THEMA: Es war einmal .. BOTS / NAM in 2009 - Teil 4 (Ende
17 Aug 2011 05:53 #200873
  • leofant
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  • leofant am 17 Aug 2011 05:53
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Teil 1 Motsentsela Tree Lodge, Maun, Botswana
Tau Pan Lodge, CKGR, Botswana

www.namibia-forum.ch...-in-2009-teil-1.html

Teil 2 Unterwegs in der Kwara Konzession, Okavango Delta, Botswana
www.namibia-forum.ch...-in-2009-teil-2.html

Teil 3 über Waterberg zur Etosha
www.namibia-forum.ch...-in-2009-teil-3.html

Teil 4 Etosha

Wie immer wache ich im Morgengrauen auf, auch Ruth öffnet schon mal zaghaft die Augen. Ich gehe zum Pool und beobachte den Sonnenaufgang, denn alle Wolken haben sich wieder verzogen. Kurze Zeit später duschen wir, packen und ich bringe unser Gepäck zum Auto. Am Frühstückstisch ist mein Platz heute besonders dekoriert, denn ich habe Geburtstag. Elsie und Danie gratulieren mir und ich bekomme ein kleines Geschenk überreicht. Nach dem Frühstück wird es Zeit für uns Vreugde zu verlassen. Wir verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung, dann geht es wieder Richtung Etosha; die wollen wir heute durchqueren um zu unserem nächsten Übernachtungsplatz auf der Ostseite des Parks zu kommen. Wir erreichen das Anderson Gate um kurz vor 9:00 Uhr, erhalten unseren Passierschein und bewegen uns langsam auf der Teerstraße zum Restcamp. Es dauert nicht lange und wir werden von zwei Zebramangusten „empfangen“, die vor uns auf der Straße entlanglaufen. Links und rechts der Strecke sehen wir Impalas, Zebras und Giraffen beim Frühstück, dann erreichen wir Okaukuejo.



Wir stellen unser Auto ab und gehen ins Büro der Parkverwaltung um unseren Passierschein zu bezahlen und abstempeln zu lassen. Dann besteigen wir den Aussichtsturm des Camps und werden mit einer schönen Rundumsicht auf die Ebene belohnt. Als wir zu unserem Wagen zurückkommen, hat jemand genau neben uns geparkt. Das Auto mit Dachzelt kennen wir doch, und die beiden Insassen erst recht! Wir treffen auf „unsere“ Schweizer, die wir gestern auf dem Waterbergplateau kennen gelernt haben. Wir halten noch ein Schwätzchen und wünschen uns gegenseitig gute Fahrt.
Weiter geht es entlang der Pfanne nach Osten. Ab und zu erforschen wir auch noch einen der Seitenwege. Obwohl sich am Himmel Wolkenschleier gebildet haben, wird es fast von Minute zu Minute wärmer. Am Rand der Pfanne weht zwar ein Wind, aber eine richtige Abkühlung bringt er nicht. Die Strecke führt uns jetzt ganz nah an die Pfanne. Wie bereits erwähnt ist sie komplett voll gelaufen und bildet einen riesigen, flachen See mit einigen Inseln. Die Sonne dringt immer öfter durch die Wolken und wird vom Wasser reflektiert. Wir fahren auf hellem Schotter und so erscheint unsere Umgebung in einem blendend weißen, irrealen Licht. Je nach Untergrund wechselt die Grasfarbe von Dunkelbraun über Goldbraun zu Hellgrün und Dunkelgrün, teilweise aufgelockert mit Buschwerk. Durch die Hitze des Tages flimmert die Luft. Nachdem wir – unterbrochen durch zahlreiche Wildbeobachtungen - für den ersten Teil der Strecke länger als gedacht unterwegs waren, verzichten wir auf einen Besuch von Halali und fahren weiter Richtung Namutoni.







Ein Trupp Strauße wandert langsam auf einer Landzunge, vor und hinter ihnen glitzert das Wasser und die Formen der Vögel werden durch die flimmernde Luft verzerrt; auch bei solchen Eindrücken hat man Mühe zu begreifen, dass man sich nicht in einem Traumland befindet, sondern dass diese Bilder absolut echt sind.



In der Nähe treffen wir auf Zebras. Der zahlreiche Nachwuchs ist noch nicht sehr alt, wird kurz gesäugt und springt dann – trotz der Hitze – wieder putzmunter durch die Gegend. Die Kleinen sehen lustig aus, denn ihre Beine sind im Verhältnis zum Körper extrem lang und manchmal wirken ihre Bewegungen noch etwas ungelenk. Die langen Beine sind wichtig fürs Überleben, denn damit stellt die Natur sicher, dass die Jungen schon kurz nach der Geburt ein beachtliches Tempo vorlegen können, falls ein Raubtier auftaucht.



Jetzt wird der Bewuchs deutlich dichter, auf den sattgrünen Wiesen blühen tausende von gelben Blumen. Man kann kaum glauben dass die Etosha eigentlich eine überwiegend trockene Salzpfanne ist. Ein Sekretär stakst durch das dichte Gras auf der Suche nach Insekten oder Schlangen, auf der anderen Seite bewegt sich eine Herde Gnus langsam am Wasser entlang. Hohe, weiße Termitenhügel ragen aus dem grünen Untergrund, wie immer haben diese „Hochhäuser“ faszinierende Formen und kein Bau gleicht dem anderen. Wir fahren auf einem Seitenweg. Auf den Zweigen eines abgestorbenen Baums sitzen einige Europäische Bienenfresser. Wie ihre afrikanischen Verwandten haben sie eine unglaubliche Farbkombination zu bieten. Von grün über türkis, blau, gelb und rostrot reicht die Farbpalette.







Dann erreichen wir Fort Namutoni. Das Fort - eine ehemalige deutsche Polizei- und Militärstation - wurde 1897 errichtet. Es wurde später zerstört, wieder aufgebaut und ist heute ein Nationaldenkmal Namibias.



Auf dem Parkplatz befindet sich ein Trupp Zebramangusten auf der Suche nach Käfern; die Tiere lassen sich durch die Besucher überhaupt nicht stören.



Wir besichtigen kurz das Fort. Im Innenraum, hinter hohen Mauern, befindet sich ein Freiluftrestaurant, hier kann man im Schatten großer Bäume zu Mittag essen oder einen Kaffee trinken. Wir steigen die Treppe hoch und laufen auf den Mauern entlang, von hier hat man eine schöne Aussicht auf einen Teil der grünen Etosha. Wir tanken noch einmal und verlassen den Nationalpark. Ein paar Kilometer weiter biegen wir auf eine Sandpiste ab, die uns direkt zu den drei Onguma Unterkünften führt. Irgendwann gabelt sich der Weg und wir folgen dem Schild „Onguma Tree Top“, denn dort werden wir die nächsten zwei Nächte verbringen. Das „Tree Top“ besteht aus vier Holzchalets, die halbkreisförmig um eine Wasserstelle gebaut sind, und einem Haupthaus im Zentrum. Die Anlage bietet Platz für maximal acht Gäste. Alle Häuser sind auf Stelzen gebaut und den traditionellen afrikanischen Rundhütten nachempfunden. Die Chalets sind mit dem Haupthaus über hölzerne Brücken verbunden. Die einzelnen Unterkünfte haben rundherum einen Sichtschutz und sind nur zur Wasserstelle hin offen, so wird die Privatsphäre der Gäste gesichert.



Das Haupthaus ist weitgehend offen gebaut, das heißt es gibt zwar ein Dach, aber man kann immer auf die Wasserstelle schauen, egal ob man gerade etwas isst oder auf der hölzernen Terrasse unter einem der Sonnenschirme sitzt. Unter dem Dach befindet sich die Lounge mit bequemen Sitzgelegenheiten und einem offenen Kamin, ein langer Tisch für die Mahlzeiten und eine die Küche. Man kann also genau beobachten, was da gekocht oder gebacken wird; besonders für Ruth als Hobbyköchin ist das sehr interessant.
Als wir den Wagen parken, erscheint schon die Managerin um uns zu begrüßen. Während sie uns zur Lounge begleitet, wird das Gepäck bereits zu unserer Unterkunft gebracht. Wir füllen noch die entsprechenden Formulare aus, erhalten dann einige Informationen und gehen zu unserem Chalet. Es ist teilweise aus Holz gefertigt, teilweise wurden Zeltwände integriert. Dusche und Toilette sind separat angebaut. Das größte Möbelstück ist das Doppelbett. Die Frontseite zur Wasserstelle hin ist offen, also schläft man fast im Freien, nur durch ein Moskitonetz geschützt.



An einer Wand hängt eine Art Wäscheregal aus Stoff, darunter eine Holzbank. Hier kann man sein Reisegepäck und sonstige Utensilien deponieren. In einer Nische gibt es einen Waschplatz mit Waschbecken und Spiegel. Vor dem überdachten Raum befindet sich eine Holzterrasse mit zwei Stühlen. Da das Chalet auf Stelzen steht hat man einen guten Überblick über die Wasserstelle. Wir räumen die Sachen ein, erfrischen uns kurz und verlassen unser „Haus“.
Als wir wieder zur Lounge kommen, wartet bereits Kaffee und Tee sowie ein frisch gebackener Schokoladenkuchen auf uns. Wir bedienen uns, setzen uns in die bequemen Stühle auf der Terrasse an der Feuerstelle, strecken die Beine aus und genießen den Blick in das dichte, grüne Buschland um uns herum.
Am Nachmittag starten wir zu einer Safari. Bevor es richtig losgeht, holen wir noch zwei Gäste vom „Onguma Tented Camp“ ab. Sie scheinen freundlich zu sein, aber irgendetwas stört uns an ihnen. Bald finden wir auch heraus, was es ist. Das Paar kommt ebenfalls aus Deutschland, „er“ war bereits schon mal in Afrika, für „sie“ ist es das erste Mal. „Sie „ sieht sehr „stylish“ aus. Man kann ihrem Safari Outfit ansehen, dass es brandneu ist, immerhin hat sie die Preisschilder abgemacht. Wir hören an der Stimme ihres Begleiters, dass er dem Alkohol nicht abgeneigt ist und siehe da: Es dauert keine zehn Minuten, da möchte er vom Fahrer schon eine Dose Bier. Beide fragen uns, ob sie rauchen könnten und schweren Herzens stimmen wir zu, obwohl ich es im Fahrzeug eigentlich nicht gut finde, aber ich möchte ja kein Spielverderber sein. (Anmerkung: Ich möchte betonen dass ich kein militanter Nichtraucher bin!) Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass wir mit Kettenrauchern unterwegs sind. Nachdem ich das zwangsläufig herausgefunden habe, sinkt meine Stimmung. Auf der anderen Seite habe ich heute Geburtstag und ich möchte mir den bisher so wundervollen Tag nicht durch diese zwei verderben lassen, also mache ich gute Miene zu bösem Spiel. So sitzen sie in der Reihe vor uns, die Begleiterin hält mit spitzen Fingern in der linken Hand eine kleine Kompaktkamera, in der rechten Hand ihre Zigarette und versucht die Tiere zu fotografieren, während er mehr an seiner Bierration interessiert ist. Ich wiederum bin leicht benebelt von ihrem Parfüm und geblendet von ihren knallrot lackierten Fingernägeln. Trotz aller Ablenkungen konzentriere ich mich auf die Landschaft und die Tiere im goldenen Licht der untergehenden Sonne.





Ich schaue auf eine mit hellgrünen Kräutern dicht bewachsene Wiese, dazwischen überall gelbe Blüten. Eine Herde Springböcke mit braunen Rücken und weißen Bäuchen tummelt sich auf dem Areal, dahinter folgt ein Streifen aus goldgelbem Gras, dann beginnt ein Wald aus Schirmakazien, alle mit dichten dunkelgrünen Blättern. Am Rand ragen hier und da schneeweiße Termitenhügel in bizarren Formen in die Höhe. Ich drehe meinen Kopf auf die andere Seite und blicke auf eine Grasebene. Vereinzelt wachsen niedrige Schirmakazien, im Hintergrund schimmert das Wasser der Fisher Pan. Das Ufer ist malerisch mit hochstämmigen Palmen dekoriert. Für mich reichen solche Eindrücke um ein paar Minuten zu verweilen und die Bilder, die Geräusche, die Gerüche auf mich wirken zu lassen. Dann weiß ich ganz genau, warum ich immer wieder nach Afrika kommen will.
Etwas später stoppen wir auf einer freien Fläche, unser Fahrer baut einen Klapptisch auf und legt eine gemusterte Tischdecke darüber.



Wie immer werden Häppchen und Getränke aus der Kühlbox geholt und auf dem Tisch arrangiert, dann können wir zugreifen. Während Ruth und ich zur Feier meines Geburtstages ausnahmsweise statt zum Weißwein oder Gin Tonic zum Sekt greifen, beschäftigen sich unsere Begleiter lieber mit Gin Pur, das knallt halt besser rein! Inzwischen steht die Sonne knapp über dem Horizont. Hinter uns befindet sich ein Akazienwäldchen, vor uns eine endlose Ebene. Die Wolken am Horizont verfärben sich erst gelb, dann orange, dann rot. Das ist es, was man unter einem typisch afrikanischen Sonnenuntergang versteht! Wir nehmen unsere Gläser, entfernen uns ein paar Schritte von den andern und nehmen die bezaubernde Abendstimmung tief in uns auf.



Wieder in unserem Camp angekommen sind wir heilfroh, dass dieses Paar nicht auch noch bei uns übernachtet, denn ich hätte überhaupt keine Lust, mit ihnen auch noch den Abend zu verbringen. Wir gehen zu unserem Chalet, duschen, ziehen uns um und freuen uns auf das Abendessen. Als wir das Haupthaus erreichen stellen wir fest, dass für vier Personen gedeckt wurde. Es dauert nicht lange und ein Paar aus England gesellt sich zu uns. Nach kurzem „Abtasten“ sind wir beruhigt, denn Jane und Toni sind sehr nett und wir werden uns vermutlich gut mit ihnen verstehen. Während der äußerst nette Chefkoch aus Zimbabwe unser Essen vorbereitet, unterhalten wir uns und lachen viel, denn wir haben den gleichen Sinn für Humor, das haben wir übrigens bei Engländern schon sehr oft erlebt. Wir genießen das vorzügliche Essen und den guten südafrikanischen Rotwein. Plötzlich verschwindet das Personal kurz und kommt singend wieder an unseren Tisch. Sie haben eine Torte dabei, darauf sind Kerzen angezündet und ich bekomme ein „Happy Birthday“-Ständchen gesungen. Ich bin gerührt, aber eigentlich ist es mir unangenehm. Ich hatte unsere Freundin und Reiseorganisatorin Petra extra gebeten, keine Info an die Lodge weiter zu geben, aber sie hat sich nicht daran gehalten und nun stehe ich im Mittelpunkt, das habe ich nicht so gerne. Aber natürlich bedanke ich mich und biete den anderen auch ein Stück von meiner Torte an. Sie schmeckt sehr gut und ich genehmige mir ein weiteres Stück. So endet der Abend sehr harmonisch in netter Gesellschaft und ich stelle fest, dass es mir wieder einmal gelungen ist, meinen Geburtstag „standesgemäß“ zu feiern, denn ich bin an meinem Jahrestag gerne an exotischen Plätzen, auch wenn das südliche Afrika für uns langsam kein exotischer Platz mehr, sondern eine vertraute Region geworden ist.
Die Nacht war ruhig und auch der Lärm der Frösche am nahen Wasserloch hielt sich in Grenzen. Der Wecker summt um kurz vor 06:00 Uhr, wir wachen auf und kuscheln uns noch einen Moment ins warme Bett, denn es hat in der Nacht merklich abgekühlt und zwischen uns und der frischen Morgenluft befindet sich nur ein Moskitonetz. Doch es hilft nichts, wir müssen aufstehen. Wir waschen uns, ziehen uns an und gehen zum Frühstück. Es ist noch dunkel, am Horizont kann man den ersten Lichtstreifen erahnen. Der heiße Kaffee bringt uns langsam auf Betriebstemperatur und ich kann tatsächlich mit unseren Nachbarn aus England die ersten Witze reißen, dann sitzen wir zu viert auch schon im offenen Jeep und lassen uns – gut in warme Decken gepackt – den kalten Fahrtwind um die Nase wehen. Wir stoppen noch beim „Tented Camp“ und holen die zwei deutschen Kettenraucher ab. Die stehen schon bereit und werden von der Managerin des Camps begleitet. Zu meiner großen Freude weist sie die beiden laut und deutlich darauf hin, dass im gesamten Nationalpark das Rauchen im offenen Jeep während der Fahrt nicht erlaubt sei und dass sie sich bitte unbedingt daran halten sollten. Unser Fahrer würde an geeigneten Stellen für eine Raucherpause anhalten. Na, das höre ich doch gerne! Das Paar nickt missmutig und steigt in unser Fahrzeug, wir holpern über die Sandpiste und zwanzig Minuten später sind wir am Lindequist Gate, dem Eingang zur Etosha. Die Sonne zeigt sich am Horizont und die Farbe der Wolken wechselt von Rosa über Orange zu einem hellen Gelb. Mit dem noch blassblauen Himmel als Hintergrund ergibt das ein abwechslungsreiches Farbenspiel. Wir erreichen das Fort Namutoni und unterbrechen die Fahrt für eine erste Zigarettenpause. Jane, Toni, Ruth und ich besuchen in der Zwischenzeit ein kleines Museum. Dann geht es weiter, wir rollen die Straße entlang, biegen auf eine Sandpiste ab und erreichen ein Wasserloch. Hier befinden sich ein paar Gnus und Zebras, sie stehen bis zum Bauch im Wasser um zu trinken. Sie werden von den goldenen Sonnenstrahlen angeleuchtet und ihre Körper spiegeln sich im Wasser, ein reizvolles Bild. Plötzlich scheut eines der Zebras und die ganze Gesellschaft prescht in wilder Panik aus dem Wasser ans Ufer.



Sie sichern einen Moment in alle Richtungen, dann laufen sie langsam wieder zum Wasser. Ein Stück weiter sind zwei Schakale auf der Suche nach etwas Essbarem. Sie schnuppern im Gras und verfolgen irgendwelche Spuren, dann halten sie an um zu graben, aber die Mäuse oder Erdhörnchen scheinen bereits die Flucht ergriffen zu haben, denn ihre Bemühungen sind erfolglos. Eine Gruppe von etwa 100 Springböcken, gemischt mit ein paar Oryx-Antilopen, kreuzt die Piste ohne besondere Eile, deshalb müssen wir erst einmal warten bis alle auf der anderen Seite angelangt sind.



Etwas weiter entfernt kann man ein Löwenrudel erkennen. Die Tiere scheinen allerdings müde und satt, ab und zu steht eine Katze auf, reckt und streckt sich und lässt sich wieder kraftlos ins Gras plumpsen. Die Springböcke ziehen relativ nah an den Löwinnen vorbei, sie scheinen genau zu wissen, dass ihnen zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr droht. Wir rollen ein Stück weiter und halten erneut. Zwei stattliche Löwenmänner liegen faul im Gras und lassen sich von den Sonnenstrahlen erwärmen. Beide haben die mächtigen Köpfe auf die Vorderpranken gelegt, schauen uns kurz an und schließen die Augen wieder um zu dösen. Einen Moment später hebt der eine seinen Kopf, schaut in unsere Richtung und gähnt herzhaft. Ich kann das weit geöffnete Maul mit den eindrucksvollen Hauern und der großen rosafarbenen Zunge in perfektem Licht aufnehmen – Bingo! Das war ein Glückstreffer.



Beide liegen nun nebeneinander in fast gleicher Haltung. Die vorderen Pranken sind ausgestreckt und darauf ruhen die großen Köpfe mit den buschigen Mähnen. Plötzlich erscheint ein dritter Löwenmann auf der Bildfläche. Nach Katzenart begrüßt er erst den einen Bruder, indem sie die Köpfe aneinander reiben. Dann wenden sich die beiden dem dritten zu und alle drei stecken sozusagen ihre Köpfe zusammen, ein herrliches Bild! Sie stehen jetzt, die Körper dicht zusammen gedrängt, und lecken sich gegenseitig. Dann schauen sie plötzlich zu einem entfernten Punkt am Horizont, drehen sich um und ich kann drei eng aneinander geschmiegte Hinterteile aufnehmen - auch kein schlechtes Bild! In völlig entspannter Körperhaltung markieren sie selbstbewusst ihr Revier und laufen gemächlich in Richtung der weiblichen Rudelmitglieder.





Wir fahren ein Stück weiter und stoppen an einer übersichtlichen Stelle für eine Zigarettenpause. Eigentlich ist das Aussteigen nur an wenigen besonders gekennzeichneten Stellen erlaubt, aber unsere zwei deutschen Mitfahrer halten es ohne Zigarette nicht mehr aus. Der Mann entspricht genau dem Bild, das ich mir von ihm gemacht habe und verlangt von unserem Fahrer noch eine Dose Bier zu seiner Zigarette. Dann geht es weiter, vorbei an Giraffen, Warzenschweinen, Zebras, Geiern, Schakalen, Impalas und Springböcken. Bald ist es schon wieder Mittagszeit und wir kehren zum Onguma Areal zurück.



Während sich Ruth und unsere englischen Mitfahrer in ihre Chalets zurückziehen um sich auszuruhen, steht für mich noch Arbeit auf dem Programm. Unsere Freundin Petra hat mir den Auftrag erteilt alle drei Onguma Camps zu inspizieren und alles auf Fotos festzuhalten. Deshalb werde ich zunächst zum „Tented Camp“ gefahren, das liegt circa 15 Autominuten vom „Tree Top“ entfernt. Dort angekommen werde ich von der Managerin in Empfang genommen. Sie führt mich herum, erklärt alle Einrichtungen, zeigt mir eines der Luxuszelte von innen (ich bin sehr beeindruckt) und ich mache die ganze Zeit fleißig meine Fotos.



Bereits zwanzig Minuten später sitze ich schon wieder im Jeep und steuere die dritte Übernachtungsmöglichkeit an, das „Fort“. Ich habe mich bereits vorher informiert und weiß, dass diese Unterkunft sich extrem von den anderen unterscheidet, und so ist es auch. Wir erreichen eine Festung mit ungefähr fünf Meter hohen Mauern aus Naturstein. Auch hier werde ich bereits von der Managerin erwartet. Die ganze Anlage ist in marokkanischem Stil gehalten und überwiegend mit rotbrauner Farbe verputzt. Geht man durch das Eingangstor, dann schweift der Blick geradeaus durch zwei weitere quadratisch geformte Eingänge hinaus über eine mit Gras bewachsene Fläche. Im Hintergrund glitzert das Wasser in einer großen Salzpfanne, der Fisher Pan. Ich muss sagen, der Blick ist schon toll! Das Innere des Forts ist sehr edel eingerichtet. Tritt man aus der Lobby hinaus ins Freie, befindet man sich auf einer großen Terrasse mit Holzfußboden. Auf der rechten Seite sind ein paar bequeme Sonnenliegen, davor ist ein länglicher Pool in den Boden eingelassen und darin befinden sich Tische und Stühle, alles streng symmetrisch angeordnet. Wenn man möchte, kann man also auf einem Stuhl sitzen, die Füße in sprudelndem Wasser baden und gleichzeitig an der nahen Wasserstelle die Tiere beobachten. Die Managerin zeigt mir verschiedene Zimmer im Haupthaus. Alles ist sehr großzügig angelegt und es fehlt an nichts, in den Zimmern entdecke ich sogar große Flachbild TV, aber ehrlich gesagt ist mir das alles zuviel. Wenn ich aus dem Fenster auf die afrikanische Landschaft sehe und mich dann hier drin umschaue, dann komme ich mir fast vor wie in einem Raumschiff, völlig abgekapselt von der realen Welt da draußen. Die Managerin führt mich auf das Dach der Lounge. Links und rechts von uns befinden sich quadratische Chalets, sie sind ebenfalls mit rötlicher Erde verputzt. Jedes hat einen eigenen Aussichtsturm und einen Pool auf dem Dach. Von hier aus kann der Gast bequem die vorgelagerte Wasserstelle beobachten.



Der Blick geht über die Savanne bis zur mit Wasser gefüllten Pfanne und dann weit bis zum Horizont. Wie bereits gesagt, natürlich ist diese extrem luxuriöse Anlage sehenswert, doch irgendwie wirkt sie mir deplaziert in der afrikanischen Wildnis. Aber die Geschmäcker (und auch die Höhe der Bankkonten) sind verschieden, also mache ich meine Bilder, bedanke mich für die Führung, bekomme noch einige Prospekte und Preislisten für Petra mit auf dem Weg und fahre dann zurück zum „Tree Top“. Ich treffe Ruth auf der Terrasse neben der Lounge. Wir gehen erst einmal in unser Chalet und duschen. Nachdem wir uns noch eine zeitlang auf unsere eigene Aussichtsplattform gesetzt haben, ist es Zeit für Kaffee und Kuchen und bald darauf geht es auf die Nachmittagspirsch.
An der Stelle, an der wir am Vormittag die Löwendamen erspäht haben, sitzen zahlreiche Geier. Die vertilgen jetzt wohl das, was die Löwen für sie übrig gelassen haben. Auch zwei Schakale treiben sich in der Nähe herum. Wir biegen auf eine Piste ab, die von dichtem Buschwerk eingerahmt ist. Plötzlich kommt ein Elefantenbulle aus den Büschen und kreuzt gemächlich unseren Weg.



Rechts an unserer Seite wird der Busch lebendig und wir können zahlreiche graue Rücken erkennen. Wir sind auf eine Elefantenherde gestoßen. Neben uns knirscht und kracht es. Ein Elefant hat seinen Kopf gegen einen Baumstamm gestemmt und schüttelt nun solange den Baum, bis es Früchte regnet, die er dann genussvoll frisst.



Die Elis nähern sich immer mehr unserem Fahrzeug, unser Fahrer hat längst den Motor abgestellt und wir können alle Geräusche gut hören. Immer wieder knacken abgerissene Zweige, die mit dem Rüssel ins Maul gestopft und vertilgt werden. Direkt neben uns erscheint ein Elefantenkopf im Buschwerk. Der graue Riese ist so nah, dass wir seine langen Wimpern ausgiebig bewundern können. In der Hitze des Nachmittags fächelt er sich mit seinen großen Ohren Kühlung zu und wirkt so noch imposanter.



Hinter ihm bewegt sich das hüfthohe Gras und wir können die Rücken von zwei Jungtieren entdecken. Die beiden erreichen eine offene Stelle und wir sehen, wie klein sie noch sind. Eins läuft schnell ein Stück nach vorne zu seiner Mutter und dann überqueren sie direkt vor uns die Piste. Während Mama in gemächlichem Gang mit großen Schritten den Weg kreuzt, muss Junior ganz schön rennen um in ihrer Nähe zu bleiben.



Wir bleiben noch ein paar Minuten bei der Herde, dann fahren wir weiter zu einem Sumpfgebiet. Ein mächtiger Elefantenbulle nähert sich unserem Jeep. Er hat wohl gerade ein Schlammbad genommen und ist hellgrau eingefärbt. In Höhe unseres Wagens dreht er sich frontal zu uns, hebt seinen Rüssel, schüttelt den riesigen Kopf und prustet laut. In diesem Moment kommt er mir vor wie ein Saurier und löst tatsächlich einen kurzen Adrenalinstoß bei mir aus; es ist einfach ein toller, Respekt einflößender Moment!



Nachdem der Bulle uns gezeigt hat, wer hier Vorfahrt hat, wandert er weiter und auch wir verlassen den Sumpf und besuchen eine Wasserstelle. Zahlreiche Giraffen haben sich versammelt um zu trinken. Ein ums andere Mal spreizen sie ihre Vorderbeine und senken den Kopf hinunter zur Wasseroberfläche um ihn aber zwischendurch immer wieder ruckartig in die Höhe zu bewegen um nach Feinden Ausschau zu halten.



Am Rand der Wasserstelle liegt bewegungslos ein Spitzmaulnashorn. Für mich ist das ein ungewöhnliches Bild, denn gerade das Spitzmaulnashorn ist normalerweise ziemlich nervös und ich habe noch nie eins einfach herumliegen gesehen, aber dieses Tier scheint entweder total entspannt oder krank zu sein. Unser Fahrer jedenfalls kann uns auch keine Erklärung für dieses Verhalten geben.



Die Sonne wandert bereits Richtung Horizont, Zeit für uns den letzten Gamedrive zu beenden und zum Camp zurück zu kehren. Wir verlassen den Park, setzen die zwei deutschen Mitfahrer ab und erreichen das „Tree Top“ Camp. Nach einem Sundowner, den wir zusammen mit unseren neu gewonnenen englischen Freunden zu uns nehmen, wird geduscht und die Sachen werden zusammen gepackt, denn morgen früh ist es Zeit die Etosha zu verlassen und wieder nach Windhoek zu fahren.
Nach einem gemütlichen Abend und einer ruhigen Nacht treffen wir uns mit Jane und Toni zum Frühstück. Wir haben ausgemacht, dass wir einen Teil der Strecke zusammen fahren, denn die nächste Station der beiden liegt ebenfalls in südlicher Richtung. Also werden bald darauf die Sachen in den Autos verstaut. Wir verabschieden uns vom Personal und verlassen das Onguma Areal. Wir hatten im „Tree Top Camp“ eine wirklich schöne Zeit und gerade weil wir nur zu viert waren und eine äußerst nette Gesellschaft hatten, fühlten wir uns besonders wohl. Wenn ich die drei Möglichkeiten der Unterbringung vergleiche, dann stelle ich fest, dass das „Fort“ für uns nicht nur zu teuer wäre, sondern auch nicht unseren Erwartungen von „afrikanischem Flair“ entsprechen würde. Das „Tree Top Camp“ war sehr schön, aber beim nächsten Mal würde ich das „Tented Camp“ bevorzugen. Das würde wohl unseren Vorstellungen von einer Zeltübernachtung mit dem entsprechenden Luxus am nächsten kommen. Aber natürlich sind die Geschmäcker verschieden und das ist ja auch gut so!
Bald haben wir die geteerte B1 erreicht und biegen nach Süden ab. Etwa zwei Stunden später machen wir kurz Rast, verabschieden uns von Jane und Toni und fahren die restliche Strecke zum Flughafen von Windhoek.



Dort angekommen geben wir unseren Wagen ab und sind bald darauf im Flughafengebäude. Wir haben Glück und der Schalter öffnet schon kurze Zeit später. Nach circa 20 Minuten haben wir unsere Bordkarten und gehen ins Restaurant. Hier lassen wir unsere Reise noch einmal Revue passieren.
Wir stellen fest, dass wir wieder einmal eine wunderschöne Reise, gespickt mit vielen kleinen Abenteuern, hinter uns gebracht haben. Wie in der Vergangenheit auch, hatten wir viel Glück mit dem Wetter, denn kurz vor unserer Ankunft hatte es im südlichen Afrika noch außergewöhnlich viel geregnet. Aber egal ob in der Kalahari, im Okavango Delta oder in der Etosha – wir wurden nicht einmal richtig nass. Alle Flüge waren pünktlich, das Auto machte keine Probleme, wir sind rund herum glücklich. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir schon wieder zurück in die Heimat müssen. Wir hätten nichts dagegen den Urlaub zu verlängern. Aber erst einmal müssen wir in der Heimat wieder Geld verdienen, bevor wir es in die nächste Reise investieren können. Für uns ist es jetzt Zeit in die Abflughalle zu gehen. Der Jet wartet bereits vor dem Flughafengebäude und wir starten pünktlich unseren Flug nach Frankfurt.
Bald darauf schweben wir über Namibia in Richtung Norden. Ich schaue hinunter, das Land ist jetzt in Dunkelheit getaucht. Man sieht ab und zu einen Lichtpunkt, das wird wohl eine Farm sein. Selbst von hier oben ahnt man, wie dünn besiedelt dieses Land ist. Dann werde ich aus meinen Träumereien gerissen, denn die Stewardess serviert uns ein Getränk. Ruth und ich nehmen einen Rotwein, stoßen an und beenden somit „offiziell“ unsere Reise. Wir sind auf der einen Seite traurig, den Kontinent zu verlassen, auf der anderen Seite freue ich mich aber auch, die zahlreichen Fotos auszuwerten und den Lieben daheim zu präsentieren.

Unser Herz haben wir zwar an Botswana „verloren“, aber Namibia wird uns bestimmt noch einmal wiedersehen !

Letzte Änderung: 17 Aug 2011 06:06 von leofant.
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