Sonntag, 25. August 2013 – Gehen wir heut‘ auf Löwenjagd?
Polentswa, KTP – Nossob, KTP
Kurz vor Sonnenaufgang standen wir auf und packten zusammen. Es war nicht so kalt wie in Mata Mata, aber dennoch zu ungemütlich, um zu frühstücken. Außerdem gab es ja sicherlich viel Spannendes im KTP zu entdecken. Schnell sammelten wir noch die Wachsreste der Kerzen ein und spülten den Staub von den Händen. Dann konnte es losgehen.
Langsam waren wir auf Löwenentzug, hatten wir seit über zwei Wochen doch schon keine mehr gesehen. Alternativ würden wir auch eine braune Zottelhyäne nicht verschmähen. Letztes Jahr hatten wir nördlich von Polentswa eine gesehen, und so war unser Plan, diese Richtung einzuschlagen, um sie dort erneut zu treffen – so stellt man sich das ja vor.
Unser erster Weg führte uns zum Wasserloch Polentswa, das nur einen Kilometer entfernt liegt. Aber so weit kamen wir gar nicht. Kurz nach dem Abzweig zur Wasserstelle entdeckten wir vier Hyänen, die gerade von dort kamen. So drehten wir um und fuhren den gleichen Weg zurück in der Hoffnung, sie auf der Ebene abzufangen. Wir postierten uns auf der Zufahrt zur Pfanne und verrenkten uns die Hälse. Zunächst sahen wir nur einen Springbock, der eilig das Weite suchte.
Lange brauchten wir dann aber doch nicht zu warten, bis das Quartett tatsächlich angetrottet kam.
Immer wieder blieben sie stehen und sahen nach links und rechts, so dass wir viel Zeit hatten, sie genau anzuschauen. Obwohl Ruth Hyänen wirklich mag und wir schon öfter lange bei ihnen verweilt hatten, fiel es bei diesen recht schwer, die positive Einstellung aufrecht zu erhalten. Vielleicht müsste man sie auch nur ein wenig abändern in: Junge Hyänen und solche, die miteinander rangeln, schmusen oder sich jagen, sind nett anzuschauen. Diese hier sahen schon ein wenig zum Fürchten und Gruseln aus.
Alle vier hatten kugelrunde, dicke Bäuche und blutverschmierte Köpfe. Sie schleppten sich mehr vorwärts, als dass sie liefen, und der Hyänengeifer hing noch an ihren Lefzen. Wahrscheinlich waren es nur Wassertropfen, aber wenn man die Tiere so betrachtete, konnte man davon ausgehen, dass sie nicht viel von ihrer Beute übriggelassen hatten.
Sie änderten ihre Laufrichtung nicht und kamen schnurstracks auf uns zu.
Dann passierten sie unser Auto und entfernten sich weiter entlang des Nossobtals. Völlig gebannt und fasziniert von dieser intensiven Gruselbegegnung nahmen wir entlang der Straße die Verfolgung auf. Der Plan „Braune Hyäne“ war entsprechend des allseits bekannten Spruchs „Lieber die getupfte in der Hand als die braune im Busch“ schnell über Bord geworfen. Wir waren uns sicher: Da müssen wir dranbleiben, denn die Gang führt uns nach dem Löschen ihres Durstes nun sicherlich zu den Resten ihrer Beute.
Also fuhren wir so gut es ging parallel zu den Hyänen auf dem Weg entlang des Nossob. Immer wieder verloren wir sie für kurze Zeit aus dem Blick, da das Buschwerk und die Straßenböschung recht hoch waren. Doch nach einiger Zeit tauchten sie auch wieder ein Stück weiter vorne auf. Na, das konnte ja noch ein wenig so weitergehen.
Aber bestimmt waren wir dem Hyänenmahl schon sehr nahe! Durchhalten war angesagt. Wieder hatten wir sie verloren und starrten ins Gesträuch, als Ruth aus den Augenwinkeln in einiger Entfernung eine Bewegung auf der Straße wahrnahm. Es war mehr ein Schatten, aber sie glaubte, eine Katze gesehen zu haben. Der überraschte Ausruf kam zu spät für Uwe, denn das Tier war schon wieder von der Straße verschwunden. Was tun? Die Hyänenverfolgung aufgeben und die Phantomkatze jagen? Der Entschluss war – entsprechend des berühmtesten Prioritäten-Sprichwortes – schnell gefasst: „Lieber den Löwen im Busch als die Getüpfelten in der Hand!“
Wir ließen also Hyänen Hyänen sein und näherten uns schnell der ungefähren Stelle, an welcher Ruth glaubte, die Katze gesehen zu haben. War es nun eher hier oder doch noch ein Stück weiter gewesen? Große Tatzenabdrücke verrieten deutlich, an welcher Stelle das Tier die Straße überquert hatte.
Wir reckten und streckten uns, fuhren ein Stück vor und wieder zurück, konnten aber nichts erkennen. Doch: eine Schwanzspitze und ein Fleckchen gepunktetes Fell über den Dornenbüschen. Sofort waren wir völlig aus dem Häuschen. Schon der zweite Adrenalinschub an diesem Morgen. Denn das war kein Löwe! Das war ein Leo! Leider hatte er die Hyänen wohl gewittert und versteckte sich geduckt im Gesträuch.
Für alle, die denken, dass uns nur gute Fotos gelängen, ist hier das grandiose Meisterwerk, aufgenommen in totaler Hektik und Panik, die Sichtung des Urlaubs verpasst zu haben:
Fortsetzung folgt . . .