THEMA: Ein Ersttäterbericht... ;-)
26 Sep 2010 09:29 #157103
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  • Iven am 26 Sep 2010 09:29
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Die kurze Schönwetterphase ist dem (gewohnten) Dauerregen gewichen und so ist wieder Zeit für die Fortsetzung.

Teil XI

Am nächsten Morgen geht es das kurze Stück nach Etosha.
Was für viele der Höhepunkt für einen Namibia-Urlaub darstellt, war für mich ursprünglich eher so eine Abrundung der Tour gewesen. Tiere schauen für die Familie. Ich selbst mache mir nicht so viel aus Tieren und bin bekennender Nicht-Zoo-Besucher. Inzwischen aber war alles etwas anders gekommen. Draußen im freien Gelände ist es etwas völlig anderes Tiere zu beobachten und zu fotografieren. (Auch wenn das viel gehasste Zoo-Problem der Gitter im Vordergrund wegen der allgegenwärtigen Farmzäune auch in Namibia bisweilen besteht ;-) zumindest fotografiert man hier das Ende des Geheges nicht mit :-)
So waren wir jedenfalls alle gleichermaßen gespannt auf den Etosha Nationalpark.
Das übliche Registrierungsprozedere am Einlass ist schnell erledigt, dann fahren wir auf der Asphaltstraße vom Anderson Gate in Richtung Okaukuejo. Die Herde Zebras die bald nach dem Tor über die Straße läuft gibt gleich einen guten Einstieg. Toll! (Tja, spätestens nach der zweiten Hälfte des ersten Tages staunt keine Besucher mehr über Zebras aber wir waren ja erst am Anfang!) Darüber vergessen wir leider gleich das Ombika Wasserloch zu besuchen :-( und fahren weiter.


Linksverkehr

Am Straßenrand arbeiten eine Gruppe Männer lang auseinandergezogen. Ein bewaffneter Ranger steht etwas gelangweilt mit dabei. Ob er jedoch auch den letzten Mann, der in seinem Rücken noch auf Knien am Straßenrand irgendwie beschäftigt ist rechtzeitig im Blick hätte?



Außer der Herde Zebras gibt es nicht mehr viel Spannendes bis Okaukueju dort wollen wir zunächst einchecken, auch wenn es noch sehr zeitig ist. Im Anmeldungsbüro lesen wir das Beobachtungslog der Gäste und finden eine Eintragung zu Ombika, kurz bevor wir dran vorbei fuhren wurden zwei Löwen und ein Nashorn kolportiert. Hmmm :-/
Wir werden aber zunächts 500 N$ Schlüsseldeposit und dazu die Parkgebüren los. Da sich alles mit Kreditkarte zahlen lässt beleibt unser Bargeldvorat unangetastet. Was auch nicht weiter schlimm ist, hatten wir doch in Swakopmund noch einmal Rand aus dem Automaten bekommen und damit bestand gut die hälfte unserer Barreserven aus Rand und würde sogar in Deutschland noch tauschbar bleiben). Die Buchung dauert wie üblich ewig, irgendwann rattert aber doch der Belegdrucker. Nur unsere Zimmerschlüssel bekommen wir noch nicht, die Zimmer sind noch nicht frei. Nun gut, vor heute Abend brauchen wir das ja ohnehin nicht. Stattdessen drehen wir eine ausgedehnte Runde zu den Wasserlöchern im Umkreis.



In einem Auto eingesperrt zu sein um Tiere ansehen zu können ist ja im Grunde schon hart (nein, das wird jetzt keine neue Etosha-Aussteige-Diskussion :-) ) aber Fotografieren aus dem Auto ist eine Strafe! Schon der versuch eine Position zu finden, bei der alle drei Insassen halbwegs gleichgute Chancen haben ist zum Scheitern verurteilt. Das auch noch mit dem Anspruch verbinden zu wollen aus einer der geöffneten Seitenscheiben eine vernünftige Perspektive zu finden schlicht ein ding der Unmöglichkeit. Neidisch blicke ich nicht nur einmal auf einen der kommerziellen Safarikreuzer mit umlaufend offenem Dach. (Während die da drinnen wohl verfluchen, dass sie immer nur eine Perspektive von oben bekommen ;-) )
Und noch etwas hasse ich bald: die Gepäcksparwut beim Zusammenstellen der Fotoausrüstung der das 2.8 200 L (für Nichtfotografen: ein weiteres Teleobjektiv, das für die Tierfotografie einige Vorteile gebracht hätte) zum Opfer fiel. Ich habe zwar mit dem 70-200 und dem 2x Extender am Ende die gleiche Brennweite kann da aber nur noch per Hand oder LiveView fokussieren. Das trotzdem ein paar brauchbare Bilder entstehen ist eher der Tatsache zu verdanken, dass die Bilder im Netz so furchtbar klein sind und die viel gescholtenen 18 Megapixels der Kamera manchmal ja doch einen Vorteil haben.

Was mir während der Fahrten im Park durch den Kopf geht: Was macht man eigentlich bei einer Reifenpanne? Eine zentrale Notrufnummer für die Ranger hab ich, glaub ich, nirgendwo gesehen. (Es ist jetzt nicht so, das mir nicht ein Katalog möglicher Optionen einfiele ich überlege nur, wie die Nationalparkverwaltung sich das gedacht hat wie man es „korrekt“ machen soll. Um es vorweg zu nehmen, es ging kein Reifen kaputt und auch nach längeren Standzeiten an den Wasserlöchern sprang der Motor immer wieder an.)

Irgendwann, viele Springböcke, etliche Zebras und einen Elefanten später, sind wir wieder zurück im Camp und bekommen jetzt auch zwei Zimmerschlüssel. Die zugehörigen Zimmer zu finden ist etwas schwieriger, erst bei der dritten Runde im Camp fällt mir auf, dass man dazu erst durch Tor hinaus muss, um durch den Seiteneingang wieder hineinzugelangen. Die Zimmer sind sauber, ordentlich, hübsch zurechtgemacht und winzig ;-)
Nach ein wenig Shopping im Souvenirladen und dem, eher übersichtlich bestückten, Laden, sehen wir uns das Wasserloch an, bevor wir noch eine Runde ins Umland unternehmen. An der Ausfahrt des Camps mahnt die Uhrmarkierung die Zeit des Toreschlußes an, bis dahin möchten wir wieder im Camp sein.
Sitzt uns also wieder die Zeit im Nacken ;-)
Wir fahren bis Homob, die Straße dort hin ist auf dem letzten Stück recht schlecht und das Wasserloch ist leider recht weit vom Fahrzeug entfernt. Trotzdem sind wir begeistert als ein Spitzmaulnashorn und eine Giraffe zur Tränke kommen. Für das Foto muss ich aber das letzte Pixel herauskitzeln… wir schaffen es auch zum Sonnenuntergang zurück ins Camp, wenn auch nicht mehr mit ganz so vielen Fotostopps wie eigentlich schön gewesen wären…

Abends, mit einem Bier am Wasserloch, endlich aus dem engen Auto befreit, genieße ich die einbrechende Nacht. Bis eine Horde HummelTouris ihre Koffer über die unebenen Wege hinter sich her rollen. Was für eine Geräuschkulisse =8-0 Die Einzigen, die es nicht zu stören scheint, sind die letzten Tiere am Wasserloch. Später, es ist inzwischen empfindlich kühl, sind nur noch wenige übrig am Wasserloch. Auf beiden Seiten der niedrigen Mauer. Während sich aber auf der Campsite der Menschen wenig tut, die letzten sich an die Rotweinflasche klammern oder tiefer im Schlafsack verschwinden, wechselt drüben am Wasser gemächlich die Besetzung. Ein alter Elefantenbulle (leider mit unfotogenem Funksenderhalsband) gibt seine Vorstellung… ein Schakal gibt den zweiten Aufzug und die Giraffen scheinen alle Zeit der Welt zu haben bis sie endlich mal zum Wasser herunter kommen.

Am nächsten Tag fahren wir nach Westen besuchen wir den Moringa „Wald“, auch dort ist es sehr schade, das Auto nicht verlassen zu können, so ist es noch schwieriger ordentliche Bilder zu bekommen.



Dann legen wir uns an der Okondeka Wasserstelle auf die fotografische Lauer. Hier finden sich fast garantiert auch Löwen verspricht ein Reiseführer. Es spielen sich durchaus spannende Szenen ab wenn Oryxe und Springböcke mit laut krachenden Gehörnen miteinander kämpfen.





Leider ist auch hier die Entfernung ziemlich groß für gute Fotos und die Löwen werden den Reiseführer nicht gelesen haben, es kam jedenfalls keiner vorbei.

Eher als gestern entfliehn wir dem Eingesperrtsein im Auto ans Wasserloch des Camps. Es ist gut besucht – auf beiden Seiten. Die Sonne senkt sich. Sie steht bald nur noch knapp überm Horizont als die Elefanten anrücken.



Eine gute Chance auf ein paar wunderbare Bilder!
In einer Wasserloch-Pause gehen wir Essen, hatten wir uns doch extra einen Tisch reservieren lassen. Nun, eigentlich gibt es zum Essen wenig zu sagen, es war weder besonders gut noch besonders schlecht, dafür aber gab die Sangesgruppe der örtlichen Schule ihren Auftritt um danach mit der Schulkollekte durch den Saal zu ziehen.

An diesem Abend gibt es richtig großes Kino hier am Wasserloch! Wir sind begeistert!



Es beginnt mit den Giraffen. Mit unendlicher Geduld arbeiten sie sich aus dem Hintergrund vor bis ans Wasser. Ein paar Nashörner erscheinen am späteren Abend. Es dauert nicht lange bis sie auf einander losgehen.



Mit lauten Poltern treffen sie aufeinander und ich überlege wie die niedrige Mauer die uns trennt so ein Viech in voller Fahrt wohl aufhalten würde…



Eine Elefantenherde kündigt sich laut aus der Ferne an und erscheint mit viel Getöse. Das Fotografieren ist bei dem schwachen Licht schwierig (ISO 12800 und 1/20 IS und Stativ - das reicht kaum für die kleinen Bildchen hier) aber es ist auch ohne Fotos spannend und fesselt uns bis tief in die Nacht.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Tiere hier so spannend finden würde und auch so viel Spaß am Fotografieren hätte, trotz allen schwierigen Bedingungen.
Nur die Löwen hatten wohl keine Zeit für uns :-( müssen wir halt auch hier hin noch einmal wiederkommen, aber zunächst haben wir ja noch einen ganzen Tag für die Fahrt ans östliche Parkende.

Wir besuchen Halali und müssen von dort leider einen Umweg fahren um zur Pan-Aussicht zu kommen, da an der kürzeren Verbindung gebaut wird. Einen Vorteil hat der Umweg aber doch – ich treffe mein Lieblingstier! Nein, nicht die Löwen, von denen ist weiterhin nicht die Schwanzspitze zu sehen! Nur ein Vollbremsung kann verhindern, das Auto auch Chamäleon frisst =8-0
Faszinierend, wie das kleine Tier die Überquerung der Straße zelebriert.



„Walk Like an Egyptian“ (Oh Gott, wer kennt noch dieses alte Video, war das eigentlich schon in Farbe ;-)
Die kurze Stichpiste in die Etoshapfanne ist eindrucksvoll. Gewissermaßen Auge-in-Auge mit dem großen grün-weiße Nichts.



Irgendwo am Weg stauen sich die Autos. Löwen!? Nein, Schakale streiten sich um ein totes Zebra und die Geier warten bis sie an der Reihe sind.





Vor Namutoni bemerken wir noch ein paar Elefanten, wir verlassen die Hauptpiste um vielleicht noch eine günstigere Position fürs Foto zu bekommen. Dort wo der Trampelpfad der Elefanten die Piste kreuzt, ist zwar die Perspektive gut, parken möchte ich da aber nicht lange ;-)




Am Abend verlassen wir Etosha – leider immer noch ohne einen Löwen gesehen zu haben :-/

Gleich hinter dem Tor geht es zu den Onguma Camps. Wir haben ein Quartier im Bushcamp. Der Weg dorthin entlang des Zaunes, der hier eher der Todeszone einer Grenze gleicht als einem Wildzaun, hat daher etwas Beklemmendes.

Nach der Enge der Unterkunft in Okaukuejo empfinde ich das Zimmer und die Anlage von Onguma regelrecht luxoriös! Großes Zimmer, großes Bad mit Dusche und tiefer Wanne… Allerdings haben sie das Bettzeug für die Aufbettung vergessen. Ich stiefle also noch mal zur Rezeption und erkläre mein Problem. Nein, das hätten sie natürlich nicht vergessen, während wir beim Dinner wären, würden sie das dritte Bet zurecht machen. Auch gut!

Ich setze mich aber zunächst mal ans ungenutzt vor sich hin brennende Feuer und gönne mir ein kleines Tagesausgangsbier.



Zum Abendessen gibt es Schwein und den Männerchor des Küchenpersonals.
Wieder zurück in unserem Zimmer ist auch tatsächlich umgeräumt und das dritte Bett bereitet. Was mir fehlt ist ein Moskitonetz, grad hier im Norden, wo die Risikogrenze für Malaria angesetzt wird wäre mir das eigentlich lieber. Die Dosis Peaceful Sleep fällt entsprechend höher aus. Ein paar mal in der Nacht schrecke ich auf weil ich mir einbilde es an meinem Ohr summen gehört zu haben =:-/
Gib jedem Tag die Chance der schönste deines Lebens zu werden!
Fotos und mehr: eissner-dresden.de / gipfelbuch.de
Letzte Änderung: 26 Sep 2010 17:18 von Iven.
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26 Sep 2010 12:17 #157124
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Hallo Iven,
wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir :laugh:
Deine Erzählung läßt mich immer wieder Schmunzeln. :)
Ihr hattet ja wirklich großes Glück an dem Okaukuejo Wasserloch. Das die Löwen sich nicht gezeigt haben ist Absich, die wollen euch ja zum Wiederkommen zwingen :laugh:
Onguma Bushcamp, scheint das mit dem Schweinefleisch immer mal wieder zu versuchen, obwohl die Europäer ja sehr gerne Game essen ;) Was es ja vor der Türe gibt und Schwein wird m.M nach in Mariental gezüchtet ;)
Freue mich auf den weiteren Bericht.
Lieben Gruß
Cécile :)
"I never knew of a morning in africa when I woke up and was not happy". Ernest Hemingway
Reisebericht:2010 "Nach 4 Anläufen als Selbstfahrer in Namibia"
namibia-forum.ch/for...hrer-in-namibia.html
Reisebericht 2011 Eine neue Erfahrung....
www.namibia-forum.ch...eiseberichte/187663- eine-neue-erfahrung.html[/size]
2007 ,2008 ,2009 2mal ,2010,2011 Namibia Botswana.
2011 Shanghai, 2012 Florida Virgin islands Karibik.
2012 Namibia und KTP
2013 Das erste Mal Südafrika Kruger NP
2014 Kapstadt und Kruger NP
2015 Kruger National Park
2016 kruger National Park
2017 Kruger National Park
[/url]
2 KLICKS auf die "SONNE" und man liest den Reisebericht OHNE Kommentare !!!!!
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26 Sep 2010 17:24 #157173
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  • Iven am 26 Sep 2010 09:29
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Da haben wir heute die 10 000 Zugriffe geknackt :) vielen Dank allen tapferen Lesern!

Ziel erreicht :woohoo: brauchen wir garnicht mehr weitermachen :silly: ...

...wenns so weiter regnet denke ich aber der letzte Teil wird nicht mehr so lange dauern ;-)



Bis dahin, wer es noch nicht getan hat, es gibt weitere Bilder zum Reisebericht bei mir auf der Seite...
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Letzte Änderung: 26 Sep 2010 17:37 von Iven.
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27 Sep 2010 10:21 #157245
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  • Topobär am 27 Sep 2010 10:21
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Ich weis gar nicht, weshalb Du mit den Fotos aus Etosha so haderst. Ich finde, die rein technische Qualität eines Fotos ist nicht alles. Bei so fantastischen Szenen, wie dem Kampf der Oryx und den Schakalen am Kadaver kann ich gut damit leben, wenn nicht alles perfekt ist.
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27 Sep 2010 20:17 #157331
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Hi! Danke für die Fortsetzung !!!
Weiterhin ein schöner Bericht - wenn Du nicht immer so mit Dir und DEiner Fotografiererei oder den Bildern hadern würdest ;-))
Freu' mich auf mehr !!!
LG Antje
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03 Okt 2010 14:25 #157840
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Hier folgt nun der letzte Teil des Reiseberichts:

Teil XII

Morgens ist es empfindlich kalt beim Frühstücken. Viel mehr hätte meine Reisetasche nicht mehr bereitgehalten zum darüberziehen. Die Daunenweste auch noch mit zu nehmen, war mir zu hause dann doch etwas unpassend vorgekommen – die Österreicher am Nachbartisch haben da weniger Skrupel. Die dicke rote Dauenenjacke war wohl auch schon im Himalaya mit dabei, vor Messner :-) (Nichts für ungut, etwas später sollte sich mir erschließen, warum er kompromisslos gegen die Kühle gewappnet war…)
Wir frühstücken in Ruhe packen unsere sieben Sachen und mein Sohn kauft sich an der Rezeption noch ein Straußenei. Die Strecke heute soll uns zum Waterberg führen. Ursprünglich hatte ich darüber nachgedacht nicht die Asphaltroute zu fahren, letztlich wollen wir aber doch die kürzere und schnellere Strecke wählen. Das Auto ist zickig und die Vibrationen auf der Vorderachse sind inzwischen unangenehm deutlich, auch bei 120 noch. War die Vorstellung, mit dem Auto liegen zu bleiben ohnehin schon nicht so toll, so denke ich mit grausen an die straffe Zeitplanung am Rückflugtag. Bei unseren USA Reisen hatten wir die Wohnmobile immer einen Tag früher abgegeben und waren dann am Folgetag mit einem anderen Mietwagen, Taxi oder dem Hotelshuttle zum Flughafen gekommen. Hier waren wir aber dem (üblichen) Vorschlag des Touranbieters gefolgt. Selbst wenn die Mitwagenfirma schnell reagieren würde war zu befürchten, dass bei einem Defekt am letzten Tag der Rückflug in Frage stünde. Nicht, dass ich auch noch ein paar Tage an diesen Urlaub hätte anhängen wollen aber bei unserem Flugtarif stand 100% für den ‚non shown’-Fall. Die Fahrt selbst ist nicht weiter spektakulär. Auf den großen Straßen ist es mit dem beliebig Anhalten nicht so toll und bei der Begeisterung für die Fotografie gibt es inzwischen auch eine gewisse Sättigung. Viele Warzenschweinrotten und Pavianherden am Straßenrand, zwischen Straße und Farmzäunen fallen uns auf.
Nach einer Weile überholen wir die vor uns gestarteten Österreicher – in einem offen Safari Geländewagen mit botsuanischem Kennzeichen. Sie sehen in dem offenen Fahrzeug nicht wirklich entspannt aus. Das Verkehrsaufkommen ist hier auch nicht mehr so idyllisch wie im Süden. Endlich können wir vom schwarzen Teerband wieder auf die rot-sandige Piste einschwenken. Das Auto dankt’s, wie gewohnt ist das nervige Vibrieren verschwunden und wird vom anheimelnden Pistengeruckel ersetzt. Die Piste ist stellenweise etwas sandig und ich schalte den Allrad zu. Die Einfahrt zum Park ist wie gewohnt leicht zu finden. Beim Einparken vor der Rezeption hab ich irgendwie das Gefühl, als wenn die Hinterachse blockiert, der Allrad ist noch drin das Differential aber nicht gesperrt :-/ Allrad raus und alles ist gut – bleibts halt!
Die Zimmer hier sind etwas netter und größer als in Okaukuejo. Das Camp befindet sich aber auf der schattigen Südseite des Waterbergs und so bieten die Wände zwar einen imposanten Anblick aber kein fotogenes Ziel. Der Gamedrive oben auf dem Plateau ist mir mit 650 $ pro Nase zu teuer um daran Spaß zu haben, zumal wir ja grad aus Etosha kommen. Die individuellen Wandermöglichkeiten sind aber beschränkter als ich mir das vorgestellt habe. Wir laufen natürlich zur Plateaukante hinauf, allerdings besuchen wir vorher den Friedhof.



Der Aufstieg zum Plateau ist leicht und abwechslungsreich mit immer wieder schönen Blicken auf die Felswände und in die Ebene. Der Anblick der sich von oben bietet ist spektakulär!





Riesig spannt sich die Ebene die dann in die Omaheke übergeht. Endlose gerade Schneisen durchziehen sie und im ausgehenden Licht werden die Farben wärmer und die Dinge plastischer.
Wir halten uns einige Zeit oben auf, bevor wir absteigen.

Das Abendbrot in der alten Polizeistation ist mittelmäßig der Service allerdings auch – bestenfalls. Zur Stimmung des letzten Abends will das leider nicht so recht passen.

Am nächsten Morgen bin ich lange vor dem Sonnenaufgang auf den Beinen. Ich hoffe, dass wir so weit nach Südosten ausgerichtet sind, dass wir hier von der aufgehenden Sonne doch etwas abbekommen. Ich bin noch zu früh dran und stapfe den Weg zum Plateau hinauf. Es ist ein wenig schwierig zu beurteilen wie das Licht sich entwickeln wird und so verkalkuliere ich mich natürlich, bin schon viel zu weit hoch und die Wände die als erstes Licht bekommen sind von hier aus nicht mehr vernünftig zu fotografieren.




Also hetze ich im Schweinsgalopp den Weg wieder hinab, finde aber auch neben den Bungalows nichts Vernünftiges. Das Dach eines Waschhauses verspricht dann endlich einen besseren Standpunkt und so stemme ich den kurzen Kamin zwischen Hauswand und einer vorgesetzten Mauer hinauf aufs Dach. Das hat sich gelohnt, es ist sicher nicht der Standort der das Zeug zur Legende hat aber es werden einige nette Aufnahmen. Eine andere Touristin steht, die Kamera um den Hals, unten und betrachtet irritiert wie ich aufs Dach gekommen bin. Klettern will sie dann aber nicht. Inzwischen steht die Sonne höher und ich hetzte den Aufstiegspfad wieder hinauf, zum zweiten Mal heute… irgendwann ist aber nichts Neues mehr zu bekommen und ich wandere, jetzt gemächlicher, wieder zurück zu den Häusern.



Während der erste Tee kocht und ich Sachen packe klappert draußen die Müllabfuhr. Mein Gott, müssen die so einen Lärm machen?
Der Anblick der sich draußen bietet ist allerdings ein anderer als erwartet. Eine Herde Paviane hat das Camp besetzt und plündert jetzt alle Mülltonnen. Neben mir wird gerade eine leere Cornflakespackung zerfleischt und ein Deckel rollt polternd auf die Straße.











Bald pirschen sich auch andere Leute aus ihren Zimmern an die Affen heran auf der Jagt nach dem besseren Foto. Wenn ich mir manch Kompaktknipsen gerüsteten Jäger aber ansehe, wie furchtlos dicht er sich an Weibchen mit Jungtier heranpirscht um dann, quasi noch fast in der Macroeinstellung, sein Bild zu machen…bin ich mir nicht sicher ob er das auch machen würde wenn er vorher, beim Gähnen des Leittieres, gesehen hätte, wie lang dessen Hauer sind ;-)
Ich für meinen Teil, freue mich über die etwas diskretere Distanz der langen Brennweite und kann mich dann auch bald wieder dem Packen zuwenden.
Habe ich zu hause tagelang mit der Waage das Gepäck tariert, muss ich hier wieder hoffen, das sich gewichtige Zu und Abgänge die Waage halten (im wahrsten Sinne ;-).
Bei meinen Schuhen lösen sich die Sohlen und im Grunde standen sie ohnehin schon auf der Verlustliste. So landen sie im Müll und ich wieder 600 g Luft. Leider, fürchte ich, haben die verschieden Bodenproben, die wir zu dekorativen Zwecken gesammelt haben deutlich mehr als 600 Gramm. Alles was entbehrlich ist kommt also erst einmal auf einen Haufen und landet dann in einer (na zugegeben zwei) Außentaschen um sich nach dem ersten Wiegen am Flugplatz zur Not schnell davon trennen zu können. Auch die zerschlissene Sitzerhöhung meines Sohnes scheint entbehrlich, für die wenigen Monate bis zu seinem 12. Geburtstag wird sich für zu hause schon ein passendes Billigteil finden.
Einiges Gerümpel und die Wasservorräte sind noch auf der Ladefläche, sonst siehts jedoch ungewohnt kahl aus… und ein wenig traurig :-(

Die Fahrt nach Windhoek über bin ich mehrfach damit beschäftigt zu kalkulieren, ab welcher Entfernung es der Vermieter wohl schaffen würde uns rechtzeitig zum Flug wieder einzusammeln oder wir das Auto einfach vor Ort deponieren müssten ;-)
Als das Gerüttel dann auch noch in Linkskurven aufhört und in Rechtskurven deutlich stärker wird, begrabe ich meine Theorie vom Stoßdämpfer schon fast endgültig.

Der Schitzermarkt von Okahandja ist noch eines der ausgewiesenen Zwischenziele, wir fahren auch von der Straße ab in den Ort aber so recht begeistern will uns die Anlage nicht und wir finden uns bald wieder auf der Strecke.
Penduka, eigentlich auch ein Ziel haben wir herausgenommen da heute Sonntag ist und niemand dort arbeitet.
So erreichen wir Windhoek, zum Aufatmen dass wie bis hierher gekommen sind bleibt im nun wieder dichteren (na gut, wo ist Sonntags in Windhoek dichter Verkehr?) und bei der Konzentration auf die Wegfindung nicht viel Zeit. Punktgenau und letztlich ohne Probleme bei der Wegfindung, landen wir auf dem Parkplatz unterhalb der Alten Feste. Es ist Platz und der CarGard stopft seinen Zettel unter den Scheibenwischer. Nein, sonntags müssten wir keine Parkgebüren bezahlen, hmm Hauptsache der Automat weiß das auch ;-)
Den schweren Fotorucksack, aufgefüllt mit allen wichtigen Dokumenten, ziehen wir noch einmal los. Einige Geschäft sind noch offen und gegen den ersten verkrampften Tag wird es ein herrlich entspannter Stadtbummel. Ein, zwei Mal, wenn jemand gegen den Rucksack stößt, oder komisch auffällig unauffällig steht, bin ich sehr aufmerksam – aber das bin ich sonst wo auf der Welt mit meinem Fotozeug auch!
Letzte Station sind die Stände unterhalb der Alten Feste. Die Himba an ihrem Stand zu fotografieren hatte ich erwogen, letztlich ist es mir aber zu blöd. Wir kaufen noch einen großen Schwarzen Tumalin und einigen Holzkram, hier hab ich dann auch meinen Spaß am Handeln. Besonders originell dabei eine resolute Verkäuferin, die mit mir die Preise ihrer Giraffen verhandelt und dann meint wenn mir das zu teuer wäre könne ich ja eine Nummer kleiner nehmen. :-) Recht hat sie. (Wir hatten uns vorher die nicht verhandelbaren Preise in den Geschäften angesehen, um zumindest hier, wo die Ware nicht fest ausgepreist ist, nicht mehr zu bezahlen als dort.)
Erinnert sich noch jemand an den Makalani-Nuss-Schlüsselanhänger-Händler in Swakopmund? Sein „Bruder“ läuft uns schon auf dem Weg zu den anderen Ständen über den Weg. Ne, jetzt will ich nichts, ok aber auf dem Rückweg. Kurz vor dem wir unser Auto erreicht haben erwischt er uns dann doch. Netter Smaltalk (im Grunde kannten wir die Geschichte ja schon aus Swakopmund ;-) , Namen eingraviert, Preis genannt, laut gelacht… wir treffen uns dann beim, auch in den Läden hier, üblichen Preis, ist ja schließlich Sonntag. So hat mein Sohn nun einen handgewidmeten Schlüsselanhänger mit Elefanten.
Der CarGard und unser Auto sind auch noch da. Ich tätschele ein wenig die Motorhaube als Ansporn, die letzten Kilometer noch durchzuhalten. In Klein Windhoek rollen wir zum letzten Tanken an eine der Tankstellen. Beim Wenden treibe ich das Auto aus Versehen über den hohen Bordstein einer Begrenzung. Zur Erheiterung aller versammelten Tankwarte.
Inzwischen fällt die Anspannung ab, von hier aus schafft man es ja fast schon zu Fuß. Wir rollen beim Vermieter auf den Hof. Dort werden wir freundlich begrüßt, die Übergabe ist herrlich problemlos. Ich werde nach etwaigen Problemen gefragt und schildere die Probleme mit der Vibration und der Angestellte schreibt sie in sein Übernahmeprotokoll. Wir fragen noch nach einem Mülleimer für die letzte Mülltüte auf der Ladefläche. Das würde selbstverständlich der Junge beim Autowaschen mit beräumen. Der „Junge“ ist auch schon bei der Hand und sichtlich auch nicht böse als wir uns für die letzten Reste die wir eigentlich selbst hatten noch beräumen wollen entschuldigen. Den billigen Rucksack den wir für die bessere Ordnung noch hier irgendwo gekauft hatten und in dem sich jetzt die noch übrigen Getränkevorräte befinden und etwas billiges aber eben schweres Werkzeug geblieben ist, bleibt ebenfalls in seiner Obhut.
Wir schieben also unser Gepäck zur Abfertigungshalle. Jeder für sich ein wenig traurig und jeder für sich sicher wieder hier her zurück zu kommen.

Der Rest ist schnell erzählt. Ein paar RAND zurück in Euro getauscht, an einem ungenutzten Gepäckschalter die drei Taschen zur Probe gewogen. Nach ein wenig Korrektur gehen alle mit 19,x kg durch :-) Das Einchecken ist unspektakulär und wir besuchen noch mal das Cafee. Dort ist heute viel mehr los und es ist nicht ganz so persönlich. Das letzte Stück „Strusel“ schmeckt gut und der Kellner bemüht sich auch tapfer die Originalfassung Streusel auszusprechen.
Im Transitbereich gehen noch ein paar $ für Kinkerlitzchen drauf und auch fürs Auge bekommen wir noch was geboten – die Brave Gladiators, die Frauenfußballnationalmanschaft reist mit uns. Auf Einladung des DFB reisen die Damen anlässlich der U20-Frauen-FB-WM nach Deutschland.


Foto: (C) Allgemeine Zeitung
www.az.com.na/sport/...b-ldt-ein.110489.php

Der Flug unspektakulär, die Maschine halb leer, die ICE Fahrt öde (aber mit Klimaanlage, die Hitzewelle ist grad vorbei) und das Taxt, das uns nach Hause bringt, die Wohnung unversehrt ;-)
Wir haben noch ein paar Tage frei und das ist auch gut so mit den vielen Erinnerungen, dreckiger Wäsche wegzuräumender Ausrüstung und gut viereinhalb Tausend Fotodateien.
Gib jedem Tag die Chance der schönste deines Lebens zu werden!
Fotos und mehr: eissner-dresden.de / gipfelbuch.de
Letzte Änderung: 03 Okt 2010 14:41 von Iven.
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