haben,
sitzen wir wieder wie die Ölsardienen im Boliden.
Mathias ist bereits mit dem zweiten Wagen über alle Berge Richtung Palmwag.
Der erste Stop ist am Wasserloch Nebrowni.
Aber heute ist dort nicht viel los.
Ein Strauß steht im Wasserloch mitten im Morast.
Der hat eine Konsistenz von Schnellzement.
Die Füße bewegen sich nicht?
Hat der Strauß jemanden verpfiffen und wurde
von der Helmperlhuhnmafia einbetoniert?
Dann stellt sich uns die Helmperlhuhnmafia in den Weg.
Sollen wir jetzt auch im Wasserloch einbetoniert werden?
Hein rollt langsam auf die Hühnerbande zu.
Die bleiben wie angewurzelt stehen.
Kurz bevor das erste Perlhuhn überrollt wird,
gibt der Klügere nach und die Hühner laufen gemächlich vor dem Auto her.
Hein gibt langsam Gas. Der Abstand wird wieder kleiner.
Die Hühnerbande läuft jetzt gemütlich die Straße entlang.
Wie lange wollen die uns noch aufhalten?
Wollen die Wegezoll?
Hein gibt mehr Gas und erhöht das Tempo.
Jetzt kommt Schwung auf und die Hühnerbande läuft mit flotten Tempo vor uns her.
Aber sie sind nicht bereit unseren Boliden passieren zu lassen.
Hein läßt die Muskeln spielen und drückt auf die Tube.
Der Motor röhrt auf.
Das Hühnervieh bekommt die Panik.
Wie ein wilder Hühnerhaufen rennen sie wild flatternd die Straße entlang.
Aber sie geben hartnäckig die Strasse nicht frei.
Es richt nach Hünerfrikassee heute abend.
Hein schaltet hoch und läßt den Boliden laufen.
Das Federvieh flitzt mit atemberaubender Geschwindigkeit vor uns her
und schimpft dabei mit lautem Geschnatter.
Am Wasserloch Olifantsbad biegen wir geschickt ab und die Hühnermafia läuft ins Leere!
Ätsch ausgetrickst!
Am Wasserloch ist nix los und so setzen wir die Fahrt fort.
Die Hühnermafia sitzt ausgepumpt am Strassenrand und läßt uns
jetzt ungehindert passieren.
Wenig später treffen wir am rechten Rand auf eine Gruppe brauner Gestalten.
Das sind bestimmt Radikale. Sie tragen geschwungene Waffen.
Die sind waffenscheinpflichtig und bestimmt verboten!
Sie haben bereits als Kriegsbemalung einen schwarzen Streifen auf der Nase angelegt.
Werden sie gleich über uns herfallen?
Wir spenden ein paar Büchsen Windhoek Lager.
Bei der Aufteilung der der Büchsen geraten sie in Streit.
Wir nutzen die Chance und machen uns aus dem Staub.
Kaum sind wir den Braunen entkommen, werden wir verfolgt.
Ein wilder Springbock galoppiert neben uns her.
Hein läßt die Zügel locker und den Boliden laufen.
Aber es hiflt nix, der Springbock läßt sich nicht abschütteln.
Darf der das überhaupt?
Der ist noch ganz jung und noch grün hinter den Ohren.
Wenn das seine Mama wüßte!
Wir bleiben stehen und der junge Springbock schaut uns traurig an.
Er kommt vermutlich von einen chinesischen Wunderheiler.
Für ein schnelleres Geweihwachstum wurde er akupunktiert.
Wir haben ihn mit Windhoek Lager abgefüllt.
Als ein Auto in die Gegenrichtung fuhr, galoppierte er in Schlangenlienien hinterher ...
Das Vogelportrait von gestern hat bei Stefano Eindruck hinterlassen.
Inzwischen halten wir bei jeder Gabelracke.
Diese bunten Vögelchen sitzen in den Bäumen und warten auf Insekten.
Wir haben da nix zu befürchten.
Aber dann saß dieser grimmig dreinschauender Geselle auf einen Baum am Wegesrand.
Neugierig schaut er durch das offene Autodach ins Wageninnere.
Ernährt er sich von Touristen?
Wird er sich gleich im Sturzflug auf unser Auto stürzen?
Wird er sich einen von uns greifen?
Geschickt halten wir ihn durch unsere großen Teleobjektive auf Abstand.
Somit können wir unserem Schicksal noch einmal entrinnen
Punkt 12 Uhr erreichen wir das Anderson-Gate.
Jetzt sind wir in Sicherheit.
Von wegen Sicherheit, das erste Warnschild auf der C38 ist ein deutlicher Hinweis,
dass auch hier wilde Gesellen unterwegs sind.
Sie lauern arglosen Touristen auf der Strasse auf.
Dann schlitzen sie mit den messerscharfen Eckzähnen die Reifen auf.
Mit erhobenen Schwanz sausen sie dann zum Zaun am Strassenrand.
Verschwinden in einen Tunnel unter dem Zaun.
Tauchen auf der anderen Seite wieder auf und lachen sich ins Fäustchen.
In flotter Fahrt geht es auf guter Teerpiste auf der C38 über
Outjo und Otjiwarongo zur Frans Idongo Lodge.
Kurz bevor wir in die D2433 zur Lodge einbiegen kommt uns ein Güterzug entgegen.
Meine Knipskiste klickt wie verrückt. Stefano weiss, dass meine heimliche Liebe der Eisenbahnfotografie gilt.
In Otjiwarongo gibt es eine Brücke über die Bahn.
Das wäre ein toller Fotopunkt!
Stefano willigt ein.
Das Jagdfieber ist bei mir geweckt.
Hein wendet den Boliden und fährt gemächlich dem Zug hinerher.
Hein! Was machst Du da? So geht das nicht!
So werden wir nie als erstes auf der Brücke sein!
Es war Hein seine erste Zugverfolgung.
Also mal schnell die Regeln erklärt:
1. Vollgas
2. Gänge für maximale Beschleunigung voll ausfahren.
3. In Kuven nicht vom Gas gehen. Gegebenenfalls Gegenfahrbahn in Ideallinie mitbenutzen.
4. Zugverfolger haben Vorfahrt, egal was auf den Schildern steht.
5. Gebremst wird nur beim Erreichen des Fotopunkts. Dafür aber heftig!
Hein läßt die Pferdchen laufen.
Die Drehzahlnadel ist im roten Bereich.
Der Motor dröhnt.
Das Zugende kommt in Sicht.
Wagen um Wagen schieben wir uns am Zug Vorbei.
Jetzt sind wir schon auf Höhe der Loks.
Die Brücke bei Otjiwarongo ist bereits in Sicht.
Hein gib Gas!!!
Der Bolide rauscht die Brücke hoch.
Wir haben einen kleinen Vorsprung.
Ob das reicht?
Auf der Brücke legt Hein eine saubere Zielbremsung hin.
Ich springe aus dem Wagen.
Der Zug kommt bereits um die Ecke.
Noch ein Sprint bis zum optimalen Punkt.
Der Zug ist da!
Kamera hochgerissen, der Fokus sitzt und
Klick-Klick-Klick-Klick-Klick macht die Kamera.
Die Loks hupen.
Die Führerhaustür öffnet sich.
Ein winkender Lokführer schaut heraus.
Ein sich freuender Kiboko winkt zurück!
Die Mitreisen wundern sich noch, wie schnell ein Kiboko laufen kann ...
Im zweiten Anlauf erreichen wir dann die Frans Idongo Lodge
Zwei bedrohliche Riesen bewachen die Eingangstür.
Sie lassen uns passieren.
Aber lassen sie uns auch wieder raus?
Werden wir im Kochtopf landen?
Der rechte Potje ist bestimmt für mich.
Wir beziehen unsere sehr schön eingerichteten Bungalows.
Bis zum Essen haben wir noch etwas Galgenfrist.
Es gibt dort einen Fernseher.
Ich kann der Versuchung nicht wiederstehen und schalte ein!
Es läuft das Erste!
Bei ARD und ZDF reihern sie in die ersten Sitze oder
sitzen sie in der ersten Reihe. Egal.
In den Nachrichten hauen sich die Politiker wieder leere Worthülsen um die Ohren. Das Afrikafeeling ist wie weggeblasen!
Ganz schnell die Flimmerkiste aus!
Ich tue das nie wieder!
Dann geht es auf die Terasse.
Bei einen eisgekühlten Windhoek Lager geniesse ich den Ausblick.
Auf dem Gelände der Lodge gibt es seltener Tiere.
Diese sind so selten, dass sie in Namibia nicht vorkommen.
Sie stammen aus Südafrika und Ostafrika.
Leider ist das Wasserloch so weit von der Terasse entfernt, dass ich die Gorillahantel mit Konverter bestücken muss.
Das Luftflimmern macht sich auf den Bildern bemerkbar.
Auf einer Pirschfahrt würde man den Tieren näher kommen.
Aber das hat hier eher das Feeling eines Safariparks.
Wir lehnen dankend ab.
Mit dem Bierchen in der Hand enstehen ein paar Bilder:
Auch eine Schnaps- äh Akaziendrossel lässt sich blicken
Dann geht es zum Abendessen ins Restaurant.
Wir lauschen dem Quaken der Frösche.
Mit lautem Getöse in Dolbi-Surround!
Quark-Quark-Quark-Quark.
Das ist so perfekt, dass kommt bestimmt vom Band.
Plötzlich Stille.
Wir beten die Bardame die Platte nochmal aufzulegen.
Sie grinst uns an.
Dann kommt wieder das Quark-Quark-Quark ...
Es gibt ein leckeres Drei-Gänge-Menü.
Den Anfang macht eine leckere Vorspeise mit frischem Lachs.
Ob der im Swakop-River gefangen wurde?
Dann ist die Hauptspeise an der Reihe.
Die Kellnerinnen kommen im Gänsemarsch.
Die Speisen werden durch einen Deckel vor neugierigen Blicken geschützt.
Die Spannung steigt.
Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.
Gleichzeitig wurden dann die Deckel entfernt.
Gefüllter Kudu!
Lecker-Lecker! Schlemm-Schlemm! Jamm-Jamm!
Als Nachspeise gab es eine Birne, die bei der Ernte in einen Topf mit heisser Schokolade gefallen ist
Es ist der letzte Abend in Afrika.
Wir sitzen noch lange am Feuer.
Mit reichlich Amarula lassen wir die Reise nochmal Revue passieren.
Nachdem das Feuer abgebrannt, das Personal längst im Bett und der Amarula alle ist, finden wir mit Mühe unseren Bungalow.
Die letzte Nacht wird wohl besonders kurz werden ...
... umso besser schläft es sich dann im Flieger.
Fortsetzung folgt