Liebe Fomis,
nach 20 Jahren als Selbstfahrer in Afrika habe ich in diesem Jahr ganz spontan eine organisierte Fotoreise nach Kenia gebucht. Eine spezielle Fotoreise deshalb, weil meine Fotos trotz besserer Ausrüstung „gefühlt“ immer schlechter wurden. Natürlich waren viele Fotos nicht wirklich schlecht, aber im Laufe der Jahre sind wohl meine Ansprüche gestiegen. Die Beispiele wirklicher Fotokunst, die manche Fomis hier einstellen, haben die Latte so hoch gelegt, dass mein Amateurwissen nicht mehr ausgereicht hat, dem auch nur annähernd gleichtun zu können.
Da zwischen der Entstehung der Idee und des möglichen Reisezeitraums nur einige Wochen lagen, war das Angebot auf dem Markt sehr begrenzt. Das Internet macht aber ja bekanntlich vieles möglich und so stieß ich auf den Fotografen Jo Fink, der am Malaika Camp in der Maasai Mara beteiligt ist und Fotoreisen dorthin anbietet. Natürlich habe ich erst einmal Schnappatmung bekommen wegen der Preise für Kenia, die Maasai Mara im Besonderen und Fotoreisen überhaupt. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass ich keinen Cent bereue. Der Knüller war, dass ich letztendlich eine 1:1-Betreuung genießen konnte, da ich zu der Zeit die einzige Fotoschülerin war.
Um es kurz zu halten:
- Geflogen bin ich mit Lufthansa Frankfurt-Nairobi nonstop. Entgegen aller Befürchtungen war ich diesmal mit LH sehr zufrieden.
- Abholung Flughafen und Fahrt zum Hotel mit Limousine, organisiert durch Malaika Camp.
- Übernachtung in Nairobi im Royal Saab Hotel (nahe Wilson Airport) – neues Mittelklasse Hotel in ruhiger Seitenstraße, sehr sauber.
- Abholung Hotel und Fahrt zum Wilson Airport mit Limousine, organisiert durch Malaika Camp.
- Flug mit AirKenya vom Wilson Airport in die Maasai Mara (Olkiombo Airport) – 50-Sitzer mit 3 Passagieren (!) – ruhiger, sehr angenehmer Flug. Das Gepäcklimit liegt bei 15 kg inklusive allem Handgepäck (auch Handtasche). Im Reisepreis inbegriffen war aber ein zusätzlicher Sitz für mein Mehrgepäck, so dass die 15-kg-Grenze kein Thema war.
- Abholung am Olkiombo Airport durch Guide/Fahrer und Fotograf, erster Gamedrive.
Malaika Camp: kleines, legeres Zelt-Camp direkt am Mara Fluss innerhalb des Parks. Das Camp verfügt über 10 großzügige Zelte mit Strom, Dusche und WC, ein Lounge- und ein Restaurantzelt. Stromversorgung über Solar, 220 V liegen sowohl in den Zelten als auch im Loungezelt an, kostenloses WiFi. Alles in Allem ein sehr schönes, sehr persönlich von Masai geführtes Camp. Die Mannschaft ist sehr herzlich, das Essen vorzüglich, die Unterkünfte in gutem Zustand und piccobello sauber. Ich werde auf jeden Fall, auch ohne Fotokurs, noch einmal dorthin zurückkehren.
Der Tagesablauf war in etwa wie folgt:
- Wecken durch die Securities auf Wunsch,
- ca. 5.30 Uhr Kaffee, Tee und Kekse,
- ca. 5.45 Uhr Abfahrt zum ersten Gamedrive im offenen Landcruiser, winddichte/gefütterte Ponchos und Wärmeflaschen gegen die Morgenkühle liegen bereit, ebenso Trinkwasser ohne Begrenzung,
- ausgiebiges, sehr reichhaltiges Frühstück (englisch) unterwegs nach Absprache an einem besonders schönen Ort im Park,
- Rückkehr ins Camp je nach Sichtungen zwischen 11.00 und 12.30 Uhr,
- ca. 12.30/13.00 Uhr Lunch direkt am Ufer des Mara unter schattigen Bäumen,
- anschl. Zeit zur freien Verfügung (begleitete Spaziergänge entlang des Maras möglich), Fotobesprechung
- ca. 15.00 Uhr Kaffee, Tee, Gebäck,
- ca. 15.30 Uhr Abfahrt zum Nachmittags-Gamedrive,
- ca. 18.30/19.00 Uhr Rückkehr ins Camp je nach Sichtungen,
- ca. 19.30/20.00 Uhr 3-Gang-Dinner im Restaurant-Zelt,
- wer möchte, setzt sich danach ans Camp-Feuer,
- Begleitung durch Security zum Zelt (Wärmeflasche liegt bereits im Bett).
Fotokurs: Nach einer „Bestandsaufnahme“ wird der zu vermittelnde Unterrichtsstoff individuell abgestimmt. Hilfestellung und Korrekturen während der Gamedrives, Auswertung und Besprechung der Fotostrecke täglich am PC. Auf Wunsch Testaufnahme-Reihen mit mitgebrachten Objektiven.
- Rückflug Olkiombo Airfield – Wilson Airport Nairobi mit AirKenya – 12-Sitzer mit 5 Passagieren, etwas holpriger Flug wegen starker Winde.
- Fahrt Wilson Airport zum internationalen Flughafen mit Taxi – organisiert durch Malaika Camp,
- Rückflug nach Frankfurt mit Lufthansa – okay.
Mein
Fazit ist letztendlich positiv. Im Vorfeld war ich sehr skeptisch, ob ich mich für eine organisierte Reise überhaupt eigne. Zu sehr genieße ich normalerweise alle Freiheiten, die man als Selbstfahrer/Camper in Afrika haben kann. Aber für meinen speziellen Zweck war die Reise genau das Richtige: Unterkunft mitten im Park, individuelle Gamedrives, keine „Nicht-Fotografen“ im Fahrzeug, Unterstützung wenn gewünscht, Nachbereitung der Fotostrecke.
Der große Vorteil, mit einem einheimischen Guide/Fahrer unterwegs zu sein, ist mir erst hier richtig deutlich geworden. NIEMALS hätte ich diese Sichtungen gehabt. Alle Sichtungen, die man als Selbstfahrer hat, sind ja letztendlich Zufallssichtungen am Wegesrand. Ein einheimischer Guide aber weiß genau, wo er suchen muss, fährt, falls er eine Offroadgenehmigung hat, genau dorthin und positioniert den Fotografen genauso, wie es für ein gutes Foto erforderlich ist. Man genießt also jeden Tag nicht nur die Big Five sondern auch all die anderen Tiere, die die Mara zu Zeiten der Gnu-Wanderung bereithält. Dennoch werde ich das Lager der Selbstfahrer nicht verlassen, für mich gibt es einfach nichts Schöneres, als in meinem ganz eigenen Rhythmus zu reisen.
„Abgeschreckt“ hat mich ein wenig der Massentourismus in der Maasai Mara zur Zeit der Gnu-Migration. Es gibt kaum eine interessante Sichtung, an der sich nicht in Windeseile 10-20 Fahrzeuge einfinden und sich im Halbrund aufstellen. Die Fahrer sind alle per Funk miteinander verbunden und teilen ihre Entdeckungen mit ihren Kollegen. Besonders geht es zur Sache, wenn sich eine Gepardenjagd über den Äther verbreitet. Dann gibt es kein Halten mehr: aus allen Himmelsrichtungen preschen die Autos zum Ort des Geschehens. Natürlich ist ein Erlebnis, eine Jagd live mitzuerleben, aber der Preis ist zu hoch für mich – not my cup of tea. Mein nächster Besuch dort wird also außerhalb der großen Migration stattfinden. Lieber verzichte ich auf die Gnus und genieße den Park in Ruhe.
Der Fotokurs hat mich definitiv weiter gebracht. Die ersten beiden Tage waren hart, mein Kopf lief heiß von der ständigen Konzentration auf alle Parameter, die ich im Auge behalten musste. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, wäre ich sicherlich früher oder später in alte Muster zurück gefallen. Aber in einer Schulsituation beißt man sich durch und am dritten Tag lief alles schon viel einfacher ab. Man muss die Kamera wirklich nicht vom Auge nehmen, um alle Einstellungen vorzunehmen
Die wichtigsten Erkenntnisse aber waren, und viele von euch werden nun wissend schmunzeln: 1. Theorie ist gut, Praxis aber ist durch nichts zu ersetzen, und 2. die Ausrüstung ist nicht das Wichtigste, wichtig ist, was man damit macht.
Ich kann also jeden, der mit seinen Fotos "hadert", ermutigen, einmal eine spezielle Fotoreise zu machen.
Im Laufe der nächsten Tage werde ich noch einige Fotos mehr einfügen.
LG Klaudi