Namibia vom 21.09. bis 02.10.2014
21.09.
Noch während wir am Bahnhof stehen und auf den Zug warten, fallen mir die ersten Dinge ein, die ich vergessen habe… das geht ja super los, wofür habe ich eigentlich eine Abhakliste gemacht, mmpff?!? Es fehlen der Schal für das kalte Flugzeug und das Käppi für die heisse Sonne Namibias. Zwei wirklich elementare Dinge, finde ich zumindest. Und sogar Peter hat ein Käppi dabei, warum hat ER mich eigentlich nicht dran erinnert?!?
Bis ich den Schal gebrauchen kann, muss ich aber gar nicht bis zum Flieger warten, schon im ICE ab Basel ist es saukalt. Möglicherweise versucht die Bahn nun wieder gut zu machen, was sie im Sommer versäumt hat – nämlich den Zug auf 18 Grad runter zu kühlen. Als der Schaffner vorbei kommt, spreche ich ihn drauf an und prompt hat die ältere Dame, die zwischenzeitlich neben mir sitzt, Mitleid mit mir. Sie zieht ihren 15 Jahre alten lila Kaschmirschal aus der Tasche und legt ihn mir fürsorglich über die Knie - dass er so alt ist, sagt sie selbst und die Farbe ist wohl schon genauso lange ausser Mode. Aber ganz egal, er wärmt mich und die Lady ist glücklich, dass sie mir helfen kann. Sie weist mich aber vorsichtshalber doch nochmal darauf hin, dass ich den nicht behalten darf!
Der Check-in in Frankfurt funktioniert reibungslos und ich stürme sofort in den ersten Laden, um mir einen Schal zu kaufen. Er ist nicht aus Kaschmir hat aber dafür pinke Schmetterlinge drauf – ich bin zufrieden. Mützen haben sie leider nur aus Strick, das ist dann wohl doch ein bisschen zu warm für Namibia und ich verschiebe den Kauf auf später, in Johannesburg gibt es bestimmt jede Menge schöne Käppis. Wir starten pünktlich um 20.45 Uhr.
22.09.
Der Flug verläuft ruhig und in Johannesburg haben wir beim Transit tatsächlich so viel Zeit, dass ich nach Käppis Ausschau halten kann. Aber auf jedem steht „South Africa“, das geht ja wohl gar nicht. Ich fliege nach Namibia und habe ne Mütze, auf der „South Africa“ steht? Hmpf, dann kaufe ich mir halt ein Käppi in Windhoek.
Als wir in Johannesburg starten, ist es recht frisch und bedeckt. Ich kann mir etwas stille Häme für diejenigen, die hier ausgestiegen sind nicht verkneifen, denn in Windhoek ist schönes, warmes Wetter vorhergesagt, hehehe… Schadenfreude kommt halt doch gleich nach Vorfreude.
Bei der Landung in Windhoek scheint die Sonne…. nicht. Na gut, was nicht ist, kann ja noch werden. Die Passkontrolle geht recht schnell, das Gepäck kommt auch gleich uns schwupps stehen wir in der übersichtlichen Ankunftshalle, Europcar ist schnell gefunden, die Übernahme des Toyota Etios ist unkompliziert, noch schnell das Sicherheitsvideo anschauen und los geht´s mit links.
Kurz nachdem wir auf der B6 sind, haben wir auch schon die ersten Tiersichtungen.
Und wir sehen auch noch etwas anderes: REGENTROPFEN! auf der Windschutzscheibe. Soviel zu Schadenfreude und Wettervorhersagen. Peter versucht zunächst ziemlich erfolglos, sie wegzublinken bevor er härtere Massnahmen ergreifen muss und den Scheibenwischer findet. Also der ist ja wohl auf der falschen Seite, oder? Bis zum Ende der Reise wird ihm das noch oft passieren. Also nicht das Scheibenblinken, sondern das Blinkwischen… hä?
Dank der guten Wegbeschreibung der Immanuel Wilderness Lodge und dem nicht richtig funktionieren Navi (wieso habe ich DAS eigentlich nicht bei der Übergabe getestet?), finden wir unseren Weg durch Windhoek und sobald wir auf der B1 sind, konzentrieren wir uns darauf, den Polizeiposten zu entdecken, denn genau davor müssen wir links abbiegen, um zur Lodge zu kommen.
Dass dieser der aktuellen Baustelle gewichen ist und erst viele Kilometer weiter hinten kommt, können wir zu diesem Zeitpunkt ja nicht wissen. Nachdem wir anhand der inzwischen gefahrenen Kilometer nur vermuten können, dass wir schon zu weit gefahren sein müssen, kehren wir um. Ich ersetze „Polizeiposten“ in meinen Gehirnnavi durch „Immanuel“ und entdecke endlich das Schild am Strassenrand. Vor lauter Baustelle weiss man aber gar nicht so genau, was jetzt eigentlich Zufahrt und was Baustelle ist. Wir zweifeln echt, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind.
Na, fahren wir halt mal weiter und tatsächlich… was eben noch Baustelle war, ist nun übergangslos die Zufahrt zur Lodge geworden. Endlich sind wir da, hurra!
Die Besitzer Sabine und Stefan sind nicht da. Nach dem Einchecken bringt und die Mitarbeiterin zu unserem Zimmer Nr. 2. Mannmannmann ist das schön hier. Man hört zwar die B1 rauschen aber irgendwie ist man trotzdem schon weit weg. Ich werde nicht das letzte Mal froh sein, dass wir eine Lodge ausserhalb Windhoek für Ankunft und Abflug gewählt haben (dies schreibe ich natürlich, ohne die Vorzüge einer zentral gelegenen Lodge zu kennen).
Wir richten uns kurz ein und machen uns wieder auf den Weg nach Windhoek. Ich brauche ja noch immer ein Käppi und Peter Getränke (habe ich schön erwähnt, das er kein Wasser trinkt?) Also Peter trinkt kein Wasser, da muss er schon kurz vor dem Verdurstungstode stehen, um das überhaupt in Erwägung zu ziehen. Das Navi funktioniert leidlich, aber es weist uns den Weg zur Maerua Mall / Superspar, denn ich kontrolliere die Route zusätzlich auf der Karte, die ich vorsorglich zu Hause von googlemaps ausgedruckt habe. Denn es könnte ja durchaus sein, dass das Navi nicht funktioniert, hatte ich mir da so im Stillen gedacht.
Wir sind begeistert, was es im Superspar alles zu kaufen gibt, das ist ja fast wie zu Hause im Edeka. Als ich vor dem Kühlregal stehe, fängt plötzliche meine Nase an zu kneifen. Das sichere Zeichen für einen beginnenden Schupfen. Na wunderbar, am ersten Tag in Namibia werde ich krank, vielen lieben Dank auch Deutsche Bahn! Schnell entferne ich mich vom Kühlregal, jetzt bloss kein Risiko eingehen. Wir brauchen ja auch nur Getränke, etwas zu knabbern und ein Käppi, welches ich endlich, endlich bei Mr. Price (ist das die namibische Version von KIK+TEDi?) finde. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich dieses Käppi überhaupt nicht gebraucht hätte (eine Strickmütze aber schon).
Auf dem Rückweg halten wir NICHT nach dem Polizeiposten Ausschau und finden prompt die Baustellenzufahrt zu Lodge. Im Zimmer angekommen, leite ich sofort Gegenmassnahmen gegen den Schnupfen ein, dann entspannen wir noch ein bisschen, duschen und machen uns auf dem Weg zum Abendessen, welches um 19.30 Uhr serviert wird. Aber zuerst bestelle ich mir an der Bar einen Rock Shandy, den ich in der gemütlichen Sitzecke geniesse. Hmmm, schmeckt lecker.
Endlich gibt es Essen im nett beleuchteten Speiseraum. Wir bekommen Tomatencremesuppe, Salat, Oryxsteak mit Kartoffelchips und Sahnekraut und zum Abschluss Kalahari Des(s)ert. Wow, schmeckt das alles lecker. Selbst Peter, den ich in meiner Verzückung immer wieder kritisch beäuge, um nach den Anzeichen seines „bäh-mag-ich-nicht-Gesichtsausdrucks“ zu forschen, schmeckt es augenscheinlich (habe ich schon erwähnt, dass Peter sehr heikel ist?). Also Peter ist sehr heikel, was unbekanntes Essen angeht.
Nach dem Essen zollt der Nachtflug seinen Tribut und wir gehen schnurstracks ins Bett. Gute Nacht.