THEMA: Tourismusstrategie Namibia
26 Nov 2010 14:24 #163853
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  • travelNAMIBIA am 26 Nov 2010 14:24
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Hi Lowflyer,
Aber realistisch betrachtet, halte ich 2 Millionen Touristen für gut möglich, ohne das sich die Touristen auf den Füßen stehen und jeder Löwe von 50 Safarifahrzeugen eingekreist wird.
bei erstem Teil stimme ich Dir zu, beim zweiten nicht. Klar gibt es im KNP 30+ Camps... aber man sieht ja was das bedeutet. Da sieht man mittlerweile fast mehr Touristen als Wildtiere! Und das wird in Etosha auch passieren. In Etosha ist auch nur 1/10 des Parks zugänglich (700 km Straße und dann 200 m rechts und links davon). Deshalb hinkt mMn der Vergleich mit KNP etwas.
Meines Erachtens ist es grundsätzlich falsch, bei so einem großen Land wie Namibia bei 2 Millionen Touristen p.a. von Massentourismus zu sprechen. Mallorca hat 4 Promille der Fläche von Namibia und 10 Millionen Touristen p.a. Das ist Massentourismus.
Massentourismus ist relativ, so wie Überbevölkerung. Ist China mit 1,3 Mrd. Menschen überbevölkert? Nein! Ist Nauru mit 14.000 Einwohner überbevölkert? Ja! Tourismus wird dann zur Masse, wenn es das Land nicht mehr "tragen" kann. Und darum zweifel ich eben an dem Konzept Umweltschutz mit (Massen)tourismus verbinden zu können. Ich denke, dass in einem Fall wo die Natur das touristische Kapital ist, ein Konzept wie Botswana es betreibt mehr her gibt.

Ich denke Namibia würde mit dem jetzigen Konzept auch ohne Probleme 2 Millionen Touristen im Jahr gewinnen können... nur das kostet eben jede Menge an Werbung, Marketing etc. Und daran scheitert es... egal ob man nun 10.000 Luxustouristen oder 10 Millionen Massentouristen ansprechen will.

Sonnige Grüße
Christian

Sonnige Grüße
Christian
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26 Nov 2010 14:30 #163854
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  • Sambezi am 26 Nov 2010 14:30
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Hallo Michael,

Deine Definition von Massentourismus kann ich leider so auch nicht übereinstimmend betrachten, dass er sich nur auf die Konzentration bzw. Verteilung beschränkt.

Meines Erachtens zeichnet sich Massentourismus mir mehr Eigenschaften aus.

Um einige wenige zu nennen:

persönlicher Egoismus - "die" sind da, um "mir" etwas zu bieten.

Fehlende Kreativität - Viel Erleben, ohne mich selber zu bewegen.

Interessenlosigkeit - egal wo ich in der Welt bin, Hauptsache das Essen stimmt

Flegmatismus - mich über mein Reisland informieren über Kultur, Menschen, Politik etc.

Oberflächlichkeit - fragt man wo ward ihr - ja wie der Ort hieß weiß ich gar nicht mehr.

...die Liste ließe sich noch um etliche Punkte erweitern und ich denke, in der künftigen Cyberwelt mit entsprechenden Realitätsverlust werden noch viele Punkte hinzukommen...

Aus diesem Grund wird wohl schon Namibia vom Massentourismus verschont bleiben, im Gegensatz zu den klassischen MassenTouristikzielen.

Gruß
Letzte Änderung: 26 Nov 2010 14:31 von Sambezi.
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26 Nov 2010 14:43 #163856
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  • lowflyer am 26 Nov 2010 14:43
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travelNAMIBIA schrieb:
Hi Lowflyer,
Und das wird in Etosha auch passieren. In Etosha ist auch nur 1/10 des Parks zugänglich (700 km Straße und dann 200 m rechts und links davon). Deshalb hinkt mMn der Vergleich mit KNP etwas.

Da hast Du Stand heute Recht. Aber das muss ja nicht so bleiben. Die Tiere sollen Rückzugsmöglichkeiten behalten und es muss nicht alle 500 Meter eine asphaltierte Querstraße geben. Aber die ein oder andere Piste im Etosha ließe sich vermutlich noch umweltverträglich anlegen und dann verteilen sich die Touristen auch mehr. Und wenn andere Parks wie Khaudom, Mamili, Mahango usw. etwas erschlossen werden, muss der Etosha auch nicht alle zusätzlichen Touristen abfedern.
Massentourismus ist relativ,

Ja, deswegen habe ich meine Zahlen ja auch in Relation zur Fläche gesetzt :)
Und darum zweifel ich eben an dem Konzept Umweltschutz mit (Massen)tourismus verbinden zu können. Ich denke, dass in einem Fall wo die Natur das touristische Kapital ist, ein Konzept wie Botswana es betreibt mehr her gibt.

Ja, das ist in Sachen Umwelt sicher noch besser. Aber Umweltschutz funktioniert heute nur, wenn es eine wirtschaftliche Basis dafür gibt. Und wenn alle das Konzept Botswanas kopieren und sich alle um die selbe Klientel balgen, wird meines Erachtens wirtschaftlich nicht funktionieren.

Sonnige Grüße
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26 Nov 2010 15:25 #163860
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  • Steinböckchen am 26 Nov 2010 15:25
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Hallo,
Namibia scheint mir nicht für den Massentourismus mit all seinen negativen Erscheinungen wie von Sambezi geschildert geeignet, schon wegen der langen Fahr-Strecken und dem fehlenden Strand.Ob nun "Massentourismus" oder nicht, es geht hier aber um die deutliche Erhöhung der Tourismuszahlen. Dafür ist auf alle Fälle Potential. Der Staat braucht bloß die Voraussetzungen schaffen, wie Infrastruktur, Eigentumsrechte an Land für alle, Steuervergünstigungen, entspechende Ausbildung der Namibier, Arbeitsgenehmigungen....., der Rest und das Geld dafür kommt dann schon von alleine. Er hat dann genug damit zu tun, um auf die Umwelt, das Arbeitsrecht und Steuern einsammeln zu achten.
Grüße aus dem heißen Süden, (35°C )
Karsten
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27 Nov 2010 17:33 #163975
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  • joli am 27 Nov 2010 17:33
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Hallo zusammen,
für mich ist die Kombination "Namibia und Massentourismus" ein Schreckensszenario. Was Namibia in meinen Augen so faszinierend macht, sind Leere, Weite und Stille. Dazu kommen natürlich Landschaft und Tiere. In dieser Kombination dürfte das Zielgebiet "Namibia" ziemlich einmalig in der Welt sein. Aber ich gebe zu - ich kenne zu wenig vom "Rest" der Welt.Nach meinen Erfahrungen aus 30 Jahren Namibiareisen halte ich dieses wunderschöne Ziel schon heute für "touristisch überbevölkert". Dabei geht es nicht allein um die Frage, wieviele Besucher das Land von der Größe und touristischen Infrastruktur her verträgt,sondern ob das, was die Einmaligkeit dieses Landes ausmacht, unter einer Steigerung der Besucherzahlen leidet oder gar zerstört wird.("Touristen zerstören, was sie lieben !") Ich muss für mich mit nostalgischer Wehmut feststellen, dass mir Namibia vor 30 Jahren in der Summe aller Eindrücke besser gefallen hat. Dabei genieße ich durchaus die Zuwächse an Komfort und Luxus - aber eben immer vor dem Hintergrund, dass ich das andere, frühere Namibia schon genossen habe. Und dann kommt die sehr wichtige Frage, welchen Besucherzuwachs die Umwelt von Namibia verträgt - insbesondere dort, wo sich fast alle Namibiabesucher treffen. Nehmen wir z.B. Etosha: der Zuwachs an Lodges und Unterkünften um Etosha herum lässt befürchten, dass der dadurch extrem gestiegene Wasserverbrauch bereits jetzt den natürlichen Wasserspiegel im Park so weit abgesenkt hat, dass es dort in spätestens 50 Jahren keine Tiere mehr geben wird. Pessimisten ( oder Realisten ?)sehen das Ende von Etosha in sehr viel kürzerer Zeit kommen.
Als Besucher habe ich nicht das Recht, dem namibischen Staat oder seinen Organisationen Vorhaltungen über ihre Zukunftsplanung zu machen, aber Gedanken machen darf ich mir. Und eine Meinung darf ich dazu auch haben.Und die sagt mir, dass eine Verdopplung der Besucherzahlen ganz sicher zur Vernichtung all dessen führen würde, was Namibia so einmalig und liebenswert macht.
Gruß Joli
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29 Nov 2010 14:57 #164113
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  • lowflyer am 26 Nov 2010 14:43
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Hallo Joli,
joli schrieb:
für mich ist die Kombination "Namibia und Massentourismus" ein Schreckensszenario.

Mir auch. Nur ist diese Begrifflichkeit bei langfristig anvisierten 2 Millionen Touristen meines Erachtens nicht angebracht.
Was Namibia in meinen Augen so faszinierend macht, sind Leere, Weite und Stille.

Auch da stimme ich Dir zu und deswegen mag ich beispielsweise auch die Skeleton Coast, die viele nur öde und leer finden.
Nach meinen Erfahrungen aus 30 Jahren Namibiareisen halte ich dieses wunderschöne Ziel schon heute für "touristisch überbevölkert". Dabei geht es nicht allein um die Frage, wieviele Besucher das Land von der Größe und touristischen Infrastruktur her verträgt,sondern ob das, was die Einmaligkeit dieses Landes ausmacht, unter einer Steigerung der Besucherzahlen leidet oder gar zerstört wird.("Touristen zerstören, was sie lieben !") Ich muss für mich mit nostalgischer Wehmut feststellen, dass mir Namibia vor 30 Jahren in der Summe aller Eindrücke besser gefallen hat.

Ersetze Namibia in dem vorstehenden Absatz und das Gesagte passt auf 99% aller Länder dieser Erde. Das ist eben der Lauf der Dinge. Die Infrastruktur wird immer besser, das Reisen immer einfacher und das zieht dann eben zusätzliche Reisende an.

Teilweise macht man sich gar nicht bewusst, wie groß die Veränderungen in vielen Details sind. Beispiel: Wer wirklich will, kann z.B. heute an einem Tag (10-11 Stunden) von Windhoek an die Epupa Falls fahren. Das war noch vor 5 Jahren undenkbar. Bis Opuwo fährt man heute durchgehend auf Asphalt. Das war vor 5 Jahren noch nicht so. Und die Strecke von Opuwo zu den Epupa Falls galt vor 5 Jahren noch als reine 4x4-Strecke. Heute kommt man ganzjährig mit dem PKW hin.

Sonnige Grüße
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