THEMA: Madam und Boss unterwegs
09 Dez 2015 16:24 #410284
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Hallo,

da ich hier gern die Reiseberichte lese, will ich doch auch einmal einen kleinen Beitrag leisten. Ich möchte von unserer Reise durch das südliche Afrika (Namibia, Sambia, Tanzania, Malawi, Botswana, Südafrika) berichten. Diese Reise haben wir vom 1.Dezember 2014 - 30.Mai 2015 durchgeführt. Wir haben uns von unterwegs regelmässig per Email bei unseren Freunden, Kollegen und Verwandten gemeldet. Diese Emails werde ich hier veröffentlichen, und mit ein paar (hoffentlich) nützlichen Informationen und einigen Bildchen erweitern. Die Emails sind dem ursprünglichen Publikum geschuldet ggf. mit der einen oder anderen Erklärung gespickt, die für den Afrika-Auskenner unnötig erscheinen. Bitte dies zu entschuldigen.

Ich werden versuchen jeweils genau ein Jahr nach dem Senden der ursprünglichen Email diese hier zu publizieren. Somit wird dieser Reisebericht genau acht Teile haben und der letzte Teil wird dann Ende Mai 2016 hier "erscheinen".

Los Geht es:

1. Email vom 9.12.2014

Übernachtungen:
1.) Urban Camp Windhoek (Camping)
2.) Beach Lodge Swakopmund

From: madam boss
Date: 9 December 2014 at 22:20:11 GMT+1
To: madamboss.afrika
Subject: Kurze Meldung aus Afrika

Hallo Ihr Lieben,

hier nun eine erste Kurzmeldung von den Afrikareisenden. Als erstes sei vermerkt, dass der Plan (so es denn je einen gegeben hat) bereits eine erste Änderung erfahren hat. Eigentlich wollten wir von Windhoek, unserem Startpunkt, ziemlich direkt nach Norden fahren, um dann in einer Stadt namens Rundu scharf rechts abzubiegen. Hier beginnt der sogenannte Caprivi-Zipfel der uns dann zum einzigen "Vier Länder Eck" der Erde (Namibia, Sambia, Botswana und Simbabwe) führen wird.

Wir sind aber erst mal nach Westen ans Meer gefahren, weil wir uns ein wenig abkühlen wollten und das Meer so schön ist. Achja und wir haben ja auch Zeit.

Aber ein bisschen der Reihe nach. Kaum sind wir aus dem Flugzeug gehüpft, haben wir auch unmittelbar die afrikanische Zeitauffassung übernommen. Das konnten wir gleich erproben, da wir den ersten Vormittag bei der namibischen Verkehrsbehörde (NaTIS) in einer Warteschlange verbracht haben. Der Grund dafür war die fehlende Jahreslizenz fürs Auto und die nötige Verlängerung der gleichen Lizenz für unseren Wohnwagen. Das schöne beim Schlangestehen ist natürlich, dass man die anderen Leute in der Schlange beobachten kann. Und ehrlich gesagt sind die Afrikaner echte Meister im Warten. Sie stehen einfach stoisch da und harren aus.
Wie auch immer die Übernahme der afrikanischen Zeitauffassung führte irgendwie dazu, dass wir für die ganzen Besorgungen, die so anstanden bis Samstag gebraucht haben. Ist aber nicht schlimm,da wir Windhoek mögen. So haben wir uns mit hier lebenden Bekannten zum Essen getroffen, ein sehr schöner und hoch interessanter Abend. Wieder einmal haben wir gelernt, wie super einfach alles in Deutschland so funktioniert, vergleicht man es mit dem Leben und Arbeiten einem anderen Staat.

Am Samstag ging es dann mit dem für unser Gespann üblichen Affenzahn (ca. 80 km/h wenn es nicht bergauf geht) nach Swakopmund der angeblich südlichsten norddeutschen Kleinstadt. Nun ein bisschen ist da was dran und natürlich gibt es in einer Stadt mit vielen Deutschen den besten Bäcker weit und breit.



Da uns die Tage auf dem Campingplatz in Windhoek schon ganz schön ausgelaugt hatten, gönnen wir uns mal eine schöne Lodge direkt am Meer. In Swakopmund ist es tatsächlich deutlich kühler als im Rest des Landes (kalte Meeresströmung), wir frieren recht viel (teilweise sackt das Thermometer auf unter 20 Grad!).




Neben den üblichen Besorgungen (z.B. anständiger Spritzkuchen) haben wir noch einen weiteren bürokratischen Akt vor uns, die Ausstellung der sogenannten "Police Clearance". Diese wird bei Reisen in andere Länder benötigt, um nachzuweisen, dass das Fahrzeug in dem man sitzt nicht gestohlen wurde. Eigentlich haben wir gehofft, dieses offizielle Dokument mal eben schnell auf der Polizeiwache ausstellen zu lassen, aber (Ihr ahnt es sicher schon) ganz so einfach geht es nicht. Wir wollen hier mal die Details weglassen, aber nachdem wir von Polizeiwache A zu Polizeiwache B geschickt wurden, diese nicht finden konnten daher in die nächste Stadt (Walfish Bay ca. 30 km entfernt) zu Polizeiwache C fuhren, dort gesagt bekommen das Polizeiwache B doch viel besser geeignet sei, da man auf Polizeiwache C ja total überlastet sei, wir also doch noch Polizeiwache B (in einem nicht gerade touristisch erschlossenen Viertel) fanden, hier aber gerade Lunchpause war und nach der Pause die ersten Schritte unternommen wurden, aber die abschliessenden Schritte erst am nächsten Tag möglich waren, sind wir sehr froh, heute tatsächlich die beiden Dokumente in den Händen zu halten. Die größte Herausforderung war im Amstzimmer nicht zu lachen, da alle mit großem Ernst ein schiere Flut von Zetteln und Kopien hin und her schoben und lange Nummern in Formulare eintrugen. Nun die Verzögerung hat uns weitere schöne Tage am Meer gebracht und wir sind daher dankbar.

Morgen geht es nun weiter die Küste entlang nach Norden, um dann durch das Kaokofeld und das Owamboland doch noch nach Rundu (die Stadt am Anfang des Caprivi-Zipfels) zu kommen. Das ganze wird wohl 8-10 Tage dauern, mal sehen.

Eins noch am Schluss: das Thema Weihnachten ist ja für uns als gelernte Mitteleuropäer bei Sonne und Hitze (selbst in Swakopmund) ja eher nicht so zu spüren. Allerdings wird hier natürlich trotzdem ganz schön aufgefahren. Weihnachtdokoration in den Geschäften, Weihnachtmusik (z.B. Last Christmas) und die gern getragenen Weihnachtmannmützen. Besonders gut gefallen uns die bunten Weihnachtsbeleuchtungen in den Städten.

Ein besondere Faible scheint dabei auch darin zu bestehen, dass die Beleuchtung unbedingt blinken muss. Dabei reicht die Frequenz des Blinkens von 1-2 mal pro Sekunde bis zu echtem Stroboskop. Sehr schön.

Ein paar visuelle Eindrücke des Geschriebenen könnt Ihr hier bekommen:
picasaweb.google.com...8845291136/ErsteMail

Also dies einmal der Einblick in die Alltagswelt von Langzeitreisenden
Viele liebe Grüße von Madam und Boss

P.S. Nur mal so zur Erklärung, damit kein falscher Eindruck entsteht, die Bezeichnung "Madam und Boss" stammt aus Sambia. So wurden wir, auf die wunderbar ironische Art der Einheimischen, immer genannt.

P.P.S. Ihr erhaltet diese Email (und sicher noch weitere) weil Ihr irgendwann mal gesagt hattet, Ihr würdet an Informationen von uns während unserer Reise interessiert sein. Tja das habt Ihr nun davon :-) . Solltet Ihr keine Emails mehr erhalten wollen, bitte kurz bescheid geben und Ihr fliegt aus dem Verteiler. Solltet Ihr von Menschen erfahren, die auch diese Art von Emails bekommen wollen, dann schickt uns einfach die Emailadressen.
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 21 Dez 2015 13:27 von carl.
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20 Dez 2015 20:00 #411885
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Hallo,

nun also die zweite Email. Entgegen der Ankündigung in der letzten Email hatten wir uns entschlossen nicht durch das Kaokofeld und das Ovamboland zu fahren, sondern statt dessen durch den Etoscha. Wir wollten gleich mal ein paar Tiere sehen.

2. Email vom 20.12.2014

Übernachtungen:

3.) Torra Bay (Camping)
4.) Palmwag Lodge (Camping)
5.) Olifantsrus Camp Etosha (Camping)
6.) Eldorado B&B (Camping)
7.) Sachsenheim (Camping)
8.) Nunda Island Lodge (Camping)

From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 20 December 2014 at 13:30:20 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Schon wieder Afrika

So Allerseits, es ist Zeit für einen zweiten Reisebericht: Mittlerweile sind alle Formalitäten erledigt, so dass es nun heißen kann: genießen, gammeln, beobachten, fahren, einstauben, swimmingpoolen, staunen und so weiter und so weiter. Inzwischen sind wir seit 3 Tagen im Nordosten Namibias am Okavango auf einer Campsite direkt am Fluss mit vielen Hippos, Vögeln, lauernden Krokodilen und a lot of insects (erstaunlicherweise keine Mücken).

Unser Weg führte uns über die Westküste bis Tora Bay dann scharf rechts in Richtung Kaokoveld geradezu in das Westgate des Etosha Nationalparks, welchen wir bis zum östlichen Ausgang in mehreren Tierbeobachtungsfahrten durchquert haben. Leider ist das mit der Tiersichtung etwas schwieriger, da es zu viel geregnet hat, daher die Wasserlöcher spärlicher besucht und die Elefanten schon in Richtung Norden abgezogen sind.



Apropos Wasserloch, im ersten Camp im Etoscha gab es eins, welches des Nächtens künstlich beleuchtet wird (in schönem Rot). Die Managerin vom Camp versicherte uns, dass in der Regel jeden Abend zwischen 7 und 10 drei Nashörner zum Wasserloch kämen, um den Tag ausklingen zu lassen. Wir also mit "vollster" Ausrüstung (diverse Fotoapparate und Alkoholika) dort hin und stundenlang in die Muschebubu Beleuchtung aufs Wasserloch geglotzt. Naja auch mal schön so ein Abend zu zweit am leeren Wasserloch.



Aber was immerhin bleibt sind um diese Jahreszeit die Löwen und das ist ja nicht zu verachten. Als erfahrene Scouts sind uns zwei Elefanten, diverse Löwen, zwei äußerst selten am Tage zu sichtenden Wüstenluchse, etliche Giraffen, Zebras und viele Antilopen vor die Linse geraten. Neben den Tieren haben wir auch einen Mann getroffen, dessen Job es ist, für eine Filmproduktion einige Löwenrudel Tag für Tag zu verfolgen und zu beobachten. Wenn man weiß, dass Löwen von 24 Stunden ca. 20 schlafen, kann man sich vorstellen, dass der Herr, der dies nun schon seit 32 Tagen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang tat, nicht mehr so euphorisch auf den Anblick der Löwen reagierte wie wir. Nun es gibt sicher schlimmere Jobs auf der Welt, aber der beste ist es in jedem Fall auch nicht.



Außerhalb der Tierwelt sind bei den diversen Zwischenstopps immer wieder nette Details und Erstaunliches zu entdecken. So hatten wir nach der Durchquerung des Etoscha auf der Campsite der urafrikanischen Lodge "Sachsenheim" einen eigenen Wachhund. Dieser war sehr bescheiden und hat für ein bisschen Schinken und Gurke die Nacht über auf uns aufgepasst und die Tage unterm Wohnwagen verbracht. Wir können auf alle Fälle sagen, dass es hier nicht überfüllt ist. Unsere Augen genießen die Weite und Helligkeit, das ist schon ein großer Unterschied zu unseren heimatlichen Breiten.

Durch die in letzter Zeit aufgebauten Reserven vom Boss (wenig Sport und sehr viele Kekse) machen sich erste Ermüdungserscheinungen am Material bemerkbar. So hat kürzlich die Trittleiter des Wohnwagens etwas die Fassung verloren. Zum Glück ließ sich das recht schnell und preiswert beheben. Vorerst wurde nur geschweißt, ob es vielleicht noch verstärkt werden muss, wird die Zukunft zeigen. Zur Sicherheit suchen wir jetzt in allen möglichen Läden schon mal ein kleine Leiter, für den Fall der Fälle.

Zu alldem findet ihr eine kleine Bilderauswahl.
picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink

Morgen brechen wir dann auf in Richtung Sambia. Weihnachten wollen wir möglichst komfortabel in der Nähe von Livingstone verbringen, mal sehen was sich da so anbietet. Sollten wir uns nicht noch einmal melden, wünschen wir schon mal heute ein schönes, besinnliches und glückliches Weihnachtsfest mit vielen Geschenken und sonstigen Freuden.

Es grüßen ganz lieb
Madam und Boss
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Hallo Boss,

ein dickes Dankeschön für den abwechslungsreichen Bericht eurer Reise.
Wir verfolgen euren Weg gerne.
Beim Foto des Karakals ist uns aber dann doch der Mund offen stehen geblieben.
Wie kann man denn so viel Glück haben? Und dann auch noch gleich zwei!
Ich finde, da hättet ihr einen für uns übrig lassen können. Der Wüstenluchs steht ganz oben auf der Wunschliste. Bisher haben wir ihn entweder knapp verpasst (was uns dann bedauernd lächelnd von Fahrern von quer auf der Straße stehenden Autos mitgeteilt wurde) oder nur tot neben der Straße liegen sehen.

Viele Grüße
Ruth und Uwe
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Wow, ein halbes Jahr on tour !
Das wird dann wohl ein längerer Reisebericht... :-)

Ich bin gerne dabei. Bei so netter Berichterstattung, so schicken Bildern und dann noch quer durchs südliche Afrika....das versüsst die Winter(?)zeit bzw. die Wartezeit bis zur nächsten eigenen Reise



Viele Grüße
Mabe
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22 Dez 2015 16:08 #412123
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Hallo Reisende, wie war die Strecke von Swakopmund nach Torra Bay? Wie lange braucht man? Nach Google Maps ca. 4h stimmt das in etwa? Wir möchten diese Strecke aber in entgegengesetzter Richtung durchfahren. Braucht es dazu ein Permit?
Liebe Grüsse aus Bern

Fibern
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23 Dez 2015 10:28 #412189
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Fibern schrieb:
Hallo Reisende, wie war die Strecke von Swakopmund nach Torra Bay? Wie lange braucht man? Braucht es dazu ein Permit?

Hallo Fibern,

nach meiner Erinnerung sind eher 5h realistisch. Die Strecke ist zum großen Teil eine Salzstrasse, d.h. eine recht gut und mit ca. 80km/h zu fahrenden Strasse. Bei Regen dürfte es etwas länger dauern. Du brauchst ein Permit für die Befahrung des Skeleton Coast Nationalparks. Kommt man von Swakop ist auf Höhe des Ugab River das Ugab Gate. Es ist zu beachten, dass die letzte Einfahrt in den Park nur bis 15 Uhr erlaubt ist. Wir sind seinerzeit etwas später dran gewesen, konnten aber mit etwas Überredungskunst und dem Versprechen direkt nach Torra Bay zu fahren, dennoch passieren.
Von Osten über die C39 kommend, sollte das Springbokwasser Gate der Punkt sein, an dem zu bezahlen ist. Campinggebühren zahlt man dann separat in Torra Bay.

Viel Spaß und Gruß
Carl
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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