Hier in Namibia haben natürlich viele Leute eine Waffe, jeder Farmer sowieso, denn es gibt kaum einen Farmer, der nicht für die Familie mal ein Oryx schießt. Die meisten Kinder lernen schon recht früh zu schießen, wenn sie auf einer Farm aufwachsen.
Waffenbesitz oder nicht ist nicht die Frage, sondern eben das Sicherheitsbewusstsein. Einerseits ist Namibia kein kriminelles Land, die Leute sind sehr friedlich, aber andererseits sind eben die Erwartungen der Europäer, die hierherkommen, oft falsch. Sie gehen davon aus, dass die Leute in Namibia genauso denken wie sie selbst und sich genauso verhalten wie sie selbst. Das ist aber nicht so.
Es gibt ganz interessante Bücher, in denen man nachlesen kann, dass es für die schwarzen Stämme eigentlich nie den Begriff des Privatbesitzes gab. Den haben erst die Weißen mitgebracht, als sie aus Europa hierherkamen. Vorher gehörte niemals etwas einer Person privat - noch nicht mal dem Häuptling - sondern immer dem Stamm. Wobei auch nichts dagegen zu sagen war, wenn ein Stamm den anderen bestahl. Die Nama haben beispielsweise standardmäßig die Herero bestohlen, ohne schlechtes Gewissen.
Das ist alles noch gar nicht so lange her, und man sollte sich bewusst machen, dass Stehlen für viele nichts Schlimmes ist. Auch Gewalt anzuwenden ist nichts Schlimmes. Wenn man etwas haben will, nimmt man es sich einfach, und wenn sich jemand dagegenstellt, muss er eben damit rechnen, die Konsequenzen zu tragen, bis eventuell zum Tod. Ein Menschenleben ist nicht wirklich etwas wert. Ein Mensch wird nur durch Äußerlichkeiten wertvoll, mittlerweile ist das oft sein Besitz, das dicke Auto, der große Fernseher, der in jeder Hütte in Katutura steht.
In Europa ist man so etwas nicht gewöhnt, denkt vielleicht, diese Denkweisen sind längst ausgestorben, aber hier bei uns ist das immer noch sehr in den Köpfen verankert. Erst seit etwas über 100 Jahren wurde darüber die europäische Sichtweise gestülpt, die aber nicht eingedrungen ist. Viele Schwarze verstehen immer noch nicht, warum Weiße sich so verhalten, wie sich Weiße verhalten. Sie lachen über uns, weil sie denken, wir sind dumm und schwach, weil wir auf andere Rücksicht nehmen, nicht stehlen oder niemanden schlagen.
Es ist einfach immer wichtig, darauf hinzuweisen, dass Afrika nicht Europa ist. Man kann den Leuten keinen Vorwurf machen, sie leben ihren Maximen entsprechend. Man darf nur nicht erwarten, dass man sich selbst so verhalten kann, wie man es gewöhnt ist, ohne dass eventuell unerwartete Dinge passieren. Man sollte sich an das Land anpassen, vorsichtig sein und nicht zu vertrauensselig, dann kommt man eigentlich ganz gut durch.
P.S.: Was bringt einem die Waffe gegen 4? Das kommt natürlich auf die Situation an, aber die Leute, die solche Überfälle machen, sind dumm und feige. Das heißt, wenn man einen anschießt und der blutet, rennen die anderen wahrscheinlich weg. Vielleicht rennen sie auch schon weg, wenn man nur in die Luft schießt. Das ist zwar nicht garantiert, aber sehr wahrscheinlich.