THEMA: Abbau von Marinedenkmal in Swakopmund gefordert
28 Jul 2015 17:42 #393633
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  • Okavango am 28 Jul 2015 17:42
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Lieber Gerd,

der Unterschied zwischen den Ostblockstaaten und Namibia ist folgender:

Die kommunistischen Regierungen haben eine bestehende Infrastruktur übernommen, teilweise erneuert, im Großen Stil verfallen lassen, und durch ihre Denkmäler ergänzt. Diese machten aber nicht den Charakter der viel älteren Städte mit ihrer uralten Geschichte aus, siehe zum Beispiel Prag oder auch Krakau.

Unter anderem Windhuk und Swakopmund sind in ihrem historischen Kern überwiegend von Deutschen erbaut worden und dies spiegelt sich auch im Stadtbild unverkennbar wieder. Dazu gehören auch die Denkmäler in ihrer Gesamtheit. Sie geben der jeweiligen Stadt ihr Gesicht. Das Marinedenkmal steht an ziemlich prominenter Stelle. Ich bin sicher, dass Ihr jedenfalls dort gewesen seid. Auch der Südwestreiter war schon immer das Wahrzeichen der Stadt.

Wie gesagt, bisher sind es Fragmente, die der Stadt aus dem Herzen gerissen wurden. Ich befürchte jedoch aufgrund der Aussagen der Politik in Namibia, dass es langfristig beabsichtigt ist, die Vergangenheit regelrecht auszulöschen. Ob man dort inzwischen in der Lage ist, ähnlich Beständiges und Unverwechselbares zu schaffen, darf bezweifelt werden. Anders ist es nicht zu erklären, dass Nordkoreaner selbst zum Bau von (sachlich unzutreffenden) in Stein gemeißelten Abbildungen herangezogen werden.

Viele liebe Grüße
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28 Jul 2015 17:53 #393635
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  • travelNAMIBIA am 28 Jul 2015 17:53
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Hi Okavango,
Ich befürchte jedoch aufgrund der Aussagen der Politik in Namibia, dass es langfristig beabsichtigt ist, die Vergangenheit regelrecht auszulöschen.
beim Marinedenkmal ist doch noch gar nichts passiert und zudem, anders als beim Reiter in Windhoek, ist diesmal nicht die Regierung an dem Abbau interessiert, sondern ein paar "halbstarke Lobbyisten". Der Bürgermeister hat sich gerade vergangene Woche, im Rahmen der Vorstellung der neuen Tourismusstrategie für Swakopmund, für den Erhalt des Stadtkerns ausgesprochen. Im übrigen ist in Swakopmund, anders als in Windhoek, das Gesamtaussehen des Stadtkerns geschützt (was Formen, Farben, Abriss etc von Gebäuden, Denkmälern etc. angeht).

Viele Grüße aus dem windig-kühlen Windhoek
Christian
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28 Jul 2015 18:08 #393639
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Hallo Christian,

diese Nachrichten sind nicht bis zu mir durchgedrungen, freuen mich aber. Vielen Dank für die Information!


Viele liebe Grüße
Letzte Änderung: 28 Jul 2015 18:09 von Okavango.
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29 Jul 2015 00:33 #393701
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Okavango schrieb:
Ich befürchte jedoch aufgrund der Aussagen der Politik in Namibia, dass es langfristig beabsichtigt ist, die Vergangenheit regelrecht auszulöschen.
Könnte eventuell daran liegen, dass die Namibier den Teil der Vergangenheit nicht so toll fanden und finden. Irgendwie finde ich das verständlich, ich würde auch kein Denkmal für Leute wollen, die meine Vorfahren unterdrückt und massakriert haben. Auf der einen Seite wird Verständnis erwartet für ein Denkmal für die getöteten Kolonialisten, andererseits gibts kein Verständnis für ein Denkmal der getöteten Einheimischen. Versteht ich nicht.

Und das Denkmal ist ganz offensichtlich deswegen veraltet, weil es von fast der gesamten namibischen Bevölkerung als nicht als gedenkenswert eingestuft wird.

Ich glaube nach wie vor, dass der Großteil der deutschen Touristen nicht wegen Denkmälern nach Namibia fährt, andere Touristen sowieso nicht. Auch hier im Forum sind die wenigsten Tipps für Swakopmund in der Form " du muss dir unbedingt das Marinedenkmal anschauen". Wie gesagt, als ich dort war hab ichs vielleicht gesehen, aber weder wahrgenommen und schon gar nicht fotografiert.
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29 Jul 2015 05:17 #393704
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Hallo Okavango,
das Auftreten einiger Touristen, die sich gerne das Marinedenkmal ansehen, scheint ebenfalls ein Teil des Problems zu sein:
“I have been a resident for long in Swakopmund and through the years I have seen people, especially tourists, coming and taking pictures at the monument. And watching how excited they are when they do this made me realise that this monument is mocking Namibians.”
(Quelle: www.newera.com.na/20...oval-marine-denkmal/)
Das sagt Laidlaw Peringanda, Intitiator der Aktion „Operation back 2 Germany“, der auch meint: “Where is the Berlin Wall? It is gone because it represented the ugly and brutal past. We should also be allowed to remove whatever reminds us of the painful past of colonial conquest and genocide.”
In diesem Interview setzt er sich übrigens keineswegs dafür ein, alle Spuren deutscher Lokal-Geschichte zu tilgen.
Sollte aber das Marinedenkmal tatsächlich „back2Germany“ geschickt werden, dann kann ich nur sagen: Ich möchte in meiner Stadt kein Denkmal für Soldaten, die planmäßig Menschen in der Wüste verdursten ließen.

Schöne Grüße aus Berlin
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Lieber Okavango,

Dazu gehören auch die Denkmäler in ihrer Gesamtheit.

nein, das gehören sie genau so wenig wie das Stalin-Denkmal heute noch nach Berlin gehören würde, hätte man es nicht abgerissen. Ich habe es in meiner ersten Post zu diesem Thema offensichtlich nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Ich habe ja gar nichts gegen dieses und viele andere Denkmäler aus der Schutztruppenzeit. Und ich bin auch kein Verfechter der Falschbehauptung, dass nur die Deutschen an den blutigen Ereignissen vor über 110 Jahren schuld sind, sondern ich empfehle allen Leuten, sich

1. den zweiten Teil dieses Befehls an die deutsche Truppenangehörigen zu lesen und
2. sich daran zu erinnern, dass Berlin damals diesen Befehl sofort widerrufen hat. Aber da waren die mit der Kommunikation nicht so schnell wie heute und als der kaiserliche Widerruf kam, war es zu spät.

Ich weiß, ich bin jetzt wieder weit abgeschweift, aber ich möchte Dir damit nur verdeutlichen, dass ich kein Idealist bin, der alles Deutsche in Afrika beschönigt oder verteufelt. Ansonsten gebe ich Dir Recht, dass die Deutschen seinerzeit erst eine Infrastruktur aufgebaut haben und dass diese noch bemerkenswert gut funktioniert. Das nehme ich auch gerne und oft zur Kenntnis, wenn ich in Namibia bin.

Und gerade deshalb kann ich nicht verstehen, dass die über 90-%ige Mehrheit der jetzigen namibischen Bevölkerung diese Denkmäler und Gedenktafeln bis heute stehen gelasssen hat. Im ehemaligen Ostblock hat das nicht so lange gedauert.

Liebe Grüße und hab bitte Verständnis, dass ich für mich den Post schließe. Sonst führen wir wieder eine Endlosdiskussion, denn unser Problem scheint mir zu sein, dass wir unterschiedliche Standpunkte haben. Und bekanntlich kommt man dann nie zu einer Einigung, wenn keiner seinen Standpunkt verlässt.

Liebe Grüße
Gerd
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