THEMA: Mit Trophäenjagd Naturschutz finanzieren?
30 Okt 2013 06:32 #310328
  • sekanzler
  • sekanzlers Avatar
  • Beiträge: 20
  • Dank erhalten: 4
  • sekanzler am 30 Okt 2013 06:32
  • sekanzlers Avatar
Stimme Markus zu. 2009 hat ein Spitzmaul-Nashorn 170.000 US-Dollar gebracht, auf der Autkion werden Gebote ab 250.000 US-Dollar erwartet.

Außerdem gibt es Experten, die sagen, dass im Nordwesten Namibias ein Nashorn-Überschuss herrsche - sonst wäre auch das Patenschafts-Programm des Umweltministeriums nicht zu rechtfertigen, das vorsieht und fördert, dass Nashörner aus dem Gebiet gefangen und unter strengen Auflagen in anderen geeigneten Gebieten Namibias - auch Privatparks - ausgesetzt werden.

Natur per se hat leider in unserer wachstumswahnsinnigen Wirtschaft nur dann Bestand, wenn sie Gewinne einfährt.

Hier noch eine Info, gerade auf Hitradio Namibia gemeldet, ausführliche Meldung in der Allgemeinen Zeitung, sobald sie online erscheint:

Der namibische Umweltminister Herunga hat erklärt, die namibische Regierung wolle mit der Versteigerung eines Spitzmaul-Nashorns unter Jägern in den USA auch für die Jagd-Destination Namibia werben.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
30 Okt 2013 09:46 #310346
  • Toni_1962
  • Toni_1962s Avatar
  • Beiträge: 256
  • Dank erhalten: 92
  • Toni_1962 am 30 Okt 2013 09:46
  • Toni_1962s Avatar
Ich finde diese Versteigerung sinnig und ganz geschickt ...
Letzte Änderung: 30 Okt 2013 09:47 von Toni_1962.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
30 Okt 2013 10:27 #310352
  • Mzeekenya
  • Mzeekenyas Avatar
  • Beiträge: 526
  • Dank erhalten: 1399
  • Mzeekenya am 30 Okt 2013 10:27
  • Mzeekenyas Avatar
Flowerrunner schrieb:
At GUIDO
Du hast Recht.
Bis auf den Löwen..., der ist nicht wirklich gefährdet.
Zumal der sich auch in kürzester Zeit wieder stark vermehren kann, was beim Rhino so leider nicht der Fall ist.

Wie kommst du darauf, dass der Löwe "nicht wirklich gefährdet" ist?
Die Populationen der Löwen sind fast überall stark zurück gegangen und der Gesamtbestand in Afrika südlich der Sahara (nördlich davon wurde er schon vor 100 Jahren ausgerottet) wird auf 20 000 bis maximal 30 000 geschätzt. Das sind 90% weniger als vor 75 Jahren. Die IUCN klassifiziert den westafrikanischen Löwen als "stark gefährdet", die ost- und südafrikanischen als "gefährdet". Die Gründe der Bestandesrückgänge will ich hier nicht erwähnen; jeder halbwegs Interessierte findet dazu Hunderte von Seiten im Internet...
Gruss M.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
30 Okt 2013 11:53 #310374
  • Erika
  • Erikas Avatar
  • Beiträge: 2338
  • Dank erhalten: 4898
  • Erika am 30 Okt 2013 11:53
  • Erikas Avatar
Hallo zusammen

Zitat:
Der Erlös der Auktion werde aber nicht wie vom DSC berichtet der namibischen Organisation zum Schutz von Nashörnern (Save the Rhino Trust, SRT) zugute kommen. „Das Geld geht in die Regierungskasse“, sagte Herunga. Was mit dem Geld letztlich gemacht werden soll, konnte der Minister allerdings nicht sagen.

Hier der ganze Artikel in der heutigen AZ:
www.az.com.na/natur-...d-ist-werbung.413850

Das Geld geht in die Regierungskasse…………??????
Nicht mit Trophäenjagt Naturschutz finanzieren, wie es im Titel dieses Themas heisst????? :ohmy: :dry: :blink:

Gruss Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Volker
31 Okt 2013 11:21 #310544
  • kowo
  • kowos Avatar
  • Beiträge: 359
  • Dank erhalten: 126
  • kowo am 31 Okt 2013 11:21
  • kowos Avatar
Hui ganz sensibles Thema,

aber da ich nunmal zwei Jahre in Namibia gelebt habe, Förster (und damit Notgedrungen und reinen Gewissens auch Jäger) bin, um die Wildproblematik nicht nur in Deutschland etwas (nicht genug) Bescheid weiß und meine Frau unter anderem ein Jahr für IRDNC gearbeitet hat, will ich mal ein paar Gedanken dazugeben...

Die Frage ist für mich weniger die ethische (Trophäenjagd wird es immer geben und daran wird sich auch nichts ändern, das ist Fakt) sondern die der dahinterstehenden Struktur, Professionalität, Wissenschaft, der Bevölkerung-Tier Konflikt und Kanalisation der Erlöse.

die Struktur und Kanalisation der Erlöse:

Es gibt genug Beispiele, auch in Namibia wo die Trophäe beim Erleger blieb, das ganze Geld beim Jagdveranstalter und das Fleisch bei den Conservancies (oder dem Stammesführer plus einigen anderen die mal ruhig gestellt werden sollten) die zum Teil nur auf dem Papier so toll arbeiteten (ich weiß nicht wie es aktuell aussieht) wie gewünscht. Daran gilt es weiter zu arbeiten, kontrollieren und gerecht verteilen.

Professionalität und Wissenschaft:

bei der Trophäenjagd in Namibia geht es oft weniger um die schönste Trophäe als um das Tier an sich ("ich will ein Löwen schiessen...egal was für einen).

Auch krankes, altes oder populationsgenetisch mutiertes Wild gibt es in Namibia. Da auch hier der anthropogene Einfluss zu spüren ist, kann die Natur nicht immer (aber natürlich mehr als im Maismonokulturgemäßteten Wildschweinparadies) für einen Ausgleich sorgen (einfach und plakativ gesagt: wo kein junger Löwe, wird kein alter Eli gefressen. Wird er nicht gefressen, können sich Epidemien ausbreiten). Hier muss die Jagdlobby mit der Wissenschaft zusammenarbeiten und dies Transparent nach außen tragen.

Bevölkerung-Tier Konflikt:

Unbestritten lebt ein nicht unerheblicher Teil der einheimischen Bevölkerung z.B nördlich an den Etosha angrenzend in ständigem Konflikt mit dem Wild.

Hier ist auch Sensibilität gefragt. Aufklärung reicht oft nicht (wie z.B. einfache Wildabwehrmaßnahmen). Umsiedlung kann manchmal sinnvoll sein, aber die Jagd auf Problemtiere (ja, die gibt es) muss als Alternative in Betracht gezogen werden. Der Mensch ist nunmal Teil der Natur und eine Natur ohne Mensch eher "unnatürlich". Natürlich auch hier das Gleichgewicht beachten, welches weltweit einfach nicht mehr gegeben ist (aber die Alternative Massenselbstmord wär ja auch eine blöde Sache an sich). Bleibt dabei die Trophäe über, bitteschön...warum wegwerfen.

Die Frage ist dabei aber auch die des ökologischen Fußabdruckes der bei einem mitteleuropäischen Stadbewohner höher niedriger ist als beim Landlust-Lesenden Dorfbewohner in Brandenburg (erstmal unglaublich aber wahr!) und die eines Wild-jagenden San weitaus geringer als die eines Swimmingpoolbesitzers in Windhoek (oder eines Trophäentragenden Stammesfürsten in Zentralafrika) und vielleicht auch die eines 4x4 Touristen als die eines gewissenhaften Jägers.

Na ja, da kann man ellenlang weitermachen. Ich liebe jedenfalls Biltong und Wildfleisch zu Weihnachten, bei dem ich mir sicher bin (da ich es selbst erlegt habe) das es verdammt schnell und ohne Schmerzen gestorben ist (und nicht mehr so starken Verbißdruck ausübt).

Viele Grüße aus Berlin
Kowo
Letzte Änderung: 31 Okt 2013 11:34 von kowo. Begründung: Lapsus
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
31 Okt 2013 12:38 #310563
  • Guido.
  • Guido.s Avatar
  • Guido. am 31 Okt 2013 12:38
  • Guido.s Avatar
Hallo,

unter der Voraussetzung, dass das Geld wirklich dem Nashornschutz zugute käme und bei der Jagd alles korrekt läuft, mag die Versteigerung des Nashorns rein rational betrachtet eine gute Sache sein. Dass diese Voraussetzungen wirklich erfüllt sind, halte ich mit Blick auf die Trophäenjagd von Wüstenlöwen für fraglich, wo das Nichteinhalten von ethischen oder rechtlichen Grundsätzen der Jagd eher die Regel als die Ausnahme zu sein scheint.

Wenn ich sehe, wie in den USA die Trophäenjagd auf das Nashorn nun offenbar als die ultimative, gütige Naturschutzmaßnahme verkauft wird, dann wird mir angesichts von soviel Scheinheiligkeit schlecht. Wenn dem Dallas Safari Club und irgendwelchen stinkreichen, jagenden Multimillionären der Schutz der Nashörner wirklich am Herzen liegen würde, dann könnten sie jederzeit einfach 250.000 USD an den "Save the Rhino Trust" spenden - ohne ein Nashorn abzuknallen. Das machen sie aber nicht und das offenbart die wahren Motive. Sie zahlen nur so viel Geld für das etwas pervers anmutende, exklusive Vergnügen, eines der bedrohtesten Tiere der Welt legal abknallen zu dürfen.

Der Abschuss soll ja im Mangetti-Nationalpark erfolgen. Auch Jahre nach dessen Deklaration wurde dieser Park nicht für die Öffentlichkeit geöffnet und da entsteht bei mir immer mehr der Eindruck, dass das MET sich da ein exklusives Jagdgebiet geschaffen hat. Da scheinen regelmäßig Trophäenjäger jagen zu dürfen und vor Kurzem hat schon ein Trophäenjäger da ein Nashorn in "Notwehr" erschossen... Wenn man diesen Park mal eröffnen würde, könnte man sicherlich auch mit Eintrittsgeldern etc. 250.000 USD und mehr pro Jahr für den Naturschutz einnehmen, ohne Tiere abzuschießen...

Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 31 Okt 2013 12:43 von Guido..
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.