THEMA: AFRIKA - Der Aufstieg eines Kontinents
17 Aug 2015 18:30 #396251
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  • Botswanadreams am 17 Aug 2015 18:30
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Ich sehe es durchweg gut, wenn es Veröffentlichung von positiven Erfolgen in Afrika gibt. Auch gehe ich davon aus, dass die Daten gut recherchiert sind. Da gibt es für mich keinen Grund, es negativ zu reden.
Ich wage aber auch zu behaupten, dass sie meistens für die globale Wirtschaft nicht relevant sind. Mit einem MPESA-Bezahlsystem lockt man keine Online-Händler aus den Industriestaaten in afrikanische Länder. Und auch afrikanische Händler, die im großen Stil den eigenen Markt bedienen, sind mir nicht bekannt.

Der Service MPESA, es gibt ihn auch flächendeckend in Tanzania, wird von der Bevölkerung durchweg positiv bewertet. Es dient dem Geldtransfer innerhalb des Landes. Als Beispiel: Ein Soldat bekommt seinen Sold bar, ist aber fernab der Familie stationiert. Er zahlt Geld in einem kleinen Shop ein und seine Frau kann es im Heimatdorf im Shop in Empfang nehmen und das Schulgeld und Essen bezahlen. Es dient auch als Bankkonto, wo man übriges Geld als Guthaben deponieren kann, wie bei einer Bank. Ein riesengrosser Fortschritt für die Bevölkerung - speziell auf dem Land. Niemand muss mehr mit grösseren Summen Bargeld unterwegs sein, auch die Guides schätzen es sehr.

Internethandel, den gab es vor einigen Jahren auch noch nicht bei uns und wir haben überlebt. Festnetzanschluss, unseren ersten hatten wir 1992, war halt so in der DDR und dann musste erst einmal die Infrastruktur her. Ich habe im Moment in Oberwil (Schweiz) 10.9 Mbit/s download und 1.2 Mbit/s upload Geschwindigkeit im Internet, da müssen noch viele Kilometer Glasfaser in der Schweiz und ganz Europa verlegt werden.

Wenn unsere hochentwickelten Wirtschaften aufhören Afrika nur als Rohstoff Lieferanten und Absatzmarkt zu sehen, dann wird die Entwicklung in Afrika rasant weiter gegen. Davon bin ich überzeugt.
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"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
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17 Aug 2015 20:01 #396260
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  • Rajang am 17 Aug 2015 20:01
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Hallo Botswanadreams,

Sehe ich genau so. MPESA ermöglicht es ja eben der Bevölkerung Geld weiterzureichen und zu 'halten', OHNE dass die Banken eingebunden sind. Die wenigsten Leute in Afrika haben ein Bankaccount. UND: Diese Lösung wurde primär durch Afrikaner, für Afrikaner entwickelt - und nicht im Westen eingekauft. Das ist der wichtige Schritt. Afrikaner entwickeln Lösungen für Afrikaner.

Sambia (Quelle Newsweek) wird 2015 ein Exportland für z.B. Mais sein - dieser geht dann nach Zimbabwe. Ironie: Es sind Farmer aus Zimbabwe die dieses Wunder in Sambia zu Stande gebracht haben. Oder anders gesagt: Wenns die meisten Politiker in Afrika nicht geben würde, hätte der Kontinent wahrscheinlich schon heute kaum mehr ein Problem sich selber zu ernähren.

Festnetzanschluss in der Dichte wie wir es von Europa her kennen, wird es nie geben in Afrika - die haben das Handy, teilweise bereits flächendeckend. Internet wird sich somit auch über Mobile abwickeln.

Wenn jemand vor 20 Jahren Indien als wirtschaftliche Grossmacht erwähnt hat, dann wurde er ausgelacht. 1976 musste ich einen schriftlichen Antrag stellen für ein Telefon von Bombay nach New Delhi, 24 Std vorher! Heute hat es in kleinen Dörfern Frauen, die Handy auf Kredit kaufen und dieses an Dorfbewohner vermieten - unter anderem an den Landwirt, der so den aktuellen Preis z.B. für seine Baumwolle rausfindet und nicht mehr auf den lokalen Grossisten angwiesen ist, der ihn über die letzten 100 Jahre betrogen hat.
Die wirtschaftliche Explosion in Indien hat nicht dank dem Westen stattgefunden, und schon gar nicht wegen unseren NGO's! Es waren vorallem die ExPats, die das Potential der IT entdeckten als sich die verkrusteten Staatsstrukturen aus dem Sozialismus zu lösen bekannen.

Ich sehe die gleiche Entwicklung in Afrika - das grösste Hindernis heute für Afrika sind die Politiker und ihre Clans.

Gruss Rajang
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17 Aug 2015 20:05 #396261
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  • Rajang am 17 Aug 2015 20:01
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Hier noch einen Link auf ein Interview, das der scheidende Schweizer Botschafter in Kenia dem kenianischen TV gegeben hat.
Unverblümt sagt der Diplomat (eben mal nicht diplomatisch), wo das Problem in Kenia liegt.

Und das gleiche Problem gibt es eben auch in den meisten anderen afrikanischen Ländern - es sind die Politiker und ihre Clan's - das ICH, ICH, ICH.

www.tagesanzeiger.ch...rtext/story/27303125

Gruss Rajang
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17 Aug 2015 20:47 #396268
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  • Butterblume am 17 Aug 2015 20:47
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Hallo,

um das hier noch einmal klar und deutlich zu kommunizieren: Auch ich finde es erwähnenswert und wunderbar, das Afrikaner für sich geeignete Lösungen selbst entwickeln! Und ich lese auch immer regelmäßig, wenn über solche Innovationen berichtet wird.

Leser schrieb:
Und wer wundert sich da noch darüber, dass Banken Finanzkrisen verursachen können ….andererseits, wenn man Busse verkaufen möchte, hat das schon auch seinen Wert, man muss nur wissen was man sucht und kriegt….
Jeder bekommt das, was er verdient! Die CS ist ja nicht die erste Bank, die derartige Publikation herausgibt. Ich sehe diese Zahlenwerke halt kritisch und glaube sie nicht einfach unbesehen und ungeprüft! Offensichtlich stimmen die Rahmenbedingungen für die Investoren jedoch nicht, denn sonst hätten wir ja einen wahnsinnigen Investitionsboom in Afrika.

Christa schrieb:
Der Service MPESA, es gibt ihn auch flächendeckend in Tanzania, wird von der Bevölkerung durchweg positiv bewertet. Es dient dem Geldtransfer innerhalb des Landes.
Ich weiß recht gut über dieses System Bescheid, Christa. Und natürlich ist es eine Erleichterung für die Bevölkerung. Ich habe nichts anderes behauptet. Für die Bevölkerung könnte in meinen Augen einfach noch viel mehr geleistet werden (wenn es wirklich gewollt ist)!!!

Aus Unternehmenssicht kann jedoch die Abteilung Mahnwesen nicht über mehr Beschäftigte verfügen, wie die übrigen Unternehmensbereiche! Die Firmen möchten ihre Umsätze sicher auf einem Firmenkonto eingehen sehen. Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn das MPESA-System dahin gehend weiterentwickelt wird. Aktuell ist das einfach nicht der Fall. Frage die Bevölkerung doch einmal was sie lieber hätte: ein MPESA-Bezahlsystem oder einen Job mit festem Einkommen und monatlicher/wöchentlicher Überweisung auf ein Bankkonto? Mit letzterem würde ggfs auch die Kreditwürdigkeit steigen.

Im Grunde genommen ist die Vertrauenswürdigkeit dieses Bank-Papiers doch recht einfach zu überprüfen. Stellt euch vor, ihr wäret von Tante Louise mit 10 Millionen € im Testament bedacht worden. Zur Auflage hat sie gemacht, dass mit diesem Geld ein Unternehmen gegründet werden muss und mindestens 50 Arbeitsplätze geschaffen werden müssen. Würdet ihr das Geld in Afrika investieren? Ich kenne genau zwei afrikanische Staaten, wo ich mich engagieren würde. Allerdings würde ich in einem dieser Staaten lediglich in Land (Schaffung von Lebensraum für Wildtiere) investieren (deshalb gäbe es kein Geld von Tante Louise), im zweiten Staat in den Gesundheits- oder Bildungssektor. Wobei ich bei beiden letzteren keine Gewinnerzielungsabsicht hätte/sehe und die 10 Millionen bald aufgebraucht sind, wenn nicht das jeweilige Bildungsministerium oder die Kommune irgendwann die laufenden Kosten für Gehälter, Gebäudeunterhalt und Ausstattung übernimmt.

Christa schrieb:
Wenn unsere hochentwickelten Wirtschaften aufhören Afrika nur als Rohstoff Lieferanten und Absatzmarkt zu sehen, dann wird die Entwicklung in Afrika rasant weiter gegen. Davon bin ich überzeugt.
Nur mal so als Denkanstoß: Umkehrt kann aber auch ein Schuh daraus werden: Wenn afrikanische Staaten endlich aufhören ihre Rohstoffe billig zu verhökern, zukunftsorientiert zu denken beginnen und darauf bestehen, dass Rohstoffe im Land verarbeitet werden… Wenn afrikanische Staaten ihre Fischfangquoten nicht an Fischereiflotten der Industrienationen verscherbeln würden…, wenn Einfuhrverbote für Wohlstandsmüll und Reste der Lebensmittelindustrie durchgesetzt und überwacht würden… Wenn Kinderarbeit verboten würde… Wenn die Rechte der Frau gestärkt würden... All diese Dinge können afrikanische Staaten durchsetzen. Doch der schnelle Profit ist verlockend! Dies schließt m. E. auch einen Großteil der Entwicklungshilfe mit ein.

In Ostafrika frage ich mich immer wieder, warum gibt es in Afrika z.B. keine gewinnbringende Fahrradproduktion? In einem Kontinent, der doch einen riesigen Absatzmarkt darstellt. Stattdessen werden Fahrräder aus Indien und China importiert, bzw. der Markt mit ausgedienten Rädern aus Europa bedient. Das selbige gilt für Motorräder, Fahrzeuge, Maschinen etc. Die Liste ließe sich endlos verlängern.

Warum sind Bücher in Afrika so teuer? Können die nicht dort in großem Stil gedruckt werden? Asien und Lateinamerika produzieren ihre Literatur, die enorm wichtig ist um ein gewisses Bildungsniveau zu erreichen, doch auch nicht massenhaft in Europa oder Nordamerika.

Wie sieht es aus mit der Einführung von Steuersystemen aus, mittels derer sich Staaten und ihre vielfältigen Aufgaben nachhaltig finanzieren können? Beamte und Bürokraten gibt es jedenfalls genug!

Gibt sich die afrikanische politische Elite damit zufrieden, sich selbst die Taschen zu füllen und die Machterhaltung des eigenen Clans zu sichern? Reicht es, gerade nur so viel für die Bevölkerung zu tun, damit diese nicht auf die Barrikaden geht und das Regime demontiert? Ist die Denke oder Kultur so anders wie in Zentral-/Südamerika oder Asien? Ist es einfach bequemer, hat man sich eingerichtet, oder ist es von den Industriestaaten sogar gewollt, andererseits aber gepaart mit der Angst Millionen von Wohlstandsflüchtigen vor der eigenen Haustür zu haben?

Fragen über Fragen, die ich für mich nicht eindeutig und abschließend beantworten kann.

Mit herzlichen Grüßen
Marina
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

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17 Aug 2015 20:59 #396274
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Hallo Rajang,

du schreibst:
Wenn jemand vor 20 Jahren Indien als wirtschaftliche Grossmacht erwähnt hat, dann wurde er ausgelacht. 1976 musste ich einen schriftlichen Antrag stellen für ein Telefon von Bombay nach New Delhi, 24 Std vorher! Heute hat es in kleinen Dörfern Frauen, die Handy auf Kredit kaufen und dieses an Dorfbewohner vermieten - unter anderem an den Landwirt, der so den aktuellen Preis z.B. für seine Baumwolle rausfindet und nicht mehr auf den lokalen Grossisten angwiesen ist, der ihn über die letzten 100 Jahre betrogen hat.
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Nur leider lassen sich eben aktuell die meisten afrikanischen Staaten eben nicht mit den asiatischen Tigerstaaten vergleichen. Ich würde mir sehr wünschen, wenn ich in naher Zukunft eines besseren belehrt würde.
Ich sehe die gleiche Entwicklung in Afrika
Ich nicht! Noch nicht!
- das grösste Hindernis heute für Afrika sind die Politiker und ihre Clans.
Da stimme ich dir absolut zu!

Herzliche Grüße
Marina
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

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Letzte Änderung: 17 Aug 2015 21:10 von Butterblume. Begründung: Formatierung
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17 Aug 2015 21:10 #396278
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Hallos

Safaricom war der Initiator von MPESA, nun sind andere gefolgt. Das System ist super, denn viele Leute haben keine Bank in der Naehe, aber einen MPESA Shop. So viel ich weiss, klappt es auch von UK nach Kenia und dort leben viele Kenianer.

Safaricom unterstuetzt mit ihrem Gewinn Wasserprojekte, stellt Sender fuer Wildtiere zur Verfuegung und ist Hauptsponsor des Lewa Marathons.

Du triffst den Nagel auf den Kopf Marina - warum billige Rohstoffe unbearbeitet ausfuehren, wenn man Arbeitsplaetze und mehr Devisen fuer das bearbeitete Produkt erhalten koennte. Darueber wird hier auch im Fernseher gelegentlich mal Aufmerksam gemacht.

Und nun staunt mal - eine neue Reportage am Fernseher zeigt, wie Deutschland aus Muell Energie produziert. Wer weiss, vielleicht bekommen wir auch bald eine Kehrichtverbrennungsanlage - nur dann hoffentlich auch mit Reinigungsfilter. Abfallberge hat es ja bei weitem zur genuege, da alles uebermaessig verpackt ist und dann noch in noch mehr Plastik gesteckt wird.

Es kommt Wohlstand, es wird eine Verbrauchergeneration generiert und dabei ja, wie erwaent, ICH, ICH, ICH.... Viele Staaten konnten sich nur entwickeln, weil viele am gleichen Strang in die gleiche Richtung zogen. Aber solange die Eifersucht und die Korruption so gut genaehrt sind, wird es nicht einfach.

Viele Entwicklungen kommen, doch viele bleiben auf der Strecke, da sie nicht mitziehen wollen oder nicht koennen.

Kenia hatte eine grosse Zuckerfabrik im Westen. Sie wurde Zugrunde gewirtschaftet und viele Farmer haben nun kein Einkommen mehr. Nun wird diskutiert Zucker aus Uganda einzufuehren, im Namen der freien Ostafrikanischen Handelszone. Der kenianische Zucker ist teurer.

Wenn nun solche Fabriken oder die Kaffeekonsortien sauber funktionieren wuerden, waere schon ein Grossteil der Armut weg.

Liebe Gruesse
Elvira
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Bush Trucker Tours
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Elvira Wolfer

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