THEMA: Sicherheit in Namibia
18 Apr 2014 14:41 #333822
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  • BikeAfrica am 18 Apr 2014 14:41
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beate schrieb:
Ich denke immer noch dran, als vor unserer allerersten Tour nach Namibia eine Angestellte des Reisebüros (ja, damals gabs noch kein Internet!) , die einige Jahre in Namibia gelebt hatte, uns erzählte, sie hätten nie eine Türe verschlossen, Kriminalität sei in Namibia praktisch unbekannt. Und genauso kam es uns damals vor.

Da hat sich in den letzten Jahren ja doch einiges zum Negativen verändert.
... kommt überall immer auf die genaue Region an. Ein Bekannter von mir lebte bis vor wenigen Jahren in einer WG in einem kleinen Dorf im Allgäu. Die hatten überhaupt keinen Schlüssel mehr für die Haustür. Die Autos standen offen vor dem Haus mit Zündschlüssel im Schloss und Papieren im Handschuhfach. Ich habe das kaum fassen können.
Ich kam einmal dort an und wurde vom freundlichen Hund schwanzwedelnd begrüßt und habe mich erst mal in die Küche gesetzt. Alle Zimmer innerhalb der WG standen auch offen. Nach einer Stunde kam dann der erste Bewohner der WG vorbei.

Wenn ich das nur erzählt bekommen hätte und wäre dann erstmals nach Deutschland gekommen und in Berlin, Frankfurt oder anderswo gelandet, hätte ich auch gedacht, in Deutschland hätte sich Vieles zum Negativen verändert.

Ich will nicht abstreiten, dass die Kriminalitätsrate in Namibia steigt, aber das passiert auch an vielen anderen Orten weltweit. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer mehr auseinander und als Folge davon entsteht Kriminalität, weil viele Arme sich nicht mehr anderes zu helfen wissen.

Es ist aber nicht so furchtbar extrem, wie es oft dargestellt wird. Wenn Namibia das (oder eines der) kriminellste Land Afrikas wäre, würden auch kaum noch Touristen hinfahren.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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18 Apr 2014 14:54 #333823
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  • jaw am 18 Apr 2014 14:54
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Hallo Beate,
deine Beobachtung, dass es "früher besser war" ist völlig korrekt. Noch vor 10 Jahren waren Elektrozäune in Swakop nicht zu finden. Aber die Einkommensdisparität, die wachsenden Ansprüche und die Möglichkeiten, mit Verbrechen so durchzukommen, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt... oder nur genug zahlt. Das tut dem Land nicht gut. Und die poitische und wirschaftliche Elite baut eben höhere Mauern und Elektrozäune und beschäftigt Sicherheitskräfte oder -dienste.
Damit müssen wir uns alle auseinandersetzen. Ich fahre nun seit über 30 Jahren ins südliche Afrika und würde heute nicht mehr so reisen können wie damals.
Das eigentliche Problem ist aber, das die örtliche Politik die Probleme nicht wahrnehmen will und schon gar nicht vernünftige Schritte zu einer funktionierenden Polizei oder Justiz unternimmt. Die Stadtpolizei in Windhuk ist da eine positive Ausnahme und es gibt auch an manchen Orten vorbildliche Polizeistationen (vom Flughafen und der Seeis-region wird mir das z.B. immer wieder berichtet). Aber es gibt eben auch vieles andere und es interessiert offenbar keinen so wirklich.
Südafrika ist da immer einen Schritt voraus und die Situation dort ist noch viel beängstigender. AM meisten leiden darunter jedoch die Einheimischen, sei es Einbruch, Wilderei oder Gewalttaten.
Aber das ist kein Grund, von Reisen abzuraten oder gar Panik zu machen. Man muss nur vorsichtig und umsichtig sein, so wie an manchen Orten in Europa oder auch zu manchen Zeiten und Plätzen hier in Leipzig.

Viele Grüße
jaw
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18 Apr 2014 14:54 #333824
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  • Guido. am 18 Apr 2014 14:54
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Hallo,

wenn man das Risiko von irgendwas beurteilen will - und dabei ist ganz egal ob es um Finanzanlagen, Gesundheitsfragen (z.B. Malaria) oder eben Kriminalität geht - dann setzt sich eine Risikobeurteilung im Wesentlichen immer aus 2 Aspekten zusammen:
A Welche Risiken gibt es?
B Mit welcher Wahrscheinlichkeit treten sie ein?

Hinsichtlich A kann man dann sagen, Risiken gibt es überall und in Kriminalität nicht nur in Namibia sondern eben auch in Deutschland. Allgemeine Aussagen oder Vergleiche mit Europa sind wenig stichhaltig, weil Europa ein ziemlich inhomogener Haufen von 46 Ländern mit sehr unterschiedlich ausgeprägten Risiken ist. Aktuelle Gefahren in Libyen, Mali oder Somalia möchte ja wahrscheinlich auch niemand für Namibia verallgemeinern, nur weil das eben auch Afrika ist.

Was B, also die Wahrscheinlichkeiten anbetrifft, gibt es schon nennenswerte Unterschiede zwischen Deutschland und Namibia. Die auch im o.g. AZ-Artikel erwähnten Wohnsiedlungen mit hohen Mauern, Elektrozäunen, scharfen Hunden und bewaffnetem Personal gibt es in Deutschland nicht. Die "teureren" Läden mit durchgängig bewaffnetem Wachschutz davor oder die Läden, wo man von der Verkäuferin hinter massivem Stahlgitter mit Luke bedient wird auch nicht. Und das hat Gründe. Das für Kamerun oder Ghana berichtete, halte ich auch nicht unbedingt auf Namibia übertragbar. Da spielen viele Aspekte eine Rolle, u.a. unterschiedliche Historie, Religionszugehörigkeit usw.

Unter dem Strich: Das Risiko, in Namibia Opfer von Diebstahl- oder Raubdelikten zu werden, ist meines Erachtens objektiv höher als in Deutschland. Das auch mit Hinblick auf offizielle Kriminalitätsstatistiken. Aber das Risiko ist nicht so hoch, als das es mich von Reisen abhalten würde. Mit Diebstahlgefahren kann ich mich generell gut arrangieren, weil man da auch selbst relativ viel zum eigenen Schutz tun kann. Bei Raubdelikten - also Diebstahl mit Einsatz oder Androhung von Gewalt ggf. auch mit Waffen - bin ich erheblich sensibler - gerade auch weil wir immer mit Kind reisen.

Generell ist die durchschnittliche Risikowahrnehmung wohl ziemlich irrational. Einige Risiken wir Malaria oder Kriminalität stehen regelmäßig im Fokus. Andere Dinge mit mindestens genauso hohen Risiken, z.B. die schon genannten Risiken beim Autofahren oder auch andere Krankheitsrisiken interessieren nicht.

Beste Grüße

Guido
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18 Apr 2014 15:16 #333828
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Guido. schrieb:
Generell ist die durchschnittliche Risikowahrnehmung wohl ziemlich irrational.
... das ist wohl so. Was fremd ist, wird als gefährlicher eingestuft.
Als ich zum ersten Mal nach Alaska/Canada fuhr waren es die Bären und Wölfe. Bevor ich nach Afrika kam, waren es Löwen und Malaria (und etliche andere Krankheiten) und die Kriminalität.
Und was war am Ende am gefährlichsten?
Der Straßenverkehr, Wachhunde (in Namibia, Jordanien und Surinam/Südamerika) und Rinderherden (weil ich nicht mit Bullen in der Herde rechnete).

Das Risiko eines Autounfalls wird ausgeblendet. Deutsche Autofahrer (andere vielleicht auch, das weiß ich aber nicht) halten sich bei Befragungen ja gerne für überdurchschnittlich gut. Manchmal sind das um die 90%, die sich für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten. Und die hauts dann gerne von der Piste, weil sie sich überschätzen.

Das ist die Gefahr, an die jeder zuerst denken sollte.

Gruß
Wolfgang
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Voellig richtig, Wolfgang!
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19 Apr 2014 10:51 #333897
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  • Rajang am 19 Apr 2014 10:51
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Das südliche Afrika hat sich in den letzten Jahren massiv verändert - dies gilt für Campingplätze und feste Unterkünfte.
In den 90-iger Jahren gab es nie einen Schlüssel in Parks um die Unterkunft abzuschliessen - es waren vielfach gar keine Türschlösser vorhanden.
Heute kriegst Du automatisch einen Schlüssel, selbst in Wilderness Camps.
Leute die meist campen, haben mich darauf hingewiesen, dass vor Jahren Dinge auf dem persönlichen Standplatz 'tabu' waren, und heute vielfach verschwinden (es sind offensichtlich nicht Affen, die am Verschwinden beteiligt sind.....).

Schaut Euch doch mal die Hinweise für Namibia, SA, etc. vom EDA (Schweiz) oder des Auswärtigen Amtes (D), Foreign Ofiice (GB) an und vergleicht diese mit anderen Ländern.....

Gruss Rajang
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