THEMA: Madagaskar Ende Oktober 2016
10 Jun 2016 09:43 #433820
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  • hopschil am 10 Jun 2016 09:43
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Hat noch jemand einen Tipp betreffend Geld?
würdet ihr etwas CHF (oder besser Euro?) mitnehmen und vor Ort wechseln oder vorgängig schon in der Schweiz etwas von der dortigen Währung besorgen?
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10 Jun 2016 12:18 #433834
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  • BriZA am 10 Jun 2016 12:18
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Hallo hopschil,
wir waren im April 2013 auf Mada, weshalb ich zu Temperaturen im Oktober nichts sagen kann.
Geld konnte man in den größeren Städten am Automaten bekommen. Man muss sie nur finden (die Automaten) B)
Madagaskar ist sehr arm und das sieht man an allen Ecken. Aber die Leute sind sehr freundlich und scheinen trotz ihrer Armut recht glücklich zu sein. Was die Landschaften und die Tiere angeht hält dieses Land echt viel bereit. Haufenweise Bilder findet man in den verschiedenen Madagaskar-Reiseberichten hier im Forum - zum Vorfreuen :woohoo:
(U.a. meiner - Land Leute und Lemuren, auf der RN7 durch Madagaskar)
LG,
Sonja
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10 Jun 2016 13:10 #433842
  • hopschil
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  • hopschil am 10 Jun 2016 09:43
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Hey BriZA
vielen Dank für deine Antwort.
Aber beziehen kann man das Geld so wie ich gelesen habe, nur mit einer VISA/Kreditkarte.. MAESTRO Bankkarten bringen nichts, oder? weiss du da genaueres darüber?

super, freu mich total!

Werde nachher noch deinen Bericht durchlesen.

Liebe Grüsse
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11 Jun 2016 11:10 #433932
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  • BriZA am 10 Jun 2016 12:18
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Hallo hopschil,

ich glaube wir haben tatsächlich mit der VISA-card Geld abgeholt.
Einige Banken bieten diese gebührenfrei an mit gratis Bankabhebungen weltweit.

LG,
Sonja
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27 Jun 2016 19:43 #435744
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  • philfrank am 27 Jun 2016 19:43
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Hallo hopschil, ich habe die Strecke mehrmals befahren - mit dem Fahrrad, mit dem Mietwagen und mit dem eigenen Auto als Selbstfahrer. Bin gerade aus Madagaskar zurück, war diesmal im Nordosten (Sambava).
Die letzte Fahrt nach Ifaty hatte ich im Dezember. Ich wird mal schauen, dass ich einen halbwegs aktuellen Reisebericht von der Fahrt hier reinstellen kann.
Ein paar Tipps für den Anfang:
Visum bekommst Du am Flughafen, kostet 80.000 Ariary oder 25 Euro, kannst in Euro, USD, Pfund und Ariary bezahlen, völlig unkompliziert.
Bereits am Flughafen versuchen Geldwechsler, die Touristen übers Ohr zu hauen. Also lass die Finger von den "fliegenden Geldhändlern" und wechsel bei Socimad am Schalter. Die haben einen fairen Kurs. Einen noch besseren Kurs bekommst Du mit der Visa-Card am Bankautomaten in der Stadt.
Malaria-Prophylaxe ist ein großes Thema. Ich fliege zweimal jährlich nach Madagaskar und nehme nie Prophylaxe, sondern habe Malaria-Medikamente als Standby im Gepäck: Doxy-Cyclin und Lariam (Achtung: letzteres vertragen viele Leute nicht, es kann bei ihnen schwerwiegende Nebenwirkungen bis hin zum Suizid auslösen, bei mir hat es keinerlei Nebenwirkungen). Schütz dich lieber vor Mückenstichen durch lange, helle Kleidung und NoBite, dann brauchst du die ganze Chemie nicht.
Pass auf Märkten und in Tanas Innenstadt auf wegen Taschendieben. Kleine Kinder betteln dich gerne mal mit dem Hut an, unter dem Hut landet deren Hand in deiner Hosentasche. Gib kein Geld an bettelnde Kinder, sondern Essen.
Madagaskar ist arm. Sehr arm. Dessen solltest du dir bewusst sein. Aber die Madegassen haben sich damit arrangiert.
Das schönste Erlebnis auf deiner Reise ist der Besuch der Grundschule der Deutsch-Madagassischen Gesellschaft in der Nähe von Mahitsy. Die Koordinaten sind - 18.74888, 47.365250. Im Oktober fängt das neue Schuljahr an und 90 Kinder freuen sich darauf, dir auf deutsch "Guten Tag" zu wünschen. Und sie freuen sich natürlich über Mitbringsel wie Kinderschuhe (Größen 27 - 31) oder Zahnbürsten und Zahnpasta. Sag deinem Reiseleiter, dass du dort hin möchtest und zeit ihm die Koordinaten auf dem Tablet oder Smartphone. Es sind 15 Minuten Huckelpiste von der RN4 aus. Montag bis Freitag zwischen 8 und 13 Uhr seid ihr herzlich willkommen.
Kurz vor Tulear, so ziemlich am Ende deiner spannenden Reise, wirst du durch ein ärmliches Dorf kommen, in dem in alten Ölfässern Rum aus Zuckerrohr gebraut wird. Nimm eine Tube Brand- und Wundsalbe mit und gib sie dem Dorfvorsteher. Es kommt immer wieder vor, dass Kinder sich bei der Rumproduktion verbrühen oder verbrennen. Denen ist mit der Salbe gut geholfen. Alle wollen diese Salbe oder andere Mitbringsel und werden dich anbetteln und anflehen. Da musst du durch, du kannst nicht alle versorgen. Vielleicht gibt der Reiseleiter auch einfach Gas und erspart dir das Erlebnis.
Die Temperaturen schwanken im Oktober zwischen warm und heiß. Für den Morgen und Abend unbedingt langärmlige leichte Kleidung einpacken, wegen der Mücken. Nimm die üblichen Reisemedikamente mit (Imodium, Paracetamol, Fenistil, Pflaster), da diese unterwegs nicht immer verfügbar sind. Dein Reiseleiter wird dich davor warnen, nachts alleine in der Gegend herumzuspazieren. Das hat seinen berechtigten Grund. Höre auf ihn.
Madagaskar ist ein wundervolles Land. Genieße es in vollen Zügen, saug die fremden Gerüche und Geräusche und Geschmäcker in dich auf und lass dich nicht von Besserwissern verunsichern. Lass dir nichts von fliegenden Händlern verkaufen (Saphire aus Fensterglas, Vanille, die nicht getrocknet ist und bei deiner Ankunft zu Hause schon schimmelt, Produkte von geschützten Tierarten, bei denen du beim deutschen Zoll ein Strafverfahren bekommst usw). Und wenn du Mineralien kaufst, lass dir eine Quittung mit einem runden blauen Stempel vom Ministerium des Mines geben, sonst gibt's Probleme bei der Ausreise (oder eine Bakschisch-Zahlung an die Zöllner). Am Ende der Reise werdet ihr vielleicht auf den großen Souvenirmarkt in der Nähe des Flughafens fahren. Dort kannst du alles kaufen, was du auf deiner Reise an Souvenirs gesehen hast. Meist zu 25 % des aufgerufenen Anfangspreises. Viel Spaß!
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27 Jun 2016 19:46 #435745
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  • philfrank am 27 Jun 2016 19:43
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Hier mein Reisebericht von der Reise Februar 2015, wo wir auch mit der Bahn gefahren sind:

Wir sind gut auf Madagaskar gelandet. Der Flieger von Berlin nach Amsterdam war voll ausgebucht und die Sitzabstände ziemlich eng. Und Verspätung hätten wir auch, so daß uns eine Stewardess ins Schlepptau nahm und und im Laufschritt zum richtigen Anschlußgate führte. Da kam ich schon an meine Leistungsgrenze, obwohl Jörg auch noch mein Handgepäck trug.

Der Flug von A'dam nach Nairobi entschädigte mit freien Sitzreihen, so konnten wir
die Beine hochlegen. Trotzdem kam ich nicht zum Schlafen. Um 6:30 Uhr morgens
durften wir den Sonnenaufgang über dem Mount Kenya bewundern, um 7:00 Uhr waren
wir in Nairobi. 8;40 Uhr ging es weiter nach Antananarivo.

Zur Begrüßung regnet es. Klar. Ist ja Regenzeit. Gleich bei der Passkontrolle werden wir von einem Flughafenmitarbeiter angesprochen. Er sei ein Bekannter von Tsiresy
(unserem Guide), welcher uns aus Sicherheitsgründen erst nach der Zollkontrolle
in Empfang nehmen dürfe. Ja das ist mir auch klar, denk ich mir. Wir warten ewig
auf unser Gepäck, irgendwann wird das Gepäckband abgestellt. Zusammen mit 10
anderen Mitfliegern stehen wir ohne Koffer da. Toll. Wir wollten am nächsten
Morgen gleich Richtung Morondava weiterfahren. Statt dessen stehen wir am
Gepäckermittlungsschalter. Tsiresy hat es irgendwie durch alle
Sicherheitsschleusen geschafft und nimmt uns in Empfang. Plötzlich gibt es
Gewusel: Auf dem Rollfeld wurde noch ein Anhänger mit Koffern gefunden. Hurra,
unsere sind mit dabei. Beim Verlassen des Flughafens sagt Tsiresy zu den
Zöllnern: "Das sind meine Freunde, deren Gepäck braucht ihr nicht
kontrollieren". Sehr praktisch.

Unser Hotel liegt zentral am Hauptbahnhof.
Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zur Massage. Die kostet 5 Euro pro
Stunde, nach 10 Minuten schlafe ich tief und fest. Irgendwann weckt mich die
Masseurin auf und fragt, ob ich noch eine weitere Stunde buchen möchte. Ja,
möchte ich, die Beine sind von der langen Reise noch ziemlich dick und da kann
etwas Lymphdrainage nicht schaden.

Abends gehen wir Zebu-Steak essen und lassen den Tag bei einem Bier mit guter Live-Musik ausklingen.

6. Februar 2015
Frühstück gibt's um 8 Uhr. Croissants, Butter, Marmelade, Kaffee. Pünktlich um 9 steht
Tsiresy vorm Hotel und holt uns ab. Er ist sich nicht sicher, ob die Straße nach
Morondava wieder passierbar ist, da eine Woche zuvor ein Zyklon eine Brücke
weggespült hat. Wir fahren also erst mal zum Busbahnhof und erkundigen uns bei
den Fahrern. Ja, die Brücke wäre wieder notdürftig aufgebaut. Also dann
los.

Unterwegs decken wir uns an einem der zahlreichen Obststände mit
Früchten ein: Mangos, Passionsfrüchte, Äpfel, Birnen und eine Frucht, die wie
eine grüne Aubergine aussieht und wie Melone schmeckt. Mittags essen wir in
einer Fernfahrerkneipe geschmortes Zebu mit Reis für umgerechnet 1 Euro pro
Person.


Am frühen Nachmittag kommen wir in Antsirabe an, wo wir übernachten
werden. In der Nähe liegt ein kleiner See, an dessen Uferpromenade etwa 50
Verkaufsstände auf uns zwei Touristen warten. Alle wollen Edelsteine,
Halbedelsteine und Versteinerungen verkaufen. Ich kaufe einen Rodochrosit und
einen großen polierten Achat, der wie eine Speckschwarte aussieht. 8 Euro zahle
ich, etwa ein Viertel des Anfangspreises. Auf schlammiger Lateritpiste holpern
wir zurück in die Stadt und fahren zu einem großen Mineralienmarkt, wo Eberhard
und ich letztes Jahr schöne Labradorite gekauft hatten. Hier erstehe ich nach
langem Feilschen zwei geschliffene Augenjaspis, die in dieser Art nur auf
Madagaskar zu finden sind. Bevor es dunkel wird, wollen wir uns zwei
PoussePousse mieten und eine Stadtrundfahrt gönnen. Die Rikschafahrer sind
berühmt dafür, dass sie die Touristen abzocken. 5 Euro soll die Stadtrundfahrt
pro Rikscha kosten. Nach langem Verhandeln landen wir bei 80 Cent für eine halbe
Stunde und wir steigen ein.

Die Wahl des Restaurants fürs Diner überlassen wir Tsiresy. Er bringt uns zu einer guten Pizzeria. Jörg und ich essen aber mal wieder Zebu-Steak. Diesmal mit Gänsestopf-lebersauce. Sehr lecker. Anschließend marschieren wir ins benachbarte Spielcasino und verzocken insgesamt 15 Euro beim Roulette. Um 22 Uhr fallen wir müde ins Bett.

Gute Nacht, bis zum zweiten
Bericht.

7. Februar 2015. Um kurz vor 7 stehen wir auf und gehen in den Frühstücksraum. Wir werden vom Personal belehrt, dass es Frühstück erst ab 7 Uhr gibt. In dem Moment wird es 7 Uhr. Haben wir ja noch mal Glück gehabt. Bis das Omelette auf dem Tisch ist, vergeht aber dann noch eine dreiviertel Stunde. Um 9 Uhr brechen wir nach Morondava auf. Liegt an der Westküste, also freuen wir uns auf schönes Wetter und einen herrlichen Sonnenuntergang am Strand. Die ersten 4 Stunden fahre ich. Am Tsiribinha River machen wir Mittagspause, es gibt zur Abwechslung mal Zebu und Reis. Jörg fährt den zweiten Teil der Strecke. Ab und zu macht er mal eine Vollbremsung für Hühner oder Chamäleons, die unsere Vorfahrt mißachten. Die ausgetrockneten Flußbetten, die ich letztes Jahr fotografiert habe, sind jetzt zu riesigen Strömen geworden. Eine Brücke hat das nicht verkraftet, davor stauen sich etwa 50 LKWs. Wir dürfen aber passieren. An der Fahrertür haben wir eine Deutschlandfahne befestigt, Überbleibsel von der Fußball-WM. Polizisten und Soldaten salutieren, als wir vorbeifahren. Sehr freundlich.

Immer öfter ist die Straße überschwemmt, es regnet immer heftiger. Als wir am späten Nachmittag in Morondava ankommen, ist die Stadt ohne Strom und ohne Wasserversorgung. Und es schüttet wie aus Eimern. Im ersten Hotel könnten wir Zimmer bekommen, leider haben die keinen Generator. Und ohne fließend Wasser wollen wir auch nicht den vollen Preis zahlen. Also fahren wir weiter Richtung Strand zum Hotel Chez Maggie, dem Lieblingshotel von Sir Richard Attenborough. Dort wird wenigstens Restaurant und Küche durch Generator versorgt. Wir essen Abend (Jörg ein Zebu, ich leckeren Fisch in Kokossauce). Wir sind die einzigen Gäste. Gerry - der Besitzer - ist superfreundlich. Wir fragen nach den Übernachtungspreisen und er bietet uns an, kostenlos übernachten zu dürfen. Es wird stürmischer und schüttet immer noch. Eine halbe Stunde später macht Gerry einen Rückzieher: die Dächer der Bungalows sind undicht und alle Betten nass. Und er würde uns empfehlen, bald zurück in die Stadt aufzubrechen, da der Wasserstand auf der Strandpromenade schnell ansteigt. In einer Stunde würden wir wohl nicht mehr durchkommen.

Im Zentrum finden wir ein Hotel, bei dem Licht brennt. Es gibt Strom und Wasser, dank Generator. Bei den Zimmern im 1. Stock sind alle Betten in die Mitte vom Raum gerückt, da an den Wänden das Wasser runterläuft. Ich habe als Einziger ein trockenes Zimmer im Erdgeschoß.
Wir beschließen, am nächsten Morgen den Rückweg nach Antsirabe zu versuchen. Unsere Erwartungen an den Sonnenuntergang am Strand wurden nicht wirklich erfüllt.
8. Februar 2015. Jörg ruft mich um 6 Uhr an. Fragt mich, ob ich schon wach bin.
Jetzt schon. Er hat die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil der Regen auf das
Blechvordach vor seinem Fenster prasselte.

Um 7 Uhr starten wir und möchten wenigstens noch die Baobab-Allee anschauen. Aber wir haben keine Chance, das ganze Gebiet ist überflutet. Und wir sehen nicht, wo unter der Wasseroberfläche die Straße verläuft. Schade, ich wäre so gerne nochmal dort hin. Aber vielleicht ist es auch besser so, denn ich habe die Baobab-Allee als schönsten Platz der Welt in Erinnerung.

Der Rückweg von Morondava ist genauso unspektakulär wie
der Hinweg. Wir halten wieder am Tsiribinha River und essen - ja was wohl?
Anschließend fahren wir zum Bootsanleger, wo ich letztes Jahr einige Kinder
fotografiert habe. Der Spaß ist groß, als sie sich auf dem IPad wiedererkennen.
Ich bereue es, keine Papierbilder ausgedruck zu haben.

Kurz nach 18 Uhr erreichen wir Antsirabe. Tsiresy ist die ganze Strecke alleine gefahren, fühlt sich aber noch fit. Wir schlagen vor, gleich noch die 170 km bis in die
Hauptstadt zu fahren, das spart uns einen ganzen Urlaubstag. Und Tsiresy freut
sich, weil er die Nacht zu Hause schlafen kann. Als es dunkel wird, hält er an
und kramt im Kofferraum rum. Er holt ein Polizei-Blaulicht raus und montiert es
auf dem Dach. "Hab ich vom Polizeipräsidenten", meint er. Vor den drei
Polizei-Checkpoints schaltet er es ein und die Beamten ziehen hastig die
Nagelbretter und Pylonen von der Straße, damit wir durchbrausen können. Tja, man
muß nur die richtigen Freunde haben.

Gegen 20:30 Uhr sind wir in Antananarivo. Zum Abendessen lassen wir uns etwas ganz Besonderes einfallen: Zebu mit Pommes. Und anschließend noch ein Absacker-Bierchen.


Montag, 9. Februar 2015.
Morgens telefoniere ich mit Prof.Dr. Mahefa. Für den 12.02. bin ich mit ihm verabredet, zu einer Aufforstungsaktion in der Nähe der Hauptstadt. Nachdem der Dauerregen in Morondava unsere Reiseplanung geändert hat, passt das nun nicht mehr in unseren Zeitplan. Wir verschieben das Treffen auf Montag, den 16.02. und wollen dann auch die Schulkinder fotografieren, um mein Grundschulprojekt über Schülerpatenschaften mit zu finanzieren.
Der Wetterbericht zeigt für Mahajanga schönstes Wetter und so beschließen wir, in
den Nordwesten der Insel zu fahren. 570 Kilometer. Aus der Hauptstadt raus gibt
es Dauerstau, erst um 12 Uhr haben wir die Stadtgrenze erreicht. Tsiresy fährt
sehr schnell und freut sich über die gute Bodenhaftung des BMW in den Kurven.
Wir freuen uns weniger und müssen ihn mehrmals ermahnen, etwas langsamer zu
fahren. Ein Huhn wirft sich in Selbstmordabsicht vor unser Auto und ist mit
seinem Versuch erfolgreich. Nach einigen Stunden lösen wir uns am Steuer ab.
Jörg schiebt ein Zebu sehr unsanft mit dem Kotflügel auf die Seite, nun hat er
eine Beule (der Kotflügel). Die letzten 150 Kilometer ziehen sich endlos dahin,
ein Schlagloch neben dem Anderen. Wir erreichen Mahajunga erst um 22:30 Uhr.
Jetzt haben wir vorerst mal genug von Langstreckenfahrten.
Die ersten beiden Hotels entsprechen nicht meinen Vorstellungen. Die Ausstattung entspricht dem Preis: 15 Euro pro Zimmer. Aber es gibt reichlich Auswahl in der Stadt und so finden wir eins zum doppelten Preis mit gutem Standard. Zum Abendessen gibt es
gegrillten Fisch.

Dienstag, 10.02.2015
Um 7 Uhr frühstücken wir. Omelette forestiere mit Zwiebeln, Pilzen und Paprika. Wir schauen zum Hafen und fahren dann 5 km Schlammpiste nördlich an einen schönen Strand. Heute ist faulenzen angesagt. Wir lassen uns fangfrische Fische grillen. Einen Hammerhai und zwei Thunfische, jeweils junge Exemplare und genug für uns. Dazu geraspelte grüne Mango, mit Essig als Salat angemacht. Außer uns gibt es noch einen Touristen am Strand, ein Franzose. Am Nachmittag lassen wir uns am Strand massieren. Kostet hier auch 5 Euro die Stunde, genau wie in Antananarivo. Gegen 16 Uhr brechen wir
zum Cirque Rouge auf, dem Red Canyon in Nevada nicht unähnlich. Aber es ist
bewölkt und das vielgelobte Farbenspiel kommt nicht zur Geltung. Bei Anbruch der
Dunkelheit sind wir zurück in der Stadt. Wir bestellen in einem Restaurant an
der Promenade Zebu. Nach einer halben Stunde erfahren wir, dass nur noch eine
Portion verfügbar ist. Wir wechseln in ein Restaurant im Zentrum und essen
Fischfilet in Cocos-Sauce.

Mittwoch, 11. Februar 2015.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir zum Hafen, um uns über die Überfahrt nach Katsepy zu informieren. Das große Schiff ist schon weg, wir könnten ein Schnellboot für umgerechnet 40 Euro mieten. Nein, dann warten wir bis Morgen, um 7:30 soll das Schiff ablegen. Tsiresy fährt zum Flughafen von Mahajanga. Hier startet - nein, kein Flugzeug. Sondern die Sandpiste zum 25 km nördlich gelegenen Strand von Antsanitia. Unterwegs so unübersichtliche Schlammlöcher, daß immer einer von uns aussteigen und
durchwaten muß, um die Tiefe zu ermitteln. So macht Urlaub Spaß. Teilweise
setzen wir mit der Bodenverkleidung auf, haben aber immer genug Speed, um durch
zu kommen. Etwa 3 Stunden brauchen wir für die kurze Strecke.
Antsanitia ist ein kleines Fischerdorf aus Strohhütten und neben dem Fischfang ist der
Tourismus die größte Einnahmequelle: Am Strand gibt es einige Tische mit
Strohdächern drüber. Dort essen wir Krabben und gegrillte Fische. Wir sind seit
Wochen die ersten Touristen dort. Das Wasser ist wunderbar warm und durch das
vorgelagerte Korallenriff gibt es kaum Wellen. Jörg holt sich trotz Sonnencreme
einen Sonnenbrand.

Am späten Mittag fahren wir weiter nach Heiligensee, dem Lac Sacre. Da es an diesem heiligen Ort viele Fadys (Verbote und überlieferte Gesetze) gibt, müssen wir uns einen Guide nehmen. Wir kaufen Eintrittskarten für den Park, kleine kopierte Papierschnipsel. Dann wandern wir los. Nach 5 Minuten kommen wir zu einem großen Mangobaum, unter dem der dicke Bürgermeister sitzt. Er ruft uns zu sich und möchte unsere Eintrittskarten prüfen. Minutenlang schaut er auf die Papierschnipsel, dreht sie in alle Richtungen, schaut uns prüfend an und reißt schließlich eine kleine Ecke ab. Wir dürfen weiter. Am glasklaren See gibt es dicke Bäume, die mit roten Tüchern und Opfergaben behangen sind. Viele Zebuschädel liegen rum. Große Fische kommen auf uns zugeschwommen und freuen
sich auf Futter. Leider sind wir darauf nicht vorbereitet. Die Fische fressen
angeblich nur Zebufleisch, das haben wir zufällig nicht dabei.

Der Guide erklärt uns die Heilkraft einiger unscheinbarer Pflanzen. Gegen Bauchschmerzen, gegen Kopfschmerzen, gegen böse Wünsche von Neidern und so weiter. Wir kommen noch an einem zweiten See vorbei, trüb und mit Algen bewachsen. Dieser See sei weiblich, während der erste See männlich sei. Aha. Dann wird das wohl so sein. Es gibt auch Krokodile, 11 Stück insgesamt. Zwischen 2 und 4 Meter groß und
offensichtlich satt. Der Guide stößt eines mit einem Palmenblatt an, damit es
sich bewegt. Nicht daß wir denken, die wären ausgestopft. Anschließend kommen
wir zu einem großen Baobab, dieser hier wird Baum der tausend Äste genannt und
kurz darauf stehen wir unter einem Baum, auf dem ein Rudel Sifakas spielt. Das
sind die hübschesten Lemuren und wir können tolle Fotos schießen.

Am Horizont braut sich ein Gewitter zusammen und wir beeilen uns, den Heimweg noch möglichst trocken hinter uns zu bringen. Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder am
Flughafen. Das Auto sieht aus wie Sau und Tsiresy verbringt den Abend mit Wagen
waschen. Abendessen bei Madame Charbaud. Ganz romantisch bei Kerzenlicht, da
durch das Gewitter der Strom in der ganzen Stadt ausgefallen ist. Wie gut, daß
hier überall mit Holzkohle gekocht wird.

Donnerstag, 12. Februar

Um 6 Uhr stehen wir auf, frühstücken unser allmorgendliches Omelette Forestiere und
sind kurz nach 7 am Hafen. Um auf die Fähre nach Katsepy zu kommen, braucht der
Hafengendarm unsere Reisepässe. Ich zeige ihm meinen alten, vor 5 Jahren
abgelaufenen Paß, der aktuelle liegt im Hotel. Der Beamte studiert die Daten
ganz genau und möchte dann wissen, ob ich das auf dem Paßfoto sei. Ja, so habe
ich mal ausgesehen. Er ist zufrieden und gibt den Paß zurück. Jörg hat seinen
Paß auch im Hotel und keinen Ersatz dabei. Er muß zurück ins Hotel. In der
Zwischenzeit legt die Fähre ab. Also nehmen wir uns doch das Schnellboot und
fahren über die Mündung des Betsiboka, der hier die Breite des Ammersees hat.
Nach einer knappen Stunde kommen wir auf der anderen Seite an und bestellen im
örtlichen sehr gelobten Restaurant das Mittagessen vor. Ich habe gelesen, daß es
unweit des Ortes eine Coelestin-Mine gibt. Wir fragen uns durch und finden die
Dame, die die Steine von den Minenarbeitern aufkauft und in die Hauptstadt
bringt. Sie erklärt sich bereit, uns die Mine zu zeigen. Dazu brauchen wir
allerdings wieder ein Boot, und einen Träger für die Rücksäcke. 12 Kilometer
fahren wir am Ufer des Betsiboka entlang, bis sich in den Mangroven die Mündung
eines kleineren Flusses auftut. Diesen fahren wir einige Kilometer hoch, bis wir
an eine Anlegestelle kommen. Ich bin froh, die Badeschuhe von Mauritius dabei zu
haben, man versinkt bis über die Knöchel im Morast. Nach einer halbstündigen
Wanderung erreichen wir zahlreiche Steinhaufen, in deren Mitte jeweils ein ca 1
mal 1 Meter großer Stollen bis in 10 Meter Tiefe führt. Dort werden die
unscheinbaren Geoden gefunden, in deren Innerem die hellblauen Kristalle
wachsen. Es gibt ein paar Strohhütten, vor denen Mengen der Halbedelsteine
liegen. Alles Dreck, meint die Einkäuferin. Dann werden ihr bessere Stücke
präsentiert. Ich kaufe 3 wunderschöne Steine mit klaren Kristallen zum Preis von
insgesamt 9 Euro. Jörg kann den Steinen nichts abgewinnen, macht aber alles brav
mit. Die Einkäuferin bleibt im Dorf zurück, während wir uns auf den Rückweg zum
Boot machen. Leider verlaufen wir uns und es dauert einige Zeit, bis wir endlich
eine Hütte sehen. Der Bewohner erklärt sich bereit, uns zu führen und bringt uns
zum Anlegeplatz. Tsiresy bittet uns, den Mann für seine Dienste zu bezahlen. 15
Cent wären angemessen. Aber gerne doch. Wenn ich da an den Stundensatz von
meinem Steuerberater denke....
Zurück in Katsepy essen Tsiresy und ich gegrillten Fisch, Jörg nimmt pikante Zebunieren. Alles sehr lecker. Im Garten vor dem Restaurant vergnügen sich einige Lemuren in den Bäumen und lassen sich gerne fotografieren.
Wir kommen am frühen Abend nach Mahajanga zurück und gehen
im La Rotonde zum Abendessen. Zebusteak mit Pommes, leider etwas zäh.
Anschließend noch zwei Bierchen im Ravenala, dann müde ins Bett.

Freitag, 13.02.2015
Nach dem Frühstück schlagen wir Tsiresy vor, zum Hafen zu
fahren. Er fährt und fährt, die Piste wird immer schlechter und schließlich
landen wir wieder am Strand von vorgestern. Na gut. Wir essen gegrillte
Langusten und langweilen uns etwas. Also zurück zum richtigen Hafen, immerhin
den zweitgrößten des Landes. Zu den Hafenanlagen selbst darf man natürlich nicht
rein. Es kostet 3 Euro Bestechungsgeld, dann fahren wir zwischen Containern und Verladekränen an die Quaimauer. Ein großer Frachter ist umgekippt und hat seine Ladung Erdnüsse und Zwiebeln verloren. Um das Schiff ist eine Ölsperre gezogen, darin zigtausend Zwiebeln. Sicherheitsleute laufen rum, aber keiner interessiert sich für uns.

Am späten Nachmittag gehen wir auf den Souvenirmarkt. Es gibt sehr viel
Kunsthandwerk: geflochtene Körbe und Untersetzer, Schnitzereien, Blechspielzeug,
Muscheln, Steine, Krokodilleder und Schildkrötenpanzer. Aber nichts, was uns
wirklich begeistert. Ich ärgere mich etwas, weil ich in der Coelestinmine nicht
mehr von den guten Stücken gekauft habe. Was hier auf dem Markt angeboten wird,
ist alles mindere Qualität, wie man sie auch auf der Mineralienmesse in München
findet.

Zum Abend essen wir heute mal Zebusteak.

Samstag,14.02.2015
Nachdem wir so ziemlich alle während der Regenzeit erreichbaren
Attraktionen abgeklappert haben, entscheiden wir uns für die Fahrt zum 100 km
östlich gelegenen Nationalpark. Gleich beim Eingang des Parks stehen wir in
einem Teak- und Palisanderwald. Sifaka-Lemuren dösen in den Baumkronen, es ist
ihnen wohl zu heiß zum Klettern. Am See sehen wir eine große Kolonie von
schwarzen Ibisen und weißen Reihern. Der Führer macht uns auf Schlangen und
Echsen aufmerksam. Nachmittags geht's weiter und wir erleben den Betsiboka-River
in kompletter Größe. Während der Trockenzeit nur ein dünnes Rinnsal, ist er
jetzt breiter als die Donau und kaffeebraun. In einem Kaff namens Maevatanana
haben wir genug vom Auto fahren. Wir nächtigen in einem kleinen Hotel und gehen
nach dem nach dem zähesten Zebusteak überhaupt früh ins Bett.

Sonntag, 15.02.2015
Aufbruch um 7 Uhr. Im Hotel gibt es kein Frühstück. Wir finden aber
ein Restaurant, wo wir uns ein paar Eier in die Pfanne hauen lassen. Auf dem Weg
nach Antananarivo kommen wir an vielen Obstständen vorbei. Wir kaufen Früchte,
die wie Datteln aussehen und nach Weintrauben schmecken (mit Dattelkern).
Unterwegs essen wir das übliche geschmorte Zebu mit Reis. Oder besser gesagt
Knochen, Knorpel und Fett vom Zebu. Fleisch ist diesmal nicht viel dran.
Von unterwegs aus rufen wir beim Hotel an, leider haben die nur Zimmer für eine
Nacht frei. Müssen wir morgen umziehen. In Tana angekommen, telefoniere ich noch
mit Prof. Mahefa wegen der Schule. Dann gehen wir auf den Markt und kaufen Obst.
Wir machen mit tropischem Platzregen Bekanntschaft und leisten uns ein Taxi
zurück zum Hotel. Unser außergewöhnlich einfallsreiches Abendessen besteht aus
Zebusteak und Pommes.
Auf unserem Reiseplan steht noch eine Zugfahrt von Fianarantsoa nach Manakara. Soll eine der schönsten und spektakulärsten Strecken überhaupt sein. Tsiresy telefoniert mit der Bahngesellschaft und erfährt, dass der Zug nur Dienstag und Samstag geht. Samstag reicht für den Rückweg nicht mehr, müssen wir also morgen fahren.

Montag, 16.02.2015
Kaum sind wir in Richtung unseres Treffens mit Prof. Mahefa losgefahren, stehen wir
auch schon im Berufsverkehr. Stop and go die ganze Zeit. Irgendwann
Sirenengeheule und Motorradstreifen mit Blaulicht. Herr Präsident möchte zum
Flughafen, genau unsere Richtung. Tsiresy drängelt sich in den Konvoi von
Staatskarossen und wir klemmen die Deutschlandflagge ans Fenster. So kommen wir
zügig voran und fallen gar nicht auf. Frechheit siegt.
Mit Prof. Mahefa fahren wir über Holperstrecke zu "meiner" Grundschule nach Anosivola. Pünktlich zur 10 Uhr-Pause kommen wir an. Die 30 Kinder der 1. Klasse stellen sich in
Dreierreihen auf und marschieren ins Klassenzimmer. Die Lehrerin stellt mich und
Prof Mahefa vor und wir bekommen eine Kostprobe des Unterrichts. Mit dem
Professor spreche ich die nächsten Expansionspläne und deren Finanzierung durch.
Dann machen wir uns auf Wanderschaft zum Wald, den die Deutsch-Madagassische
Gesellschaft e.V. seit 15 Jahren pflanzt und erweitert. Als wir zurückkommen, ist das
Mittagessen für die Kinder fertig. Sie loben das Essen sehr, und die Lehrerin
berichtet, daß dies für die meisten Kinder die einzige Mahlzeit ist.
Wir machen eine Menge Fotos, die Kleinen sind einfach süß. Auf dem Weg zurück in die
Stadt essen wir in einem guten kreolischen Restaurant. Es gibt Z.

Nachdem wir Prof Mahefa wieder abgesetzt haben, machen wir uns auf den langen Weg nach Fianarantsoa. In Ambositra gibt es Abendessen (Z) und die Straße wird immer
schlechter. Es regnet in Strömen, immer wieder versperren kleine Erdrutsche die
Straße und ohne Allrad wären wir da nie durchgekommen. Nach Einbruch der
Dämmerung fährt Tsiresy wieder mit Blaulicht. Die Gegend hier ist wegen
nächtlicher Raubüberfälle berüchtigt. Uns tun alle Knochen weh, als wir nach
Mitternacht ein Hotel bei Fianarantsoa erreichen. Der Nachtwächter führt uns
durch den Regen zu unseren Bungalows.

Dienstag, 17.2.
Morgens um 5:30 werde ich von Vogelstimmen geweckt. Ich schaue aus dem Fenster und bin in einem See. Das Lac Hotel hat seine schönen Hütten in einen See gebaut, so wie man das von den Malediven kennt. Nach 3 Seiten Fenster, Sonnenaufgang bei schönstem Wetter. Wir sind die einzigen Gäste in dieser großen Anlage. Das Hotelpersonal hat sich
schon um die Platzreservierung im Zug gekümmert, 1. Klasse natürlich.
Nach einem guten Frühstück packen wir unseren Rucksack für die Bahnfahrt. Tsiresy
wird uns an der Endstation erwarten.
Die 1. Klasse glänzt durch verschlissene Kunstlederpolster und Löcher im Fußboden, durch die man die Schienen sieht. Ein Soldat mit AK47 fährt als Security in unserem Abteil mit. Außer einem Franzosen sind wir die einzigen Weißen. Dudum, dudum dudum, monoton rattern wir durch den Urwald. Lange Tunnel ohne ein Licht im Wagen, mit Ausnahme von Jörgs Taschenlampe. Haltestellen, an denen uns Flußkrebse, Bananen und Maiskolben angeboten werden. Dann geht es abwärts Richtung Küste. Noch 150 Kilometer. Tolle Ausblicke: Rechts die grüne Hölle, links tiefer Abgrund. Plötzlich ein Ruck, ein Kreischen und wir stehen. Einer der Waggons ist aus den Schienen gesprungen. Die
meisten der Passagiere verlassen den Zug, quetschen sich zwischen Berg und Zug
vorbei und laufen zu Fuß weiter. Etwas später erfahren wir vom Zugpersonal, daß
ein Reparaturtrupp auf dem Weg ist, um den Waggon wieder in die Schienen zu
heben. Wird aber noch dauern. Ob heute oder morgen können sie nicht sagen. Nun
haben wir unser Abenteuer. Irgendwann kommen Kinder mit Bananen, die sie in der
Nähe geerntet haben. Verhungern müssen wir also nicht. Handynetz gibt es keins,
wir können Tsiresy über die Verspätung nicht informieren. Aber es wird sich
sicherlich bis zu ihm herumsprechen, daß zwei Deutsche im Urwald verschollen
sind.
Etwa zwei Stunden später kommt eine Lok mit kleinem Anhänger, darauf
Verkäuferinnen mit allen möglichen Speisen. Körbeweise gekochter Reis, Gekochte
Hühnerteile (inclusive Füße), Schweinefleisch, gebackene Bananen usw.. Es ist
Essenszeit. Jörg isst gekochte Manjokwurzel, ich knabbere an einem ziemlich
harten Maiskolben. Die Lok verschwindet wieder, um Eisenstangen, Spitzhacken,
Holzbohlen und große Wagenheber zu holen. Stunde um Stunde vergeht. In der
Zwischenzeit sitzen wir auf den Gleisen rum und warten. In einem Busch entdecke
ich eine wunderschöne große Schlange, die sich zur Siesta zusammengerollt hat.
Die Einheimischen nennen sie Thuna. Ungiftig, wie so ziemlich alles Getier auf
Madagaskar. Nach 5 Stunden ist der entgleiste Waggon wieder auf den Schienen und
langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Großes Geschrei, nun ist der hinterste
Waggon aus der Schiene gesprungen. Also weiter gearbeitet. Gegen 18 Uhr ist
alles überstanden. Wir sehen, daß die Schiene total verdreht ist. Kein Wunder,
daß der Zug da rausrollt.
Leider bekommen wir von den tollen Ausblicken nicht mehr viel mit, die Dunkelheit kommt schnell. Und sintflutartiger Regen setzt ein. Bei jedem kleinen Dorf wird gehalten, um Säcke mit Holzkohle oder Reis oder andere Waren aus- und einzuladen. Wir bekommen zu spüren, daß wir in einem Güterzug mit angehängtem Personenwagen sitzen. Mosquitos haben uns auch schon als Blutspender entdeckt. An Schlaf ist nicht zu denken. Planmäßige Ankunftszeit wäre 18 Uhr in Manankara gewesen. Mitternacht ist lange vorbei. Gegen 4 Uhr morgens fährt der Zug in eine Schlammlawine, die einen Tunnel verschüttet hat. Endstation. Wir sind 50 km von Manakara entfernt. Um 6 Uhr ist es hell genug, daß wir aufbrechen können. Der Franzose kommt mit. Ein kleiner Trampelpfad geht steil bergauf. Alle 5 Minuten muß ich Pause machen. Gut, daß ich vernünftige Wanderschuhe anhabe. Irgendwann kommen wir auf eine Sandpiste. Und wir haben mehr Glück als Verstand, denn in dem Augenblick kommt das einzige Auto des naheliegenden Dorfes vorbei in Richtung Stadt. Der alte Isuzu-Pickup ist voll besetzt, aber die Leute von der Rückbank nehmen die Plane von der Ladefläche und setzen sich hinten drauf. Das Wetter spielt auch mit, der Pickup hat nämlich keine Fenster. Unterwegs halten wir, um Säcke mit Reis an einem Straßenmarkt abzugeben. Für das Kilo erhalten die Farmer 30 Cent.

Wir kommen an einer größeren Partygruppe vorbei, die lachend und singend die Straße lang ziehen. Vorneweg eine in blaue Plane eingewickelte Leiche. In dieser Gegend ist es
üblich, daß die Toten alle paar Jahre umgebettet werden und aus diesem Anlaß
werden die Knochen gewaschen, in sauberer Tücher gewickelt und durchs Dorf
getragen. Schließlich soll der Verstorbene Wissen, was sich seit dem letzten mal
so alles getan hat.

Um 8:30 kommen wir in Manakara an. Tsiresy wartet immer noch am Bahnhof auf uns. Wir sind jetzt seit 25 Stunden unterwegs. Im Hotel Sidi frühstücken wir und zur Belohnung gönne ich mir die Präsidentensuite für 45 Euro/Nacht. Ich geh jetzt erst mal schlafen. Gute Nacht.

Mittwoch, 18.02.2015
Hab nicht lange geschlafen. Um 14 Uhr bin ich schon wieder munter, Halsschmerzen plagen mich. Muß wohl im Zug gesessen haben ;). Wir machen eine Stadtbesichtigung mit Tsiresy. Manakara muß mal sehr schön gewesen sein, wurde aber von Wirbelstürmen arg gebeutelt und ist nun in 2 Stadtteile geteilt:
Die Brücke über den Pangalanes-Kanal ist vor 2 Jahren eingestürzt, der Rost hat
die schweren Eisenträger durchgefressen. Niemand räumt die hunderte Tonnen
Schrott weg. Statt dessen gibt es eine Flotte von Einbäumen, die die Leute für
ein paar Cent über den Kanal paddeln.
Wir fahren ein paar km südlich über die für PKW noch passierbare Aushilfsbrücke und gehen an den Strand und kaufen Kokosnüsse. 15 Cent das Stück inclusive öffnen.
Abends essen wir Calamares mit Reis. Vor den Restaurant werden Fische und Langusten zum Kauf angeboten. Eine Monsterlanguste von ca 4 Kilo soll 15 Euro kosten. Ein Bootskapitän möchte uns zu einem Ausflug auf dem Pangalanes-Kanal überreden. Dies scheitert an seinen Preisvorstellungen von 10 Euro pro Nase. Außerdem wollen wir bei der Hitze nicht den ganzen Tag auf dem Wasser verbringen. Wir können uns ja immer noch einen Einbaum von der Brücke mieten.
Auf dem Heimweg ins Hotel regnet es in Strömen.
Ich telefoniere noch mit Prof Mahefa wegen Schulheften und Stiften für die
Schule.

Donnerstag, 19.02.2015
Der Regen hat aufgehört. Nach dem Frühstück fahren wir Geld wechseln und danach 18 Kilometer auf Sandpiste zwischen dem Meer und dem Kanal. Wunderschön, so muß Varadero vor dem Tourismus mal ausgesehen haben. Es gibt ein hübsches kleines Restaurant direkt am Strand, wir bestellen Fisch für das Mittagessen vor. Da wir wie so oft die einzigen Gäste sind, dauert die Zubereitung etwas. In der Zwischenzeit gehen wir am Strand spazieren und schauen den Fischern zu, wie sie ihren Fang an Land bringen. Überwiegend kleine Fische, Krabben und kleine Langusten. Auch ein paar Tunfische und kleine Rochen sind dabei.
Jörg ist der Meinung, hier wäre der ideale Ort für seinen Ruhestand. Er würde sich ein Grundstück westlich der Piste kaufen, mit Blick auf den Kanal. Ich würde mir dann das Grundstück östlich der Piste kaufen mit Blick auf das Meer. Und in der Mitte bauen wir eine Schranke und leben vom Wegezoll.
Gegen 13 Uhr ist das Essen fertig, schmeckt sehr gut, würde ohne
Halsschmerzen noch besser schmecken. Am frühen Nachmittag gehen wir auf den
großen Markt gegenüber von unserem Hotel. Das Angebot der Metzger ist nicht
immer appetitlich und ich bin froh, daß mein Geruchssinn erkältungsbedingt
streikt. Alle möglichen Sorten von Frisch- und Trockenfisch werden angeboten,
viele Haifischflossen. Dutzende von Reissorten, bekannte und unbekannte Gewürze
und Früchte, Heilmittel und Haushaltswaren.
Zurück im Hotel funktioniert das Wasser nicht. Das gibt es eine Stunde später in Form von Monsunregen. Als Diner gibt es im Restaurant "La Vanille" Fisch mit Gemüse und Reis. Beim Verlassen des Restaurants ziehen wir unsere Schuhe aus, das Wasser steht mehr als knöchelhoch auf der Straße. Im Hotelzimmer habe ich die Wahl zwischen todschwitzen und erfrieren. Andere Alternativen bietet die Klimaanlage nicht. Bis nach
Mitternacht stell ich mich jeweils eine viertel Stunde auf den überdachten
Balkon der Präsidentensuite, während drinnen die Klimaanlage Richtung
Gefrierpunkt arbeitet, dann mach ich sie aus und leg mich für eine Stunde ins
Bett, bis ich wieder im eigenen Schweiß bade.
Bis morgens um 3 wird in der Nachbarschaft gesungen, klingt wie Mantragesänge. Ich stelle mir vor, wie eine Familie um ein paar frisch gewaschene Knochenbündel herumtanzt und überlege mehrmals, mich dazu zu gesellen. Aber die Müdigkeit hält mich auf dem
Zimmer.

Freitag, 20.02.2015
Morgens werde ich wieder von Gesang geweckt, diesmal vor meinem Balkon. Eine Gruppe zieht fröhlich mit einer Leiche die Straße entlang. Hab ich in der Nacht doch nicht so falsch gedacht.
Nach dem Frühstück fahren wir zur eingestürzten Brücke und verhandeln mit den Bootseignern. Wir einigen uns auf insgesamt 6 Euro für eine Tour auf dem Pangalanes-Kanal. Zum Glück hat das Paddelboot ein Dach, sonst wären wohl der Hitze eingegangen. Wir kommen an netten Fischerdörfern vorbei, Starkstromleitungen hängen in etwa 1,5 Meter über dem Kanal. Nicht für Segelboote geeignet.
Nach der Rückkehr fahren wir zum alten Hafen. Viel ist nicht davon übrig geblieben. Bis 1975 war er die Verbindung zwischen Kanal und dem offenen Meer. Nun ist er versandet und nur noch Paddelboote können die Einfahrt passieren. Wir spazieren auf der Kaimauer
und bekommen eine Meerwasserdusche von der Brandung. In der Nähe gönnen wir uns
eine Kokosnuß und gehen anschließend zum Mittagessen ins Hotel. Fisch mit Gemüse
und Reis.
Meine Erkältung wird schlimmer und ich bleibe bis zum Abendessen im
Bett. Im La Gourmandise lassen wir uns später Fisch mit Gemüse und Pommes
schmecken. Abwechslung muß sein.

Samstag, 21.02.2015
Heute gibt es Doxy-C zum Frühstück. Wir treten den Rückweg an. Kurz vor 10 checken wir aus und fahren gemütlich (ja, Tsiresy hat es gelernt) in Richtung Ranomafana Nationalpark. Bei meinem ersten Besuch 2006 hatte ich hier die seltenen goldenen Bambuslemuren zu Gesicht bekommen. Da sich Jörg und Tsiresy auch krank fühlen, verzichten wir auf eine größere Wanderung. Mittags esse ich Gemüsesuppe, Jörg futtert sein Zebu. Gegen Einbruch der Dämmerung erreichen wir Ambositra, das Zentrum der
Holzschnitzerkunst. Im Hotel d'Artisan finden wir gute und günstige Zimmer. Zum
Abendessen gibt es bei mir Paella mit Huhn. Leider werden hier die Hühner nicht
filetiert, sondern der Koch hackt mit einer Machete so lange auf dem armen Tier
rum, bis die Stückchen klein genug sind. Ich habe also reichlich mit
Knochenstücken aussortieren zu tun. Wir trinken einen heißen Grog in der
Hoffnung, daß es uns morgen besser geht.


Sonntag, 22.02.2015.
Hab die halbe Nacht gehustet. Jörg fiebert auch etwas rum.
Draußen regnet es. Wir schauen uns nach dem Frühstück noch einige Läden mit
Holzschnitzereien an und überlegen, eine Krippenfamilie zu kaufen. Aber
Weihnachten ist irgendwie nicht so präsent bei uns. Im Moment zumindest nicht.
So verlassen wir Ambositra, ohne uns mit Souvenirs beladen zu haben. Unterwegs
halten wir an Ständen, die Mangos verkaufen. 6 verschiedene Sorten, von sauer
und faserig bis süß und saftig. Dann versorgen wir uns noch mit Äpfeln und Kaki.

Mittags treffen wir in Ambatolamby ein, dem Zentrum der Aluminiumproduktion.
Auch hier finden wir nicht die passenden Mitbringsel. Zum Mittag gibt es bei mir
Gänsestopfleberpastete mit Reis. Der Monsunregen setzt wieder ein, die Sicht ist
schlecht. Einige LKWs liegen im Graben und Sturzbäche ergießen sich über die
Fahrbahn. Als wir um 17 Uhr in Antananarivo ankommen, ist wieder schönes Wetter.
Auf dem Markt kaufen wir Limetten, Tomaten, grünen Pfeffer, Chilischoten und
Bananen.

Montag, 23.02.2015
Jörg hat die Schnautze voll vom Dreck in der Hauptstadt. Wir fahren in den Lemurs Park (bzw wir stauen uns durch den Berufsverkehr). Sehr schön angelegter Park mit 9 verschiedenen Lemurenarten, Schildkröten, Chamäleons usw.. Bei den Sifakas und den Indri kommen wir gerade zur Fütterungszeit an, so können wir tolle Fotos knipsen. Auf dem Weg zurück in die Stadt halten wir bei einem guten Hotel und Restaurant auf eine Pizza. Anschließend fahren wir Souvenirs kaufen. Über 100 Verkaufsstände reihen sich
aneinander, mit allem, was Madagaskar so für Touristen zu bieten hat:
Krokodillederwaren und komplette Krokohäute, Mineralien, Fossilien, Edelsteine,
handgeschöpftes Papier mit Blüteneinlagen, Geflochtenes, Geschnitztes,
Gesticktes, Gemaltes und Gedrucktes. Wir kaufen roten und schwarzen Pfeffer,
Jörg versorgt sich noch mit Vanille und kauft eine große geschnitzte Holzmaske
als Mitbringsel für seine Nachbarin, die sowas sammelt. Dann fahren wir zum
Rova, dem Königspalast mit großartiger Aussicht über die riesige Stadt.
Allerdings sind die "Touristenführer" dort so aufdringlich und quatschen einen
voll, daß uns die Lust auf eine Innenbesichtigung vergeht. So verziehen wir uns
wieder ins Hotel.
Heute gehen wir ins beste Lokal von Antananarivo, das Sakamanga. Wir essen Frikassee vom Tintenfisch mit Reis und Manjok. Anschließend gönnen wir uns einen Caipirinha für 1,70 Euro. Jetzt geht es ans Koffer packen.

Dienstag, 24.02.2015
Die Reise geht zu Ende. Um 8:30 holt uns Tsiresy ab und wir stauen uns fast 2 Stunden zum Flughafen. Die Zöllner fischen meinen Koffer raus und meinen, für die Halbedelsteine bräuchte ich eine Ausfuhrgenehmigung. Nachdem 10 Euro den Besitzer gewechselt haben, brauche ich sie nicht mehr. Pünktlich um 12:50 Uhr startet die Maschine nach Nairobi. Die kleine Embraer 190 ist voll besetzt. In Kenya haben wir 7 Stunden Aufenthalt bis zum Weiterflug nach Paris. 4 Euro für die Dose Bier. Morgen Mittag sind wir
daheim.
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