Abends grinst uns noch dieser lustige Frosch aus einer Baumhöhle an:
und am nächsten Morgen müssen wir wieder früh raus, damit wir unseren Weiterflug nach Toamasina erwischen. Das hier ist unsere von Krabbeltieren halbwegs frei gebliebene Unterkunft:
Wir verlassen die Bucht von Antongil und fahren auf Maroantsetra zu. Es tauchen Boote auf, Häuser, Autos. So etwas ähnliches wie Zivilisation hat uns wieder, nach einer Woche im Regenwald von Masoala. Wir gehen direkt gegenüber vom Büro von Chez Arol an Land und bleiben dort noch ein paar Minuten, unterhalten uns mit Olivier, dem französischen "OL"-Teil von Arol. Olivier erklärt uns, dass ihm dieses Projekt eine Herzensangelegenheit ist, seit er vor vielen Jahren selbst als Tourist Masoala bereist hat. Ein Regenguss hatte seine Kamera funktionsunfähig gemacht, da kam ihm die Idee, eine Unterkunft zu bauen, wo man sich und seine Ausrüstung wieder trocknen kann. Die Arol Lodge ist über viele Jahre hinweg entstanden, beginnend mit einer einzigen Hütte. Olivier meint, wenn es keine Besucher hier gäbe, wäre der Masoala-Regenwald längst hinüber, einschließlich der Lemuren. Die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, ist das einzige, was ihn schützt. Auch die Stromversorgung für die Bewohner von des Dorfes neben der Lodge basiert auf einem Vertrag: wer Lemuren jagt, bekommt die Lampe ausgebaut, und für die kann man nicht so einfach Ersatz besorgen...
Wir bedanken uns für den erlebnisreichen Aufenthalt, verabschieden uns und werden dann in einem abenteuerlichen Gefährt, an dem alles fehlt, was nicht unbedingt zum fahren, lenken und bremsen nötig ist, zum Flughafen gebracht. Wir haben viel Zeit und auf diesem Flughafen ist nicht gerade viel los. Josephe bleibt noch bei uns, bis wir abfliegen. Während wir so gelangweilt durch das Flughafengebäude schlendern, spricht uns ein Madagasse an und will wissen, wo wir herkommen.
"Allemagne" antworte ich pflichtbewusst. Es entsteht ein Dialog zwischen drei Paralleluniversen: seinem, meinem, wo ich jetzt bin und dem, wo ich herkomme:
Madagasse: "Ahhh. Champs Elysées Erdferkel!"
Ich frage mich, was er von mir will. Vielleicht hält er mich für einen Spion und das ist irgend ein Geheimcode.
Woher zum Teufel weiß der meinen Namen aus dem Forum?!?
Ich starre ihn ratlos an.
Madagasse: "Champs Elysées Erdferkel!"
Ich denke mir, vielleicht hat er was durcheinander gebracht. Die Champs Elysées ist eine Straße in Paris.
"B-E-R-L-I-N" erkläre ich vorsichtshalber.
Madagasse: "Oui Oui! Champs Elysées Erdferkel!"
Meine Vermutung, er meine damit eine Straße, hat sich damit wohl nicht bestätigt. Ich starre ihn wie einen Außerirdischen an und er hält mich wahrscheinlich für total beschränkt. Langsam sickert der Wortbrei durch meine Gehirnwindungen...
Madagasse: "Schohngseliährohngschellamärköll?"
Bei Moose fällt offenbar zuerst der Groschen.
Madagasse: "Schohngseliährohngschella..."
Moose: "Ach sooooo!!!"
Madagasse: "Mär-köll". Jetzt sehr deutlich, damit es auch der letzte Dösbaddel versteht.
Mär-köll! Jäh werde ich aus der Traumwelt des Regenwaldes von Masoala gerissen. Vor meinem inneren Auge lösen sich die Avatar-Bäume auf und es entsteht eine uckermärkische Landschaft voller Windräder. Grauer Himmel, Nieselregen. Unter einer Trauerweide steht eine Frau im Hosenanzug und faltet ihre Hände zu einer Raute. Angela Merkel ist im Moment so weit entfernt wie Anchorage, Archangelsk oder Andromeda. Außerdem ist es mir wurst, welches Schohngseldingsbums uns gerade regiert, Hauptsache möglichst wenig, dann kann es nicht so viel Schaden anrichten. Hätte er doch nur Beckenbauer genommen. Der regiert wenigstens nicht. Wenigstens hat er nicht diesen schnauzbärtigen Diktator genannt.
Etwas beschämt darüber, dass er so gut informiert ist, erkläre ich ihm, dass ich im Urlaub bin und man da nicht an solche Sachen denkt. Das wundert ihn dann doch sehr.
So hatten wir noch unseren Spaß mit babylonischer Sprachverwirrung, wie damals vor zwei Jahren mit dem "Maîre du village".
Wir werden zum Check-In aufgerufen und dürfen wieder uns selbst und unser ganzes Gepäck wiegen. Bei mir zeigt die Waage 4kg weniger als vor dem Hinflug an :-D und das trotz Vollpension und jeden Abend ein THB. War ja auch ein anstrengendes Trainingsprogramm, das Josephe mit uns durchgezogen hat...
Am Ende kommt endlich unsere Twin Otter angerollt, die uns bald wieder in den Moloch Toamasina bringen wird, bevor es weiter nach Sainte Marie gehen wird.
PS: für die nicht das Französischen Mächtigen: mit "Schohngseliär" ist natürlich "Chancellière" gemeint, die Kanzlerin.