THEMA: Wahlen in Namibia
02 Dez 2014 07:20 #364923
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Hallo Camelthorn,
Was war das denn mit der UPM, die Du zwischenzeitlich bei 13 % erwähntest und die sich dann auf 0,79 % eingeschrumpft hat. Etwa ein Softwarefehler? Oder wishful thinking? Oder beides?
ich schrieb "bisheriges Ergebnis". Ich meine da waren 13 Prozent der Stimmen ausgezählt; darunter waren die Wahlkreise Rehoboth, die die UPM beherrscht(e).

Hi Michael,

hier gibt es leider keine Hochrechnungen; hier wird nach und nach ausgezählt ohne eine bestimmte Reihenfolge oder mögliche Repräsentativität im Hinterkopf. Das verfälscht das Wahlergebnis natürlich, da z.B. einige Parteien (z.B. UDF in Norderongo und Südkunene) regional sehr starkt sind.

Interessant findet ich vor allem, dass in den Regionen Omusati und Ohangwena die SWAPO ihr Ergebnis von vor 5 Jahren von 50 auf 95 Prozent gesteigert hat; hingegen ist die SWAPO in der Region Kunene eingebrochen! Weiterhin wurden dennoch nur wenige Wahlkreise (ich meine vier von 121) von anderen Parteien gewonnen.

Viele Grüße
Christian
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02 Dez 2014 07:51 #364926
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  • Christian-S. am 02 Dez 2014 07:51
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Hallo zusammen!
Was ich bedenklich finde, ist die schlechte Organisation der Wahl durch die ECN. Dass es da zu massiven Problemen kommen wuerde, war eigentlich schon anhand der Zahlen vorher klar:

In Swakopmund etwa gab es 27,258 registierte Waehler und 17 Wahllokale (darin sind zwei mobile Wahlstationen eingeschlossen). Im Mittel sind das dann 1603 Waehler pro Wahllokal, oder 115 Waehler pro Wahllokal und Stunde (bei einem Wahltag von 14h). Wenn man diese Zahl durch 60 teilt, kommt man darauf, dass ein Wahllokal fast zwei Waehler pro Minute abfertigen muesste, damit alle ihre Stimme abgeben koennen...

Viele Gruesse,
Christian
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02 Dez 2014 08:36 #364932
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  • Guido. am 02 Dez 2014 08:36
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Hallo,
Christian-S. schrieb:
In Swakopmund etwa gab es 27,258 registierte Waehler und 17 Wahllokale (darin sind zwei mobile Wahlstationen eingeschlossen). Im Mittel sind das dann 1603 Waehler pro Wahllokal, oder 115 Waehler pro Wahllokal und Stunde (bei einem Wahltag von 14h). Wenn man diese Zahl durch 60 teilt, kommt man darauf, dass ein Wahllokal fast zwei Waehler pro Minute abfertigen muesste, damit alle ihre Stimme abgeben koennen...
Diese Zahlen taugen so nicht zu Begründung. Beispiel Berlin: 2,5 Mio. Wahlberechtigte bei 1709 Wahllokalen und nur 10 Stunden Öffnungszeit ergeben rechnerisch 146 Wähler pro Stunde (vs. "nur" 115 in Swakopmund). In Deutschland also "schlimmere" Verhältnisse als in Namibia. In der Praxis gehen natürlich in beiden Ländern Nichtwähler und Briefwähler ab.

Interessant finde ich eher andere Dinge: Warum dauert die "Auszählung" 3 Tage? Wenn man elektronische Wahlgeräte nutzt, dann muss man anders als bei den papiergebundenen Wahlen wie in Deutschland eben nicht mehr auszählen. Mit Schließung des Wahllokals liegt das Ergebnis unmittelbar auf Knopfdruck sofort vor. Warum dauert die "Auszählung" in Namibia dann noch 3 Tage (bis Montag)? Und was war die Begründung für die Einführung elektronischer Wahlgeräte? Wenn man anschließend 3 Tage zum "Auszählen" braucht, wo liegt dann überhaupt noch ein Vorteil elektronischer Wahlgeräte?

Ansonsten scheinen viele in Namibia große Hoffnungen in Geingob zu setzen. Ich bin nicht ganz so optimistisch. Aber jeder hat eine Chance verdient, sich zu bewähren. Allso erst mal machen lassen. Zum Kritisieren bleibt ja noch jahrelang Zeit. Auf jeden Fall gut, dass Pohamba abtritt. Der machte jahrelang als besonnener, moderater Präsident einen ganz guten Eindruck, aber zuletzt war er mit seinen öffentlichen Reden nach meinem Eindruck mehr und mehr zum schlechten Witz geworden.

Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 02 Dez 2014 08:40 von Guido..
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02 Dez 2014 08:46 #364933
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Moin zusammen,

die Wahl war ohne Wenn und Aber absolut chaotisch. Neben technischen Problemen (gar nicht so sehr mit den Wahlgeräten selber, sondern mit den Verifizierungsscannern) kamen natürlich auch menschliche und logistische Probleme dazu. Erstmals wurde ja auch an einem Tag gewählt - davor waren es immer zwei Tage. Zudem brauchen die Wahlgeräte Strom, was nicht überall vorhanden war (bei Papier und Stift geht es auch ohne).

@Guido: Leider ist es nicht so wie von Dir beschrieben; es wird nicht einfach das Wahlgerät dann an den PC angeschlossen und schwups liegen die Ergebnisse vor. Jede einzelne Stimme wird nochmals manuell verifiziert, d.h. ob diese anhand er abgegebenen Stimmen überhaupt gültig erscheint. Das dauert seine Zeit. Scheinbar wurden auch alle Ergebnisse händisch (!) in das Online-System auf www.elections.na eingearbeitet. Das hatte ich - und sicher viele andere - sich auch anders vorgestellt.

In der Quintessenz: Namibia war für eine Wahl in der Form nicht vorbereitet.

Viele Grüße aus Windhoek
Christian
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02 Dez 2014 09:00 #364939
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Guido. schrieb:
Hallo,

Diese Zahlen taugen so nicht zu Begründung. Beispiel Berlin: 2,5 Mio. Wahlberechtigte bei 1709 Wahllokalen und nur 10 Stunden Öffnungszeit ergeben rechnerisch 146 Wähler pro Stunde (vs. "nur" 115 in Swakopmund). In Deutschland also "schlimmere" Verhältnisse als in Namibia. In der Praxis gehen natürlich in beiden Ländern Nichtwähler und Briefwähler ab.

Hallo Guido,

Briefwahl gibt es in Namibia nicht. Ausserdem ist der Prozess der Verifikation hier recht kompliziert gewesen. Karte vorzeigen, Finger scannen, Finger auf Farbe ueberpruefen, Farbe auf Finger anbringen, ab in die erste Kabine und fuers Parlament abstimmen, dann in die zweite Kabine und fuer den Praesidenten abstimmen... Das ist schon etwas langwieriger, als in Deutschland, wo man ja in der Regel nur die Benachrichtigungskarte vorzeigt und dann gleich waehlen kann. Zudem kam es eben zu zahlreichen Verzoegerungen durch technische Pannen etc.

Viele Gruesse,
Christian
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02 Dez 2014 09:01 #364940
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  • Guido. am 02 Dez 2014 08:36
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Hallo Christian,

travelNAMIBIA schrieb:
@Guido: Leider ist es nicht so wie von Dir beschrieben; es wird nicht einfach das Wahlgerät dann an den PC angeschlossen und schwups liegen die Ergebnisse vor. Jede einzelne Stimme wird nochmals manuell verifiziert, d.h. ob diese anhand er abgegebenen Stimmen überhaupt gültig erscheint.

Im Vorfeld hieß es doch, dass es bei diesen Geräten keinen parallelen Papierausdruck pro Stimme gibt und somit überhaupt keine Möglichkeit besteht, noch mal manuell nachzuzählen? Oder wurde mit den Wahlgeräten bei jeder Stimmangabe eine Wählernummer erfasst, die noch mal nachträglich mit einem Papier-Wählerverzeichnis abgeglichen wurde?

Ansonsten gibt es in Deutschland ganz grob 50.000 Wahllokale und man hat nach manueller Papierauszählung alle Stimmen in 5-8 Stunden zusammen. Namibia braucht für 1.000 bis 1.500 Wahllokale mit elektronischen Wahlgeräten ca. 60 Stunden. Ist schon ein bisschen komisch. Wie auch immer: Die SWAPO würde so oder so gewinnen und insofern ist es fast müßig über Details zu streiten.

Beste Grüße

Guido
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