Hallo Bibi,
nicht locker! Der Olive Trail steht schon seit langem ganz oben auf unserer Todo-Liste, wurde aber bisher mit verschiedenen Ausreden immer verschoben. Dieses Jahr haben wir es endlich geschafft. Und er hat sich wirklich sehr gelohnt. Ich halte mich auch nicht für übermäßig sportlich, zumindest treibe ich nicht regelmäßig Sport. Ich denke, ich bin nicht sehr ängstlich, aber doch manchmal ein Schisser und eher vorsichtig.
Hier mal meine Erfahrungen und ganz persönlichen Einschätzungen:
Du musst dich zunächst am Office registrieren und dich hinterher auch wieder dort abmelden. Das gibt schon einmal das Gefühl, dass dich evtl. jemand suchen kommt, falls du in Schwierigkeiten steckst.
Wir wurden auch nach Höhenangst gefragt, die wir beide nicht haben.
Du bekommst eine handgemalte Karte und musst vom Startpunkt aus den weißen Fußabdrücken folgen. Umkehren ist theoretisch schon möglich, allerdings sind die Markierungen aus der Gegenrichtung nicht mehr zu sehen, da sie an Steinen und Felsen in Laufrichtung angebracht sind. Aus diesem Grund würde man sich verkehrtherum einfach nicht so gut zurechtfinden und evtl. verlaufen. Für unsere eigene Orientierung und da wir den Weg aufzeichnen wollten, hatten wir ein GPS dabei. An einigen Stellen im Canyon waren die Felswände allerdings so steil und hoch, dass wir kein Signal mehr empfangen konnten.
Wir sind an einem sehr kalten Morgen im Juli gestartet und hatten zunächst das Problem: Was ziehen wir an? Alles, was wir im Laufe des Tages auszögen, mussten wir auch schleppen. Pro Person wurden uns mindestens zwei Liter Wasser empfohlen. Davon haben wir zwei wieder mit zurückgebracht. Das wird bei dir wahrscheinlich nicht der Fall sein, da es im November eben sehr heiß ist.
Zunächst beginnt der Trail mit einem teils steilen, aber gut ausgetretenen und auch für wenig trainierte Menschen zu bewältigenden Aufstieg, der immer wieder tolle Aussichten über Felshänge, Täler und die dahinterliegende Ebenen bietet. Dieser Teil ist recht anstrengend, und ich dachte mir, wenn es so weiter geht, können die 10 km ja heiter werden. (Schon nach 200m musste ich mein Fleeceoberteil tragen, schwitzte fürchterlich und verfluchte mich, es überhaupt mitgenommen zu haben.)
Der Abstieg ist zwar weniger anstrengend, aber doch mühsam, da dich kleine, lose Schottersteine bei jedem Auftreten ins Rutschen bringen können. Dann geht es ein langes Stück durch das Flussbett. Hier war es aufgrund der steilen Felswände sehr schattig. Ein eisiger Wind pfiff und wie glücklich war ich plötzlich über mein Fleeceoberteil! Hier waren einige Kletterpartien über verschiedene Felsbrocken zu meistern. Manchmal war nicht auf den ersten Blick zu erkennen, wie man am besten zwischen den Steinen oder an ihnen hinunter seinen Weg fortsetzen musste, aber mit ein wenig Probieren fanden wir immer eine Möglichkeit. Diese Passagen haben übrigens großen Spaß gemacht.
Nach etwa 7km kommt man dann an die berüchtigten Ketten. Die Canyonwände rücken so nah zusammen, dass nur ein schmaler Durchgang bleibt. In der Mitte hat sich ein stinkiger Pröddel mit schwarzem Wasser angesammelt, und auch schon ein kleines Stück davor kann man einige Wassertümpel finden. Besonders gut haben uns hier die zahlreichen Vögel gefallen.
Die Dame im Office sagte uns, dass man sowohl an der linken Felsseite als auch an der rechten entlangklettern könne. Beide Seiten haben als Hilfen das Kettengeländer. Man würde spontan sehen, welche Seite für einen persönlich die einfacherere wäre. Das war mir übrigens nicht klar, meinem Mann später schon.
Ich habe nur gesehen, dass man nicht gleich tot ist, wenn man die paar Meter an der Wand abschmiert. Ich glaube nicht, dass es wirklich gefährlich ist, aber man kann sich bestimmt ganz ordentliche Hautabschürfungen zulegen. Außerdem war die Aussicht auf ein unfreiwilliges Bad im Stinketümpel wenig verlockend. Es ist auch nicht schön, wenn man den Rest des Weges nass und verschmiert zurücklegen muss, zumal es auch noch eisigkalt war.
Um nicht zu lange Nachzudenken, bin ich auf der linken Seite vorweg geklettert, und mein Mann hat meine unrühmlichen Kletterkünste aus sicherer Entfernung kommentiert. Da ich zunächst noch guten Tritt fand, hielt ich mich kaum an den Ketten fest und verpasste dabei den Moment, mich in die Ketten zu hängen, so dass ich mich schließlich fast hockend am Fels sitzend wiederfand. Es ging so nicht mehr wirklich vor, dafür aber auch nicht zurück. Ein kurzer Anflug von Panik, und dann klemmte ich mir die Ketten kurzerhand unter die Achseln. So war es sicher nicht gedacht. Mein Mann lachte sich halb schlapp, und ihm war sofort klar, dass er die andere Seite der Wand klettern würde. Bei ihm sah das auf jeden Fall auch deutlich gekonnter aus.
Die Kettenpassage ist vielleicht 10 bis 20 Meter lang. Mit kleinen Kindern würde ich diese Stelle allerdings nicht überwinden wollen. Jugendliche stellen sich da bestimmt wesentlich weniger dämlich an als ich. Die Einschätzung "anspruchsvoll" würde ich daher schon unterschreiben.
Ob du es wagen kannst, kannst sicherlich nur du selbst einschätzen. Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, wenn man es geschafft hat. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und landschaftlich ungeheuer schön.
Viel Spaß bei der Planung
Ruth