Hallo,
um das hier noch einmal klar und deutlich zu kommunizieren:
Auch ich finde es erwähnenswert und wunderbar, das Afrikaner für sich geeignete Lösungen selbst entwickeln! Und ich lese auch immer regelmäßig, wenn über solche Innovationen berichtet wird.
Leser schrieb:
Und wer wundert sich da noch darüber, dass Banken Finanzkrisen verursachen können ….andererseits, wenn man Busse verkaufen möchte, hat das schon auch seinen Wert, man muss nur wissen was man sucht und kriegt….
Jeder bekommt das, was er verdient! Die CS ist ja nicht die erste Bank, die derartige Publikation herausgibt. Ich sehe diese Zahlenwerke halt kritisch und glaube sie nicht einfach unbesehen und ungeprüft! Offensichtlich stimmen die Rahmenbedingungen für die Investoren jedoch nicht, denn sonst hätten wir ja einen wahnsinnigen Investitionsboom in Afrika.
Christa schrieb:
Der Service MPESA, es gibt ihn auch flächendeckend in Tanzania, wird von der Bevölkerung durchweg positiv bewertet. Es dient dem Geldtransfer innerhalb des Landes.
Ich weiß recht gut über dieses System Bescheid, Christa. Und natürlich ist es eine Erleichterung für die Bevölkerung. Ich habe nichts anderes behauptet. Für die Bevölkerung könnte in meinen Augen einfach noch
viel mehr geleistet werden (wenn es wirklich gewollt ist)!!!
Aus Unternehmenssicht kann jedoch die Abteilung Mahnwesen nicht über mehr Beschäftigte verfügen, wie die übrigen Unternehmensbereiche! Die Firmen möchten ihre Umsätze sicher auf einem Firmenkonto eingehen sehen. Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn das MPESA-System dahin gehend weiterentwickelt wird. Aktuell ist das einfach nicht der Fall. Frage die Bevölkerung doch einmal was sie lieber hätte: ein MPESA-Bezahlsystem oder einen Job mit festem Einkommen und monatlicher/wöchentlicher Überweisung auf ein Bankkonto? Mit letzterem würde ggfs auch die Kreditwürdigkeit steigen.
Im Grunde genommen ist die Vertrauenswürdigkeit dieses Bank-Papiers doch recht einfach zu überprüfen. Stellt euch vor, ihr wäret von Tante Louise mit 10 Millionen € im Testament bedacht worden. Zur Auflage hat sie gemacht, dass mit diesem Geld ein Unternehmen gegründet werden muss und mindestens 50 Arbeitsplätze geschaffen werden müssen. Würdet ihr das Geld in Afrika investieren? Ich kenne genau zwei afrikanische Staaten, wo ich mich engagieren würde. Allerdings würde ich in einem dieser Staaten lediglich in Land (Schaffung von Lebensraum für Wildtiere) investieren (deshalb gäbe es kein Geld von Tante Louise), im zweiten Staat in den Gesundheits- oder Bildungssektor. Wobei ich bei beiden letzteren keine Gewinnerzielungsabsicht hätte/sehe und die 10 Millionen bald aufgebraucht sind, wenn nicht das jeweilige Bildungsministerium oder die Kommune irgendwann die laufenden Kosten für Gehälter, Gebäudeunterhalt und Ausstattung übernimmt.
Christa schrieb:
Wenn unsere hochentwickelten Wirtschaften aufhören Afrika nur als Rohstoff Lieferanten und Absatzmarkt zu sehen, dann wird die Entwicklung in Afrika rasant weiter gegen. Davon bin ich überzeugt.
Nur mal so als Denkanstoß: Umkehrt kann aber auch ein Schuh daraus werden: Wenn afrikanische Staaten endlich aufhören ihre Rohstoffe billig zu verhökern, zukunftsorientiert zu denken beginnen und darauf bestehen, dass Rohstoffe im Land verarbeitet werden… Wenn afrikanische Staaten ihre Fischfangquoten nicht an Fischereiflotten der Industrienationen verscherbeln würden…, wenn Einfuhrverbote für Wohlstandsmüll und Reste der Lebensmittelindustrie durchgesetzt und überwacht würden… Wenn Kinderarbeit verboten würde… Wenn die Rechte der Frau gestärkt würden... All diese Dinge können afrikanische Staaten durchsetzen. Doch der schnelle Profit ist verlockend! Dies schließt m. E. auch einen Großteil der Entwicklungshilfe mit ein.
In Ostafrika frage ich mich immer wieder, warum gibt es in Afrika z.B. keine gewinnbringende Fahrradproduktion? In einem Kontinent, der doch einen riesigen Absatzmarkt darstellt. Stattdessen werden Fahrräder aus Indien und China importiert, bzw. der Markt mit ausgedienten Rädern aus Europa bedient. Das selbige gilt für Motorräder, Fahrzeuge, Maschinen etc. Die Liste ließe sich endlos verlängern.
Warum sind Bücher in Afrika so teuer? Können die nicht dort in großem Stil gedruckt werden? Asien und Lateinamerika produzieren ihre Literatur, die enorm wichtig ist um ein gewisses Bildungsniveau zu erreichen, doch auch nicht massenhaft in Europa oder Nordamerika.
Wie sieht es aus mit der Einführung von Steuersystemen aus, mittels derer sich Staaten und ihre vielfältigen Aufgaben nachhaltig finanzieren können? Beamte und Bürokraten gibt es jedenfalls genug!
Gibt sich die afrikanische politische Elite damit zufrieden, sich selbst die Taschen zu füllen und die Machterhaltung des eigenen Clans zu sichern? Reicht es, gerade nur so viel für die Bevölkerung zu tun, damit diese nicht auf die Barrikaden geht und das Regime demontiert? Ist die Denke oder Kultur so anders wie in Zentral-/Südamerika oder Asien? Ist es einfach bequemer, hat man sich eingerichtet, oder ist es von den Industriestaaten sogar gewollt, andererseits aber gepaart mit der Angst Millionen von Wohlstandsflüchtigen vor der eigenen Haustür zu haben?
Fragen über Fragen, die ich für mich nicht eindeutig und abschließend beantworten kann.
Mit herzlichen Grüßen
Marina