Beim Marble Camp angekommen wurden wir freundlich begrüst (wie gehabt Community Camp=freundlich) und konnten uns einen Platz aussuchen. Noch war alles frei und wir entschieden uns für den Platz neben den Ablutions wegen des kurzen Weges und des schattenspendenden Baumes. Kurz nach uns kam ein schweizer Ehepaar, das schon lange in Südafrika lebte und mit dem wir uns nett unterhalten haben. Kurz vor Sonnenuntergang trafen noch zwei Fahrzeuge aus Südafrika mit je einem älteren Ehepaar ein, die auf der anderen Seite der Campsite Quartier bezogen.
Wir haben begonnen, unser Abendessen vorzubereiten und dann begann das Drama in drei Akten, das am Ende eher eine Kommödie wurde. Diese Geschichte erzähle ich immer wieder gern.
Klaus Kamera (eine Bridge) lag auf dem Tisch, er wollte seine Fototasche mit Tele, Ersatzakku, Poolfilter, etc. holen, die er an die uns abgewandte Seite des Autos gehängt hatte, weil ICH gesagt hatte, wenn der Datalogger für die Aufzeichnung der Temperatur nur im Auto sei, sei das nicht sehr aussagekräftig. Die Tasche war weg. ICH war schuld, denn ICH hatte ja gesagt...
Die sei gestohlen, meinte der Gatte. Das kann nicht sein, es war niemand auch nur in der Nähe unseres Autos, meinte die Gattin. Doch, da hätten Himba und Kinder Wasser geholt am Brunnen, sagte er. Das war aber weit weg, sagte sie. Ich habe dann noch mit der Taschenlampe die Gegend abgesucht und einen Diätabend verbracht, weil mir der Appetit vergangen war. Mein Mann ohne Tele und als Vogelliebhaber ... toller zweiter Teil des Urlaubs.
Nach einer unruhigen Nacht meinte mein Mann noch im Schlafsack liegend, vielleicht, ganz vielleicht, habe er bei unserer Pause und dem Fahrerwechsel die Tasche ans Auto gehängt und vergessen.
Mein Vorschlag, zurückzufahren, kam aber nicht gut an, da wir von dort zwei Stunden benötigt hatten, das heißt vier Stunden hin und zurück und dann noch zum Camp Syncro, kaum zu schaffen. Und ob man die Tasche bei den vielen Fahrspuren überhaupt wiederfindet und ob sie wirklich dort liegt und ...
Ich bin dann vor der Weiterfahrt noch mal zum WC und dort war eine der südafrikanischen Damen, die so spät noch aus Richtung Purros gekommen waren. War jetzt eh schon alles egal und ich habe sie angesprochen: "Excuse me. I know that it sounds terribly stupid, but my husband lost his photo bag somewhere on our way from Purros to Marble Camp ... " Weiter kam ich nicht, denn sie meinte: "Oh, dear, that isn´t stupid at all, my sister in law picked it up. Go to the first car and get it." Wow, ich habe sie vor Begeisterung umarmt, habe meinem Mann gesagt, er solle die letzte Tafel Ritter Sport Schokolade aus dem Cooler nehmen und seine Fototasche abholen. Leider habe ich kein Foto von seinem Gesichtsausdruck.
An den Autos kam uns ein Mann entgegen und erklärte in schönstem akzentfreien Deutsch, er sei Heinz aus dem Schwarzwald und da käme also der Mensch, der seine Fototasche auf Pad rumliegen lasse. Heinz lebt auch schon lange in Südafrika, ist mit einer Südafrikanerin verheiratet (der "Taschenretterin"), sein Schwager und seine Schwägerin fuhren das andere Auto. Es folgte ein schönes, interessantes Gespräch und wir kamen mit Verspätung und mit Fototasche los Richtung Camp Syncro.
Ab da war HEINZ der Name des Urlaubs, denn ein Heinz hatte durch den Austausch der defekten Batterie die Funktion unseres Coolers wiederhergestelltund, ein zweiter Heinz hatte die Kameratasche zurückgegeben und so das Dauergrummeln meines Mannes verhindert.
Auf dem Weg zum Marbel Camp
Marble Campsite
Die Campsite ist an sich schön, die sanitären Anlagen sind leider nur inzwischen sehr in die Jahre gekommen und könnten eine Instandsetzung vertragen. Für eine Zwischenübernachtung auf dem Weg zum Kunene oder auf dem Rückweg (wir werden in einigen Tagen noch eine Nacht hier verbringen) war es für uns aber völlig ok und nach dem Erlebnis sowieso ein besonderer Ort.
Vor der Weiterfahrt haben wir noch den Marmorsteinbruch angeschaut.
Die Fahrt zum Camp Syncro begann mit einer spannenden Etappe über der Joubert- oder Roidrompass, der meinem Mann ganze Konzentration abverlangte. Unser Hilux Camper meisterte im Low Gear aber alles ganz brav, man musste sich nur Zeit nehmen. Ich habe von der Etappe in anderen Reiseberichten gelesen und kann nur sagen, wir haben es glaube ich ähnlich empfunden, nicht ganz ohne, aber mit Geduld und Vorsicht und vernünftigem Auto machbar.
Natürlich haben wir von den steilsten Abschnitten keine Fotos, weil wir da lieber aufgepasst haben.