THEMA: Die mit den Giraffen reiten
13 Okt 2014 20:26 #357334
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  • stollebolle am 13 Okt 2014 20:26
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Liebe Formis und Mitleser,

zuerst einmal möchte ich mich bei euch bedanken für die vielen Tipps und Antworten, die ich auf meine Fragen oder einfach nur beim „Durchsforumstöbern“ von euch erhalten habe. Ohne die ganzen Vorbereitungen, die ich durch dieses Forum machen konnte, wären wir, oder besser gesagt ich (denn die gesamte Reiseplanung überlässt mein Freund Peter klugerweise immer mir... ;) ), längst nicht so entspannt in unser Namibia-Abenteuer gestartet. Als bisherige Pauschaltouris war es eine grosse Herausforderung für mich, dieses Mal alle Bausteine selbst rauszusuchen, zu buchen und immerzu zu hoffen, dass alles klappt mit dem Flug, den Lodges, dem Mietwagen und dem Zurechtkommen in diesem grossen, unbekannten, linksfahrenden und doch so sehnsüchtig machenden Land.

Wir waren 2012 in Kenia und dort hat mich der Afrikavirus infiziert. Als Pauschalreisende habe ich es damals doch immerhin gewagt, eine 3-Tages-Safari Tsavo Ost/West bei einem örtlichen Reiseveranstalter zu buchen und was soll ich sagen… von allen unseren bisherigen Reisen war das die schönste, eindrücklichste und intensivste Zeit. Peter war zuerst sehr skeptisch, aber nachdem wir in zwei wirklich wunderbaren Lodges waren und diese überwältigende Natur, Landschaft und natürlich die Tiere gesehen hatten, war mir ganz schnell - und Peter etwas langsamer - klar, dass wir nochmal nach Afrika müssen. Da wir beide reiten und nachdem ich im Fernsehen einen Bericht über Safaris zu Pferd gesehen hatte, wusste ich auch genau, was wir machen würden… Safari zu Pferd in Namibia.

Natürlich weiss ich spätestens jetzt, das Namibia unendlich mehr zu bieten hat, als 1 Woche in der gleichen Lodge zu verbringen, aber erstens sind wir von der Urlaubsdauer immer ziemlich eingeschränkt (bei 21 Urlaubstagen in der Schweiz), zweitens steht Peter allem Neuen zuerst immer sehr kritisch gegenüber und drittens gehört für ihn Baden, Strand und Meer zum Urlaub dazu. Als ich seine Frage „…liegt das am Meer?“ mit „öööhm nnnein…“ beantworten musste, konnte ich erst mal intensive Überzeugungsarbeit leisten, damit er überhaupt noch mit wollte. Und erst, als ich ihn dahingehend beruhigen konnte, dass die Lodges zumindest einen Swimmingpool haben, sah er der ganzen Sache wieder halbwegs wohlwollend entgegen.

Mit der Planung im Kopf habe ich bereits im Oktober 2012 begonnen, was selbst für mich als Planungsfreak sehr früh war. Ich weiss gar nicht, wie viele Stunden ich bei der Suche nach Lodges, beim Lesen von Erfahrungsberichten und Hotelbewertungen und nicht zuletzt hier im Forum verbracht habe. Zuerst als Mitleser und als es konkreter wurde dann auch als Fragesteller. Als mir nach und nach klar wurde, dass dies kein billiger Urlaub werden würde, musste ich Peter nochmal davon überzeugen, dass dies genau die Reise ist, die er machen will, auch wenn für das viele Geld noch immer kein Strandurlaub geboten wird ;) . Zum Glück gab es bei ihm im Herbst 2013 eine Steuerrückzahlung und ich konnte endlich im Oktober den Flug buchen… „nur“ noch ein Jahr bis zur Reise, der Countdown lief!

Bei der Suche nach einer Lodge mit Reitbetrieb war ganz schnell klar, dass dies die Kambaku Safari Lodge sein sollte. Die ganzen positiven Bewertungen und Erfahrungsberichte haben die Vorfreude auf das leckere Essen, die bestens ausgebildeten Pferde, die tolle Unterkunft und einfach alles drum herum bald ins unermessliche gesteigert. Die Vorfreude war riesig und sie ist mit jedem Tag, den der Abflug näher rückte, noch riesigiger und riesigigerer geworden. So riesig, dass ich schon bald wieder befürchtete, dass die Realität überhaupt nicht mehr mithalten kann bei all der Vorfreude. Aber sie konnte, sie hat sogar alle Erwartungen noch übertroffen und auf vielfachen Wunsch der Forumsmitglieder…. also gut, es waren ein oder zwei ;) … möchte ich euch hier an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.

Bald geht es los. Viel Spass dabei! :)
Letzte Änderung: 13 Okt 2014 21:51 von stollebolle.
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13 Okt 2014 22:12 #357355
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Namibia vom 21.09. bis 02.10.2014

21.09.

Noch während wir am Bahnhof stehen und auf den Zug warten, fallen mir die ersten Dinge ein, die ich vergessen habe… das geht ja super los, wofür habe ich eigentlich eine Abhakliste gemacht, mmpff?!? Es fehlen der Schal für das kalte Flugzeug und das Käppi für die heisse Sonne Namibias. Zwei wirklich elementare Dinge, finde ich zumindest. Und sogar Peter hat ein Käppi dabei, warum hat ER mich eigentlich nicht dran erinnert?!? :evil:

Bis ich den Schal gebrauchen kann, muss ich aber gar nicht bis zum Flieger warten, schon im ICE ab Basel ist es saukalt. Möglicherweise versucht die Bahn nun wieder gut zu machen, was sie im Sommer versäumt hat – nämlich den Zug auf 18 Grad runter zu kühlen. Als der Schaffner vorbei kommt, spreche ich ihn drauf an und prompt hat die ältere Dame, die zwischenzeitlich neben mir sitzt, Mitleid mit mir. Sie zieht ihren 15 Jahre alten lila Kaschmirschal aus der Tasche und legt ihn mir fürsorglich über die Knie - dass er so alt ist, sagt sie selbst und die Farbe ist wohl schon genauso lange ausser Mode. Aber ganz egal, er wärmt mich und die Lady ist glücklich, dass sie mir helfen kann. Sie weist mich aber vorsichtshalber doch nochmal darauf hin, dass ich den nicht behalten darf!

Der Check-in in Frankfurt funktioniert reibungslos und ich stürme sofort in den ersten Laden, um mir einen Schal zu kaufen. Er ist nicht aus Kaschmir hat aber dafür pinke Schmetterlinge drauf – ich bin zufrieden. Mützen haben sie leider nur aus Strick, das ist dann wohl doch ein bisschen zu warm für Namibia und ich verschiebe den Kauf auf später, in Johannesburg gibt es bestimmt jede Menge schöne Käppis. Wir starten pünktlich um 20.45 Uhr.

22.09.

Der Flug verläuft ruhig und in Johannesburg haben wir beim Transit tatsächlich so viel Zeit, dass ich nach Käppis Ausschau halten kann. Aber auf jedem steht „South Africa“, das geht ja wohl gar nicht. Ich fliege nach Namibia und habe ne Mütze, auf der „South Africa“ steht? Hmpf, dann kaufe ich mir halt ein Käppi in Windhoek. :angry:

Als wir in Johannesburg starten, ist es recht frisch und bedeckt. Ich kann mir etwas stille Häme für diejenigen, die hier ausgestiegen sind nicht verkneifen, denn in Windhoek ist schönes, warmes Wetter vorhergesagt, hehehe… Schadenfreude kommt halt doch gleich nach Vorfreude.



Bei der Landung in Windhoek scheint die Sonne…. nicht. Na gut, was nicht ist, kann ja noch werden. Die Passkontrolle geht recht schnell, das Gepäck kommt auch gleich uns schwupps stehen wir in der übersichtlichen Ankunftshalle, Europcar ist schnell gefunden, die Übernahme des Toyota Etios ist unkompliziert, noch schnell das Sicherheitsvideo anschauen und los geht´s mit links.

Kurz nachdem wir auf der B6 sind, haben wir auch schon die ersten Tiersichtungen. :)





Und wir sehen auch noch etwas anderes: REGENTROPFEN! auf der Windschutzscheibe. Soviel zu Schadenfreude und Wettervorhersagen. Peter versucht zunächst ziemlich erfolglos, sie wegzublinken bevor er härtere Massnahmen ergreifen muss und den Scheibenwischer findet. Also der ist ja wohl auf der falschen Seite, oder? Bis zum Ende der Reise wird ihm das noch oft passieren. Also nicht das Scheibenblinken, sondern das Blinkwischen… hä? :blink:

Dank der guten Wegbeschreibung der Immanuel Wilderness Lodge und dem nicht richtig funktionieren Navi (wieso habe ich DAS eigentlich nicht bei der Übergabe getestet?), finden wir unseren Weg durch Windhoek und sobald wir auf der B1 sind, konzentrieren wir uns darauf, den Polizeiposten zu entdecken, denn genau davor müssen wir links abbiegen, um zur Lodge zu kommen.

Dass dieser der aktuellen Baustelle gewichen ist und erst viele Kilometer weiter hinten kommt, können wir zu diesem Zeitpunkt ja nicht wissen. Nachdem wir anhand der inzwischen gefahrenen Kilometer nur vermuten können, dass wir schon zu weit gefahren sein müssen, kehren wir um. Ich ersetze „Polizeiposten“ in meinen Gehirnnavi durch „Immanuel“ und entdecke endlich das Schild am Strassenrand. Vor lauter Baustelle weiss man aber gar nicht so genau, was jetzt eigentlich Zufahrt und was Baustelle ist. Wir zweifeln echt, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind.

Na, fahren wir halt mal weiter und tatsächlich… was eben noch Baustelle war, ist nun übergangslos die Zufahrt zur Lodge geworden. Endlich sind wir da, hurra!

Die Besitzer Sabine und Stefan sind nicht da. Nach dem Einchecken bringt und die Mitarbeiterin zu unserem Zimmer Nr. 2. Mannmannmann ist das schön hier. Man hört zwar die B1 rauschen aber irgendwie ist man trotzdem schon weit weg. Ich werde nicht das letzte Mal froh sein, dass wir eine Lodge ausserhalb Windhoek für Ankunft und Abflug gewählt haben (dies schreibe ich natürlich, ohne die Vorzüge einer zentral gelegenen Lodge zu kennen).










Wir richten uns kurz ein und machen uns wieder auf den Weg nach Windhoek. Ich brauche ja noch immer ein Käppi und Peter Getränke (habe ich schön erwähnt, das er kein Wasser trinkt?) Also Peter trinkt kein Wasser, da muss er schon kurz vor dem Verdurstungstode stehen, um das überhaupt in Erwägung zu ziehen. Das Navi funktioniert leidlich, aber es weist uns den Weg zur Maerua Mall / Superspar, denn ich kontrolliere die Route zusätzlich auf der Karte, die ich vorsorglich zu Hause von googlemaps ausgedruckt habe. Denn es könnte ja durchaus sein, dass das Navi nicht funktioniert, hatte ich mir da so im Stillen gedacht.

Wir sind begeistert, was es im Superspar alles zu kaufen gibt, das ist ja fast wie zu Hause im Edeka. Als ich vor dem Kühlregal stehe, fängt plötzliche meine Nase an zu kneifen. Das sichere Zeichen für einen beginnenden Schupfen. Na wunderbar, am ersten Tag in Namibia werde ich krank, vielen lieben Dank auch Deutsche Bahn! Schnell entferne ich mich vom Kühlregal, jetzt bloss kein Risiko eingehen. Wir brauchen ja auch nur Getränke, etwas zu knabbern und ein Käppi, welches ich endlich, endlich bei Mr. Price (ist das die namibische Version von KIK+TEDi?) finde. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich dieses Käppi überhaupt nicht gebraucht hätte (eine Strickmütze aber schon).

Auf dem Rückweg halten wir NICHT nach dem Polizeiposten Ausschau und finden prompt die Baustellenzufahrt zu Lodge. Im Zimmer angekommen, leite ich sofort Gegenmassnahmen gegen den Schnupfen ein, dann entspannen wir noch ein bisschen, duschen und machen uns auf dem Weg zum Abendessen, welches um 19.30 Uhr serviert wird. Aber zuerst bestelle ich mir an der Bar einen Rock Shandy, den ich in der gemütlichen Sitzecke geniesse. Hmmm, schmeckt lecker.






Endlich gibt es Essen im nett beleuchteten Speiseraum. Wir bekommen Tomatencremesuppe, Salat, Oryxsteak mit Kartoffelchips und Sahnekraut und zum Abschluss Kalahari Des(s)ert. Wow, schmeckt das alles lecker. Selbst Peter, den ich in meiner Verzückung immer wieder kritisch beäuge, um nach den Anzeichen seines „bäh-mag-ich-nicht-Gesichtsausdrucks“ zu forschen, schmeckt es augenscheinlich (habe ich schon erwähnt, dass Peter sehr heikel ist?). Also Peter ist sehr heikel, was unbekanntes Essen angeht.

Nach dem Essen zollt der Nachtflug seinen Tribut und wir gehen schnurstracks ins Bett. Gute Nacht.
Letzte Änderung: 13 Okt 2014 22:18 von stollebolle.
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13 Okt 2014 22:22 #357356
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Und wieso schluckt der Rand jetzt meinen Text? :(
Kann ich das noch ändern?
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13 Okt 2014 23:00 #357360
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stollebolle schrieb:
Und wieso schluckt der Rand jetzt meinen Text? :(
Kann ich das noch ändern?
... das ist 'ne Sache von der Bildschirmauflösung, denke ich. Bei mir sieht es sauber aus, aber ich kann es nachvollziehen, wenn ich vom Vollbild- in den Fenstermodus wechsle.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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14 Okt 2014 05:40 #357362
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stollebolle schrieb:
Und wieso schluckt der Rand jetzt meinen Text? :(
Kann ich das noch ändern?

Guten Morgen!

1. Ich lese mit Vergnügen deinen Bericht - und bin gespannt, wie sich dein Peter in Namibia einlebt B) ! Übrigens freue ich mich, dass ich nicht alleine bin mit meinen starken Gefühlen der Deutschen Bahn gegenüber :lol: !

2. Versuch mal unten bei "Design wählen" auf "Spalte 1" zu gehen, dann "switch" ..... und vielleicht sind dann deine Probleme gelöst.

Liebe Grüße von Bele
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14 Okt 2014 06:28 #357365
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  • THBiker am 14 Okt 2014 06:28
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stollebolle schrieb:
Wir waren 2012 in Kenia und dort hat mich der Afrikavirus infiziert.
Safari Tsavo Ost/West bei einem örtlichen Reiseveranstalter


Hehe so fing es bei mir auch an, nur hatte ich den Virus schon seit meiner Kundheit in mir :whistle:
stollebolle schrieb:
Als ich seine Frage „…liegt das am Meer?“ mit „öööhm nnnein…“ beantworten musste

Diese Frage hätte ich unverfroren mit einem klaren JA beantwortet :whistle: :evil:

Ich fahre dann auch mal mit euch
Gruß Thorsten :)
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" Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
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