Heute wirds am Anfang etwas textlastiger
Und Helgi, der linke Radkasten ist heute kein guter Aufenthaltsort
Samstag, 21.06.2016 Marble Camp / 104 km
Heute war es mit dem Faulsein wieder vorbei und wir wollten weiter zum Marble Camp. Wir hatten gestern schon die Strecke festgelegt, denn Ralf wollte nicht gleich hier in den Hoarusib einfahren sondern erst ein Stückchen später an der Jan-Joubert Kuppe. Wir machten uns auf den Weg Richtung Flussbett
Wie wir in das Flussbett einfahren wollten sagte ich noch: Schau mal zwei Himbafrauen als es auch schon passierte – Ralf verfehlte die Abfahrt in den Hoarusib knapp und wir rutschten seitwärts nach unten und blieben dort im Sand stecken. Wir hatten eine für uns bedrohliche Schräglage eingenommen und drohten zu kippen
Wie in Trance stiegen wir beide zur Beifahrerseite aus und begutachteten das Auto. Alleine würden wir da niemals mehr herauskommen
Der vordere rechte Reifen steckte im Matsch, der linke vordere Reifen stand in der Luft, der hintere linke Reifen stand quasi auf einer "Kuppe", während der rechte hintere Reifen einen halben Meter tiefer im Sand steckte. Diese Kombination sorgte für die extreme Schräglage
Da wir andere Sorgen hatten als beim Aussteigen den Foto mitzunehmen, gibt es von der Schräglage leider kein Foto.
Wir wussten, dass die Südafrikaner vom Campingplatz den gleichen Weg wie wir hatten und hofften nun, dass sie auch hier vorbeikommen. Es dauerte nicht lange und sie kamen tatsächlich schon im Flussbett angefahren. Beinahe hätten sie uns gar nicht gesehen. Zumindest waren wir jetzt nicht mehr allein
Sie begutachteten das Malheur und beratschlagten wie uns am besten zu helfen sei. Das erste Problem, dass es zu beseitigen galt, war ein direkt vor dem Wagen aus dem Sand herausragender trockener Baumstamm, der der Bergung im Wege stand. Ralf und einer der Männer fingen an, mit viel Kraft und ausholenden Schlägen abwechselnd mit der Axt auf den Baum einzuschlagen. Die Himbafrauen übernahmen das dann mit Technik, und waren mit kurzen kräftigen Schlägen viel effektiver
Dann wurde der Ast von einem der Autos herausgezogen.
Die "Kuppe" am linken hinteren Reifen wollte einer der Südafrikaner mit dem Spaten abtragen. Den Himbafrauen ging das aber scheinbar nicht schnell genug...und übernahmen den Spaten kurzerhand. Durch das Abtragen kam der Wagen schon mal in eine etwas stabilere "Seitenlage"
Der Landrover sicherte links hinten unser Fahrzeug mit einem Abschleppseil am Fahrgestell, wie eine Art Anker, damit der Wagen beim Rausziehen nicht nach rechts wegkippte. Und das andere Fahrzeug zog, während Ralf im Auto saß und die ganze Aktion im Low Gear und leichtem Gasgeben unterstützte.
Ich war so geschockt, das ich mich in den Schatten zu den beiden südafrikanischen Damen gesellte. Ich konnte nicht hinsehen und habe mir schon das schlimmste vorgestellt
Im ersten Schritt kam der Wagen erst einmal wieder in eine annehmbare Lage und wir holten auch den Foto aus dem Auto. Im zweiten Schritt wurde das Auto nur noch auf festen Boden gezogen. Es schien auch alles soweit in Ordnung zu sein. Nur eine Delle am linken hinteren Kotflügel von der Sicherung ließ das Beinaheunglück noch erahnen
Den Himbafrauen gab Ralf ein Trinkgeld, die sich darüber riesig freuten und in die Hände klatschten und „dankie, dankie“ riefen. Der schönste Spruch kam jedoch von einem der Südafrikaner, der sich bei
UNS bedankte, das er auch mal ein anderes Auto aus so einer misslichen Situation retten konnte
– das wäre in den 8 Jahren wo er hier schon rumfährt noch nie passiert. Bisher hätten sie sich immer nur gegenseitig irgendwo rausziehen müssen
Geld oder eine andere Art des Dankes wollten sie nicht annehmen. Und dann fuhren sie davon und wir waren allein
Was hatten wir doch für ein Glück gehabt, alles schien zu funktionieren. Noch immer geschockt, aber froh dass der Wagen nicht umgekippt war, setzten wir unsere Fahrt fort. Das hätte ein richtig teurer Fahrfehler werden können
Wir fuhren weiter, hauptsächlich außerhalb des Hoarusib Flussbettes, über die Verbindungsstrecke zum Khumib und ein Stück die D3707 Richtung Orupembe. Alles umrahmt von einer wunderschön kargen Landschaft für die aber manchmal die nötige Aufmerksamkeit fehlte. Vorbei an kleinen Himbaansiedlungen und Rinderherden, ab und zu begegneten uns mal Springböcke, Strauße oder Zebras.
Wir erreichten dann den Abzweig zum Marble Camp, die einsame Piste führte durch gelbes wogendes Gras. Wir erreichten dann das Marble Camp mit seinen 5 Stellplätzen. Noch war alles frei und wir entschieden uns für den schattigsten Platz, die Nr. 3. In Ruhe inspizierten wir nochmal unser Auto, konnten aber nach wie vor keinen weiteren Schaden entdecken.
Ralf informierte noch per SAT Telefon unseren Autovermieter über den Schaden und dass das Herrichten des Autos bei der Abgabe des Autos wohl etwas länger dauern würde
Aber da der Wagen absolut fahrbereit war, sollten wir uns keine weiteren Gedanken machen und unseren Urlaub geniessen.
Wir bekamen dann deutsche Nachbarn, Mike und Chris die mit ihrem eigenen Fahrzeug unterwegs waren. Sie hatten freundlicherweise die größeren Löcher am Rooidrumpass, den wir ja morgen fahren werden, schon mit Steinen ausgelegt
Nahebei war ein Himbadorf und das trockene Flussbett war wohl die Abkürzung. Esel wurden eingefangen, Kinder kamen und setzten sich gegenüber hin und beobachteten uns. Trauten sich aber auch nicht heran.
Wir grillten unser gutes Rinderfilet, dazu gab es Salat. Zu allem Überfluss verbrannte sich dann Ralf noch seine linke Handfläche als er den Gaskocher anmachen wollte
Um alles komplett zu machen, bemerkte er dann auch dass er sein Taschenmesser verloren hatte
Das war heute ein richtiger Sch….tag
Morgen konnte es eigentlich nur besser werden. Mit kühlen Dosen für die brennende Hand gingen wir dann ins Bett.
Morgen steht der Rooidrumpass auf dem Programm. Wird schon schiefgehen
Schöne Grüße
Panther