Hallo Heike,
wir waren letztes Jahr im November eine Nacht bei Heinzi u. Heidi. Die 2 leben mit Ihren 2 Söhnen in 4ter Generation dort. Eine der wenigen Farmen in der Umgebung, die lt. Heinzi nicht enteignet wurde. Er nannte sich einen \"Quotenweißen\". War sehr interessant. Dazu gleich mehr.
Bei den Zimmern solltet Ihr mal nachfragen, ob Ihr das auf der Homepage abgebildete Zimmer bekommen könnt (sehr groß, Terrasse mit Whirlpool), oder eines der einzeln stehenden Chalets am Garten. Der Garten und der Pool könnten auch in Arizona liegen - war ganz hübsch angelegt. Das Essen von Heidi war exzellent, wobei auch Vegetarier nach vorheriger Anfrage voll auf Ihre Kosten kommen. Heidi und Heinzi sind sehr nett und bemüht um Ihre Gäste. Die Angestellten sind auch supernett. Weniger gefallen hat mir der ausgestopfte Leopard, der Hocker aus Elefantenfuß und sonstiges ausgestopftes Zeugs im Barraum. Halt alte Trophäen. Ansonsten ist das Leben da kein Zuckerschlecken für die Bewohner, da es massive Probleme mit Wilderern gibt, die entweder gleich aus dem Farmzaun Schlingen anfertigen, und in die Wechsel der Tiere legen, wo diese dann quallvoll in der Schlinge verenden. Oder, noch dreister: Das Wild wird mit Hunden totgehetzt. Und bei einer Farmgröße von weit über 10.000 ha kriegst Du das als Farmer oft nur mit, weil die Tiere (hat mehrere tausend) plötzlich komplett aus einem Bereich der Farm in den nächsten wandern, obwohl kein Wasser- oder Nahrungsmangel vorliegt. Als wir da waren, waren wohl gerade Wilderer unterwegs, die wir aber von oben wegen der Bäume nicht sehen konnten. Indiz war, dass die Paviane sich trotz der einbrechenden Dunkelheit nicht in die Felsen zum Übernachten trauten, sondern sich auf einem Hochspannungsmast verschanzt hatten, von wo sie sich nicht wegrührten. Wir fühlten uns aber in keiner Weise bedroht oder gefährdet, weil sich das Ganze sehr weit weg abspielte, und die Wilderer wohl auch keinerlei Konfrontation suchen. Irgendwie seltsam war die ganze Situation trotzdem. Die Besorgnis und die Unruhe von Heinzi wegen seiner Tiere ging uns auch sehr nahe.
Die Wilderei geht von der nahe gelegenen Stadt Otavi aus, wo bekannte Banden das professionell organisieren. Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie die Sache momentan aussieht.
Einerseits also alles kein Spass da. Andererseits haben wir dort an einem Abend mehr über das aktuelle Leben auf einer namibischen Farm erfahren, als man es auf einer reinen Gästelodge in einer Woche mitkriegen würde.
Die Fahrt über die Farm solltet Ihr auf jeden Fall abends machen: 1. weil's schön ist, und 2. weil Euch Heinzi eh' keine Wahl läßt - Ihr kommt an, werdet begrüßt, kriegt 'ne Zeit \"auf's Auge gedrückt\", dann geht's pünktlich zum Sundowner, und danach gibt's Abendessen. Ihr fahrt dann mit einem umgebauten Militär-LKW ziemlich abenteuerlich den Berg hoch und habt dann von oben einen tollen Blich über die Farmen bis nach Otavi. Heinzi erklärt zwischendurch einiges. Unterwegs seht Ihr sicher 'ne Menge Tiere. Oder auch nicht - so wie wir... . Mit viel Glück auch einen Leoparden, weil Ihr genau an dessen Lieblingsruhebaum in den Felsen vorbeifahrt. Die Rinde des fast waagerechten Baumes ist schon ganz abgenutzt vom Rauf- und Runterlaufen des Tieres. Ab und an schießt Heinzi einen Pavian, wenn diese zu dreist werden und Hühnerküken oder Eier klauen. Den Affen legt er dann für den Leoparden aus. Nett, was
?
So, ausführlicher ging's nicht
- jetzt braucht Ihr nicht mehr hinfahren
.
LG
Dirk