2. Tag (Nairobi - Samburu National Reserve):
Früh am Morgen sind wir die ersten am Frühstücksbuffett, wir wollen Nairobi so schnell wie möglich hinter uns lassen. Kenia hat weit besseres zu bieten, als diesen Großstadt-Moloch.
Auf gut ausgebauter zweispuriger Schnellschraße geht es zunächst nach Thika. Die Fahrt ist anstrengend. Um im Verkehr mitzuschwimmen fährt man ca. 100km/h, was auch kein Problem wäre, wenn nicht alle Nase lang Fußgänger, Vieh und Esel-/Pferdefuhrwerke die Straße mitbenützen würden. Da kann ein Moment der Unaufmerksamkeit schnell fatale Folgen haben. Das unser Fahrzeug einen Bremsweg wie ein Ozeanriese hat, macht die Sache nicht einfacher. Für eine Vollbremsung muss ich schon mein ganzes, nicht unerhebliches Gewicht von 100kg auf die Bremse stemmen.
Hinter Thika wird die Straße einspurig und der Verkehr schwächer. Wir fahren direkt auf den Mount Kenya zu, der so früh am Tag noch nicht in den Wolken verschwunden sind.
Bald darauf gabelt sich die Straße wir entscheiden uns für die Ostumfahrung des Mount Kenya, die Westroute werden wir dann für den Rückweg von Samburu nehmen.
Die Straße B6 bleibt asphaltiert und in gutem Zustand, wird aber sehr kurvenreich. Hier am Mount Kenya gibt es die größten Niederschlagsmengen des Landes. Die Hänge sind von zahllosen Bachläufen zerfurcht und jedes so entstandene Tal mus ausgefahren werden. Aber es ist eine schöne Gegend, alles ist fruchtbar und grün. Es wird viel Landwirtschaft betrieben, die Erzeugnisse kann man direkt auf den vielen Straßenmärkten erwerben.
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Über Embu und Meru zuckeln wir dahin. Der Mount Kenya verzieht sich so langsam hinter Wolken, dennoch wird es wärmer. Da der Wagen keine Klimaanlage hat heißt es Fenster auf. Dabei passiert mir ein Missgeschick, dass den Fahrkomfort der gesamten Reise beeinträchtigen wird. Mir bricht der Drehknauf der ohnehin schon schwergängigen Fensterkurbel ab. An eine schnelle Bedienung während der Fahrt ist jetzt nicht mehr zu denken, erst recht nicht auf Pisten. Ab jetzt steht jeden Abend der Staub zentimeterdick im Auto und wir sehen entsprechend aus. Die Strategien um das zu kompensieren sind sehr unterschiedlich. Während Anne für sich und Horst ständig am Wäsche waschen ist, teilen Kathrin und ich unsere Kleidung in Fahrzeug- und Campkleidung. So sehen wir im Auto zwar aus wie die Schweine, verschwenden aber unsere kostbare Urlaubszeit nicht mit waschen. Ist aber sicher auch eine Generationenfrage.
So wie wir die Hänge des Mount Kenia nach Norden verlassen haben, ändert sich die Landschaft schlagartig. Innerhalb weniger Kilometer befinden wir uns in der für den norden Kenias typischen Dornbuschsavanne. In Isiolo endet die Asphaltstraße. Hier beginnt die berühmt-berüchtigte Transafrika-Piste nach Äthiopien. Gröbstes Wellblech, Auswaschungen und große Steine fordern Mensch und Material.
Ich beschleunige auf knapp 80km/h. Kathrin kennt das, Anne sagt nix, aber Horst ist das etwas unheimlich, er ist in seinem Leben bislang nur auf Asphaltstraßen unterwegs gewesen. Seiner Bitte, doch etwas langsamer zu fahren entspreche ich und reduziere auf 50km/h. Wer solche Pisten kennt, weiß, was das bedeutet. Alles wackelt, rüttelt und scheppert. Das Armaturenbrett zeigt einen Bewegungsspielraum, dass man meint, es gleich auf dem Schoß liegen zu haben. Es herrscht eine Lautstärke, die jede Unterhaltung unmöglich macht. Rasch darf ich wieder auf meine Ursprungsgeschwindigkeit beschleunigen.
Nach ca. 40km Piste überqueren wir den Ewaso Ngiro Fluß. Gleich danach zweigt die Zufahrt zum Samburu National Reserve nach Westen ab. Nach weiteren 10km sind wir am Gate. Wie üblich werden wir ordentlich zur Kasse gebeten. Wir fahren auf direktem Weg zu unserer Unterkunft, Larsen's Camp, das wir am frühen Nachmittag erreichen.
Das Lunchtime bei unserer Ankunft längst vorbei ist, spielt keine Rolle. Wie selbstverständlich erhalten wir ein sehr gutes Mittagessen nachdem wir unsere Zelte bezogen haben.
Unser abendlicher Gamedrive ist nur kurz. Wir haben einen anstrengenden Fahrtag mit ca. 400km hinter uns und morgen noch den ganzen Tag für Samburu.
Dinner gibt es bei Kerzenschein unter Bäumen am Flußufer, sehr romantisch.
Wir beenden den Tag auf der Veranda unseres Zeltes. Direkt neben uns hat in einem Busch eine kleine Fledermaus ihr zuhause, welches sie nach Ihren Beuteflügen immer wieder aufsucht um zu fressen oder auszuruhen.
Larsen's Camp:
Traditionsreiches kleineres Tented Camp mit 17 Zelten, im Galeriewald direkt am Ufer des Ewaso Ngiro. Der Abstand zwischen den Zelten ist teiweise nicht allzu weit, aber ok, da mit Büschen aufgelockert. Alle Zelte mit gemauertem Bad und Veranda zum Fluß. Zum Hinterland ist das Camp mit einem Zaun abgesperrt, allerdings nicht zum Fluß hin, so dass von dieser Seite durchaus Tiere ins Camp kommen könnten.
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Die Mahlzeiten werden entweder im Freien oder im großen Messezelt eingenommen. Der Service ist in jeder Beziehung sehr gut.
Fazit: Ein sehr gediegenes Camp, in das wir jederzeit wieder fahren würden. Eine der Topunterkünfte unserer Reise.