... ich habe inzwischen in mehreren Ländern Begegnungen mit falschen und noch mehr mit echten Polizisten gehabt, die gerne nebenbei ein bisschen Geld verdient hätten. Bisher habe ich das immer freundlich und bestimmt ausdiskutiert und nie erkennen lassen, dass ich in Zeitdruck bin oder mich die ganze Geschichte nervt. Irgendwann haben die keine Lust mehr, wenn sie merken, dass es beim nächsten Tourist oder Autofahrer einfacher geht. Habe da auch schon ab und zu 90-120 min auf 'ner Polizeiwache verbracht unter Androhung von Gefängnis. Besonders toll ist es, wenn Schichtwechsel ansteht, und die einen Touristen dort haben, über den sie noch Bericht schreiben müssen für die Ablösung. Dann haben sie nicht nur kein Geld bekommen, sondern auch noch zusätzliche Arbeit. Wenn man nicht spätestens dann gehen kann, hat man womöglich tatsächlich ein Problem.
Ich muss allerdings sagen, dass die allermeisten Polizisten äußerst freundlich und hilfsbereit waren. Ich habe schon häufig auf oder bei Polizeiwachen im Zelt übernachten dürfen oder bei Polizisten zuhause. Sie haben mir zu Fuß nicht nur den Weg gezeigt, sondern mich bis zu 2 km dorthin geführt, vor Banken auf mein Fahrrad aufgepasst, mir mit dem Polizeiwagen als Leitfahrzeug den Weg zu einer Unterkunft gezeigt und dann dort sogar zweimal noch einen günstigeren Preis ausgehandelt. Nach den ganzen Horrorgeschichten, die ich vor meinen Reisen über Polizisten und Zöllner in Afrika gelesen und gehört hatte, war das in Summe eine positive Überraschung. Und die wenigen Ausnahmen ... damit muss man in Afrika halt mal rechnen.
Solche Dinge gibt es aber auch hierzulande und ich erzähle noch ein persönliches Erlebnis von vor einigen Jahren im Rhein-Main-Gebiet zur Hauptverkehrszeit. Das hat mich nämlich viel mehr schockiert, dass solche Dinge auch bei uns passieren.
An einem viel befahrenen Autobahnkreuz stand direkt nach der Abfahrt ein Fahrzeug im Grünstreifen. Ich habe mich noch gewundert, aber das dauerte nur kurz. In dem Bogen zur nächsten Autobahn standen dann nämlich etwa fünf Polizeiwagen mit je mindestens zwei Mann Besatzung und haben alle Alleinfahrer (kein Zeuge dabei) rausgewunken und sie beschuldigt, ohne angelegten Gurt gefahren zu sein. Als ich antwortete, er sähe ja, dass ich angeschnallt wäre, bejahte er das und verwies darauf, dass ihn aber der Kollege im Grünstreifen verständigt habe. Aufgrund der geringen Entfernung wäre das kaum möglich gewesen. Als ich verlangte, den Kollegen dort zu sprechen, wurde mir das verweigert.
Mir wurde angeboten, die Strafe an Ort und Stelle zu zahlen, was ich nicht getan habe. Stattdessen habe ich mit anderen Fahrern, die ebenfalls ungerechtfertigt angehalten wurden, die Telefonnummern getauscht und wir uns verständigt, dass jemand, der am Ende zahlen muss, die anderen verständigt. Am Ende habe ich auf meinen schriftlichen Widerspruch auf den Bußgeldbescheid hin nichts mehr gehört. In der Zeit, die ich dort verbrachte, war aber zu erkennen, dass jeder Polizist, der einen Fahrer wieder fahren ließ, sofort den nächsten Alleinfahrer wieder anhielt.
Ergänzung: Da gab es zwischendurch keinen Kontakt über Funk. Der erste Wagen stand nur als Alibi dort.
Gruß
Wolfgang