29.08.16 – Kigali – Bujumbura – Nairobi – Dar Es Salaam
Das heutige Motto: im Flieger hüpfend über den afrikanischen Kontinent. Um 5.40 Uhr ist Tagwache. Den Rest der Kleider schnell in den Koffer verstaut und ab geht’s zur Reception, wo der Fahrer bereits auf uns wartet. Kurz vor sechs Uhr fahren wir ab und kommen im noch verkehrsarmen Kigali gut voran. Einige Meter vor dem Flughafen hält unser Fahrer an einer Strassensperre an und wir müssen unser Gepäck auf einem Teppich auslegen. Ein Klappergestell von Schäferhund beschnuppert die Gepäckstücke und muss nach getaner Arbeit wieder zurück in den Käfig. So wie der arme Kerl aussieht, kriegt der wohl nur Futter, wenn er was findet, und das dürfte bei seiner dürren Gestalt nicht so oft der Fall sein.
Die Zollformalitäten beim Flughafen und die Gepäckaufgabe sind schnell erledigt, es reicht noch für eine Vitaminbombe in Form eines Mango-Smoothies. Unsere 1. Etappe führt uns nach Nairobi, mit Zwischenhalt in Burundi’s Hauptstadt Bujumbura. Als wir den Flug gebucht haben, bemerkten wir den Stopover gar nicht. Tja, man sollte auch das Kleingedruckte lesen... Gemäss Picco gibt es für diesen Zwischenstopp kein Länderpunkt – ich kann/darf also nicht sagen, ich war in Burundi… Wir fliegen mit der Kenya Airways ca. 30 Minuten verspätet in Kigali ab, bei Ankunft in Nairobi haben wir die Zeit aber fast wieder aufgeholt – Rückenwind sei Dank.
Was aussieht wie Gemüse-Treibhäuser einer Mars-Kolonie, ist der Flughafen in Bujumbura
In Kenyas Hauptstadt bleiben uns gut zwei Stunden zum Verweilen. Wir setzen uns in ein Cafe und trinken eine Kleinigkeit. Das Free-Wifi ist nur auf 15 Minuten beschränkt – knausrige Bande! So werden die News im Schnellzugstempo durchgelesen. Langsam begeben wir uns zum Gate. Bald wird jedoch klar, dass auch dieser Flug Verspätung hat. Unglaublich, wie gewisse Leute so nervös darauf reagieren (gut, vielleicht haben einige einen Anschlussflug, aber das können nicht alle sein, die sich beim armen Mitarbeiter beschweren). Und so startet unsere 2. Etappe mit 40 Minuten Verspätung von Nairobi Richtung Dar Es Salaam. Diesmal holen wir die Zeit nicht auf.
Es erfolgt, für mich als Aussenstehender jedenfalls, ein kurioser Ablauf für das Visum. Das Formular wird ausgefüllt, alles normal bis jetzt. Man begibt sich zum 1. Schalter. Der launige Herr Beamte schaut kurz rein und fragt nach Grund des Aufenthaltes und Uoutl. Äähh, was? Uoutl! Sorry, immer noch nicht verstanden. Uoutl, whr yu slip? Ach so, Hotel! Ähm.. Ruaha - steht doch alles auf dem Zettel, guck doch nach, dafür muss der doch ausgefüllt werden! Ok, Schalter 1 hinter mir, soweit so gut. Er bittet mich, zum 2. Schalter zu gehen, der praktisch hinter seinem Rücken(!) steht – der müsste nur seinen Drehstuhl aktivieren und schon könnte er alles selber erledigen! Dort in diesem 2. Schalter sind die 50 Peseten abzuliefern. Gut, einmal um den Schreibtisch rum, die 50$ plus Zettel plus Pass durch die Vitrinenöffnung der netten Uniformierte gegenüber gegeben. Diese nimmt alles lächelnd entgegen und schickt mich dann in einen Wartebereich, 10 Meter neben dem Schalter befindend. Den Pass sehe ich nie wieder, denke ich mir. Es vergehen keine zwei Minuten, da klopft die lächelnde Uniformierte an die Vitrinenscheibe und der launige Beamte des 1. Schalters bringt die gesammelten Pässe zu einem 3. Schalter. Dieser 3. Schalter befindet sich links durch ein Mauerwerk getrennt vom 2. Schalter. Eine Türe oder ein Fenster in die Wand zwischen den beiden Räumen einzubauen, ist wohl niemanden in den Sinn gekommen… In diesem 3. Schalter wird nun gestempelt was das Zeug hält. Es dauert ca. 10 Minuten, da kommt eine weitere Lady in Uniform ins Spiel. Sie stellt sich neben den 3. Schalter und bekommt die Pässe durch eine Vitrinenöffnung (gabs wohl im Sonderangebot). Alles was sie je noch machen muss, ist, den Pass an den richtigen Mann, bzw. die richtige Frau zu bringen. Dazu öffnet sie den Pass und liest den Namen «akzentfrei» vor. Die meisten haben Mitleid mit ihr und erkennen ihren Pass schon bevor sie ihn öffnet und treten aus dem Wartebereich vor. Summa summarum: drei Schalter und mind. vier Personen, die meinen Pass in die Finger nahmen um das Visum einzutragen. Jetzt noch am Zollhäuschen vorbei, wo der sitzende Beamte mir unmissverständlich ein Zeichen gibt, dass er nicht interessiert ist, den Stempel in meinem Pass zu kontrollieren – ein Werbeslogan für die Tourismusindustrie wäre: «Tansania – schön sind Sie hier, aber ist uns schnurzegal!»
Immerhin ist unser Gepäck schon angekommen, ja sogar vom Laufband genommen und deponiert. Draussen wartet der Fahrer auf uns, der uns ins Hotel bringt. Die Fahrt Richtung Dar Es Salaam verkommt zu einem Schneckenrennen. Wir sind mitten in den Feierabendverkehr geraten. So dauert es für die 18km lange Strecke 90 Minuten, bis wir unser Hotel erreichen.
So viele Kilometer reisen macht hungrig, also begeben wir uns nach dem Zimmerbezug ins Restaurant. Und da wird’s richtig laut zwischen Picco und mir. Wir sprechen mit erhöhter Tonlage, ja schreien uns manchmal fast an!
Meinungsverschiedenheit? Politikdiskussion? Streit? Mitnichten, der Grund ist: wir sitzen mitten zwischen zwei Fernseher, die auf volle Lautsprecher aufgedreht sind! Was mir hier unangenehm auffällt, wird uns noch alle Tage in Tansania verfolgen: eingeschaltete Fernseher. Immer. Überall. Heute nehm ich mal was richtig Tansani-isches, so steht jedenfalls auf der Karte: Huhn mit Spinat, dazu Kartoffeln. Spinat und Kartoffeln sind lecker, das Huhn hätten sie gleich den herumstreuenden Katzen geben können, da war mehr Knochen als Fleisch. Aber es reicht allemal um satt zu werden und so verdrücken wir uns anschliessend in unsere Kojen.