THEMA: Es war einmal .. BOTS / NAM in 2009 - Teil 3
15 Aug 2011 11:52 #200573
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  • leofant am 15 Aug 2011 11:52
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und hier kommt Teil 3

von Windhoek zur Etosha

Pünktlich um 14:30 Uhr starten wir unseren Flug von Maun nach Windhoek. Das Flugzeug kennen wir bereits, die Maschine ist ständig auf der Route Windhoek (Namibia), Maun (Botswana), Victoria Falls (Zimbabwe) und zurück unterwegs. Damit sind wir ja schon nach Maun und nach Victoria Falls geflogen. Der zweistündige Flug verläuft bei klarem Wetter sehr ruhig. Da wir das einzige ankommende Flugzeug sind werden die zehn Insassen schnell abgefertigt und wenige Minuten später nimmt uns Hermann in Empfang. Er bittet uns um ein paar Minuten Geduld, weil er noch etwas auf dem Flughafen zu erledigen hat. Wir schauen uns um und mein Blick fällt auf eine Anzeigetafel. Ich kann sehen, dass eine Maschine aus Deutschland, die eigentlich am Morgen landen sollte, mindestens zehn Stunden Verspätung hat. Wir vermuten die Passagiere werden ganz schön genervt in Namibia ankommen, und sind froh und glücklich, dass unsere Flüge bisher alle auf die Minute pünktlich waren. Letztes Jahr hatten wir ja auch eher schlechte Erfahrungen gemacht.
Inzwischen ist Hermann wieder aufgetaucht. Er nimmt unser Gepäck, wir verlassen die Halle und verladen alles in einen Kleinbus. Dann fahren wir Richtung Windhoek. Nach einer dreiviertel Stunde haben wir das Onganga Guesthouse im Stadtteil Klein Windhoek erreicht. Hier werden wir eine Nacht verbringen, bevor wir am nächsten Tag unseren Mietwagen übernehmen um in den Norden Namibias zu fahren. Das Gästehaus ist zweckmäßig eingerichtet, es fehlt uns an nichts, sogar ein TV haben wir in unserem Zimmer. Besonders genießen wir den starken Wasserstrahl unter der Dusche, das hatten wir in den letzten Tagen etwas vermisst. Das Guesthouse hat ein eigenes Restaurant und dort essen wir am Abend ein wunderbar zartes Oryx Steak.





Am nächsten Morgen lassen wir uns per Taxi zur Mietstation fahren. Unser Allrad-Wagen – eigentlich für 09:00 Uhr reserviert – ist noch nicht fertig. Eigentlich überrascht uns das nicht. Mit afrikanischer Gelassenheit warten wir im Büro und mit einer Stunde Verspätung können wir den Wagen übernehmen. Ich mache einen kurzen Check und prüfe Scheinwerfer und Bremslichter, schaue nach dem Reifenprofil und begutachte das Bordwerkzeug und die beiden Reservereifen, denn wenn man auf Namibias Schotterstraßen unterwegs ist, kann der zweite Reifen durchaus nützlich sein. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, prüfe ich noch den Tankinhalt und wir fahren zurück zum Gästehaus. Wir verstauen unser Gepäck und starten. Am nächstgelegenen Supermarkt halten wir um uns mit Wasser und Lebensmitteln zu versorgen. Um 10:30 Uhr geht es endlich auf die Überlandstraße B1 nach Norden. Das graue Band zieht sich durch die grüne, sanft gewellte Landschaft. Oft geht es immer geradeaus, die einzige Abwechslung bieten ein paar Hügel, hin und wieder taucht ein Berg auf.



Waterberg

Schon aus einiger Entfernung ist der Waterberg, ein markanter Tafelberg aus leuchtend rotem Fels, zu erkennen. Er ist circa 48 km lang und 15 km breit und überragt seine Umgebung um fast 200 Meter. Die Gegend ist sehr geschichtsträchtig: Im August 1904 fand hier eine berühmte Schlacht statt, es war der entscheidende Kampf beim Aufstand der einheimischen Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.



Am Waterberg verlassen wir die Teerstraße und erreichen später die Waterberg Wilderness Region. Direkt neben dem Nationalpark liegen zwei hübsche Unterkünfte, die Waterberg Wilderness Lodge am Fuße des Berges und die Waterberg Plateau Lodge unterhalb des Bergplateaus. Beide stehen unter deutscher Leitung. Wir nehmen die schmale, kurvige Straße den Berg hinauf und erreichen unser Ziel, die Waterberg Plateau Lodge. Sie besteht aus acht Chalets, jedes hat einen atemberaubenden Ausblick auf die Ebene. Die Unterkünfte sind aus rotem Naturstein gebaut und haben rote Dächer, alles passt sich harmonisch in die Landschaft ein.



Vor jedem Chalet befindet sich eine Terrasse mit einem kleinen Pool. Eigentlich ist der kreisrunde Pool mit einem Durchmesser von geschätzten zwei Metern eher eine große Vogeltränke, dafür ist er ziemlich tief und man kann sich fast komplett hineinstellen. Das Chalet ist nett eingerichtet und hat eine große Glasfront, die es uns zu jeder Zeit ermöglicht, das tolle Panorama auch vom Bett aus zu genießen; nur das weiß gekachelte Bad fällt etwas aus dem Rahmen und erinnert mich eher an eine Metzgerei. Nachdem wir ausgepackt haben nimmt sich Ruth sofort einen Liegestuhl, legt sich hinein, seufzt tief und genießt den herrlichen Blick auf die rötliche, mit grünen Büschen gesprenkelte Ebene, die erst am fernen Horizont von einem stahlblauen Himmel begrenzt wird.



Kurze Zeit später, um 16:00 Uhr, ist die Zeit der Entspannung aber schon wieder vorbei, denn wir werden zu einem Gamedrive abgeholt. Es geht hinunter in die Ebene, dort befindet sich ein Park, den wir jetzt erforschen wollen. Die Tiere hier haben keine menschlichen Feinde, deshalb kümmern sie sich auch nicht besonders um unsere Anwesenheit. Die Gegend ist zwar ziemlich dicht bewachsen, uns macht aber schon die Fahrt über die rötlichen, sandigen Pisten, die mitten durch den sattgrünen Busch führen, viel Spaß, auch wenn wir nicht sofort auf wilde Tiere treffen.
Nach ein paar Minuten bekommen wir doch noch einiges zu sehen: Oryx-Antilopen, Giraffen, Warzenschweine, Warane, Schildkröten und zahlreiche Vogelarten. Als wir auf einen Trupp Strauße treffen, macht uns unser Fahrer auf den Hahn aufmerksam der anscheinend in Balzstimmung ist. Um ihn ein wenig zu ärgern steigt unser Fahrer aus dem Auto, und sofort wird er vom Hahn als Konkurrenten wahrgenommen und angegriffen. Mit einem gekonnten Schwung zurück in den Jeep bringt sich der Fahrer in Sicherheit. Der Hahn schaut unseren Wagen verständnislos an, denn er kann nicht begreifen wohin sein „Konkurrent“ plötzlich verschwunden ist und dreht wieder ab. Sofort steigt der Fahrer wieder aus und das Spiel beginnt von vorn. Wir müssen lachen, denn irgendwie schaut der Hahn ziemlich dumm aus der Wäsche.



Ein Stück weiter stoßen wir auf zwei Breitmaul-Nashörner. Die beiden schauen interessiert zum Wagen, lassen sich aber nicht beim Grasen stören. Unser Fahrer erklärt uns, dass sie das Fahrzeug von klein auf kennen und es als eine Art Kamerad betrachten. Dann fordert er uns auf auszusteigen, wir sollen uns nur nicht zu schnell bewegen und immer in der Nähe des Jeeps bleiben. Er holt die Kühlbox aus dem Wagen und wir nehmen – nicht weit entfernt von den beiden Nashörnern – unseren Sundowner zu uns. Ruth und ich schauen uns an. So nahe dran an Nashörnern ohne den Schutz eines Autos waren wir erst einmal, damals mussten wir uns hinter Büschen verstecken, nun können wir ganz entspannt die beiden mächtigen Tiere beobachten und ich kann meine Fotos schießen - ein tolles Erlebnis für uns!



Eine halbe Stunde später fahren wir weiter. Wieder einmal genießen wir die „goldene Stunde“, wenn die Strahlen der untergehenden Sonne alles in ein warmes, goldenes Licht taucht. Heute haben wir als Hintergrund auch noch den gewaltigen Tafelberg im Blick, der rote Fels wird von der Sonne angestrahlt und glüht noch einmal auf, bevor der Schatten der Dämmerung langsam den Berg hinauf kriecht. Vor diesem tollen Panorama ziehen in diesem Moment auch noch zwei Giraffen durch den Busch, das ist noch einmal ein wundervolles Bild zum Abschluss der Safari.
Wir verlassen den Park und erreichen zwanzig Minuten später unsere Lodge. Nachdem wir uns kurz erfrischt und umgezogen haben, geht es zum Dinner.



Außer uns sind noch zwei deutsche Gäste da. Vater und Tochter kommen kurz nach uns zum Essen, sie sind nett und wir haben eine angenehme Unterhaltung. Die Tochter ist in der Tourismusbranche beschäftigt, sie liebt Namibia heiß und innig, allerdings hat sie eine Schlangenphobie und geht in der Dunkelheit keinen Schritt vor die Tür. Auch heute sind sie die 100 Meter zum Essraum mit dem Wagen gefahren und haben direkt vor dem Eingang geparkt. Das Essen ist lecker, das Holzfeuer verbreitet eine angenehme Wärme und so geht der Abend bei einem guten Wein und angenehmen Gesprächspartnern sehr schnell vorbei.



Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht werden wir von der aufgehenden Sonne geweckt. Wir duschen, setzen uns auf die Terrasse und lassen uns von den ersten Sonnenstrahlen in einer herrlich ruhigen Umgebung aufwärmen, während einige gefiederte Gäste unseren Pool aufsuchen um ein paar Schlucke Wasser zu sich zu nehmen. Dann wird es Zeit für das Frühstück. Das bekommen wir nicht hier oben in der Plateau Lodge serviert, sondern wir fahren mit unserem Wagen circa zehn Minuten hinunter zur Wilderness Lodge. Die liegt am Fuße des Waterbergs, eingebettet in sattgrüne Vegetation und rote Felsentürme. Große, alte Bäume spenden Schatten, man findet etliche Bananenstauden und Palmen. Die Lodge ist - genau wie die Plateau Lodge – aus Naturstein gebaut und liebevoll eingerichtet; besonders die lauschige Gartenterrasse hat es uns angetan. Hier ist ein schöner Platz um sich zu erholen. Der große gepflegte Garten und auch der Pool laden zum Verweilen ein. Wir können uns gut vorstellen, diese Unterkunft irgendwann noch einmal zu besuchen.





Nach dem Frühstück werden wir von Andreas abgeholt. Er wird uns heute Vormittag begleiten, denn wir möchten auf das Plateau des Waterbergs steigen und wollen das mit einem einheimischen Begleiter machen. Der Weg auf den Berg ist nicht besonders anspruchsvoll, aber wir sind froh, dass wir relativ früh unterwegs sind, denn es wird von Minute zu Minute heißer. Plötzlich hören wir ein Knacken im Gebüsch. Andreas bleibt sofort stehen und wir folgen seinem Beispiel. Einen Moment ist es ruhig, dann flüchtet das Tier. Unser Begleiter findet etwas Dung und kann den „Flüchtling“ als Oryx-Antilope identifizieren. Wir erreichen das „Dach“ des Berges. Überall, wo wir hinschauen, sehen wir wucherndes Grün, unterbrochen von roten Felsen; ein schönes Bild.



Die interessanten Formen des Gesteins veranlassen mich immer wieder ein paar Fotos zu machen. Langsam arbeiten wir uns zur Abbruchkante vor und werden mit einem imposanten Blick auf die flache Ebene belohnt. Vom sonst so trockenen Namibia ist hier überhaupt nichts zu bemerken, vor uns erstreckt sich eine riesige grüne Fläche, die bis zum Horizont reicht. Wir setzen uns an den Rand der Kante und lassen den Ausblick auf uns wirken.



Dann erscheint ein zweites Paar mit Führer. Wir kommen ins Gespräch, es handelt sich um zwei Schweizer, die in Namibia auf Hochzeitreise sind. Im Gegensatz zu uns haben sie sich für die naturnahe Version entschieden und reisen per Jeep und Dachzelt. Neben „unserer“ Plateau Lodge befindet sich eine Campingfläche, dort haben sie übernachtet. Sie wollen - genau wie wir – Richtung Norden zum Etosha- Nationalpark, wir wünschen uns gegenseitig eine gute Reise, dann wird es Zeit für uns, wieder hinunter ins Tal zu steigen. Auch der Abstieg bietet uns tolle Ausblicke und wir sind hoch zufrieden, dass wir uns für diese Wanderung entschieden haben.





Als wir die Wilderness Lodge erreichen, ist es Mittag. Ich mache noch einen Rundgang um meiner „Auftraggeberin“ Petra genug Fotomaterial zu liefern, dann setzen wir uns auf die Gartenterrasse und bekommen ein leckeres Mittagsmahl serviert. Andreas setzt sich zu uns und wir plaudern noch über die deutsche Kolonialzeit und das moderne Leben in Namibia. Er erzählt uns, dass seine beiden Kinder deutsche Vornamen haben, wir sind immer wieder verblüfft wie viel namibische Eltern das auch heute noch tun, obwohl der deutsche Auftritt in „Deutsch-Südwest“ eher durch Brutalität gegenüber der einheimischen Bevölkerung gekennzeichnet war. Nicht nur weiße, auch schwarze Namibier scheinen dieser Zeit durchaus positive Seiten abzugewinnen, deshalb – das ist zumindest unsere Erfahrung – sind die Deutschen in diesem Land gerne gesehen und man findet nichts dabei den eigenen Kindern neben namibischen Vornamen auch deutsche Vornamen zu geben.
Nach dieser interessanten Unterhaltung steigen wir in unser Auto und fahren wieder zur Plateau Lodge hinauf. Wir haben den ganzen Nachmittag nichts anderes vor als hier zu entspannen und die Vogelwelt rund um unser Chalet zu beobachten; für uns ist das ein extrem seltenes Vergnügen, das wir zu schätzen wissen. Nach einem schönen Sonnenuntergang freuen wir uns auf ein gutes Dinner. Das Personal ist aufmerksam und freundlich, Ruth und ich sind uns einig, dass wir diese eineinhalb Tage am Waterberg nicht missen wollten. Aber wie das bei Rundreisen so ist, am nächsten Morgen werden wir diesen Ort wieder verlassen, und ich freue mich auch schon auf die wilden Tiere im Etosha- Nationalpark.



Wir wachen wieder bei Sonnenaufgang auf, duschen, packen unsere Seesäcke und bringen sie zu unserem Subaru 4WD. Dann geht es noch einmal den schmalen gewundenen Weg hinunter zur Wilderness Lodge; hier bekommen wir von der freundlichen Managerin ein Frühstück serviert. Danach verlassen wir endgültig die Lodge und fahren auf der Sandpiste Richtung B1, der geteerten Hauptverbindung, die Windhoek und den Norden Namibias verbindet. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite und der Waterberg leuchtet zum Abschied in schönstem Rot.





Weiter geht es nach Norden, den Hügel hinauf, den Hügel hinab, folgen wir der wenig befahrenen Teerstraße durch das außergewöhnlich grüne Buschland.



Ungefähr 30 km vor dem Anderson Gate (Einfahrtstor), das die Grenze des Etosha-Nationalparks markiert, biegen wir auf eine Sandstraße ab. Ich freue mich über eine reizvolle Farbkombination. Die Sandpiste leuchtet weiß, gesäumt von grünem Buschwerk. Der blaue Himmel wird durch weiße Schäfchenwolken verziert und hinten am Horizont vermischt sich alles.



Nach einigen Kilometern sehen wir links zwei Windräder und biegen ab, dann haben wir die Vreugde Farm erreicht. Es ist Mittagszeit und wir sind etwas unsicher, denn eigentlich sind wir sehr früh dran und vielleicht ist unsere Unterkunft noch gar nicht vorbereitet. Aber es dauert nicht lange und Elsi, die Besitzerin, kommt uns entgegen und begrüßt uns. Sie zeigt uns das Zimmer und entschuldigt sich für eine halbe Stunde, denn es ist Freitag und sie muss den Angestellten der Farm die Löhne auszahlen. Also holen wir unsere Sachen aus dem Wagen und packen aus. Jeder Gast hat ein kleines Häuschen für sich, darin befinden sich der Wohn-/Schlafraum und Dusche/WC. Die Räume sind sauber und gemütlich eingerichtet, so ähnlich habe ich es mir auch auf einer Farm vorgestellt. Nachdem wir unsere Sachen verstaut haben, begibt sich Ruth auf einen Liegestuhl im Schatten eines großen Baumes, während ich meinen Streifzug durch den großen, gepflegten Garten beginne. Jedes Gästehaus ist von außen liebevoll mit Motiven aus der afrikanischen Tierwelt bemalt, der Garten ist sehr gepflegt und man kann viele verschiedene Bäume, Blumen und Pflanzen entdecken.





Wir fühlen uns wie in einem kleinen Paradies, auch der Swimmingpool mit überdachter Terrasse lädt zum Ausprobieren ein. Wir haben das Gefühl, dass wir uns Lichtjahre entfernt von der „normalen“ Welt befinden, es ist wirklich ein toller Platz um zu entspannen. Ich höre Stimmen und laufe zu meiner Frau. Elsi hat inzwischen ihre Arbeit erledigt und lädt uns zu Kaffee und Kuchen in einem runden, überdachten Pavillon ein. Hier kann man gemütlich zusammen sitzen und sich am üppigen Grün des Gartens erfreuen. Kaum haben wir uns hingesetzt, da kommt auch schon einer der Hunde, springt auf Ruths Schoß, schaut sie mit flehendem Blick an und erreicht natürlich sofort sein Ziel gestreichelt zu werden. Sekunden später, wir haben die dicken Wolken gar nicht richtig bemerkt, öffnen sich die himmlischen Schleusen und ein tropischer Regenguss prasselt auf das Dach des Pavillons. Wieder einmal war unser Timing richtig, es war gut, so früh am Tag hier her zu kommen, denn jetzt können wir den Regen, der etwas Abkühlung bringt, unter dem Dach genießen. Wir plaudern mit Elsi, sie spricht gut Deutsch mit einem holländischen Akzent und wir mögen ihre mütterliche, warmherzige Art sehr. Für uns ist es außerdem ganz angenehm, sich mal wieder in der Muttersprache zu unterhalten.

Eine halbe Stunde später haben sich die Wolken verzogen und der blaue Himmel wirkt wie blank geputzt. Elsi hat noch einiges zu tun und wir ziehen uns an den Pool zurück. Am frühen Abend machen wir uns frisch und gehen zum Abendessen. Hier lernen wir Elsies Mann Danie kennen. Er ist für mich der Prototyp des aufrechten, hart arbeitenden Farmers, das merkt man schon an seinem Händedruck. Danie sitzt beim Abendessen an unserem Tisch. Am Anfang ist er noch ein wenig zurückhaltend, aber im Laufe des Abends verstehen wir uns immer besser. An unserem Tisch sitzt außerdem noch ein Gast aus Deutschland. Sie ist bereits 74 Jahre alt, lässt es sich aber nicht nehmen, jedes Jahr nach Namibia zu reisen. Da sie selbst kein Auto mehr fährt, wird sie von einem Fahrer der jeweiligen Unterkunft abgeholt und später zur nächsten Lodge gefahren. Ruth ist sehr beeindruckt von der Energie, die diese ältere Dame immer noch ausstrahlt.



Etosha-Nationalpark

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und können um Punkt 07:00 Uhr einen phantastischen Sonnenaufgang genießen, bevor wir zum Frühstück gehen. Heute habe ich eine Fahrpause, denn wir fahren mit Danie in den Etosha-Nationalpark. Sein VW Bus ist bereits vorbereitet, die Kühlbox wird noch verstaut und los geht es Richtung Anderson Gate. Nach einer dreiviertel Stunde haben wir unser Ziel erreicht, erhalten unseren Passierschein und rollen langsam die Straße entlang, denn direkt hinter der Einfahrt empfängt uns ja schon die Wildnis mit ihren Tieren. Ein Stück weiter befindet sich das erste Wasserloch, dort werden wir von einem Trupp Giraffen begrüßt.



Dann geht es zum staatlichen Camp Okaukuejo. Wir halten an und Danie besucht das Büro der Parkverwaltung um den Eintritt zu bezahlen. Etwas später verlassen wir das Camp und fahren durch eine topfebene Landschaft, die mit grünem Buschwerk und gelb blühenden Pflanzen garniert ist. Darauf tummeln sich große Herden von Springböcken, Zebras und Impala-Antilopen, zwischendurch ein paar Gnus.



Während die meisten Springböcke etwas scheu wirken, ignorieren die Zebras völlig den Straßenverkehr und bleiben öfter mitten auf der Schotterpiste stehen. In diesem Falle heißt es anhalten und warten, bis die Tiere die Piste wieder verlassen. Vermutlich begünstigt durch die reichlichen Regenfälle und dem damit verbundenen üppigen Futterangebot sehen wir auch zahlreiche Jungtiere. Wir fahren verschiedene Routen ab und ich bin froh über die gute Übersicht, die ich im VW Bus habe. Vereinzelt entdecken wir Schakale im Gras, dann beobachten wir zwei Riesentrappen.
Immer wieder mache ich Landschaftsaufnahmen und versuche den Daheimgebliebenen die große Weite dieser faszinierenden afrikanischen Landschaft zu vermitteln. Wir stoppen an einem Erdhörnchenbau. Die Tiere lassen sich überhaupt nicht durch unsere Anwesenheit stören und gehen ihren täglichen Bedürfnissen nach. In diesem Fall ist das die Futtersuche. Wie in der Kalahari stellen sie ihren buschigen Schwanz auf und spenden sich damit selbst Schatten, eine wirklich intelligente Lösung des Hitzeproblems!





Zwischendurch stellen sie sich immer wieder auf die Hinterbeine und halten angestrengt nach Feinden Ausschau. Speziell die Angriffe aus der Luft müssen sie fürchten, denn für die meisten Raubvögel sind sie ein lohnendes und vermutlich wohlschmeckendes Ziel. Zwischendurch wird natürlich auch der soziale Kontakt gepflegt, das heißt man balgt sich spielerisch oder putzt sich gegenseitig das Fell. Plötzlich taucht ein Schakal in der Nähe auf und flugs sind die possierlichen Tierchen in ihrer Höhle verschwunden. Der Schakal schaut verträumt in die Gegend. Er sieht aus, als könne er niemanden etwas zu leide tun. Dann dreht er ab und läuft zu einer Pfütze um seinen Durst zu stillen.



Und immer wieder blockieren Zebras unseren Weg. Sie stehen paarweise am Rand, und jeweils das eine Zebra legt dem anderen seinen Kopf auf das Hinterteil. Es sieht aus, als müssten sie ihre müden Köpfe dringend abstützen. Manchmal legen sich die Jungtiere einfach regungslos in den Sand, sie wirken dann wie tot. Aber spätestens wenn sie von der Mutter mit der Schnauze berührt werden, springen sie wieder auf und sind putzmunter.





Wir entdecken einen großen Waran, der gerade einen Baumstamm hochklettert, offensichtlich ist er auf Vogeleier oder Jungvögel aus. Danie zeigt uns eine spezielle Stelle in der Etosha-Pfanne, nämlich den so genannten Märchenwald. Hier findet man ungewöhnliche, bizarr geformte Bäume, die für viele Besucher geisterhaft aussehen.



Leider haben die Elefanten anscheinend bemerkt, dass diese Bäume gar nicht schlecht schmecken, deshalb sehen einige von ihnen arg ramponiert aus oder wurden umgestürzt und liegen auf dem Boden. Etwas weiter entfernt sehen wir eine große Anzahl von Schakalen und Geiern auf einem Fleck, vermutlich hat dort ein Springbock oder ein Impala sein Leben verloren. Wir können sogar die blutverschmierten Mäuler der Schakale erkennen. Es ist Mittagszeit, die Hitze wird immer größer. Wir stoppen an einer „Badewanne“ und können Zebras beim Staubbad beobachten. Sie wälzen sich auf den Rücken und strecken alle Viere in die Luft, man sieht, dass sie sich extrem wohl fühlen. Immer mehr Tiere legen sich hin, sie scheinen hier sehr sicher zu sein. Für ein Raubtier ist es so gut wie unmöglich, sich an die Herde anzuschleichen, denn wir befinden uns auf einer riesigen Fläche, die ausschließlich mit Gras bewachsen ist. Und Zebras haben ein sehr gutes Sehvermögen.



Wir kehren um und fahren ins Restcamp zurück. Das Auto wird geparkt, Danie und ich tragen die Kühlbox, und wir laufen an den Rand der Anlage. In Sichtweite befindet sich ein Wasserloch, das in der Trockenzeit unentwegt von den Wildtieren aufgesucht wird. Nach den ergiebigen Regenfällen in diesem Jahr ist das allerdings anders. Es haben sich genug Wasserlöcher überall in der großen Ebene gefüllt, die Tiere sind nicht auf die künstlichen Wasserlöcher angewiesen. Wir setzen uns auf die überdachte Tribüne, essen das mitgebrachte Obst und Sandwiches, trinken Wasser und beobachten einen großen Schwarm Blutschnabelwebervögel die, dicht an dicht, in atemberaubender Geschwindigkeit über das Wasserloch fegen und dabei eine große Wolke mit immer neuen Umrissen bilden.

Am Horizont haben sich inzwischen große Quellwolken gebildet, die langsam über die Etosha ziehen. Unsere Mittagspause ist beendet und wir verlassen das Restcamp. Immer wieder zieht mich die Landschaft in ihren Bann, obwohl eigentlich nicht viel zu sehen ist. Vor uns liegt die weite, scheinbar unendliche Ebene. In unserer Nähe wächst goldgelbes Gras, unterbrochen von sattgrünen, flachen Büschen, ein Stück weiter wird der Bewuchs spärlicher und die Brauntöne überwiegen. Etwa einhundert Meter entfernt steht ein Gnu allein und verlassen in der Landschaft. Hinter dem Tier dehnt sich die Ebene Kilometer um Kilometer bis zum Horizont, dort kann man schemenhaft halbhohe Berge erkennen. Das Gnu wirkt absolut deplaziert auf dieser riesigen Fläche, man wartet fast darauf, dass es sich wie eine Fata Morgana langsam in Luft auflöst, aber dieses „Stilleben“ ist real. Wir rollen langsam weiter, hier geht das Gras in weißen Schotter über. Am Rand der Schotterfläche liegt ein einzelner Springbock und schaut uns interessiert an. Hinter ihm beginnt eine weite Grasfläche, die von der eigentlichen Etosha Salzpfanne begrenzt wird. Durch die reichlichen Niederschläge ist die Salzpfanne voll gelaufen und das Wasser schimmert bläulich zu uns herüber. Am blauen Himmel beginnen sich immer mehr dicke Wolken zusammen zu ballen. Auch das ist für mich eine eindrucksvolle Komposition der Natur, die ich gerne auf mich wirken lasse.



Ein paar Minuten später haben uns die ersten dicken Wolken erreicht, an drei verschiedenen Stellen liegen bleigraue Regenschleier über der Ebene. Die Schleier sind allerdings scharf abgegrenzt und man kann genau sehen, wo die Sintflut sich gerade entlädt. Jetzt nähert sich eine drohende dunkle Wolkenwand, mit ebenso dunklen Regenschleiern.





Die Wolken laden ihre nasse Fracht in unserer unmittelbaren Nähe ab, wir können sogar das Wasser rauschen hören, aber auf wundersame Weise sind wir immer an den Stellen, an denen es gerade nicht regnet. Wir fahren in eine Gegend, in der es gerade noch geregnet hat. Auf der Piste müssen wir voll gelaufene Senken umfahren. Die Impalas am Straßenrand sind pitschnass und schauen aus wie begossene Pudel. Wir treffen auf einen Trupp Perlhühner. Nass, wie sie sind, sehen sie auch nicht gerade glücklich aus.



Als nächstes läuft uns ein Warzenschwein über den Weg. Es schaut missmutig in die Gegend, vielleicht ist es genervt, weil der starke Regen sein komplettes „Schlamm Make-up“ wieder abgewaschen hat.



Wir fahren um eine Biegung, da kommt uns ein Elefantenbulle entgegen. Er befindet sich auf der Gegenspur. Als er uns sieht wechselt er die Spur und befindet sich jetzt genau in unserer Richtung.



Danie will kein Risiko eingehen und fährt langsam rückwärts. Der Elefant akzeptiert unsere Geste des Respekts, hebt den Rüssel um unsere Witterung aufzunehmen und schwenkt kurz vor unserem Wagen nach rechts ins Buschwerk. Dort knabbert er gemütlich an einem Busch. Der Koloss wird genau von der Sonne angestrahlt und wirkt fast weiß. Über ihm hängen dunkle Wolken und im Hintergrund platschen – gut sichtbar - schwere Regengüsse auf die Erde. Eine weitere phantastische Bildkomposition von Mutter Natur, die ich gerne auf der Speicherkarte festhalte.



Am Wegrand kommen die Erdhörnchen wieder aus ihren Höhlen und knabbern an den feuchten gelben Blüten eines Busches. Vor uns hat sich jetzt eine tiefschwarze Wolkenwand aufgebaut, die reicht vom Himmel bis zur Erde, so dicht fällt der Regen. Es blitzt und donnert so stark, dass wir uns in unsere Autositze drücken und der Dinge harren die da gerade auf uns zu kommen. Aber erneut ziehen Gewittersturm und Regen knapp an uns vorbei, unser Ruf als Sonnenkinder wird mal wieder bestätigt!



Inzwischen ist es Nachmittag und wir bewegen uns langsam Richtung Ausgang. Die Tour mit Danie hat viel Spaß gemacht, zumal er die Wildtiere sehr liebt und so oft, wie es seine Zeit zulässt, die Etosha besucht. Natürlich haben wir während unseres Ausflugs auch über private Dinge gesprochen und es war sehr interessant, sich mit einem Einheimischen über das Leben in Namibia zu unterhalten.
Bald haben wir das Anderson Gate erreicht und verlassen den Park für heute. Eine dreiviertel Stunde später sind wir wieder auf der Farm, trinken noch einen Sundowner mit Elsie, denn sie hat heute Geburtstag, und bereiten uns dann für das Abendessen vor. Der Abend endet sehr kurzweilig und wir haben wieder einmal sehr sympathische Gastgeber kennen gelernt, die wir gerne irgendwann noch einmal besuchen würden. Mal schauen, was die Zukunft noch so bringt.

... Fortsetzung folgt

Anhang:
Letzte Änderung: 15 Aug 2011 12:17 von leofant.
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15 Aug 2011 14:26 #200611
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  • Sanne am 15 Aug 2011 14:26
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Lieben Dank für die Fortsetzung, über die ich zufällig "gestolpert" bin. Hat das einen Grund, dass jeder Teil einen eigenen Thread bekommt?
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
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16 Aug 2011 05:48 #200676
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  • leofant am 15 Aug 2011 11:52
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Hi Sanne,

der Grund war einfach dass ich den Lesern das endlose Scrollen
ersparen wollte. Vielleicht hätte ich die Teile verlinken sollen.
Etwa so

Teil 1 Motsentsela Tree Lodge, Maun, Botswana
Tau Pan Lodge, CKGR, Botswana

www.namibia-forum.ch...-in-2009-teil-1.html

Teil 2 Unterwegs in der Kwara Konzession, Okavango Delta, Botswana
www.namibia-forum.ch...-in-2009-teil-2.html

Teil 3 über Waterberg zur Etosha (liegt vor)

Teil 4 Etosha (Rest) kommt noch

Gruß Walter
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16 Aug 2011 12:40 #200731
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  • catweazlecat am 16 Aug 2011 12:40
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Auch von mir ein DANKE für den Bericht und die wunderbaren Fotos!
Viele Gruesse aus Rhein-Main
Silke
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16 Aug 2011 13:57 #200748
  • ANNICK
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  • ANNICK am 16 Aug 2011 13:57
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Hallo Leofant,

Bin auch gerade zufällig auf deinen Bericht gestossen!B)

Tolle Bilder Mensch!:)

Liebe Grüsse
Annick
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