THEMA: Durchs Damaraland & Kaokofeld zum Etoscha NP
30 Jan 2015 15:47 #371446
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Der Unfall

Mo. 6.Okt

Der letzte Tag in Etoscha. Nach dem Frühstück, wir haben schon gepackt und ausgecheckt, besichtigen wir noch das alte Fort. Danach wollen wir eine Runde um die Fischpfanne fahren, ehe wir Etoscha verlassen.



Das Fort ist ein rechteckiges Gebäude mit nur einem Tor, der Boden im Innenraum ist mit Ziegeln gepflastert. Die Wege sind kreuzförmig, etwa 2m breit und um eine Stufe erhöht. In den Räumen des Forts befinden sich heute verschiedene Läden, ein Cafe und einen Eckturm kann man besichtigen. Während wir uns umsehen, höre ich plötzlich einen kurzen Aufschrei: meine Frau sitzt am Boden!



Ich eile zu ihr, sie hat die Stufe übersehen und ist mit dem Fuß umgeknickt und hält sich den Knöchel. Ich bringe ihr rasch einen Stuhl. Ein paar Minuten Pause, dann wird der Schmerz schon nachlassen, denke ich und gehe ein paar Fotos machen. Nach 10 Minuten kehre ich zurück und nun erzählt sie alles: Sie ist mit dem rechten Fuß, die Stufe hinunter, umgeknickt, aber mit dem linken Fuß dabei an der Stufe irgendwie hängen geblieben. Der Schmerz im rechten hat schon nachgelassen aber der linke Fuß tut nun mehr weh! Sie fürcht daß er gebrochen sein kann. Ich erkundige mich nach der nächsten Möglichkeit ärztlicher Hilfe, die ist aber erst im Krankenhaus in Tsuneb, ca. 120 km von hier, zu bekommen. Zum Glück liegt das auf dem Weg der heutigen Etappe.
Wir besorgen im Laden einen Beutel Eiswürfel, und fahren nun auf direktem Weg nach Tsuneb. Das Krankenhaus finden wir dank Navi sofort.



An der Notaufnahme wird Slawa in einen Rollstuhl gesetzt und ein Arzt ist gleich zur Stelle. Nach dem Röntgen können wir mit dem Arzt die Aufnahmen ansehen, es ist kein Bruch zu erkennen! Sie bekommt Schmerzmittel und Salbe mit, der Fuß wird bandagiert und nach ein paar Tagen sollte alles wieder in Ordnung sein.
Nun fahren wir noch durch Tsumeb, eine Bergbaustadt in det hauptsächlich Kupfer sowie weitere seltene Mineralien abgebaut werden.



Ich kaufe ein paar Getränke ein, dann fahren wir ein paar Kilometer zurück zum Oshikoto See, an dem wir vorhin vorbei gefahren waren. Der See liegt in steile Felswände eingebettet. Nach den Angaben der Schautafeln ist er sehr tief. Hier versenkten die deutschen Truppen nach der Kapitulation 1915 ihre letzten Geschütze. Slawa steigt nicht mit aus, der Fuß schmerzt doch zu sehr.



Dann fahren wir weiter über Grootfontein zu unserem heutigen Ziel. Roy´s Camp ist eine liebevoll gestaltete urige Anlage. Ein kleiner Pool gleich am Eingang wird über einen kleinen Wasserfall gespeist, der aus einer alten Badewanne kommt.



Die Bungalows sind klein und sehr hübsch eingerichtet, überall findet man kleine Kuriositäten.



Die Holzmöbel sind erstaunlich schwer und ich erinnere mich daran, schon mal etwas von "Eisenholz" gelesen zu haben. Offensichtlich ist es Mopane Holz, auf dem auch die schon erwähnten Würmer zuhause sind.



Da Slawa unmöglich laufen kann fahren wir sogar die 100 Meter zum Restaurant mit dem Auto vor. Das essen ist richtig gut, es gibt Eland Stew, das hatten wir bisher noch nie. Wir beschließen noch, nichts weiter zu planen um abzuwarten wie rasch sich der Fuß bessert. Noch sind wir fast eine Woche in Afrika.
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30 Jan 2015 15:55 #371447
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So voll wie auf deinem Bild habe ich den Oshikoto See noch nie gesehen. Bei uns lag der Wasserspiegel über 10m tiefer.
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30 Jan 2015 16:22 #371451
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Die letzten Tage

Di. 7.Okt

Nach dem Frühstücken, leider können wir keine 2. Nacht hier verbringen, müssen wir Roy´s Camp verlassen. Eigentlich wollten wir heute die Buschleute der "Ju/´Hoansi San" besuchen. Da Slawa aber immer noch nicht laufen kann, verschieben wir das auf den nächsten Tag. Das wird zwar dann vom Zeitplan enger aber sollte trotzdem zu schaffen sein. Ein Blick auf die Karte und spontan beschließen wir ein Picknick am Kavango zu machen. Das sind zwar 250 km hin und noch etwas mehr wieder zurück, aber was solls, wenn man nicht laufen kann.
In flotter Fahrt auf der Teerstraße, die meist sehr gerade über einige Hügel führt, erreichen wir nach gut 100 km wieder den Veterinärzaun. Die Kontrollen kennen wir schon. Auf der nördlichen Seite reihen sich nun immer wieder Siedlungen wie an einer Perlenschnur aneinander.







Südlich davon waren, außer ein paar weit auseinanderliegenden Farmen, keine Ansiedlungen zu sehen. An der Straße sind viele Andenkenstände aufgebaut, am Rückweg werden wir an einigen davon anhalten und noch ein paar Schnitzereien einkaufen.
In Rundu sind wir doch erstaunt wie groß diese Stadt ist! Wir kaufen Getränke im Supermarkt und suchen einen Weg an den Fluß. Wir fahren nach Osten aus Rundu heraus, doch die Teerstraße verläuft zu weit vom Fluß entfernt. Nach einigen Kilometern folgen wir einer kleineren Straße nach Norden und kommen durch den Ort Vungu Vungu. Dann erreichen wir doch noch das Ufer. Wir werden etwas bestaunt, es ist wohl sehr ungewöhnlich daß sich Touristen hierher verirren.





Der Kavango, wie er hier heißt, bildet die Grenze zu Angola. Fließt dann ca. 200 km weiter östlich, nach Süden, wo er dann im Okavango Delta versickert. Der Fluß ist hier etwa 50-60 Meter breit, einige Jungen baden hier. Es ist hier um diese Jahreszeit nicht sehr tief, da wir einige Kinder sehen die bis zur Flußmitte noch stehen können. Die andere Seite müsste Angola sein, aber von Grenze oder ähnlichem ist nichts zu bemerken. Nach ausgiebiger Rast machen wir uns auf den Rückweg.
Wir fahren gemütlich, denn es ist genügend Zeit um auch ein paar der Verkaufsstände näher zu betrachten. Das Ziel ist die Gästefarm Kalkfontein etwa 12 km vor Grootfontein.



Außer uns sind nur wenig andere Gäste zu sehen. Schade, denn die Farm verdient mehr Aufmerksamkeit. Die Zimmer reihen sich in einem Innenhof um den Pool, an der Frontseite ist ein nett eingerichtetes Restaurant. Unser Abendessen auf der Terasse besteht aus Eland Steack, etwas köstlicheres hatten wir selten auf der Reise! Plötzlich ertönt von ziemlich nah ein lautes Gebrüll. Erschrocken schauen wir uns um, das klingt nach Löwen! Die Bedienung lacht, hier gibt es einen Löwen im Gehege, den wir nur vorher nicht bemerkt hatten.
Am nächsten morgen besuchen wir ihn, auch ein paar Strauße und Warzenschweine sind zu sehen und ein liebevoll gestalteter Spielplatz zeigt, daß man auch auf Familien mit Kindern eingerichtet ist. Wir schlafen herrlich in unseren Betten, immer noch das Gebrüll des Löwen im Ohr.
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30 Jan 2015 16:24 #371452
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@Topobär
Jetzt wird der See wahrscheinlich noch voller sein, nach den Regenfällen der letzten Tage (30.Jan.2015)
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30 Jan 2015 16:45 #371454
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Mi. 8.Okt
Trotz des weiterhin schmerzenden Fußes wollen wir heute das Dorf der Buschleute besuchen. Zunächst müssen wir wieder zurück auf der Teerstraße bis Roy´s Camp. Dort zweigt die Gravelroad nach rechts ab, der wir weitere 50 km folgen. Doch ehe es zum Dorf geht, kommt erst mal wieder der Veterinärzaun. Die kurze Kontrolle und dann, nach wenigen hundert Metern, steht das Schild am Straßenrand: "Living Museum of the Ju/´Hoansi San" Wir folgen dem Pfad durch dichten Busch, es ist gerade mal eine Fahrspur im sandigen Boden.
Nach ein paar Kilometern steht ein Mann auf dem Weg, der uns herzlich begrüßt. Er zeigt uns den Weg und fährt mit uns zu einem Platz wo wir auf verschiedenen Tafeln allerhand wissenswertes über das Museumsdorf erfahren können. Es gibt verschiedene Führungen und wir entscheiden uns für eine, die uns das Dorfleben zeigen wird. Wir werden auf einen anderen Weg geschickt, der an einem Holzgebäude endet. Das Gebäude ist aus lose zusammengefügten Stämmen errichtet und dient dem Schutz vor der Sonne. Dahinter, in einem kleinen umzäunten Hof sind Gegenstände zum Verkauf ausgelegt. Wir warten ein paar Minuten und ein Mann im Lendenschurz begrüßt uns und sagt er wird uns das Dorf zeigen, so wie man früher hier gelebt hat. Auf meine Bemerkung, daß wir doch bereits einen Guide haben, lacht er: es ist derselbe Mann ich habe ihn in der traditionellen Kleidung nur nicht erkannt.
Nun kommen weitere Männer und Frauen in Lendeschurz dazu und wir werden wenige Meter durch den Busch zu einem Platz geführt.


Die Leute lassen sich im Schatten nieder und der Guide erklärt, daß die Buschleute hier nicht mehr so leben, aber sie uns gerne ihre alten Traditionen zeigen möchten. Die Buschleute sind auffallend klein und alle sehr schlank. Am Rand der Lichtung steht eine Hütte, die sich deutlich in der Art von denen der Himba unterscheidet. Sie ist ebenfalls rund aber etwas kleiner im Durchmesser, und nicht mit Lehm abgedichtet sondern nur mit Zweigen und Blättern. Als erstes wird uns gezeigt wie man mit zwei Hölzern Feuer macht. Es gelingt erst nach einiger Anstrengung und so verzichten wir darauf es auch mal selbst zu probieren.





Die ganze Zeit wird dazu erklärt, auch welche Holzarten wofür gebraucht werden, daß die Buschleute eine ganze Menge heilende und kräftigende Pflanzen kennen, aber auch auf welche Art sie ihr Gift herstellen mit dem sie die Jagdpfeile präparieren. Aus einem Ast wird durch abschnitzen der Enden ein Bogen hergestellt. Die Sehne dazu aus dem grünen Stengel einer ca. 2 cm dicken grünen Pflanze. Dieser Stengel wird zunächst breit geklopft und dann wird er mit einem Stock über ein Brett gezogen und so das Mark entfernt.



Nun bleiben lange weiße Fasern übrig, die einzeln auf dem Oberschenkel gerollt werden. Immer neue Fasern werden dazugegeben und so entsteht in kurzer Zeit ein dünnes Seil, das als Bogensehne verwendet wird. Schon ist der Bogen fertig gestellt und ein Jäger zeigt uns wie früher damit gejagt wurde.



Die Frauen sitzen daneben und fertigen aus verschiedenen Pflanzen Schmuck an. Nach zwei Stunden ausführlichem zeigen und erklären gehen wir zurück zu den Verkaufsständen und erwerben noch einige Gegenstände. Unsere Wasservorräte, die wir im Kaokofeld dabei hatten, brauchen wir ja nun nicht mehr und so können wir den Buschleuten noch zwei Plastikkanister Wasser dalassen, was von ihnen freudig angenommen wird.
Auf der Rückfahrt, noch auf der Gravelroad, steht ein Junge am Straßenrand der sich den Bauch reibt. Ich habe ihn erst gar nicht bemerkt, aber dann fahren wir die paar hundert Meter zurück. Schüchtern kommt der Junge zum Auto. Wir zeigen ihm unser Schwarzbrot und lassen ihn probieren. Offensichtlich schmeckt es ihm und wir können ihm eine ganze Packung samt einer bunten Brotzeitdose überlassen. Stolz zieht er mit seinen Geschenken Richtung Dorf.
In Grootfontein tanken wir nochmal auf und machen uns auf den Weg zum Hoba Meteoriten. In einem schön angelegten Park liegt der größte jemals auf der Erde gefundene Meteorit. Er hat eine fast quadratische Form von über 2,5 Meter Kantenlänge und relativ flacher Oberfläche. Sein Gewicht wird auf auf über 50 Tonnen geschätzt.



Wir überlassen den Meteoriten seinem weiteren Schicksal, müssen wir doch heute noch 200 km bis zum Waterberg fahren. Nach einigermaßen zügiger Fahrt, immer wieder unterbrochen von Farmtoren, die geöffnet und hinter uns wieder geschlossen werden müssen (Slawa ist keine Hilfe, sie kann weder richtig auftreten noch Auto fahren), sehen wir vor uns dichte schwarze Wolken. Nach einer Weile fallen dann auch dicke Tropfen und ein kurzes aber heftiges Gewitter entlädt sich um uns herum.



Wir müssen langsamer fahren, denn die lehmige Straße wird im nassen sehr rutschig. Gegen 18 Uhr erreichen wir das Camp am Waterberg auf dem Gelände eines ehemaligen deutschen Polizeipostens. Morgen ist ein echter Ruhetag, und wir nehmen uns gar nichts vor, auch keinen geführten Ausflug.
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30 Jan 2015 20:18 #371484
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Hallo Volker,

ich habe deinen Bericht gerade in einem Rutsch nachgelesen.
Sehr schön und informativ geschrieben. Vielen Dank. :cheer:

Und dann das Glück einen Leo in der Etosha zu sichten. :laugh: Glückwunsch dazu.

Besonders deinen Teil über das Damarland und Kaokoveld habe ich aufmerksam gelesen. Du hast damit meine Vorfreude enorm gesteigert. Heute in 3 Monaten erden wir teilweise auf euren Spuren wandeln. Hoffentlich sind die Pads nach dem vielen Regen bis dahin wieder befahrbar.

Liebe Grüße
Dagmar
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
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