THEMA: Windhoek: Raubüberfälle
27 Jun 2013 21:11 #293944
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  • Leon am 27 Jun 2013 21:11
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Hallo Forums-Mitglieder,

vorab vielen Dank für Eure wertvollen Forumsbeiträge, die ich vor meiner 1. Namibia-Reise lesen durfte.

Hier eine kurze Schilderung eines Vorfalls in Windhoek, der aber nicht überwertet werden sollte ... und mich nicht abhalten wird, zukünftig wieder nach Namibia zu reisen:

Meine Freundin und ich waren 16 - wundervolle - Tage auf der "Standardroute" in Namibia unterwegs.

Am letzten Tag (= So, 16.06.2013) vor dem Rückflug nach FRA bin ich gegen 14:30 Uhr zu unserem letzten Hotel in Klein-Windhoek gefahren. Das Tor stand nur zu 1/5 offen. Ich bin deshalb ausgestiegen ... Motor läuft ... ich habe - routinemäßig wie es mir meine brasilianischen Freunde in Rio/Sao Paulo beigebracht haben - alle Türen verriegelt ... allerdings waren beide Fenster der vorderen Türen ca. 10 cm wegen der großen Hitze geöffnet (= mein Fehler Nr. 1) ... meine Freundin wartete auf dem Beifahrersitz (= mein Fehler Nr. 2) ... und bin zur Rezeption reingegangen, statt anzurufen (= mein Fehler Nr. 3) ... das Gespräch mit der Rezeption dauerte ca. 2 Minuten.
Während dieser Zeit sind 2 Typen aus einem Auto gesprungen (ein Dritter wartete im Auto der Marke Corolla, weiß) und haben versucht, meiner Freundin auf der Beifahrerseite durch das Fenster ihre Handtasche wegzureissen (das ist nicht gelungen: welche Frau gibt schon freiwillig ihre Handtasche auf ... sie war völlig geschockt ... hatte die Handtasche umgehängt ... hätte böse enden können) ... und haben - erfolgreich - auf der Fahrertüre eine kleine Tasche entwendet (incl. meinem Pass, Personalausweis, Führerschein, Kreditkarten, Handy) ... ich hab sonst immer 2 Brust- bzw. Gürteltaschen dabei, also nie alle Dokumente in einer Tasche "gebündelt"; nur für ca. 30 min hatte ich alles in eine Tasche gesteckt (= mein Fehler Nr. 4). Die Tasche hatte ich blöderweise zwischen der Lehnen der Vordersitze abgelegt und wegen der Toröffnungsaktion nicht mitgenommen (= mein Fehler Nr. 5) ... alles weg.

Die Sperrung der Kreditkarten (ich hatte die Sperr-Telefonnummern schlauerweise auf meinem - geklauten - Handy vermerkt (= mein Fehler Nr. 6 ... zum Glück hatten die drei netten Burschen kein Interesse an meinem iPAD, das ich als NAVI unter die Windschutzscheibe geklemmt hatte und mit dem iPhone synchronisiert war), die Kommunikation mit den Police-Officers, das (handschriftliche) Protokoll in der Polizeistation, die Ersatzbeschaffung meines Passes bei der - sehr hilfreichen - Botschaft, neues Passbild, usw. hat von 14:50 Uhr am Sonntag bis zum nächsten Vormittag 10:30 Uhr gedauert ... eine logistische Herausforderung, da der Rückflug über Joburg um 11 Uhr startete.


Warum schreibe ich das hier im Forum?

Vielleicht könnt Ihr einige meiner Fehler vermeiden.

1. "Notfalltaschen" auf jeden Koffer verteilen (mit allen Daten, Heimatadressen, Sperrnummern, Ersatzdokumenten in Papierform, Ersatzschlüsseln, Passfotos; € 200 und $ 200 cash). Unten findet Ihr eine Checkliste

2. Nicht an den Tankstellen in Windhoek anhalten: Die 2 - sehr netten, aber genauso hilflosen - Police-Officers meinten, dass sich die Täter darauf spezialisiert haben - vorwiegend am Wochenende - Touri-Fahrzeuge an Tankstellen abzupassen und bis zum Hotel oder Supermarkt zu verfolgen und dann auszurauben. Das nächste Mal gebe ich das Auto mit halbleeren Tank an der Mietstation ab.

3. Für Namibia-Anfänger: Windhoek kann man - optisch betrachtet - "in der Pfeife rauchen" ... deshalb Gas geben und durch fahren ... und das Land genießen.

4. Von der Aussage "Das Land A ist ziemlich sicher ... viel sicherer als das Land B" kann man sich gar nichts kaufen, wenn es einen persönlich erwischt hat ... also besser nicht subjektiv gefärbte Sicherheitswarnungen "posten". Ich hatte den Corolla vermutlich 2-mal im Augenwinkel gesehen .. und bin dann nicht - wie ich es in Brasilien getan hätte - sofort bei roten Ampeln zur nächst Polizeistation gefahren ... "Namibia ist ja soooooo sicher" ...


Wir reisen sicher wieder nach Namibia ... uns haben eigentlich am besten die ... sympathischen, offenen ... Menschen gefallen, mit denen man richtig Gaudi haben kann ... klasse Humor ... naja bis auf so 3 Typen ... aber die gibt es auch bei mir vor der Haustüre hier in Schwabing.

So ... jetzt steht erst mal Shanghai und nächstes Jahr Myanmar an ...

Euer Leon

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Notfallliste (Bearbeitungsstand: 30.06.2013)

Diese Liste/Dokumente sollte in einer – wasserfesten - Tasche/Beutel in jedem Koffer/Tasche (z.B. hinter dem Innenfutter mit Tape an der Kofferschale befestigt) verwahrt werden.
Zusätzlich sollte diese Liste (mit allen Dokumenten) gescannt, in einer „Cloud“ und/oder auf USB-Stick und/oder Server (Zuhause) gespeichert sowie bei einer Vertrauensperson (die man im Notfall um Hilfe/Sperrung bitten kann) hinterlegt werden.


Von allen Kreditkarten und EC-Karten notieren:
  • Kartennummer (bei LH-Karten auch die LH-Mitgliedsnummer); Gültigkeitsdauer
  • Sperrtelefonnummer (aus In- und Ausland; mit internationaler Vorwahl): oft sind die Nummern nicht mehr aktuell; besser vorher testen; nur bei AE erreicht man einen realen Sachbearbeiter, ansonsten muss man die Daten über ein EDV-System durch die Telefontasten eingeben. Manche Sperrnummern musste ich über 30 mal anrufen, bis eine Leitung frei war (das kann Stunden dauern und den Mißbrauch der Karten erleichtern).
  • Mail-Adresse der Kartenanbieter: bei einigen KK-Anbietern hat es bis zu 6 Stunden gedauert, bis die Telefonleitung frei war; ich hab dann die Sperrung per Mail mitgeteilt.
  • Bank, BLZ, Kontonummer der Hausbank, von der abgebucht wird: Telefonnummer, Faxnummer, E-Mail-Adresse des Sachbearbeiters der Hausbank notieren, da die Sperrung über die Hausbank u.U. schneller geht als über die Telefonautomaten der KK-Anbieter
Sperrnummer für SIM-Karte des Mobilphones und eigene Handynummer notieren

Kopien anfertigen von:
  • Pass
  • Personalausweis
  • Führerschein (national und international)
  • Impfausweis
  • Reisevoucher
  • Flugticket
  • Kontaktdaten der deutschen Auslandsvertretung im jeweiligen Reiseland
  • Krankenversicherung im Ausland mit Mitgliedsnummer

  • eventuelle Vorerkrankungen und Medikationen
  • Medikamentenunverträglichkeiten / Allergien
  • Name & Kontaktdaten des Hausarztes

  • Notbedarf für lebenswichtige Medikamente

  • Anschrift (incl. Mailadresse) und Versicherungsnummer der Reisegepäckversicherung, Hausratversicherung, Handy-Versicherung, Teilkaskoversicherung: Als Geschädigter muss man den eingetretenen Schaden oft innerhalb von 2-3 Tagen der Versicherung melden. Bei längeren Reisen würde ich das nicht erst nach Rückkehr vom Urlaub, sondern noch während der Reise tun.

  • 2 Passbilder für Ersatzpass
  • Visitenkarten
  • Kontaktadressen und Telefonnummern von Ansprechpartnern Zuhause
  • $ 200 + € 200 „cash“ Die Geldbeschaffung im Ausland ist schwierig und erfordert immer eine Legitimation (schwierig, wenn der Pass erst neu beschafft werden muss).
  • Falls vorhanden, kann mein ein altes Handy als Ersatzgerät einpacken. Dazu eine SIM-Zweit-Karte mitnehmen.
  • Ersatzschlüssel für die Wohnung Zuhause.
  • Zweitschlüssel für den Pkw
Letzte Änderung: 30 Jun 2013 10:36 von Leon.
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27 Jun 2013 21:28 #293945
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  • Sabsilein am 27 Jun 2013 21:28
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Hallo Leon,

wieso postest du deinen Beitrag noch einmal?

Sabine
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27 Jun 2013 21:29 #293946
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  • BikeAfrica am 27 Jun 2013 21:29
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Hallo Leon,

vielen Dank für das Berichten Deiner Erfahrungen und der Einsicht, durch eigene Fehler die Möglichkeit geschaffen zu haben. Das mag andere Reisende vielleicht genauer hinschauen lassen.

Nur die Überschrift "Raubüberfälle" passt nicht so ganz. Für mich war das "nur" ein Diebstahl.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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27 Jun 2013 21:49 #293948
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  • Leon am 27 Jun 2013 21:11
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Hi Wolfgang,

mir ging es nicht darum, präzise einestrafrechtliche Würdigung vorzunehmen. Die beiden Officers haben berichtet, dass in Windhoek zwischenzeitlich massive Gewalt unter Einsatz von Waffen angewandt wird ... bei 50% Arbeitslosigkeit kein Wunder.

Bei meiner Freundin wurde mit körperlicher Gewalt versucht ... gefühlte 2 Minuten ... die Handtasche wegzureissen ... die Burschen haben nicht locker gelassen ... Waffen hat sie nicht gesehen ... ihr Hals war schon an der Fensterkante eingeklemmt. Nenn es, wie Du willst. Egal ... ich wollte eigentlich nur auf die Sicherheitslage hinweisen. Im Hotel waren sie total "platt" und blass im Gesicht: "Ach mein Gott ... jetzt passiert das auch schon hier bei uns oben".

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Hi Sabine,

ich kenn mich mit den Forum-Kategorien nicht aus ... deshalb hab ich auch unter "Routen" gepostet

Leon
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27 Jun 2013 23:12 #293959
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  • Ruaha am 27 Jun 2013 23:12
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Hallo Leon,

tut mir echt leid für Euch! Hoffentlich hat Deine Freundin alles einigermaßen gut verarbeitet. Das muss ganz schön fies gewesen sein, so ganz allein im verriegelten Auto. Und die Jungs müssen es ja mit (fast) allen Mitteln probiert haben an etwas dran zu kommen.

Danke für das Posten und Deine Sicherheitstips.

VG
Ruaha
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27 Jun 2013 23:25 #293960
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  • Leon am 27 Jun 2013 21:11
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Hi Ruaha,

eines ist sicher: Ich werde keine Frau mehr in einem Auto ... bei der Tanke oder Pinkeln oder Parken vor der Bank ... zurücklassen ... das war ein großer Denkfehler ... und eigentlicher Grund für mein Posting.

Meiner Freundin geht es gut ... naja ... träumt von Namibia ... und einer schwarzen Hand, die durchs Fenster greift ... Wir planen schon wieder eine Reise nach Namibia ... ich konnte den Schmarrn mit dem Namibia-Fieber erst nicht verstehen ... und schon hat es uns erwischt.

Glück auf Deinen Wegen.

Leon
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