Tag 5
Lebewohl Amboseli! So schnell siehst du mich nicht wieder. Ich war jetzt zum dritten Mal hier. Und vermutlich auf lange Sicht zum letzten Mal. Der Park ist einfach nicht nach meinem Geschmack.
Vielleicht hätte ich anders geredet, wenn der gestrige Tag anders verlaufen wäre. Ist er aber nicht. So hieß es für Juma und mich zu einer unchristlichen Zeit um vier Uhr aufstehen. 4.15 Uhr war Abfahrt.
Normalerweise macht das Tor zum Park erst um 6 Uhr auf. Juma hatte gestern noch telefoniert und erreicht, dass das Tor bereits um 5 Uhr für uns geöffnet wird. Nach einigem Suchen fanden wir diese Person auch, die uns genauso verschlafen wie wir es waren das Gate öffnete.
Jetzt ging es über die Hauptstraße nach Nairobi. Es regnete. Es regnet eigentlich immer in Afrika. Wieso eigentlich?
Kurz vor acht Uhr erreichten wir Nairobi. Halb Neun standen wir noch auf der gleichen Stelle. Na ja, fast. Big traffic. Der helle Wahnsinn. Es regnete übrigens nicht mehr. Die Sonne schien. Und irgendwie erreichten wir dann doch noch den Flughafen. Juma versuchte der Dame am Schalter von Mombasa Air Safari klarzumachen, dass ich ursprünglich vom Amboseli aus fliegen wollte/sollte. Und dass ich daher keinerlei Buchungsbestätigung oder ähnliches hätte. Peter hätte den Flug gestern telefonisch umgebucht. Die Frau kramte in ihren Unterlagen und zog tatsächlich ein Blatt Papier hervor auf dem ‚Amboseli’ stand. Darunter stand mein Name und die Namen von 5 weiteren Personen.
Im Nu verschwand bei mir auch der bittere Beigeschmack. Die Frau wies mich an, in die Wartehalle zu gehen. Ich verabschiedete mich von Juma; gab ihm ein ordentliches Trinkgeld und setzte mich zu anderen Wartenden in die Wartehalle.
Es ist immer wieder verwunderlich wie organisiert Afrika ist. Ich hatte keine Buchungsbestätigung. Ich hatte kein Flugticket. Ich hatte eigentlich gar nichts. Dafür hatte der Pilot einen Zettel mit 9 Namen. Ich wurde beim Vornamen aufgerufen und zur kleinen Maschine vor der Abflughalle gelotst.
Um 9.45 Uhr begann dann doch noch das Abenteuer Masai Mara für mich. Ich hatte schon daran gezweifelt. Aber jetzt saß ich in der kleinen Maschine. Von den 12 Sitzplätzen waren nur 9 belegt. Die Maschine hob ab und landete viertel vor elf auf dem Keekorok Airstrip. Dann ging es wieder in die Luft um 10 Minuten später auf dem Musiara Airstrip zu landen. Dieser Airstrip scheint ausschließlich für Gäste des Governors’ Camp zu sein.
Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass es inzwischen wieder regnete.
Aber was soll’s? Wenn es ein paar Tage vor Weihnachten im Libanon seit Jahrzehnten erstmalig mal wieder richtig heftig schneit; wenn in Deutschland zu Weihnachten aufgrund der Temperaturen wieder gegrillt werden kann, dann kann das Wetter in Afrika auch mal verrückt spielen. Die kleine Regenzeit hat sich da wohl um einige Wochen nach hinten verschoben. Auf nichts ist mehr Verlass.
Ein Fahrer des Camps holte mich am Flieger ab Der war trotz der gefühlten 25 Grad eingepackt wie ein Eskimo. Schneit es hier auch mal ab und zu? Auf dem Weg zum Camp sah ich die ersten Topiantilopen. Nach gut zehn Minuten kamen wir im Camp an. Die nächsten drei Nächte war das Governors’ Camp mein Zuhause.
Nach der freundlichen Begrüßung wurde mir Zelt 32 zugeteilt. Zum ersten Mal seit ich unterwegs war packte ich meine Tasche vollends aus. Bisher hatte ich nur immer nach Tastsinn die Sachen aus der Tasche gefischt, die ich gerade brauchte.
Das Zelt: Hallo! Zwei Doppelbetten und zwei Einzelbetten? Hatte ich noch Mitbewohner? Natürlich nicht. Dieses Zelt war ganz nach meinem Geschmack. Und die Lage sowieso.
Die Anlage ist ganz schön weitläufig. Die Zelte 1 bis 28 stehen am Mara River, 29 bis 37 liegen an der offenen Savannenseite. Das Camp ist nicht eingezäunt. Und es ist das erste Camp, wo ich Wachleute mit Gewehren gesehen habe.
Es gibt ein im Winkel gebautes Hauptzelt, wo die Mahlzeiten eingenommen werden. Bei gutem Wetter wird das Mittagessen unter freiem Himmel serviert.
Dann ist da noch eine Bar mit diversen Sitzgelegenheiten sowie ein Freisitz nur wenige Meter vom Mara River entfernt. Von hier aus kann man hervorragend die Hippos beobachten.
Um 13 Uhr wurde im besagten Hauptzelt zu Mittag gegessen. Es waren einige Safarigäste da. Aber wie sich herausstellte waren es alles Engländer bzw. Schotten.
Was sich aber für mich für die nächsten zwei Tage als äußerst angenehm erwies. Zu den Gamedrives wurden gleichsprachige Nationalitäten in ein Fahrzeug gepackt. Da ich der einzige deutschsprachige war, hatte ich zwei Tage lang das Fahrzeug mit Fahrer für mich allein.
Nach dem äußerst leckeren und reichhaltigen Mittagessen konnte ich noch bis zum Drive um 15.30 Uhr chillen.
Der Himmel riss so langsam auf und es hörte auf zu regnen.
Dann traf ich meinen Fahrer. Ich solle ihn beim Nachnamen nennen. Sein Vorname sei unaussprechlich. ‚Ntuala’ ist aber auch nicht gerade zungenfreundlich.
Wir waren noch keine 10 Minuten unterwegs, da hielten wir neben einem Prachtburschen von Löwen. Es folgten im Laufe des Nachmittags Elefanten, Büffel, Zebras, zwei Löwinnen. Wir kamen an einen Tümpel mit Hippos vorbei. Kurz vor 18 Uhr, wir waren schon auf dem Rückweg, stießen wir noch mal auf fünf Löwinnen.
Für heute war ich platt und froh endlich zu duschen. Kopf freikriegen, Abendessen, Bier trinken, mit Schotten unterhalten und dann früh ins Bett. Nachts wurde ich ein paar Mal vom Schmatzen der Hippos geweckt. Die mussten direkt vor meinem Zelt gegrast haben. Aber ich war zu müde um noch mal aufzustehen.