THEMA: Unsere erste Reise durch Namibia
27 Jul 2015 08:30 #393304
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Tag 13

Beim Auschecken bemerken wir, dass wir über 300 N$ zuviel zahlen sollen. Wir reklamieren und empfehlen an dieser Stelle jedem Touristen, seine Rechnungen im Hotel bzw. in den Lodges sorgfältig zu prüfen!
Noch was zum Preis der GROOTBERG LODGE: Umgerechnet ca. 220 € für DZ pro Nacht ist mit Sicherheit ein deutlich überdurchschnittlicher Preis in Europa. Und für Namibia erst recht. Und ohne krümelkackerisch zu werden: Dafür kann man vergleichbaren europäischen Service erwarten. Leider Fehlanzeige! Duschbad und löslicher Kaffee auf dem Zimmer wurden nach dem ersten Tag nicht nachgefüllt, die Unterkünfte sind nicht abschließbar und zum Aufladen von Handy bzw. Laptop muss man seine elektronischen Geräte gänzlich ohne Sicherung bzw. Nachweis an der Rezeption abgeben. Und wofür TRIPADVISOR 2013 dafür 4,5 von 5 möglichen Sternen vergeben hat, wird wohl für immer deren Geheimnis bleiben (vielleicht sitzt ja Sepp Blatter im Aufsichtsrat).
Und sollte jemand der hier Lesenden in die GROOTBERG LODGE fahren, so kann er mich kontaktieren. Ich verrate ihm/ihr dann, wie er/sie ins www kommt. Denn die dort angegebene Möglichkeit und das Passwort bringen nicht den gewünschten www-Zugriff.

Heute geht’s Richtung Etosha und der Tag lässt sich zusammenfassen mit: Eine längere Fahrt ohne nennenswerte Erlebnisse.
Tankstopp in einer direkt an der Straße liegenden Ansiedlung.. Gegenüber der Tankstelle befindet sich (gleich neben einem Barbier an der Straße, dessen einziges (!) Arbeitsgerät ein Haartrimmer ist) eine Reifenreparaturwerkstatt. Als Werbung für die Firma wurde dort sozusagen als vertrauensbildende Maßnahme gezeigt, was den Kunden erwartet. Ich habe es auf dem Foto festgehalten.


Der Straßenbelag wechselt und nach längerer Zeit fahre ich mit dem Auto mal wieder auf Asphalt. Schade eigentlich, jetzt kann ich keinen mehr eindrecken. Die staubhaltige Luft wird weniger …
Uns begegnen unterwegs viele Pumpas am Straßenrand. Leider sind sie sehr scheu, lassen sich nicht bzw. nur sehr schwierig fotografieren.
Und wenn mir einer vor den Kühler rennen sollte, so wäre ich auch nicht böse. Grills gibt’s ja in jeder Lodge und ein leckeres Steak …

Unsere Lodge erreichen wir gegen 17 Uhr (und das trotz falscher Angaben auf der Reisekarte durch den Veranstalter ERLEBE NAMIBIA. Mit denen werde ich nach Reiseende nicht nur deshalb noch korrespondieren müssen).
Auch hier im ETOSHA SAFARI CAMP gibt’s wieder nur Diner für 250 N$ und keine andere Möglichkeit, etwas à la carte zu essen (schon 2-3 Gerichte würden eine Alternative darstellen!). Alles nach dem Motto: Friss für 250 N$ oder stirb! Und es geht uns nicht ausschließlich um die 250 N$ sondern darum, dass wir abends nicht immer ein 3-4 Gänge-Menü wollen! Sind ja nicht zur Mast hier!
Von den Lodges sind wir, zumindest was die Essenversorgung angeht, enttäuscht. Das grenzt nicht nur an Nepp, das IST Nepp! Unser Essen haben wir wieder selbst mitgebracht, haben es im Supermarkt unterwegs günstig eingekauft.
Wir dinieren hier nicht, trinken nur Bier. Das schmeckt gut und ist preislich mit 22 N$ für ein großes Bier vom Fass akzeptabel!
Und die beiden Gitarrespieler machen tolle Musik, das passt zu Afrika.

Internet in Namibia ist ein Kapitel für sich. Entweder es gibt keins oder man muss viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel Zeit mitbringen. Und ein Passwort an der Rezeption für Wi-Fi bedeutet noch längst nicht, dass man auch online kommt (bereits mehrfach selbst erlebt!).
Auf dem Zimmer trinken wir noch die bereits offene Flasche südafrikanischen Rotwein, ehe wir kurz nach 23 Uhr zum Einschlafen kommen.
Und die kleine G. träumt bestimmt von einem oder auch mehreren Löwen.
Letzte Änderung: 06 Aug 2015 17:23 von zeitungsleser.
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27 Jul 2015 10:07 #393325
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Tag 14

Vorab: Heute endlich klappts mit dem bzw. den Löwen … aber das kann die kleine G. am Morgen noch nicht wissen. Und nun der Reihe nach:

Wir brechen um exakt 8:10 Uhr auf, verlassen das Camp und müssen nur ca. 30 km bis zu unserer heutigen Unterkunft (ETOSHA RESTCAMP, 20 km direkt hinter dem südlich gelegenen Andersson-Gate des Etosha-Parks) fahren. Die Einfahrt am Tor zum Nationalpark (Andersson-Gate) erfolgt zügig.





Das Camp befindet sich auf ehemaligem Militärgelände, das mittlerweile umgebaut wurde und seit ca. 1955 nun touristisch genutzt wird.
Unterwegs sehen wir bereits so viele Tiere hier wie auf unserer gesamten bisherigen Reise nicht. Und noch auf der Hinfahrt zum Camp sehen wir nur 2 Meter (!) neben der Schotterpiste drei faule Löwen liegen, von denen einer nach einigen Minuten sogar kurz aufsteht, ehe er sich zum Dösen wieder flachmacht. Man könnte sie streicheln. Vielleicht aber nur einmal.




Die kleine G. ist glücklich! Endlich hat sich ihr Traum erfüllt! Und als wir keine 10 Meter weiter noch weitere 5 Löwen (!) schlafen bzw. dösen sehen, könnte man fast meinen, wir kennen die hier lebenden ca. 300 bereits alle mit Vornamen.

Das Einchecken und die dann folgende Einweisung an der Rezeption und die Zimmersuche im Camp ist ein namibisches Erlebnis der besonderen Art. Von der Rezeptionistin erhalten wir die 723. Kopie der 189. Kopie der 348. Kopie des Camps. Freundlicherweise kreist die Dame am Empfang mit einem rosa Textmarker in affenartiger Geschwindigkeit während ihrer geschätzten 200 Einweisungen pro Tag alle wichtigen Gebäude ein, sodass wir am Ende ca. 12 rosa Kringel (natürlich alle ohne Bezeichnung, eben nur rosa Kringel: kann sich ja jeder auf Anhieb alles merken) haben. Außerdem eine Wegbeschreibung zu Haus 63 (unser Nachtquartier), natürlich auch mit rosa Strichen (womit sonst?) auf der 723. Kopie der 189. Kopie der 348. Kopie, auf der man die Straßen und Wege gestochen scharf erkennen kann. So etwa muss es sich anfühlen, wenn man nur noch 10% Sehkraft und seine Brille vergessen hat.
Aber damit noch nicht genug. Haus 63 ist einfach nicht zu finden. Nach ca. 15 min die Auflösung: Die Türen der Hauseingänge sind Doppeltüren, d.h. hinter der ersten verbirgt sich eine zweite Tür (das weiß man aber nicht). Und die Hausnummer steht nicht etwa auf dem Haus (evtl. über oder neben der Tür) – nein, die steht auf der ersten Tür. Und die Putzkolonnen sind sowas von listig und clever, das glaubt man nicht: Sie öffnen Tür 1 bis zum Anschlag, um zu signalisieren, dass das Haus gereinigt und bezugsfertig ist. Bedeutet: Die Hausnummer ist stets unsichtbar: „Na los, nun gib dir mal Mühe, Touri, und suche deine Unterkunft!“ Zauberei in Namibia … und die Touris sollen sich mal nicht so haben!
Mein Blutdruck reagiert weniger erfreut. Ich bin von soviel hirnloser Dummheit nur noch genervt, zumal die Wegbeschreibung der Empfangstussi auch noch falsch bzw. megaumständlichst war.
Auch hier wieder das Angebot des abendlichen Diners für 200 N$, wir lehnen dankend ab, ernähren uns heute Abend von Beef aus der Büchse (schmeckt toll!), vom Frühstück mitgenommenen Brot und 2 Bechern Fertignudelsuppe, die man einfach nur mit heißem Wasser aufgießen muss. Das gibt’s vom Wasserkocher, der sich im Zimmer befindet. Dazu gibt’s trockenen südafrikanischen Rotwein.

Das Zimmerinnere ist okay. Und ENDLICH finden wir im Zimmer „Das neue Testament“ (steht aufm Kühlschrank).


Ich habs schon vermisst und überlege an dieser Stelle gerade, ob ich meinem Sohn fassbare Erklärungen hinterlassen habe, wie er mit meiner Sammlung umgehen muss, falls das Flugzeug doch nicht wieder in Frankfurt ankommt.

Wir beschließen, keine Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen und begeben uns wieder zum Auto, um den ETOSHA-PARK zu erkunden. Den ganzen Nachmittag sind wir unterwegs, fahren von Wasserloch zu Wasserloch (das Aussteigen ist strengstens und bei hoher Strafe untersagt!) und sehen unendlich viele Tiere: Giraffen, Gnus, Zebras, Springböcke, Kudus, Oryx, Wüstenfüchse (?), Elefanten, Strauße, allerlei Vögel und und und. In einem diensthabenden System (24 Stunden, 7 Tage die Woche) sorgen die Tiere rund um die Uhr dafür, dass die Touris nicht leer ausgehen und stets sauffreudiges Getier am Loch vor die Linse kriegen.


Springböcke und Zebras sind an der Straße bzw. auf dem Weg mit ca. 2 Meter Abstand zum Streicheln nah, sie lassen sich nicht stören und wir passieren sie. Man könnte ihnen fast aufs Hinterteil klopfen.


17:35 Uhr (kalendarischer Sonnenuntergang) müssen wir wieder im Camp sein, dann schließt nämlich das Tor. Um 17:20 Uhr fahren wir ein, wollen den Sonnenuntergang am lodgeeigenen Wasserloch erleben. Wir ziehen los und sind beeindruckt: 6 Elefanten (4 große, 2 kleinere), mindestens 11 Giraffen und unzählige Springböcke, ca. 10 Zebras, eine große Oryxfamilie, unzählige Vögel, 2 fuchsähnliche Wesen und sicher noch andere Tiere stehen zum abendlichen Saufen am Wasserloch. Dieses wird von 3 Scheinwerfern aus sicherer Entfernung angestrahlt und um selbiges herum lagern fotoschießwütige Touristen aus allen möglichen Ländern mit allen möglichen und unmöglichen Fotoausrüstungen. Wir verharren ca. eine Stunde in dieser angenehmen Ruhe, fotografieren mit 4 verschiedenen Kameras in unterschiedlichen Programmen und aus unterschiedlichen Positionen heraus und trinken unseren Rotwein halb aus. Uns gefällts hier gut.




Für den späten Abend nehmen wir uns vor, das Wasserloch nochmals zu besuchen. Da sollen die Löwen und die Nashörner kommen (so sagts unser selbst organisiertes Kartenmaterial).
Morgen früh wollen wir bereits kurz nach 7 Uhr das Camp verlassen und den Etosha-Park von West nach Ost (ca. 170 km) durchqueren.
22:30 Uhr kommen wir vom Wasserloch zurück. Nur noch 4 durstige Rüsseltiere dort. Der Löwe und das Nashorn sollen nur nicht glauben, wir wären auf ihr Kommen angewiesen. Wir können auch ohne die beiden einschlafen. Gute Nacht!
Letzte Änderung: 06 Aug 2015 20:49 von zeitungsleser.
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27 Jul 2015 18:28 #393457
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Faulsein gehört zum Urlaub gelle? Und außerdem braucht auch der Zeitungsleser eine schöpferische Pause. Berichte sind sowas von unterhaltend, bitte mehr davon
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29 Jul 2015 15:17 #393808
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Hallo honidurm,

danke für die virtuellen Blumen. Die vergangenen 2 Tage hatten wir kein www. Ist in Namibia ohnehin eher Glückssache ... aber es geht auch ohne. :)


Letzte Änderung: 06 Aug 2015 20:51 von zeitungsleser.
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29 Jul 2015 15:18 #393809
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Tag 15

Unser Vorhaben, den Park bereits gegen 7 Uhr zu verlassen, scheitert. Wir schlafen etwas länger, genießen das wirklich gute Frühstück (gebratene Würste mit Koriander sind der Hammer!) und machen uns gegen 8:30 Uhr in die Spur.
Wir ahnen noch nicht, was uns am Ende des Tages erwartet. Dies wird wieder Probleme bringen.
Unser Tag führt uns zunächst quer durch den Nationalpark, wir fahren viele Wasserlöcher an und kontrollieren, ob die im Park lebenden Tiere auch ihren Dienstplan einhalten und rund um die Uhr die Wasserlöcher zur Touristenerfreuung besetzen. Und irgendwie finden sich tatsächlich an jedem Wasserloch (manche, die auf unserer Karte eingezeichnet sind, sind jedoch trocken, ursprünglich gabs hier 40 natürliche, von denen nur noch 13 existieren, die anderen jetzt noch vorhandenen werden durch Bohrungen gespeist) die jeweils Diensthabenden ein, manchmal jedoch nur in Wochenendnotbesetzung. Klar, es ist Sonntag, dafür haben wir Verständnis. Schließlich läuft bei RTL „Beate und Irene auf Reisen – das hat die Welt noch nicht gesehen“ und auch die Tiere wollen sich an den beiden wahnsinnig wunderlichen wabbligen westdeutschen Weltenbummlerinnen (Vera ter Veen wäre stolz auf diesen Stabreim) erfreuen. Vielleicht tauchen die ja demnächst hier in Namibia auf und da können die Etosha-Tiere die beiden dann schon mit Namen begrüßen.



Auch heute begegnen uns viele Tiere, manche sehr, sehr nahe am Auto, fast in Reichweite.
Von den „Big Five“ haben wir bislang leider nur Löwen und Elefanten gesehen. Wir trösten uns: Man kann nicht alles (auf einmal) haben. Als wir vor plötzlich am Straßenrand mehrere Autos halten sehen, gesellen wir uns dazu und suchen den Horizont mit dem Fernglas ab. Ich bin mir sicher, ein einzelnes Nashorn am Waldrand gesehen zu haben und wir drehen um, um auf einem in diese Richtung führenden Weg näher an das Tier zu kommen. Wir befahren eine schreckliche Schotterpiste ca. 6 km, ehe wir uns entschließen, doch wieder umzukehren, weil wir Rhino längst gesehen haben müssten. Offenbar führte der Weg doch etwas vorbei.
Auf der Rückfahrt zur Hauptstraße nehme ich rechterhand plötzlich wieder diesen hellen Fleck (fast weißen) wahr und wir halten an. Er erweist sich als ein großer Elefant (offenbar ein Bulle), ist jedoch so weit entfernt, dass wir nichts Näheres in Erfahrung bringen.

Auf der Hauptstraße fahren wir weiter in Richtung HALALI. Klingt lustig und für unsere Ohren vertraut. Und tatsächlich: Dieser Ort wurde nach dem Jagdende benannt, er soll bedeuten, dass hier das Jagen vorbei ist und nunmehr der Nationalpark den Tieren einen weitestgehend von Menschenhand unveränderten Lebensraum bieten soll. Unverändert ist jedoch relativ, denn der bestehende Zaun führt trotz der Größe des Parks zu ungewollten und manchmal sehr weitreichenden Veränderungen im Ökosystem. Und zum Beispiel sind die von allen Besuchern so geliebten Elefanten durchaus eine gewisse Bedrohung für die hiesige Pflanzenwelt. An dieser Stelle möchte ich unbedingt auf das 2009 erschienene Buch „Verjagt … verweht … vergessen … Die Hai//om und das Etoschagebiet“ (von Reinhard Friederich / Horst Lempp) verweisen. Wir haben es uns hier gekauft (stolze 383 N$, aber jeden N$ wert, deutsch, 458 Seiten, viele Bilder und Fotos, einfach faszinierend) und streiten uns ständig, wer es lesen darf. Es gibt einen unglaublich guten Einblick in das (ehemalige) Leben der Hai//om im und um das Etoschagebiet. Außerdem wird hier die Pflanzen- und Tierwelt hervorragend beschrieben und bebildert und tolle Kolonialzeitgeschichten gibt’s darin auch zu lesen. Informativ und unterhaltsam zugleich – KAUFEMPFEHLUNG!







(Dafür krieg ich keine Provision)

Unsere Fahrt führt uns weiter nach Goas. Laut der Eintragungen auf unserer Parkkarte sollen hier Elefanten zum täglichen Umtrunk anzutreffen sein. Schon vor Erreichen dieses Wasserloches nehmen wir in Form von unsagbar vielen frischen, fast noch dampfenden Elefantenknödeln, die sich jedoch auch sonst überall im Park befinden, wahr, dass hier viele Elefanten auf der täglichen Durchreise sind. Und schon von Weitem sehen wir eine große Elefantenherde.
Wir steuern den Halteplatz an und sind fasziniert. Vor uns steht eine 26 Elefanten große Herde, die ihren Durst am Wasserloch stillt. Ein fantastischer Anblick, der noch dadurch erhöht wird, dass außerdem Giraffen, Springböcke, Zebras, Oryx, jede Menge Vögel und möglicherweise weitere von uns nicht wahrgenommene Etosha-Bewohner saufen. Und plötzlich nähert sich eine weitere Rüsseltierherde, bei der ich mindestens 15 Tiere zähle. Insgesamt befinden sich nun sage und schreibe mindestens 41 große und kleine Benjamin Blümchens (es können durchaus noch paar mehr gewesen sein, die sind ja ständig in Bewegung und da kann man sich ja auch verzählen) am Wasserloch. Wir genießen den Anblick (mindestens 3 ganz winzige Elis sind dabei, die sich ganz schön tapsig benehmen) und fotografieren quasi mit Dauerauslöser. 197 Fotos werden es, wie wir beim späteren abendlichen Anschauen feststellen.





Plötzlich setzt sich die Herde in Bewegung und will ins Unterholz. Unser Auto steht möglicherweise im Weg. Die Rüssler kommen direkt auf uns zu.
Noch ists unterhaltsam, allerdings verlassen wir schlagartig unsere Sitzplätze, die wir beiderseits links und rechts des Schiebedachs eingenommen haben, als sich die Herde bis auf weniger als 5 m (!) nähert. Wir schließen eiligst die Fenster und das Schiebedach und hoffen, dass die grauen Riesen gut gelaunt sind und uns nicht als Störenfriede betrachten. Die Leitkuh (erkennbar am Sender, den sie um den Hals trägt) hat sich unserem Auto inzwischen bis auf Rüsselgreifentfernung (weniger als 30 cm, wirklich!) genähert.

Mir wird ganz anders und ich hoffe, heil aus dieser Situation rauszukommen. Direkt neben bzw. hinter dem Auto trollen sich die anderen Elefanten von dannen. Wir haben etwas Fantastisches live gesehen und tolle Fotos gemacht.

Unsere Reise führt weiter Richtung Osten (Lindquist-Gate) und hier und da sehen wir noch was Lebendiges in Etosha rumhopsen. Allerdings ist das Elefantenerlebnis nicht mehr zu toppen. Auch nicht durch einen einzelnen, unglaublich großen Bullen, den wir noch in einiger Entfernung von der Straße aus sehen und der G.`s Fotokünsten ne Menge abverlangt.

Um 17:35 Uhr müssen wir raus sein und ich würde gern noch das Fort und das Museum in Namutoni sehen. Ich drücke auf die Tube und wir kommen noch so an, dass das Besichtigen des Museums (letztlich verzichtbar) und des ehemaligen Forts (ebenfalls verzichtbar, allerdings hat man vom Turm einen schönen Ausblick) möglich ist.








Um 17:15 Uhr fahren wir auf das Lindquist-Gate zu.
Das war also Etosha. Schön – finden wir beide.

Unser Fahrzeug muss noch wie alle anderen, die den Etosha-Park verlassen, von möglichen Krankheitsüberträgern befreit bzw. desinfiziert werden. Der Mann mit dem Desinfektionsmittel wartet bereits, fängt mit seiner Arbeit an und ich zeige die Papiere, die zum Verlassen des Parks notwendig sind im Wächterhäuschen.
Ich will gerade ins Auto einsteigen, als er mir mitteilt, dass am Auto vorn links ein Plattfuß ist. Ich glaube an einen Scherz, schließlich habe ich beim Fahren nichts bemerkt. Aber er hat recht. An der Flüssigkeit, die er auf jeden Reifen aufgetragen hat, bilden sich an einer Stelle, aus der so etwas wie eine Stecknadelkuppe ragt, Bläschen.
So eine Scheiße, denke ich.
Zum zweiten Mal innerhalb von nur 5 Tagen! Da wird sich HERTZ aber freuen. Ich habe eine Reifenversicherung ohne Selbstbeteiligung gebucht – was bin ich clever! Trotzdem ist meine gute Laune äußerst überschaubar. HERTZ wird’s weniger freuen. Aber das ist mir grad sowas von wurscht … das kann sich keiner vorstellen.
Wieder müssen wir dieses vierrädrige Mistvieh aufbocken, wieder ein Ersatzrad aufziehen.
Und als wir bemerken, dass es nur eine „Bemme“ (eigentlich nennt man im Sächsischen so ein Butterbrot, abwertend wird es jedoch auch für einen abgefahrenen Reifen oder wie hier für ein temporär verwendbares Ersatzrad gebraucht) ist, sind wir gleich doppelt bedient.
Es geht dennoch schnell (man entwickelt ja in Namibia eine gewisse Übung im regelmäßigen Radwechsel), wir fahren anschließend langsam zu unserer MOKUTI-Lodge und wissen, dass wieder ein Telefonat mit HERTZ folgen muss.
Wir werden herzlich empfangen und sehen in der 20jährigen Praktikantin Frederike (deutsche Mutter) unsere Chance, was das HERTZ-Telefonat angeht. Da Sonntag ist, erreicht Frederike keinen, aber wir genießen jetzt unser Diner (Lamm, köstlich gegrilltes Kudu-Steak und fantastische Würste mit Koriandergeschmack, herrliche Dips und Soßen und auch sonst kulinarisch für Leib und Seele alles zu 100% im Einklang).




Unsere Empfehlung für diese Lodge!
HERTZ kann uns mal! Wir haben Urlaub!

Übrigens: Hätte die kleine G. nicht beim Einfahren 8 (!) Löwen auf einmal gesehen, dann wäre es wohl nichts damit geworden. Leider blieb es ein einmaliges Erlebnis, weitere Löwen haben sich erfolgreich vor uns getarnt.
Anhang:
Letzte Änderung: 06 Aug 2015 20:53 von zeitungsleser.
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29 Jul 2015 15:19 #393810
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Tag 16

Gegen 7:15 Uhr stehen wir auf, unser Zimmer wird vom Morgenlicht erhellt. Auf den lodgeeigenen Wiesen tummeln sich handzahme Antilopen – ein schöner Anblick.
Das Frühstück ist hervorragend und wir würden für diese Lodge mindestens 4* vergeben. Swimmingpool, Fitness-Raum und diverse andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Erholung sind hier nutzbar.
Frederike hat noch keinen erreicht, probierts in meiner Gegenwart noch einmal und HERTZ geht ans Telefon. Eigentlich alles relativ unproblematisch, HERTZ hat in der nächsten größeren Ansiedlung (Tsumeb, ca. 100 km entfernt, für namibische Verhältnisse ein Katzensprung) einen Vertragspartner. Lediglich die bevorstehende Fahrt von immerhin fast 100 km mit der „Bemme“ und bei max. 80 km/h geben uns zu denken.
Dennoch: Uns bleibt nichts anderes übrig, wir starten. Vor uns liegen heute mehr als 420 km. Glücklicherweise vorwiegend auf Asphalt.

Die Fahrt verläuft erfreulicherweise ohne Zwischenfälle, wir erreichen Tsumeb und nach einigem Hin und Her (unsere Reifengröße ist nicht verfügbar, man muss sie bei anderen Händlern – es gibt mehrere hier im Ort – erwerben) gelingt es der HERTZ-Partnerwerkstatt, unser Reifenproblem zu lösen.
Den eingefahrenen 6 cm langen Dorn (corpus delicti) lassen wir uns aushändigen, er wird in unserem Fotoalbum Erwähnung finden, dieses dumme Teil!
Die 90 min, die man in der Werkstatt benötigt, nutzen wir für eine kleine Exkursion in die örtliche Einkaufsmeile. Dort schlendern wir durch Geschäfte und kaufen BILTONG (bislang den preisgünstigsten, den ich hier sah).





Fasziniert sind wir übrigens von den namibischen Supermärkten, die sich eigentlich durch nichts vom europäischen Standard unterscheiden. Im Gegenteil: An der Kasse arbeiten oft hübschere und freundlichere Kassiererinnen und man bekommt seine Einkäufe auch noch unaufgefordert eingepackt. Es macht Spaß, hier einzukaufen oder einfach nur das Warenangebot in Augenschein zu nehmen. Brot ist bspw. extrem günstig, für 500g Weißbrot zahlen wir 6,99 N$ (ca. 0,52 €).

Unsere Fahrt setzt sich nach Pannenbehebung fort (2041 N$ kostet der Spaß, Rechnung geht direkt an HERTZ), wir steuern CAMP WATERBERG an.
Unterwegs kommen wir an einer namibischen Goldmine (ihr Name: B 2) vorbei.
Eine gute Gelegenheit, unsere Urlaubskasse aufzufüllen. Spontan fragen wir den dortigen Wachhabenden, ob man den Betrieb besichtigen kann. Prinzipiell ja, allerdings nur in Gruppen und nach Voranmeldung. Das mit der Gruppe würden wir ja noch hinkriegen (schließlich reisen wir zu zweit), aber es scheitert an der fehlenden Voranmeldung. Wir überlegen, wie wohl Egon Olsen das Problem gelöst hätte aber leider fällt uns nichts ein. Und so machen wir lediglich 3 Fotos und begeben uns dann wieder auf die B 1 Richtung Otjiwarongo.








Überall am Straßenrand sehen wir Pumbas Schwestern (oft mit Nachwuchs, 2-3 Ferkel) und es gelingt uns endlich, noch paar schöne Warzenschweinfotos (von vorn, mit schönen Stoßzähnen, die man auch Gewehre nennt) zu schießen.
Der Tag neigt sich seinem Ende und quasi mit Sonnenuntergang erreichen wir das RESTCAMP WATERBERG. Wir erfahren, dass der Eintritt hier ebenso viel kostet wie im ETOSHA-PARK (pro Tag 80 N$ p.P. zzgl. 10 N$ pro Tag fürs Auto) und müssen dies hinnehmen. Vor den herumlaufenden Pavianen warnt man uns ausdrücklich.

Unsere Unterkunft ist für 4 Personen ausgelegt (2 Schlafzimmer, 2 Bäder), ein geräumiges Häuschen mit großem Aufenthaltsraum, Wasserkocher und Geschirr.
Wir legen unsere Sachen ab und begeben uns in Richtung Restaurant. Früher war dieses Restaurant hier die deutsche Polizeistation (extrem geräumig), wie die sehenswerten historischen Fotos an den Wänden (ca. 50 Stück, großformatig) Auskunft geben.
Beide haben wir echten Bierdurst. Und namibisches Bier schmeckt richtig gut! In der Bierstube (vielleicht sitze ich ja grad auf dem Platz des ehemaligen Polizeipräsidenten) schauen wir uns mit Hilfe unseres Laptops die Fotos der letzten beiden Tage an, löschen die weniger gelungenen, trinken paar Bierchen, lernen südafrikanische Touristen kennen, die uns nach unserem Himba-Erlebnis ausfragen und lassen die heutigen 420 km sanft ausklingen …
Schade, dass sich unser Urlaub unwiderruflich dem Ende zuneigt.
Für morgen haben wir noch keinen Plan. Warum auch? Schließlich haben wir noch paar Tage frei …
Im Bett liegend beginnt wieder der Streit, wer „Verjagt … verweht … vergessen ...“ weiterlesen darf.

Ich unterliege, muss warten, bis G. eingeschlafen ist und schnarcht, danach darf ich.
Letzte Änderung: 06 Aug 2015 22:37 von zeitungsleser.
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